Borken (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Karte Bistum Münster 1658.jpg Datei:Borken in BOR.svg Die Stadt Borken mit derzeit ca. 43.000 Einwohnern liegt im westlichen Münsterland im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen - ca. 20 Kilometer östlich von Bocholt (hist. Landkarte um 1660, aus: wulfen-wiki.de und Kartenskizze 'Kreis Borken', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).

 

Eine erste Ansiedlung weniger jüdischer Familien, die damals unter dem Schutz des Osnabrücker Bischofs standen, ist aus der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts belegt. Während der Pestpogrome müssen die in Borken lebenden Juden vertrieben bzw. ermordet worden sein.

Datei:Borken-Ans1601.jpgBorken 1601 -  Kupferstich (Abb. aus: wiki-de.genealogy.net)

Erst ab Mitte des 16.Jahrhunderts lassen sich wieder Juden in Borken nachweisen. Eine dauerhafte Anwesenheit ist ab der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts urkundlich belegt. Ihren bescheidenen Lebensunterhalt bestritten die Juden als Pfandleiher, Trödler, Hausierer und Metzger.

Im Jahre 1818 richtete die kleine, stets orthodox ausgerichtete jüdische Gemeinschaft auf dem Areal des ehemaligen Klosters Marienbrink am Nonnenplatz eine Synagoge und Schule ein; dabei wurden schon bestehende alte Gebäudeteile zur Synagoge umgebaut.

                                                 Synagoge in Borken (hist. Aufn., Stadtarchiv)

1838 wurde eine jüdische Elementarschule eröffnet. Unmittelbar hinter dem Schulhaus, das auch eine Wohnung beherbergte, befand sich die Mikwe.

Der älteste jüdische Begräbnisplatz am östlichen Ufer der Aa - unterhalb der Stadtmühle gelegen (vermutlich nach 1650 angelegt) - wurde bis Mitte des 18.Jahrhunderts genutzt, nachdem eine weitere Belegung nicht mehr möglich war. Danach erwarb die jüdische Gemeinde ein neues Gelände vor der Stadtmauer auf dem gegenüberliegenden Aa-Ufer. Nachdem auch dieser Friedhof „Am Kuhm“ weitgehend belegt war, wurde in den 1890er Jahren im Außenbereich der Stadt („Am Replingsfunder“) ein neuer Begräbnisplatz gefunden.

Zur Synagogengemeinde Borken gehörten um die Mitte des 19.Jahrhunderts auch die Juden aus Gemen, Heiden, Groß-Reken, Klein-Reken, Ramsdorf, Raesfeld und Velen.

Juden in Borken:

         --- um 1730 .........................   4 jüdische Familien,

    --- um 1775 .........................   8   “         “    ,

    --- 1816 ............................  13   “         “   (ca. 75 Pers.),

    --- 1843 ............................  90 Juden,*    * andere Angabe: 65 Pers.

    --- 1861 ............................ 102   “  ,

    --- 1885 ............................  70   “  ,

    --- 1895 ............................  97   "  ,

    --- 1900 ............................  98   “  ,

    --- 1910 ............................  86   “  ,

    --- 1919 ............................ 108   “  ,

    --- 1928/29 .........................  98   “  ,

    --- 1932/33 ......................... 102   “  ,

    --- 1940 ........................ ca.  45   “  ,

    --- 1943 ............................  keine.

Angaben aus: Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Reg.bezirk Münster, S. 74

und                 Norbert Fasse, Borken und Borgen-Gemen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen …, S. 222

 

Im Laufe der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts hatten es die jüdischen Familien in Borken zu bescheidenem Wohlstand gebracht, zwei zählten sogar zu den reichsten der Stadt. 1930 wurde Borken Sitz eines Bezirksrabbinats, dem neun jüdische Gemeinden unterstellt waren, so Ahaus, Epe, Gemen, Gescher, Gronau, Groß Reken, Raesfeld, Stadtlohn und Vreden. Allerdings sollte es nur vier Jahre dauern, bis mit dem Weggang des Bezirksrabbiners Dr. Max Köhler das Bezirksrabbinat nach Recklinghausen verlegt wurde.

  Bildergebnis für borken westfalen historisch postkarte Mühlenstraße in Borken (hist. Ansichtskarte)

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Borken ca. 100 jüdische Bewohner.

