Breslau (Schlesien)
Die Großstadt Breslau ist das heutige polnische Wrocław; mit derzeit ca. 675.000 Einwohnern ist Wrocław nach Warschau, Krakau und Łódź die viertgrößte Stadt des Landes (Ausschnitte aus hist. Karten von 1905 'Reg.bezirk Breslau' und 'Region um Breslau', aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Wrocław rot markiert, A. 2004, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 3.0).
Weit über die deutschen Grenzen hinweg galt Breslau als Zentrum des Reformjudentums. Im ausgehenden 19.Jahrhundert war Breslau - nach Berlin und Frankfurt/M. - die hinsichtlich ihrer Mitgliederzahl drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands.
Seit Beginn des 13.Jahrhunderts ist die Anwesenheit von Juden in der Stadt Breslau urkundlich nachweisbar. Sie standen ursprünglich unter dem Schutz der Herzöge: so hatte Herzog Heinrich IV. während seiner Regentschaft (1270-1290) in Breslau ein Statut erlassen, das den Juden Geldhandel zugestand, ihre Heiligtümer schützte und sie der alleinigen herzoglichen Rechtsprechung unterstellte.
Breslauer Machsor, um 1290 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Im Jahre 1341 erhielt die Stadt entscheidenden Einfluss auf die Geschicke der hiesigen Juden. In den Judengasse, der späteren Ursulinergasse, befand sich die älteste Synagoge Breslaus; deren Nachfolgebau lag im Hirsewinkel, der Röhrgasse; Erwähnung fand diese erstmals 1349. Schon vor 1246 war die hiesige Judenschaft im Besitz eines eigenen Friedhofs; dieses Areal lag damals außerhalb der Stadt, vor dem Ohlauer Tor am Stadtgraben. Von dort stammt auch ein Grabstein aus dem Jahre 1203, der heute als ältestes jüdisches Grabmal auf polnischem Boden im Breslauer Stadtmuseum ausgestellt ist. Zu Anfang des 14.Jahrhunderts war die Begräbnisstätte belegt, so dass Verstorbene auf einem angrenzenden Gelände beerdigt wurden; hier fanden auch auswärtige Juden ihre letzte Ruhe. 1345 wurde das Friedhofsgelände enteignet und die Grabsteine zum Bau der Stadtmauer zweckentfremdet.
Nach dem Pestpogrom von 1349 bzw. einer Verfolgung, deren Anlass eine in der Stadt wütende Feuersbrunst war, hat es in der unmittelbaren Folgezeit nur noch periodische Aufenthalte von Juden in Breslau gegeben. Den Höhepunkt der Verfolgungen in Schlesien brachte - nach dem Auftreten des fanatischen Franziskaner-Mönchs Johann(es) von Capistrano – ein auf Veranlassung des böhmischen Königs betriebener Hostienschändungsprozeß, der mit der Verbrennung von 41 Juden auf dem Scheiterhaufen und der Vertreibung der übrigen Juden (etwa 300 Pers.) aus Breslau endete. Mit dem 1455 erlassenen Verbot des Königs Ladislaus („Privilegium de non tolerandis Judaeis“) durften Juden in Breslau nicht mehr wohnen; dies war der Grund dafür, dass es in den folgenden zwei Jahrhunderten keine in der Stadt ansässigen Juden gab; auch aus fast allen anderen schlesischen Städten wurden die Juden vertrieben.
Stadtansicht von Breslau - Schedelsche Weltchronik von 1493 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Mit dem Aufschwung des Handels im Laufe des 16.Jahrhunderts erreichten auch wieder Juden Breslau; allerdings waren sie nur kurzzeitig geduldet, um ihre Geschäfte abzuwickeln. Diese Duldung erstreckte sich auf die viermal im Jahr stattfindenden Jahrmärkte und sowie auf Märkte, die an kirchlichen Feiertagen abgehalten wurden. Juden kamen hierher nicht nur aus allen Teilen Schlesiens, sondern auch aus Polen, Mähren, Litauen, der Ukraine und anderen Gebieten Osteuropas. An den Stadttoren mussten sie jeweils eine gesonderte Einlassgebühr bezahlen.
