Bingen/Rhein (Rheinland-Pfalz)
Bingen am Rhein ist eine Stadt mit derzeit ca. 26.500 Einwohnern im Landkreis Mainz-Bingen – ca. 20 Kilometer westlich der Landeshauptstadt Mainz gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Mainz-Bingen', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/mainz-bingen).
Die Binger Judengemeinde war eine der ältesten in Deutschland. Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts bestand in der rheinhessischen Kleinstadt eine relativ große jüdische Kultusgemeinde mit mehr als 500 Angehörigen.
Vermutlich sollen bereits im 11.Jahrhundert einzelne Juden in Bingen ansässig gewesen sein. Bingen war damals eines der bedeutenden urbanen Zentren im Rheinland und damit auch Wirtschaftsmittelpunkt der Region. Seit Mitte des 12.Jahrhunderts ist hier eine ansehnliche jüdische Niederlassung nachweisbar. Die Juden Bingens lebten in der „Judengasse“, der heutigen Rathausgasse. Stadtbrände äscherten mehrfach auch das Judenviertel ein. Nach den Verfolgungen der Pestzeit wurden Juden bereits 1362 wieder in Bingen bezeugt; gegen Mitte des 15.Jahrhunderts sollen knapp zehn Familien hier ansässig gewesen sein, denen der Erzbischof von Mainz mit individuell ausgestellten, zeitlich befristeten Schutzbriefen ihr Wohn- und Handelsrecht garantierte. Nach ca. 1470 unterstanden die Binger Juden dem Mainzer Domkapitel.
Nach mehrmaliger Vertreibung und Wiederansiedlung erfolgte die Neugründung der jüdischen Gemeinde in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts.
Bingen am Rhein - Stich M. Merian, Topograpia Hassiae, um 1655 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
In den folgenden Jahrzehnten muss die Gemeinde nicht unbedeutend gewesen sein, da der Binger Rabbiner zum Oberrabbiner für die gesamte Region berufen wurde. Dessen Bedeutung blieb bis zum späteren Erstarken des Mainzer Rabbinats (seit ca. 1700) erhalten.
Ein bekannter Binger Rabbiner war gegen Mitte des 17.Jahrhunderts Juda Mehler Reutlingen (geb. um 1610 in Fulda), der 1644 eine Anstellung als Rabbiner erhalten hatte und dort bis zu seinem Tode (1659) wirkte. Einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte er als Verfasser einer Predigtensammlung und mit der „Rückkehr Jehudas“, in der er von seinen Erlebnissen während des Dreißigjährigen Krieges berichtete.
Nach dem Dreißigjährigen Kriege mussten alle Juden Bingens, die nicht den Status von „Schutzjuden“ hatten, die Kleinstadt verlassen. Als französische Truppen im Juni 1689 Bingen völlig verwüsteten und die Ortschaft in Brand setzten, fielen auch die Synagoge und 17 „Judenhäuser“ dem Großbrand zum Opfer. Der Standort der dann neuerrichteten und im Laufe der Jahrhunderte wiederholt umgebauten Synagoge befand sich in der Rheinstraße. Das Gebäude diente der jüdischen Gemeinde bis 1905 als Gotteshaus.
Synagoge Rheinstraße (hist. Aufn., aus: Gedenkbuch der Synagogen)
Um 1830/1840 kam es innerhalb der jüdischen Kultusgemeinde zu heftigen, religiös motivierten Konflikten, bei denen sich Anhänger liberaler und orthodoxer Ausrichtung gegenüberstanden. Indem der damalige Gemeindevorsteher sich im Hinblick auf die christliche Gesellschaft um Assimilation bemühte, beschwor er den Widerstand des damaligen Rabbiners Nathan Joseph Ellinger herauf, der im Kultusbereich an den traditionellen Regeln festhielt und deutsche Gebete und Predigten, Orgelmusik, einen Synagogenchor, u.a. ablehnte. Erst der nachfolgende Rabbiner Dr. Isaac Raphael Sobernheim versuchte den Konflikt zu entkrampfen, konnte aber nicht verhindern, dass sich im Jahre 1872 eine kleine orthodox ausgerichtete jüdische Separat-Gemeinde bildete, die bis 1938 ihre Gottesdienste in ihrer eigenen Synagoge in der Amtsgasse abhielt; von den Einheimischen wurde sie „Synagoge der armen Juden“ genannt.