Der Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 fand im Kreis Borken nur im geringen Umfang statt. Vor dem Kaufhaus Heymans - dem wohl größten jüdischen Einzelhandelsgeschäft in Borken - zogen den ganzen Tag über SA-Angehörige auf und verunzierten die Fassade mit antisemitischen Parolen.

Am 10.November 1938 wurden das Synagogeninnere völlig demoliert und die zerschlagenen Einrichtungsgegenstände vor dem Gebäude verbrannt. Das baulich erhaltengebliebene Gebäude kam in den Besitz der Kommune, die es noch vor Kriegsbeginn abreißen ließ; später stand ein Bunker auf dem Gelände.

Auch die beiden jüdischen Begräbnisstätten - "Am Kuhm" und "Am Replingsfunder“ - wurden während des Pogroms stark in Mitleidenschaft gezogen; dabei wurde eine Vielzahl von Grabsteinen zerstört. Zudem wurden Geschäfte und Wohnungen demoliert. 30 jüdische Einwohner wurden in der Pogromnacht festgenommen und ins Borkener Gerichtsgefängnis eingesperrt, darunter 14 Frauen und ein junges Mädchen. Während die Frauen und vier ältere Männer am nächsten Morgen freikamen, blieben die restlichen für eine Woche inhaftiert.

Im Sommer 1939 wurden die wenigen verbliebenen Juden – zusammen mit denen aus Gemen - in das „Judenhaus“ in der Johanniterstraße zusammengelegt. Ende 1941 setzten die Deportationen ein; 1943 lebten keine Juden in Borken mehr. Diejenigen, die in die Niederlande geflüchtet waren und nicht mehr emigrieren konnten, wurden ab 1942 über das Durchgangslager Westerbork in die Vernichtungslager verbracht.

Nach heutigen Kenntnisstand sind insgesamt 64 gebürtige bzw. länger am Ort ansässig gewesene Personen mosaischen Glaubens der Shoa zum Opfer gefallen*.

                       *Möglichweise könnten hier auch einige Personen genannt sein, die im hessischen Borken beheimatet waren (?).

.

Beim sog. „Kristallnacht-Prozess“ vor dem Schwurgericht Münster (1949) gegen ehemalige NSDAP-Funktionäre und vier SA-Angehörige wurden die meisten „wegen Mangels an Beweisen“ freigesprochen.

 

 Am ehemaligen Standort der Borkener Synagoge befindet sich heute eine Stele mit einer Inschriftentafel.

       Gedenkstele an der Wynenstraße (Aufn. W. Heumann, aus: juedische-friedhoefe.info)

 

Vom älteren Friedhofsgelände "Am Kuhm" sind keine Grabsteine mehr vorhanden; der während des Novemberpogroms geschändete und später durch einen Bombenangriff teilweise zerstörte Friedhof wurde nach 1950 eingeebnet. Auf der Rasenfläche weist heute nur ein Gedenkstein auf das ehemals hier befindliche Begräbnisgelände hin.

undefined Aufn. Hans Börsting, 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

Anfang der 1960er Jahre wurde das während der NS-Zeit teilzerstörte geschändete (neuere) jüdische Begräbnisgelände "Am Replingsfunder" instandgesetzt; trotz erneuter Schändung (1994) macht das Areal mit seinen 55 Grabsteinen heute einen sehr gepflegten Eindruck.

                   Aufn. Tetzemann, 2017, aus: wikipedia.org, CCO 

An der Mauer, die den jüdischen Friedhof umgibt, steht seit 1992 ein Mahnmal für die Opfer des Holocaust; die Borkener Juden sind hier namentlich aufgeführt

Seit 2011 erinnern in der Ahauser Straße (Ortsteil Gemen) zwei "Stolpersteine" an das jüdische Ehepaar Max und Regina Klaber.

Stolperstein Max Klaber in Borken (Westfalen).jpgStolperstein Regina Klaber in Borken (Westfalen).jpg für das Ehepaar Klaber, Ahauser Str. (Abb. Tetzemann, 2017, aus: wikipedia.org, CCO)

 

 

Im heutigen Borkener Stadtteil Gemen gab es ebenfalls eine kleine jüdische Gemeinde, die zu Beginn des 20.Jahrhunderts acht Familien zählte. Erste Hinweise auf jüdisches Leben im Ort liegen ab Mitte des 16.Jahrhunderts vor, seitdem sollen hier dauerhaft (nur sehr wenige) jüdische Familien gelebt haben. Seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts zählten auch die Glaubensgenossen der Nachbarorte Ramsdorf, Velen, Weseke und (zeitweise) Heiden zur Gemener Gemeinde.