Lange konnte sich die Breslauer Kaufmannschaft einer dauerhaften Ansiedlung jüdischer Familien widersetzen, doch Mitte des 17.Jahrhunderts gestattete der deutsche Kaiser einigen Juden die Niederlassung, zunächst in der Stadt und danach in den Vorstädten. Auch erhielten sie unbeschränkten Zutritt zu den Märkten und die Erlaubnis, eigene Synagogen zu errichten. Die Entstehung der Jüdischen Gemeinde Breslau ist auf diese kaiserlich-privilegierten Juden zurückzuführen.
Gegen Ende des 17.Jahrhunderts waren etwa 15 jüdische Familien dauerhaft hier ansässig. Möglich gemacht und gesichert war ihr unbegrenztes Niederlassungsrecht in einer städtischen Judenordnung von 1697, die der Breslauer Magistrat auf Druck der Habsburger Oberherren erlassen hatte. Bei diesen in der Stadt zugelassenen Juden handelte es sich vornehmlich um Münzlieferanten, Goldschmiede/Edelsteinschleifer und Ärzte.
Ihre Zahl nahm in den ersten Jahrzehnten des 18.Jahrhunderts kontinuierlich und auch deutlich zu (vgl. Bevölkerungstabelle). Eine besondere, in einem Edikt von 1713 definierte „Toleranzsteuer“ schützte sie dabei vor weiteren Vertreibungen. Zeitweise wurden dann erneut einschränkende Bestimmungen für Juden erlassen, z.B. durch die Judenverordnung von 1702. Unter Friedrich dem Großen - Schlesien war ab 1742 preußische Provinz - erfolgte dann eine schrittweise Privilegierung, die Ende des 18.Jahrhunderts zu einer toleranteren „Judenverordnung“ führte. Bei den „Generalprivilegierten“, von denen es damals etwa 20 gab, handelte es sich zumeist um überregional agierende Großkaufleute, die vor allem im Münzwesen und bei der Versorgung des Militärs engagiert waren.
Da jeder privilegierte Jude seine religiösen Bedürfnisse (Gottesdienste) selbst bestreiten musste, entstanden zahlreiche private Betstuben, und aus einzelnen entwickelten sich im Laufe der Zeit dauerhafte Privatsynagogen.
Die wichtigste Synagoge in der friderizianischen Epoche war die sog. „Breslauer Landschule“; dieses im regionalen Baustil erstellte Fachwerkgebäude war gegen Mitte des 18.Jahrhunderts in einem geschlossenen Innenhof, der zu einem jüdischen Gasthaus/Warendepot (im Pokoyhof) gehörte, errichtet worden. Der Synagogenraum, der jeweils 150 Männer- und Frauenplätz besaß, befand sich im Obergeschoss. In der „Landschule“ war auch der Sitz des schlesischen Landesrabbiners.
Die "Landschule" in Breslau (hist. Aufn., Archiv)
Im Jahre 1744 wurde durch einen Erlass des preußischen Königs die jüdische Gemeinde Breslau offiziell anerkannt, gleichzeitig aber die Zuwanderung von Juden in die schlesische Hauptstadt restriktiv gehandhabt. So hieß es in der Deklaration vom 6.Mai 1744 u.a.:
„ Wir Friedrich [...], König von Preußen [...] Thun kund [...], demnach Wir missfällig vernehmen müssen, wie denen alten Privilegiis sowohl, als dem Herkommen Unserer getreuen Haupt-Stadt Breßlau entgegen [...] sich ein so überschwenglicher Schwarm allerhand Jüdischen Volckes eingeschlichen und ausgebreitet, daß dadurch und die von selbigen ausgeübten Praktiquen sowohl als heimlichen Handel und Wandel [...] nicht nur Unsern Königl. Cassen beträchtlicher Nachtheil, sondern auch dem in Unserer Haupt-Stadt Breßlau befindlichen getreuen Handels-Stande mannichfaltige Beeinträchtigungen erwachsen [...] und dann Wir der Landes-Väterlichen festen Willens-Meynung sind und immerdar bleiben, alles dasjenige aus dem Wege räumen und abstellen zu lassen, was dem Flor der Commercii hinderlich, und dem Wohlstand der Breßlauischen Kaufmannschaft entgegen seyn mag; [...] haben Wir [...] resolviret, diesem Unwesen, mittelst gegenwärtigen Gesetzes entgegen zu gehen, das gesamte liederliche Juden-Volck gänzlich aus der Stadt zu expelliren, denenjenigen wohlberüchtigten und redlich Handelstreibenden Juden aber,, denen Wir zu Unserer Breßlauischen Müntze ohnumgänglich bedürffen, [...] zur Unterhaltung des importanten Handels mit der Polnischen Judenschafft auch nicht unnützlich seiyn möchten, ihren Handel und Wandel dergestalt zu beschräncken, [...] dass daraus wesentlicher Nachtheil vor Unsere Kauffmannschafft nicht entstehen kann.“
1776 sollen sich in Breslau 17 Generalprivilegierte, 19 Privilegierte, 152 Tolerierte, 34 Fixentristen (=Zugereiste) und 62 Bedienstete mit ihren Familien aufgehalten haben.