Stellenangebote der Isr. Religionsgesellschaft von 1903 und 1908
Bingen war über viele Jahre hinweg Sitz eines Kreisrabbinates, zu dem bis in die 1930er Jahre zahlreiche Gemeinden gehörten, so u.a. Dromersheim, Fürfeld, Gau-Algesheim, Gensingen, Ingelheim, Schwabenheim, Sprendlingen und Wöllstein.
Ausschreibungen der Rabbinatsstelle aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 30.4.1870 und vom 25.1.1889
Neben dem Rabbiner gab es in der Binger Kultusgemeinde noch einen weiteren Beamten, der als Lehrer, Vorbeter und Schächter seinen Dienst versah.
Stellenangebote aus der „Allgemeinen Zeitung des Judentums“ vom 2.11.1880 und 19.7.1895
Anfang des 20.Jahrhunderts ließ die liberale Gemeinde ihre neue Synagoge auf einem Grundstück mitten in der Stadt am Hang der Rochusstraße errichten, denn inzwischen hatte die jüdische Gemeinde in Bingen verstärkten Zuwachs erfahren. So erreichte die Zahl der Gemeindemitglieder um 1900 mehr als 700 Personen.
Nach mehr als zweijähriger Bauzeit wurde Ende September 1905 auf dem Gelände eines Weinberges die neue Synagoge mit mehr als 400 Plätzen in einem Festakt eingeweiht; es war ein Werk des renommierten Architekten Ludwig Levy aus Karlsruhe.
Binger Synagoge (hist. Aufn., aus: juedisches-bingen.de)
In der „Allgemeinen Zeitung des Judentums” vom 6.10.1905 erschien folgender Bericht zur Einweihung:
Bingen, 24. September. Am vergangenen Donnerstag den 21.v.M. feierte unsere Gemeinde die Einweihung ihrer neuerbauten Synagoge. Der Feier wohnten die staatlichen und städtischen Behörden bei, ... und ein zahlreiches Publikum. Die Bevölkerung hatte ihr Interesse an der seltenen Feier durch Beflaggen der Häuser kundgegeben, namentlich war die Rochusstraße ... seitens der Stadtverwaltung mit einem stattlichen Festgewand versehen worden. Die Feier wurde mit der feierlichen Schlüsselübergabe am Portale eröffnet, ... Bei dem Einzuge in das Gotteshaus sang der Chor das Eingangslied ‘Preis und Anbetung’, worauf durch den Rabbiner der Gemeinde Dr. Grünfeld das Entzünden der ‘Ewigen Lampe’ mit weihevollen Worten erfolgte. Hieran schloß sich der Umzug mit den Torarollen, die von den Rabbinern Dr. Stein - Worms, Dr. Saalfeld - Mainz, Dr. Lewit - Alzey, Dr. Tawrogi - Kreuznach und dem hiesigen Rabbiner getragen wurden ... Den Mittelpunkt der Feier bildete die eindrucksvolle Festpredigt mit darauffolgender Weihe von unserem allgemein beliebten Rabbiner Dr. Grünfeld. ... Der Redner führte dabei aus, daß das jüdische Gotteshaus ein laut redendes Zeugnis für die unverwüstliche Kraft des Monotheismus, eine Stätte der Sammlung und Andacht im brausenden Weltgewühl und eine Pflanzstätte alles Guten und Edlen sei. ... Hieran schloß die Absingung der Keduschah durch Kantor, Chor und Gemeinde und das Gebet für Kaiser und Großherzog. ... Nach der Feier fand im Englischen Hofe ein Frühstück statt, ... Erwähnung verdient auch der Toast des großherzoglichen Bürgermeisters Neff, der als Vertreter der Stadt mit vollem Recht auf die vorbildliche Einigkeit hinweisen konnte, die in unserer Stadt unter den Angehörigen der jüdischen und christlichen Religion herrscht. ... Abends war in demselben Hotel eine größere Festveranstaltung der Gemeindemitglieder mit Frauen und Kindern. ...
Seit 1826 gab es in Bingen eine jüdische Elementarschule, die aber kurz nach ihrer Gründung als Religionsschule weitergeführt wurde.