Seit 1856 gehörten die Gemener Juden zum Synagogenbezirk Borken. Ab dem Jahre 1912 verfügte die hiesige Judenschaft - sie bestand derzeit aus acht Haushaltungen - über ein eigenes Synagogengebäude in der Ahauser Straße; zuvor hatten gottesdienstliche Zusammenkünfte im Hause der Familie Löwenstein stattgefunden. Die Finanzierung des Synagogenneubaus hatte ein Fond ermöglicht, in den - neben hiesigen Gemeindeangehörigen - auch in die USA ausgewanderte Gemener Juden eingezahlt hatten.

                                                                         historische Postkarte (um 1915/1920)

Ein weit außerhalb des Ortes gelegener Begräbnisplatz war bereits im 18.Jahrhundert in Nutzung; er diente auch Verstorbenen aus den zur Gemener Gemeinde gehörenden Ortschaften als letzte Ruhestätte.

Juden in Gemen:

--- um 1730 .........................  2 jüdische Familien,

--- 1809 ............................ 28 Juden,

--- 1842 ............................ 51   “  ,*    * Gemeindebezirk

--- 1843 ............................ 24   “  ,

--- 1848 ............................ 42   “  ,*

--- 1871 ............................ 11   “  ,

--- 1895 ............................  8   “  ,

         ............................ 37   “  ,*

--- 1912 ............................ 54   “  ,*

--- 1928 ............................ 47   “  ,

--- 1932/33 ......................... 67   “  ,*

--- 1938 ............................ 56   “  ,*

--- 1941 (Mai) ...................... keine.

Angaben aus: Norbert Fasse (Bearb.), Borken und Borgen-Gemen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen …, S. 222

 

Die jüdischen Familien - ihre Zahl lag in den 1920er Jahren bei sechs bis acht – mussten miterleben, wie sich Gemen in der Endphase der Weimarer Republik zu einer regionalen Hochburg der NSDAP entwickelte und die antisemitische Grundhaltung mit ersten Übergriffen sich dokumentierte. Neben dem Boykott jüdischer Gewerbetreibender („Das Kaufen bei Juden bedeutet Verrat am Volk und an der Nation“) kam es 1935 und 1937 auch zu gewalttätigen Übergriffen auf die Gemener Synagoge und auch auf die anwesenden Gottesdienstbesucher.

Während des Novemberpogroms 1938 drangen Gemener Nationalsozialisten in von jüdischen Familien bewohnte Wohnhäuser ein, demolierten die Inneneinrichtung und nahmen die meisten Erwachsenen fest. Die Synagoge wurde niedergebrannt; Monate später begann man mit dem Abriss der Ruine. Nach diesen Gewalttaten verließen die meisten Gemener Juden ihren Heimatort; sie gingen zumeist ins Exil. Im Mai 1941 vermeldete der Amtsbürgermeister seiner vorgesetzten Behörde, dass Gemen „judenfrei“ sei. Mindestens 30 Personen mosaischen Glaubens wurden Opfer der „Endlösung“.

               Seit 1988 erinnert ein Gedenkstein an die kleine Gemeinde; der Text auf der steinernen Stele lautet:

                         „Wie ließen es geschehen und bedachten nicht die Folgen. Haben wir daraus gelernt ?

An dieser Stelle wurde am 9./10.November 1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde durch Brandstiftung zerstört.

Die Stadt Borken gedenkt ihrer jüdischen Mitbürger, die durch Emigration und Vertreibung, Deportation und Ermordung

Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden.

An der Ahauser Straße wurden 2011 zur Erinnerung an das jüdische Ehepaar Max u. Regina Klaber zwei sog. „Stolpersteine“ verlegt.

Auf dem bereits im 18.Jahrhundert bestehenden jüdischen Friedhof haben ca. 35 Grabsteine die Zeiten überdauert. Zudem erinnert ein Relikt des Ritualbades im Keller eines Hauses in der Neustraße an einstiges jüdisches Gemeindeleben. 

vgl. Gemen (Nordrhein-Westfalen)

 

 

 

In Velen - ca. zehn Kilometer östlich von Borken - erinnert ein Gedenkstein mit bronzener -tafel an die kleine jüdische Gemeinschaft des Ortes:

Es geschah auch in unserem Ort.