Nach dem Tode Friedrich II. (1786) nahm die Zahl der Generalprivilegierten erheblich zu; dies rief die Breslauer Kaufmannschaft auf den Plan, die um die Existenz ihrer Handelshäuser fürchtete. Was den Osthandel betraf, besaßen die hiesigen Juden die besseren Handelsbeziehungen; denn die ständigen Handelsvertreter aus den in Osteuropa liegenden Städten ("Schamesse" genannt) waren in der Regel Juden.
Im 19.Jahrhundert nahm die Bedeutung der Breslauer Juden im Wirtschaftsleben Schlesiens enorm zu: Jüdische Unternehmer gründeten Baumwoll- und Textilfabriken und waren beteiligt an der Etablierung großer oberschlesischer Industrieunternehmen. Auch Bankhäuser im Besitz jüdischer Familien förderten die industrielle Entwicklung. Als Zentrum des Getreidehandels wurde Breslau von einer Reihe alteingesessener jüdischer Firmen beherrscht. Der wirtschaftliche Aufstieg vom „Handelsjuden“ in die gehobene städtische Kaufmannschaft brachte auch eine gewisse soziale Akzeptanz durch die christliche Mehrheitsgesellschaft mit sich.
Dennoch bestand unter den Juden Breslaus eine tiefe soziale Kluft; neben einer schmalen wohlhabenden Oberschicht bestand bis ins 19.Jahrhundert hinein eine zahlenmäßig beträchtliche Unterschicht, die sich erst allmählich hocharbeiten konnte.
Die mitgliederstarke Breslauer Judenschaft besaß zwei Hauptsynagogen: zum einen die große, liberale „Neue Synagoge” am Schwaidnitzer Stadtgraben (erbaut 1866/1871) und zum anderen die etwas kleinere, seit 1829 bestehende konservative „Alte Synagoge” in der Wallstraße, die auch „Der Storch“ genannt wurde, weil das Synagogengebäude auf dem Grundstück „Zum weißen Storch“ errichtet worden war; die Räumlichkeit war immerhin für ca. 1850 Gläubige bestimmt. Die „Alte Synagoge” diente bis 1873 der gesamten jüdischen Gemeinde als Gotteshaus, ehe dann mit Fertigstellung der „Neuen Synagoge” der „Storch“ den orthodox ausgerichteten Mitgliedern vorbehalten blieb.
"Storchen"-Synagoge (Aufn. um 1935, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Bereits im 18.Jahrhundert hatte es in Breslau Synagogen gegeben; eine der ältesten war die sog. „Landschul“ (auch Landessynagoge genannt), die zwischen Antonien- und Wallstraße lag (Text siehe oben).
Die Sklower Synagoge - auch als „litauische Synagoge“ bezeichnet, weil sie seit ca. 1760 litauischen Kaufleuten als Versammlungsraum diente - wurde bis ca. 1900 genutzt und befand sich in einem Haus an der Goldeneradegasse.
Die sog. „Zülzer Synagoge“ - benannt nach der Kleinstadt Zülz - befand sich von 1732 bis 1893 am Karlsplatz, wo einst viele Juden lebten; zudem gab es die Glogauer, Neu-Glogauer und Lissaer Betsäle, die in angemieteten Räumen von Privathäusern untergebracht waren.