Ihre Toten bestattete die Binger Judenschaft über mehrere Jahrhunderte hinweg zunächst auf dem alten Mainzer Friedhof, dem „Judensand“; um 1570 wurde ihr ein Gelände oberhalb der Stadt (am Fuße des Rochusberges) als Beerdigungsareal überlassen. In einem Winkel des Friedhofs befindet sich - in etwas erhöhter Lage - seit 1872 der Friedhof der orthodoxen Gemeinde; bis 1925 war dieser Bereich durch eine Mauer abgetrennt.
Zur Kultusgemeinde Bingen gehörten im 20.Jahrhundert auch die in Kempten, Gaulsheim sowie die in Bingerbrück, Münster und Weiler lebenden jüdischen Personen.
Juden in Bingen:
--- um 1700 ......................... 21 jüdische Familien,
--- 1765 ............................ 343 Juden (ca. 12% d. Bevölk.),
--- 1808 ............................ 297 “ ,
--- 1824 ............................ 398 “ (ca. 10% d. Bevölk.),
--- 1861 ............................ 507 “ ,
--- 1880 ............................ 542 “ ,
--- 1900 ............................ 713 “ (ca. 7% d. Bevölk.),
--- 1910 ............................ 601 “ ,
--- 1925 ............................ 501 “ ,
--- 1933 ............................ 465 “ ,
--- 1939 ............................ 225 “ ,
--- 1940 ............................ 170 “ ,
--- 1941 ............................ 156 “ ,
--- 1942 (Dez.) ..................... keine.
Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 75
Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts vernichtete ein großer Stadtbrand auch die "Judengasse"; damit verschwand das enge Judenviertel aus dem Stadtbild.
Bingen u. Bingerbrück, um 1895 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Verdienten die Binger Juden ihren Lebensunterhalt zunächst als Händler und Geldverleiher, so waren sie später vor allem als Weinbauern und Weinhändler tätig. Die größten Weinhandlungen am Ort waren um 1900 die von Seligmann Simon und die von Feist & Reinach (beide in der Mainzer Straße).
Bereits vor 1933 war es in Bingen zu antisemitischen „Vorfällen“, u. a. Friedhofsschändungen, gekommen. Die Verdrängung der Binger Juden aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben begann nun auch hier. Folge war eine Ab- und Auswanderung der jüdischen Bürger: Von 1933 bis 1941 verließen etwa 250 jüdische Bewohner ihre Heimatstadt.
Während des Novemberpogroms verwüsteten SA-Männer und fanatische NS-Anhänger vor den Augen einer Menschenmenge die Synagoge in der Rochusstraße; dabei wurde die Außenfassade z.T. zerstört. Der Versuch, die Synagoge in Brand zu setzen, gelang nicht vollständig, da der Hausmeister die Flammen löschen konnte. Am Nachmittag des 10. November drangen erneut SA-Leute in die Synagoge ein, verwüsteten die Inneneinrichtung, zerstörten die Orgel und schlugen am Portal die Köpfe der steinernen Löwen ab. Dann wurde der Synagogenbau in Brand gesteckt - die Feuerwehr zwar alarmiert, aber sie verhinderte nur, dass das Feuer auf die benachbarten Häuser übergriff. Die Synagoge brannte völlig aus. Auch der Betraum der orthodoxen Gemeinde in der Amtsstraße wurde zerstört. Die Demolierung und Plünderung jüdischer Geschäfte soll in Bingen ebenfalls nur auf das Konto heimischer und ortsfremder SA-Angehörigen gegangen sein. Juden wurden festgenommen, auf LKWs durch die Stadt zum „Hessischen Hof“ in der Mainzer Straße gefahren und von dort vermutlich in ein Konzentrationslager eingeliefert.
Im Lokalteil der „Rhein-Nahe-Zeitung” hieß es dazu:
„ Bei der Durchsuchung verschiedener Wohnungen und Geschäfte stieß man bezeichnenderweise auf große Vorräte an Eiern, Butter, Schmalz undsoweiter. Im Laufe des gestrigen Tages brannte die hiesige Synagoge ab. Damit hat die Hochburg des Binger Judentums ihr Ende gefunden.”