Auf dieser Straße, im Volksmund Judenstegge genannt, wohnten bis 1942 die jüdischen Familien Velens. Nach 1933 wurden sie durch Diskriminierung und Demütigung, Entrechtung und Vertreibung, Deportation und Ermordung Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Ihr Leiden sei uns Mahnung zu Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten.                                                                                                            Velen, 1.9.1989

Seit 2012 findet man sog. "Stolpersteine" in den Gehwegen Velens.

       Stolpersteine (Aufn. Tetzemann, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Die „Abraham-Frank-Sekundarschule“ in Velen ist nach dem 1941 in Riga ermordeten jüdischen Velener Abraham Frank benannt; sein Name steht damit stellvertretend für alle jüdischen Einwohner von Velen und Ramsdorf, die vom NS-Regime verfolgt worden sind. Demnächst soll diese weiterführende Schule umbenannt werden und dann die neue Bezeichnung „Gesamtschule Gescher – Standort Velen“ tragen.

 

 

Datei:Rhede in BOR.svg In der im Münsterland zwischen Borken und Bocholt gelegenen Stadt Rhede (Karte: TUBS, 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0) lässt sich jüdisches Leben bis in die Zeit um 1575 nachweisen, doch erst im beginnenden 19.Jahrhundert wurden Ansätze einer jüdischen Gemeinde erkennbar. Ab 1818 waren ein Betraum in einem Privathaus und ab 1825 ein jüdischer Begräbnisplatz vorhanden. Die jüdischen Kinder besuchten seit 1825 die hiesige Dorfschule; Religionsunterricht sollen im Sommer der jüdische Lehrer aus Bocholt, im Winter die Eltern erteilt haben. Nach 1830 suchten einige Kinder aus Rhede die in Bocholt bestehende israelitische Elementarschule auf. Die um 1845/1850 eingerichtete Synagoge an der Dorfstiege, der heutigen Nordstraße, wurde bereits fünf Jahrzehnte später wieder aufgegeben, da die Zahl der jüdischen Bewohner inzwischen zurückgegangen war.

Juden in Rhede:

 --- 1818 ........................... 35 Juden (in 5 Familien),

 --- 1843 ........................... 17   “  ,

 --- 1871 ........................... 24   “  ,

 --- 1895 ........................... 11   “  ,

 --- 1925 ........................... 16   “  ,

 --- 1941 (Dez.) .................... keine.

 Angaben aus: Jürgen Runte (Bearb.), Rhede, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen …, S. 604

 

Anfang der 1930er Jahre lebten noch drei Familien mosaischen Glaubens in Rhede; die letzte Bewohnerin wurde im Dezember 1941 deportiert.

Im Park vor dem St.Vinzenz-Hospital wurde 1990 ein Denkmal enthüllt, das drei Personen zeigt, die von Stacheldraht umgeben sind. Das Mahnmal soll an die ermordeten Mitglieder dreier jüdischer Familien erinnern. Eine vor dem Denkmal angebrachte Bronzetafel trägt den Text:

Der Allmächtige beugt das Recht nicht (Hiob 24/12)

Unseren jüdischen Mitbürgern, die in den Jahren 1933 - 1945 von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft verfolgt, vertrieben und ermordet wurden

Nach der letzten jüdischen Einwohnerin wurde im Jahr 1998 die „Bertha-Landau-Straße“ benannt.

In der Stadt wurden 2021 insgesamt 13 sog. Stolpersteine verlegt; diese vor Häusern in der Hohe Straße und Neustraße verlegten messingfarbenen Quader erinnern an die Schicksale von Angehörigen der jüdischen Familien Cleffmann, Mühlfelder und Landau, die Opfer der NS-Verfolgungen wurden.

 

 

 

Datei:Reken in BOR.svg In den Geleiten der Münsteraner Fürstbischöfe aus dem 18.Jahrhundert sind die ältesten schriftlichen Nachrichten über jüdische Bewohner in Reken enthalten (Karte TUBS, 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0). Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts lebten in Groß Reken fünf, in Klein Reken drei jüdische Familien. Ihren Lebensunterhalt bestritten sie zumeist als Kleinhändler; nur die Familie Levinstein (Lebenstein) brachte es mit ihrem Kaufhaus zu gewissem Wohlstand. Nachdem seit 1856 Groß Reken eine selbstständige Untergemeinde innerhalb der Synagogengemeinde Borken bestand, richtete man wenige Jahre danach einen Betraum (in der Hauptstraße) ein, den auch die Glaubensgenossen aus Klein Reken aufsuchten. Sowohl in Groß-Reken als auch in Klein Reken gab es eine kleinflächige jüdische Begräbnisstätte.

