Blotzheim (Elsass)
Die französische Kommune Blotzheim am Rande des Sundgau – derzeit ca. 4.500 Einwohnern zählend - liegt nahe der schweizerischen Grenze etwa zehn Kilometer nordwestlich von Basel (Karte 'Trinationales Ballungsgebiet um Basel', Lencer 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).
Die Wurzeln einer jüdischen Gemeinde in Blotzheim reichen vermutlich bis ins ausgehende 17.Jahrhundert. Im Verlauf des 18.Jahrhunderts nahm die Zahl der hier lebenden jüdischen Familien stetig zu, und in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts gehörte nahezu jeder fünfte Bewohner des Ortes der israelitischen Gemeinde an. 1843 ließ die jüdische Gemeinde einen Synagogenneubau errichten, in dem die jüdische Schule und die Lehrerwohnung untergebracht waren.
Verstorbene wurden auf dem Friedhof in Hegenheim begraben.
Juden in Blotzheim:
--- 1689 ....................... 4 jüdische Familien,
--- 1716 ....................... 21 “ “ ,
--- um 1765 ................ ca. 35 “ “ ,
--- 1784 ....................... 47 “ “ (ca. 225 Pers.),
--- 1846 ................... ca. 260 Juden,
--- 1861 ................... ca. 400 “ (ca. 18% d. Bev.),
--- 1870 ................... ca. 40 “ ,
--- 1910 ....................... 3 “ ,
--- um 1920 .................... keine.
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 47
Im Gefolge revolutionärer Vorgänge kam es in Blotzheim zwar zu judenfeindlichen Unmutsäußerungen, doch Plünderungen und Vertreibungen blieben aus, weil die jüdische Dorfbevölkerung gegen Zahlung einer ‚Schutzgebühr’ von Nationalgardisten vor drohenden Gewalttaten bewahrt wurden. Hatte die Zahl der Gemeindemitglieder um 1860 mit ca. 400 Personen ihren Höchststand erreicht, so sollte es nur ein (!) Jahrzehnt dauern, bis die Zahl der hier lebenden Juden nahezu bedeutungslos geworden war; dafür war die Abwanderung in die Städte verantwortlich.
In einem Zeitungsartikel von 1890 - dieser erschien anlässlich des Todes des hiesigen Rabbiners - hieß es:
Die jüdische Gemeinde war bis Anfang des 20. Jahrhunderts Sitz eines Rabbinats; letzte Rabbiner waren Samson Spiegel (bis 1890) und Henri (Nathali) Levy.
aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 4.Febr. 1909
Hauptplatz in Blotzheim, um 1910 (aus: akpool.de)
Bereits in der Zeit des Ersten Weltkrieges gab es dann keine jüdische Gemeinde in Blotzheim mehr. Das Synagogengebäude ging um 1920 in Privathand über und wurde nach Umbauten danach zu Wohnzwecken genutzt.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden fünf aus Blotzheim stammende Juden Opfer der „Endlösung“ (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/blotzheim_synagogue.htm).
Ehem. Synagogengebäude (Aufn. M. Rothé, aus: sdv.fr)
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 154
Blotzhein, in: alemannia-judaica.de