Synagogenruine (Aufn. Günter Kleinz, aus: juedisches-bingen.de)
Binger Juden auf dem Weg zur Sammelstelle 1942 (Aufn. Arbeitskreis Jüdisches Bingen)
Die letzten rund 150 jüdischen Bewohner wurden im Laufe des Jahres 1942 „in den Osten“ deportiert. Der im März abgehende erste Transport mit 76 jüdischen Bewohnern hatte die Region um Lublin zum Ziel, der zweite, mit 74 Menschen, ging nach Theresienstadt bzw. Auschwitz. Mindestens 150 jüdische Bewohner Bingens sollen nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." in den NS-Vernichtungslagern ermordet worden sein (Personendaten nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem siehe: alemannia-judaica.de/bingen_synagoge.htm).
Die Synagogenruine wurde - erst mehr als drei Jahrzehnte nach ihrer Zerstörung – abgerissen; nur ein Seitenflügel des Gebäudes ist erhalten geblieben.
Im Israel-Museum in Jerusalem befinden sich heute die Türflügel der alten barocken Synagoge von Bingen (Abb. aus: alemannia-judaica.de). Diese tragen je eine Tafel mit der fortlaufenden hebräischen Inschrift. „Eingangstür der neuen Synagoge, gestiftet durch den Gemeindevorsteher Chajm den Sohn von Aron Friedburg; vollendet am 28.Tage im Monat Siwon im Jahre 1789. Groß wird die Ehre dieses Gotteshauses sein.”
Außerdem ist hier auch der originale Hochzeitsstein der ehemaligen Synagoge ausgestellt.
Am Standort der neuen Synagoge in der Rochusstraße wurde 1983 eine Gedenktafel mit der folgenden Inschrift angebracht:
Hier stand die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Bingen,
erbaut 1905, zerstört in der Pogrom-Nacht 9./10.November 1938
Seit dem 12.Jahrhundert bis zur Auswanderung und Deportation 1942 lebten Juden in Bingen.
2005 wurden die ersten sog. „Stolpersteine“ verlegt; derzeit sind es ca. 120 Steine, die in der Innenstadt, in Büdesheim, Bingerbrück und Gaulsheim an das Schicksal jüdische Bewohner, die dem NS-Regime zum Opfer fielen, erinnern (Stand 2024).
verlegt für Familie Koppel, Rochusstraße
... und verlegt am Burgengraben
... und am Speisemarkt u. in der Gaustraße (alle Aufn. Gmbo, 2017, aus: wikipedia.org, CCO)
Der „Arbeitskreis Jüdisches Bingen“ setzt sich seit Jahren für die Errichtung einer Stele mit Informationen zur Geschichte der Binger Juden und der Synagoge ein; der jüngste Antrag an den Stadtrat wurde 2021 gestellt.
Das weitläufige Friedhofsareal „In den Hisseln“ - oberhalb von Bingen - beherbergt heute noch etwa 900 Grabsteine, die aus mindestens drei Jahrhunderten stammen; der älteste Stein (für den damaligen Gemeindevorsteher Hirz Bing) datiert von 1602.
von der Vegetation überwucherte ältere Gräber (Aufn. H., 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
jüngere Grabsteine (Aufn. J. Hahn, 2005)
Die gegenwärtig aus ca. 100 Angehörigen bestehende jüdische Gemeinschaft setzte sich - gemeinsam mit dem im Dezember 2008 gegründeten „Förderverein für jüdisches Leben in Bingen heute“ (genannt „Tiftuf“) - für die Nutzung von Räumlichkeiten der ehemaligen Synagoge ein; inzwischen ist hier eine Erinnerungs- und Gedenkstätte eingerichtet worden, in der auch ein Modell des Bingener jüdischen Gotteshauses zu sehen ist.
Modell der Bingener Synagoge (Aufn. Bet Tfila)
heutiges Escheinungsbild (Aufn. D. Zosel, 2014, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
In den heutigen Binger Ortsteilen Büdesheim und Dromersheim existierten im 19.Jahrhundert zwei kleine jüdische Gemeinden. Mit jeweils rund 40 bis 60 Mitgliedern erreichten die beiden Gemeinschaften um 1850/1860 ihren personellen Höchststand. Beide Gemeinden verfügten über einen Betraum; zudem unterhielt die Dromersheimer Gemeinde einen eigenen Friedhof. Auf Grund zurückgehender Angehörigenzahl lösten sich die beiden Gemeinschaften in den 1920er Jahren auf und schlossen sich der Binger Kultusgemeinde an.
