Breitenbach a. Herzberg (Hessen)

Datei:Kurhessen Kr Hersfeld.png – Wikipedia Datei:Breitenbach a. Herzberg in HEF.svg Breitenbach am Herzberg ist eine kleine Kommune mit derzeit knapp 2.000 Einwohnern im äußersten Südwesten des osthessischen Landkreises Hersfeld-Rotenburg (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, B. am linken unteren Kartenrand, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und  Kartenskizze 'Landkreis Hersfeld-Rotenburg', NNW 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Vermutlich haben sich jüdische Familien in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts in dem Dorf Breitenbach niedergelassen. Ob sie dort dauerhaft gelebt haben, ist allerdings nicht nachzuweisen. Erst ab dem ausgehenden 18.Jahrhundert kann von einer kontinuierlichen Anwesenheit gesprochen werden, allerdings waren es stets nur wenige jüdische Familien, die in recht ärmlichen Verhältnissen lebten. Im ausgehenden 19.Jahrhundert erreichte die jüdische Gemeinde mit knapp 20 Familien ihren Höchststand. Über eine eigene Synagoge soll die Judenschaft nicht verfügt haben, stattdessen war ein Raum für gottesdienstliche Zusammenkünfte angemietet. In einem Anbau des gleichen Gebäudes befand sich das rituelle Bad, das vom nahen Mühlbach gespeist wurde.

Eine staatlich anerkannte jüdische Elementarschule existierte seit 1898; zuvor hatte die Gemeinde lediglich eine Religionsschule unterhalten. Mit dem Rückgang der Schülerzahl wurde Anfang der 1930er Jahre die israelitische Volksschule geschlossen.

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Anzeigen aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 23. Juni 1921 und vom 27. Aug. 1925

Seit ca. 1890 gab es am Ort ein eigenes Friedhofsareal. Bis dahin hatte man Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Oberaula beerdigt. Auch nach 1890 soll die alte Begräbnisstätte von Breitenbacher Gemeindemitgliedern noch weiter genutzt worden sein. 

Die Gemeinde Breitenbach unterstand dem oberhessischen Provinzial-Rabbinat Marburg.

Juden in Breitenbach:

         --- um 1620/25 ...................  4 jüdische Familien,

    --- um 1745 ......................  8     “       “    ,

    --- um 1780 ......................  5     “       “    ,

    --- 1835 ......................... 24 Juden,

    --- 1861 ......................... 36   “  ,*   *andere Angabe: 54 Pers.

    --- 1871 ......................... 47   “  ,

    --- 1885 ......................... 55   “   (ca. 7% d. Bevölk.),

    --- um 1895 ...................... 17 jüdische Familien (ca. 80 Pers.),

    --- 1905 ......................... 75 Juden (ca. 10% d. Bevölk.),

    --- 1924 ......................... 85   “  ,

    --- 1930 ..................... ca. 75   “  ,

--- 1939 .........................  9   “  .

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 92

         und                 Barbara Greve, Jüdisches Leben in den Dörfern Breitenbach, Hausen und Ottrau ..., S. 683/684

 

Die um die Mitte des 19.Jahrhunderts in Breitenbach lebenden jüdischen Familien waren zumeist völlig verarmt und ernährten sich vom sog. „Nothandel“ mit Trödelwaren; erst allmählich erreichte ein Teil der Familien einen bescheidenen Wohlstand. Um 1900/1920 lagen die Erwerbsmöglichkeiten der hiesigen jüdischen Familien zumeist im Viehhandel und dem Handel mit Manufakturwaren.

Zu Beginn der NS-Herrschaft lebten in Breitenbach noch knapp 70 jüdische Bewohner; die allermeisten verließen auf Grund der zunehmenden Entrechtung und Repressalien ihren Heimatort.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden 30 gebürtige bzw. länger in Breitenbach ansässig gewesene jüdische Bewohner Opfer der „Endlösung(namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/breitenbach_synagoge.htm).

 

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20169/Breitenbach%20Friedhof%20151.jpg http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20169/Breitenbach%20Friedhof%20157.jpg

jüdisches Begräbnisgelände in Breitenbach und ältere Grabsteine (beide Aufn. J. Hahn, 2008)

Eine Tafel auf dem Begräbnisgelände informiert wie folgt: Die rund um das Gräberfeld aufgestellten Grabsteine stehen nicht mehr auf den Gräbern. Sie wurden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft frevelhaft umgestürzt und verstreut, später zusammengetragen. In Trauer und zum mahnenden Gedenken neu aufgestellt von der Gemeinde Schauenburg im Jahre 1987.“

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 411 - 413

Barbara Greve, Jüdisches Leben in den Dörfern Breitenbach, Hausen und Ottrau in landgräflicher u. kurfürstlicher Zeit, in: Hartwig Bambey/u.a., “Heimatvertriebene Nachbarn” - Beiträge zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain, Band 2, Schwalmstadt-Treysa 1993, S. 683 – 694

Studienkreis Deutscher Widerstand (Hrg.), Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt, 1995, S. 58

Breitenbach am Herzberg, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Barbara Greve, Baruch Jacob, Schutzjud. Mosaiksteine aus dem Alltag einer jüdischen Hausiererfamilie um 1800, in: „Schwälmer Jahrbuch 1999“, S. 17 - 29

Thea Altaras, Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen – Was geschah seit 1945? Königstein im Taunus 2007, S. 127