Bartschin (Posen)
Bartschin - am rechten Netze-Ufer etwa 25 Kilometer südöstlich von Schubin/Szubin bzw. 40 Kilometer südlich von Bromberg/Bydgoszcz gelegen – ist das heutige poln. Barcin mit derzeit ca. 7.500 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kaartenskizze 'Polen' mit Barcin rot markiert, B. 2006, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).
In Bartschin gab es seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinschaft deren Angehörige als Händler und Handwerker ihr Brot verdienten. Um 1800 setzte sich die Kehilla aus ca. 60 Personen zusammen; ein halbes Jahrhundert später hatte sich die Zahl ihrer Angehörigen mehr als verdoppelt.
Zu den gemeindlichen Einrichtungen – offiziell erfolgte die Gemeindegründung aber erst im Jahre 1834 - gehörten ein Friedhof (vermutlich um 1780 angelegt)* und eine in den 1830er Jahren erstellte Synagoge; auch eine kleine Religionsschule war vorhanden.
* Der älteste bekannte Grabstein datiert aus dem Jahre 1786.
Zur jüdischen Gemeinde Bartschin gehörten auch Bewohner umliegender Dörfer.
Juden in Bartschin:
--- 1788 ........................ 12 jüdische Familien,
--- 1793 ........................ 56 Juden,
--- 1812 ........................ 40 “ ,
--- 1849 ........................ 131 “ (ca. 21% d. Bevölk.),
--- 1858 ........................ 150 “ ,
--- 1880 ........................ 137 “ (ca. 15% d. Bevölk.),
--- 1895 ........................ 100 “ ,
--- 1903 ........................ 67 “ ,
--- 1910 ........................ 65 “ ,
--- 1923 .................... ca. 20 “ ,
--- 1933 ........................ 5 “ .
Angaben aus: Barcin, in: sztetl.org.pl
In der Zeit des Ersten Weltkrieges zeichnete sich bereits das Ende der jüdischen Gemeinde ab. Deren bescheidener Nachlass ging nach Auflösung der Gemeinde (1932) in den Besitz der Schubiner Judenschaft über; die liturgischen Geräte waren bereits Jahre zuvor veräußert worden, um die Verschuldung der Gemeinde abzubauen.
Die letzten jüdischen Bewohner haben unmittelbar vor Ausbruch des Krieges den Ort verlassen. Während der Kriegsjahre wurde das Synagogengebäude teilzerstört, später dann wieder für eine andersweitige Nutzung (z.B. als Kindergarten) hergerichtet.
Nach Angaben des Gedenkbuches des Bundesarchivs sollen 36 gebürtige jüdische Bewohner von Bartschin Opfer des Holocaust geworden sein.
Ehem. Synagogengebäude (Aufn. aus: opencaching.pl)
Im Jahre 2008 wurde zum Angedenken an die ehemalige Synagoge eine Gedenktafel enthüllt.
Vom jüdischen Friedhof gibt es heute keine dinglichen Hinweise mehr; er wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Seit 2007 erinnert auf dem einstigen Beerdigungsgelände eine an einem Granitblock angebrachte Tafel mit den Worten: “Zur Erinnerung an die auf diesem Friedhof begrabenen Juden aus Barcin. Mögen ihre Seelen ruhen, um das ewige Leben zu teilen.“ (in polnischer und hebräischer Sprache)
ehem. Friedhofsgelände (Aufn. W., 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Weitere Informationen:
A.Heppner/J.Herzberg, Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen, Koschmin - Bromberg 1909
Barcin, in: sztetl.org.pl