Bries/Brezno nad Hronom (Slowakei)

Bildergebnis für brezno nad Hronom mapa Ostteil der Slowakei (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)

Das slowakische Brezno nad Hronom – Zentrum des Obergranlandes - liegt am Rande der Niederen Tatra (ung. Breznóbánya) östlich von Banská Bystrica. Neben der früheren slowakischen Siedlung gründeten deutsche Bergleute im frühen 13. Jahrhundert einen typischen viereckigen Markt, der den Ausgangspunkt für die heutige Stadt bildete.

Jüdische Ansässigkeit in Brezno setzte erst nach Mitte des 19.Jahrhunderts ein; so wurde der erste jüdische Zuwanderer im Jahre 1860 verzeichnet. Die sich bildende Gemeinde – eine Reformgemeinde – ließ inmitten der Kleinstadt 1902 ihr mit einem Turm versehenes Synagoge erbauen.

historicke foto synagoga Brezno

Hist. Aufnahme der Synagoge in Brezno (Abb. aus: asb.sk/architektura/projekty/rekonstrukcia-synagogy-v-brezne)

Synagogengebäude in Bries/Brezno (Abb. Stadtarchiv) Bildergebnis für brezno synagoga

Über einen eigenen Rabbiner verfügte die Breznoer Judenschaft nicht; religiöse Verrichtungen wurden durch solche aus der Umgebung vorgenommen.

Die zumeist deutschsprachigen Juden ließen ihre Kinder auf der kommunalen Schule unterrichten. Dies änderte sich 1940, als jüdischen Kindern der Besuch öffentlicher Schulen verboten wurde.

Auch ein jüdischer Begräbnisplatz wurde angelegt; er befand sich in Hanglage östlich der Stadt. Eine Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) sorgte für die verstorbenen Gemeindeangehörigen.

Juden in Bries/Brezno:

--- 1860 ...........................  eine jüdische Familie,

--- 1902 ...........................  170 Juden (ca. 4% d. Bevölk.),

--- 1911 ...........................  172   “  ,

--- 1921 ...........................  395   “  ,*                   * mit umliegenden Orten

--- 1930 ....................... ca.  160   “  ,

--- 1940 ...........................  200   “  .

Angaben aus: Brezno, in: iajgsjewishcemeteryproject.org/slovakia/brezno.html

In den 1920er Jahren waren in der Gemeinde zionistische Tendenzen sichtbar, die dazu führten, dass hier ein Vorbereitungslager für Auswanderer nach Palästina eingerichtet wurde. Die Angehörigen der jüdischen Gemeinde waren in die kleinstädtische Bevölkerung gut integriert und bestritten ihren Lebensunterhalt zumeist als Händler und Handwerker.

1940/1941 setzte auch in Brezno die Ausgrenzung der jüdischen Bewohner ein; sie mussten ihre Geschäfte aufgeben und wurden zu Zwangsarbeiten herangezogen.

Mit der Deportation (1942), die die jüdischen Bewohner in Zwangsarbeits- und Vernichtungslager ins besetzte Polen führte, kam das Ende der israelitischen Gemeinde der Kleinstadt. Nur sechs Familien mosaischen Glaubens blieben in der Stadt zurück. Einge konnten sich im Umland verbergen und so überleben.

 

Nach dem Krieg bildete sich in Brezno keine neue jüdische Gemeinde.

Der jüdische Friedhof - gelegen auf einem Hügel am östlichen Ortsrand – weist heute noch ca. 100 Grabstätten auf, die aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts und nachfolgenden Jahrzehnten datieren. Am Friedhofseingang erinnert eine Gedenktafel an die Opfer des Holocaust.

In der Ortschaft erinnern mehrere sog. „Stolpersteine“ an ehemalige jüdische Einwohner, die Opfer der Deportationen geworden sind.

Stolperstein für Gejza Hajos.jpg Stolperstein für Hugo Mittelmann.jpg Stolperstein für Alica Mittelmannova.jpg Stolperstein für Sarlota Mittelmannova.jpg

(Aufn. Chr. Michelides, 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

Das jüngst restaurierte Synagogengebäude – es steht seit den 1970er Jahren unter Denkmalschutz und war nach Kriegsende als Lagerhaus benutzt worden - dient heute kulturellen Zwecken. Die kostenintensiven Restaurierungsmaßnahmen wurden vor allem aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds zur Verfügung gestellt.

File:Brezno - synagóga - 2016.JPG Aufn. Patrik Kunec, 2016, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 197

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 205

The Jewish Community of Brezno nad Hronom, Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/brezno-nad-hronom

Brezno, in: iajgsjewishcemeteryproject.org/slovakia/brezno.html

Restaurierung der ehemaligen Synagoge in Brezno, online abrufbar unter: asb.sk/architektura/projekty/rekonstrukcia-synagogy-v-brezne