Anmerkung: Im hessischen Büdesheim - heute Ortsteil von Schöneck - gab es auch eine kleine israelitische Kultusgemeinde. [vgl. Büdesheim (Hessen)]
In Gaulsheim – einem heutigen Stadtteil von Bingen – ist östlich der Ortschaft (Flur "In der Riedgewenn") ein kleiner jüdischer Friedhof erhalten geblieben, der vermutlich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts angelegt wurde. Auf dem ca. 500 m² großen Areal findet man nur drei Grabsteine.
Aufn. Aide, 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0
Zwei "Stolpersteine" erinnern in der Mainzer Straße an das jüdische Ehepaar Boll
In Stromberg – einem Ort am südöstlichen Hang des Hunsrücks, ca. 15 Kilometer westlich von Bingen – erinnern vor einem Haus in der Staatsstraße seit 2019 fünf sog. „Stolpersteine“ an ehemalige jüdische Bewohner, nämlich an Angehörige der Familie Jungblut.*
* Einige Wochen nach dem Novemberpogrom war die fünfköpfige Familie nach Holland geflüchtet, nachdem das Textilgeschäft von Klara Jungblut demoliert worden war und man weitere gewalttätige Übergriffe fürchtete. 1943 wurden die Jungbluts, die sich hier versteckt hatten, verraten, anschließend deportiert und ermordet. Nur der Tochter gelang es, den Holocaust zu überleben.
verlegt in der Staatsstraße (Aufn. Alfons Tewes, 2020, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Weitere Informationen:
Richard Grünfeld, Zur Geschichte der Juden in Bingen am Rhein, Festschrift zur Einweihung der neuen Synagoge, Bingen 1905
Der Synagogenbrand fordert Sühne, in: "Neuer Binger Anzeiger" vom 16.4.1946
Germania Judaica, Band II/1, Tübingen 1968, S. 82 – 85 und Band III/1, Tübingen 1987, S. 116 - 128
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Band 1, S. 45 und S. 75 - 79
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente, Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1973, S. 24/25
Friedrich-Rudolf Engelhard, Die Geschichte der Binger Juden, Bingen am Rhein 1982
Jochen Tullius, Die vergessenen Bürger. Dokumentation, in: "Allgemeine Jüdische Wochenzeitung" vom 12.11.1982
Anni Bardon, Synagogen in Hessen um 1900, in: Neunhundert Jahre Geschichte der Juden in Hessen, Schriften der Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen VI, Wiesbaden 1983, S. 358/359
Gedenktafel soll und muß beruhigen. Feier zur Erinnerung an die lange Geschichte der Juden in Bingen und ihr Leiden, in: "Allgemeine Zeitung" vom 29.3.1983
Jochen Tullius, Der Haß der braunen Horden kannte keine Grenzen, in: "Neuer Binger Anzeiger" vom 8.11.1988
Jochen Tullius, Nur Nathan kehrte zurück, in: "Binger Wochenblatt" vom 29.10.1992
Martina Strehlen, Der jüdische Friedhof in Bingen und die Erfassung seiner Inschriften, in: "SACHOR - Beiträge zur jüdischen Geschichte u. zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", Heft 10, 2/1995, S. 57 - 61
Gerhard Breitbart, Juden, ihr Kommen, ihr Wirken und ihr Schicksal. Mitbürger in den Städten Mainz und Bingen, in: Heimatpflege für den Kreis Mainz und Bingen, hrg. von der Vereinigung der Heimatfreunde am Mittelrhein e.V., Heft 3/1995, S. 161 f.
Martina Strehlen/Dan Bondy, Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Bingen und ihres Friedhofes. Ein edler Stein sei sein Baldachin - Jüdische Friedhöfe in Rheinland-Pfalz, hrg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz 1996, S. 109 - 147
Beate Goetz, Jüdisches Bingen - Von der Einweihung der Synagoge in der Rochusstraße bis zur brutalen Zerstörung, in: "SACHOR - Beiträge zur jüdischen Geschichte u. zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", Heft 16, 2/1998, S. 15 - 20
Josef Kühn, Wie Bingen mit seinen Juden lebte ..., in: "Heimat am Mittelrhein", Heft 2/1999
Josef Götten, Der jüdische Friedhof in Bingen, o.O. 2000
M.Brocke/Chr. Müller, Haus des Lebens - Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Reclam Verlag, Leipzig 2001, S. 142 f.