Juden in Reken:

  --- 1821 .........................  3 jüdische Familien,*     * in Groß Reken

 --- 1843 ......................... 19 Juden,*

 --- 1871 ......................... 36   “  ,**               ** in Groß Reken und Klein Reken

 --- 1895 ......................... 41   “  ,**

 --- 1925 ......................... 18   “  ,**

 --- 1942 (Juli) .................. keine.

 Angaben aus: Georg Meirick (Bearb.), Reken, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen …, S. 599

 

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Groß Reken noch drei Familien mosaischen Glaubens, die alsbald unter Repressionen und Diskriminierungen zu leiden hatten. 1941/1942 wurden die letzten Rekener Juden deportiert. 1981 ließ die Kommune Reken die beiden jüdischen Friedhöfe instandsetzen und wenige Jahre später jeweils einen Gedenkstein aufrichten; die Inschrift eines der Steine lautet:                

                                                                                    Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden. Exodus 3.5.

Zum ehrenden Gedenken an die jüdischen Mitbürger unserer Gemeinde,

die in den Jahren 1933 – 1945 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden.

Gemeinde Reken

Datei:Jüdischer Friedhof Groß Reken.jpg Baudenkmal 11 Jüdischer Friedhof Groß Reken Kerkenberg Groß-Reken 2020-04-18 Reken-4505.jpg

Eingangspforte zum Friedhof in Groß Reken (Aufn. Tetzemann 2017) und Gedenkstein (Aufn. Strickling, 2020, beide aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 bzw. 4.0).

Während der Friedhof in Groß Reken noch ca. 15 Grabstellen bzw. -steine aufweist, findet man auf dem Areal des jüdischen Friedhofs in Klein Reken keine mehr; das Gelände wurde in der NS-Zeit eingeebnet, die Grabsteine abgeräumt; nur ein Findling markiert das ehemalige Friedhofsgelände.

            Gedenkstein (Aufn. Strickling, 2020, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)Jüdischer Friedhof Klein-Reken 2020-04-18 Reken-4464.jpg

    Seit 2009 befindet sich eine Stele mit Gedenktafel - als „Mahnmal gegen das Vergessen“ - nahe des Standortes der ehemaligen Synagoge (Aufn. Georg Meirick, 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

2022 wurden in Reken an vier Standorten die ersten sog. „Stolpersteine“ verlegt; so erinnern z.B. sechs Steine an Angehörige der Familien Lebenstein (Harrierstraße - Surkstamm/Ecke Dorfheide).

Bild vergrößern: Stolpersteinefür Johanna Humberg, Dorfstraße (Abb. Gemeinde Reken)

 

 

 

Weitere Informationen:

Emil Löwenstein, Aus Vergangenheit und Gegenwart der israelitischen Gemeinde Gemen anläßlich der Synagogeneinweihung den Festteilnehmern und Freunden gewidmet, Gemen 18.Aug. 1912, Krefeld 1912

Studien zur Geschichte der Juden im Kreis Borken. Eine Aufsatzsammlung, in: "Beiträge des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde",  26/Vreden 1984 (2. Aufl.)

Georg Meirick/Gerda M. Möller, Das Schicksal der jüdischen Gemeinde in Reken, in: "Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken 1984", S. 257 –260

Mechthild Oenning, Borken - Gemen - Weseke - "Es geht jetzt los...", in: Bierhaus, August (Hrg.), "Es ist nicht leicht darüber zu sprechen" - Der Novemberpogrom 1938 im Kreis Borken, in: "Schriftenreihe des Kreises Borken", Heft 9, Borken 1988

Anni Gördes, Verhängnisvolles Geschehen im November 1938, in: "Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken 1988", S. 253/254

Anni Gördes, Sie haben Borken in der Fremde nicht vergessen, in: "Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken 1988", S. 255 - 257