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels”. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 108 – 115
Matthias Rohde, Juden in Rheinhessen. Studien zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Der Andere Verlag, Tönning 2007
Lena Fleischer, „Menschen wie Vieh verladen“ – Deportationen aus Bingen, in: "Allgemeine Zeitung Bingen" vom 14.2. 2009
Stefan Litt, Rabbiner und jüdische Gelehrte im Kurfürstentum Mainz, in: Ludolf Pelizaeus (Hrg.), Innere Räume – äußere Zäune. Jüdischer Alltag im Rheingebiet im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Mainzer Geschichtsblätter (Sonderheft), Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V., Mainz 2010, S. 101 – 105
Arbeítskreis Jüdisches Bingen (Hrg.), Der jüdische Friedhof von Bingen, Faltblatt 2/2013
Arbeítskreis Jüdisches Bingen (Hrg.), Das „Judenhospital“ in Bingen, Faltblatt 4/2013
Arbeítskreis Jüdisches Bingen (Hrg.), Der Traustein und die geschmiedete Eisentür der Binger ehemaligen Synagoge, Faltblatt 3/2013
Bingen, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Hans-Josef von Eyß, Geschichte der Juden von Bingen von den Anfängen bis 1905, hrg. vom Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Bd. 3/2014 (3. überarb. u. ergänzte Auflage, 2021)
Matthias Schmandt, Lebensbilder Binger Juden aus dem Mittelalter, hrg. vom Arbeitskreis jüdisches Bingen, Bd. 4/2014
Brigitte Giesbert/Beate Goertz/Josef Götten (Bearb.), Juden in Bingen. Beiträge zu ihrer Geschichte, hrg. vom Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Bd. 1/2015
Matthias Rohde, „Tief unter den christlichen Staatsbürgern“? Zur Geschichte der Binger Juden in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts, hrg. vom Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Bd. 5/2015
Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Juden in Bingen (Erinnern und Gedenken), online abrufbar unter: juedisches-bingen.de (u.a. zahlreiche biografische Daten)
www.swr.de/swr2/stolpersteine/orte/akustische-stolpersteine-bingen
Auflistung der in Bingen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Bingen_am_Rhein (z.T. mit Abbildungen)
Francois van Menxel/Hans-Joachim Hoffmann (Bearb.), „Die jüdische Familie Simon Zacharias Coblenz (1836-1910) aus Bingen“, hrg. vom Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Band 8/2017
Jochen Werner (Red.), Feierstunde für Binger Jüdin Ina Dehmel-Coblenz, in: „Allgemeine Zeitung – Nachrichten Bingen“ vom 30.9.2017
Beate Götz (Red.), Bislang erinnern in Bingen 105 Stolpersteine an das Schicksal jüdischer Mitbürger, in: „Allgemeine Zeitung – Nachrichten Bingen“ vom 28.10.2017
Beate Götz Red.), Verschleppt und ermordet, in: „Allgemeine Zeitung - Nachrichten Bingen“ vom 4.11.2017 (betr. Verlegung von Stolpersteinen)
Erich Michael Lang (Red.), Erinnerung an ehemalige Binger Synagoge, in: „Allgemeine Zeitung - Nachrichten Bingen“ vom 5.10.2018
Matthais Schmandt/Historische Gesellschaft Bingen (Hrg.), Bingen im Nationalsozialismus – Quellen & Studien, in: "Bingener Geschichtsblätter", 28.Folge (elf Beiträge), 2018
Norbert Krupp (Red.), Fünf Stolpersteine in Stromberg verlegt, in: „Allgemeine Zeitung - Nachrichten Bingen“ vom 29.6.2019
N.N. (Red.), Stele soll an Binger Synagoge erinnern, in: „Allgemeine Zeitung - Nachrichten Bingen" vom 26.1.2021
N.N. (Red.), Bingen will Synagoge virtuell neu entstehen lassen, in: „Allgemeine Zeitung - Nachrichten Bingen“ vom 27.2.2021
Hans-Josef von Eyß, Geschichte der Juden in Bingen von den Anfängen bis 1905, Hrg. Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Band 3, 3. erg. Aufl. Bingen 2021
Hans -Josef von Eyß, Geschichte der Juden in Bingen – die Zwanziger Jahre, Hrg. Arbeitskreis Jüdisches Bingen, Bingen 2023
Rabea Amri (Red.), 85 Jahre Reichspogromnacht: Blick in zerstörte Binger Synagoge, in: swr aktuell vom 8.11.2023