Mechthild Oenning/u.a., Leben und Schicksal der Juden in Borken. Eine Dokumentation der Ausstellung im Stadtmuseum vom November 1989, Hrg. Arbeitsgemeinschaft ‘Jüdisches Leben in Borken und Gemen’, Borken 1989

H.-G. Wessels/J.Runte, Die Rheder Juden - Versuch einer Darstellung ihrer Geschichte, Rhede 1989

Max Köhler, Als Rabbiner in Borken und Schweinfurt, Transkription einer Tonbandaufnahme (Stadtarchiv Schweinfurt)

Bernhard Schulze Holthausen, Die jüdische Gemeinde in Reken und ihr Untergang im Jahre 1942, in: "Westmünsterland. Jahrbuch des Kreises Borken 1994", S. 200 – 204

Günter Birkmann/Hartmut Stratmann, Bedenke vor wem du stehst - 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen und Lippe, Klartext Verlag, Essen 1998, S. 201/202

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 71/72 (Borken) und S. 191 – 193 (Gemen)

Heimatverein Rhede/Werner Frese (Hrg.), Geschichte der Stadt Rhede, Rhede 2000, S. 581 ff.

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 172

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Regierungsbezirk Münster, J.P.Bachem Verlag, Köln 2002, S. 73 – 88

Thomas Ridder, Die jüdischen Friedhöfe in Borken, in: "Westmünsterland. Jahrbuch des Kreises Borken", Bocholt 2002, S. 127 - 136

Norbert Fasse, Diesseits der Katastrophe. Die jüdischen Gemeinden in Borken und Gemen 1815 - 1933. Vortrag zur Stadt- und Regionalgeschichte, Stadtmuseum Borken 2004

Diethard Aschoff, Zur Geschichte der Juden in der Herrschaft Gemen bis zum Ende des Alten Reiches (1550 – 1803), in: Heimatverein Vreden (Hrg.), Studien zur Geschichte des Westmünsterlandes, 2007, S. 103 – 146

Diethard Aschoff (Bearb.), Die Juden in der Herrschaft Gemen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XLV, Ardey-Verlag, München 2008, S. 38 - 53

Norbert Fasse (Bearb.), Borken und Borgen-Gemen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XLV, Ardey-Verlag, München 2008, S. 209 – 240

Georg Meirick (Bearb.), Reken (Groß Reken und Klein Reken), in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XLV, Ardey-Verlag, München 2008, S. 595 – 602

Jürgen Runte (Bearb.), Rhede, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XLV, Ardey-Verlag, München 2008, S.602 - 606

Mechthild Schöneberg/Thomas Ridder/Norbert Fasse, Die jüdischen Gemeinden in Borken und Gemen: Geschichte, Selbstorganisation, Zeugnisse der Verfolgung, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2010

Broschüre "Auf den Spuren jüdischen Lebens in Gemen - Ein Rundgang" (Broschüre), hrg. vom Heimatverein Gemen und der Montessori-Gesamtschule, Borken 2010

Auflistung der Stolpersteine in Borken, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Borken

Auflistung der in Velen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Velen

Stadt Rhede (Hrg.), Gedenken an Novemberpogrom vor 80 Jahren, online abrufbar unter: rhede.de/portal/meldungen/gedenken-an-novemberpogrom-vor-80-jahren

Spuren jüdischen Lebens in Rhede“ - Ausstellung des Heimat- u. Museumsvereins Rhede, Herbst 2019

Edgar Rabe (Red.), Borken. Digitale Erinnerung an jüdische Bürger – Grabinschriften online abrufbar, in: „Borkener Zeitung“ vom 12.11.2020

Carola Korff (Red.), Stolpersteine erinnern an Rheder Juden, in: „Bocholter/Borkener Volksblatt“ vom 3.9.2021

Heimat- u. Museumsverein e.V., Stolpersteine – Ein Wegweiser, Stadtarchiv Rhede, Rhede 2021

Gabi Kowalcziik (Red.), Reken hat jetzt zehn Stolpersteine, in: „Borkener Zeitung“ vom 27.1.2022

Auflistung der in Reken verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Reken

Lars Johann-Krone (Red.), Abraham Frank soll an Velener Schule unvergessen bleiben, in: „Borkener Zeitung“ vom 27.12.2022

Lars Johann-Krone (Red.), Mit Schulwechsel verschwindet ein Stück Erinnerungskultur in Velen. Abraham Frank soll präsent bleiben, in: „Allgemeine Zeitung“ vom 2.1.2023