Die seit 1780 in Breslau bestehende „Gesellschaft der Brüder“ - eine Vereinigung der jüdischen Aufklärer und ihrer Anhänger - eröffnete 1829 eine ausschließlich aus privaten Mitteln errichtete Synagoge, die bis zum Bau der ersten Gemeindesynagoge die größte in Breslau war. Die vor allem auf Veränderungen im Kultus- und Erziehungswesen ausgerichtete „Gesellschaft der Brüder“ – getragen vor allem von den einflussreichen Familien der Stadt - hatte auch aktiv an der Gründung der ersten jüdischen Reformschule - der Königlichen Wilhelmsschule - mitgewirkt, die 1791 gegen Proteste der orthodox dominierten Gemeinde etabliert worden war. Zehn Jahre später wurde die „Mädchenschule für arme Töchter“ eingerichtet.
Mit mehr als 1.800 Plätzen war die von dem jüdischen Architekten Edwin Oppler erbaute „Neue Synagoge“ in Breslau eine der größten und prächtigsten Synagogen auf deutschem Boden. Das imposante, im neogotisch-neoromanischen Stil erstellte Backsteingebäude mit seiner 73 Meter hohen Kuppel war 1872 durch die Breslauer Rabbiner Gedalja Tiktin, einem orthodoxen, und Manuel Joel, einem liberalen Rabbiner, eingeweiht worden.
Gedalja Tiktin, geb. 1808 in Tschenstochau, war königlicher Landesrabbiner in Schlesien und gehörte zum orthodoxen Kreis der „Landschul“ (Antoniengasse). 1843 war er von Angehörigen dieser alt-religiösen Richtung zum Rabbiner gewählt worden und vertrat danach offiziell die Belange der hiesigen Orthodoxen. Per Kabinettsordre (1854) wurde er durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zum Landesrabbiner von Schlesien ernannt. Konflikte innerhalb der gespaltenen Gemeinde (mit dem damaligen reformorientierten Breslauer Stadtrabbiner Abraham Geiger) wurden erst unter dem Rabbiner Manuel Joel beigelegt. Gedalja Tiktin, dessen Engagement für soziale Zwecke allgemeine Anerkennung fand, starb 1886 in Breslau.
Manuel (Menachem) Joel, geb. 1826 als Sohn eines Rabbiners in Birnbaum begann nach dem in Berlin abgelegten Abitur ein Studium in Philologie, Philosophie und Jüdische Wissenschaften an der Berliner Universität (1850). Navch seiner Promotion an der Universität Halle kam er als Dozent an das neu geschaffene Jüdisch-Theologische Seminar nach Breslau. 1963 trat er als Rabbiner der liberalen Gemeinde die Nachfolge von Abraham Geiger an. Dr. Manuel Joel galt als gemäßigter Vertreter des Reformjudentums und bemühte sich stets um gute Kontakte zu Vertretern der orthodoxen Richtung. Er starb im Jahre 1890 an seiner Wirkungsstätte Breslau.
Neue Synagoge von Breslau (Lithographie Robert Geissler, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Synagoge Breslau (Stich von 1879) Siegelmarke der Breslauer Gemeinde
Blick auf die Breslauer Synagoge (hist. Postkarte und Abb.Kunstanstalt Breslau 1914, aus: wikipedia.org, PD-alt-1923)
Logo mit dem Motto „Denn das Gebot ist eine Leuchte und das Gesetz ein Licht“ (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Überregionale Bedeutung hatte Breslau Mitte des 19.Jahrhunderts durch die Gründung des Jüdisch-Theologischen Seminars erhalten; auf Grund einer umfangreichen Stiftung der Breslauer Kaufleute David und Jonas Fraenckel konnte dieses eröffnet werden, das als erste Einrichtung in Deutschland jüdischen Studenten die Möglichkeit einer umfassenden modernen Rabbinerausbildung bot. Der Vorschlag zur Errichtung einer jüdisch-theologischen Fakultät an einer Universität ging auf Abraham Geiger zurück; doch erst zwei Jahrzehnte später (1854) wurde das Seminar unter Leitung des konservativ-reformorientierten Dresdner Oberrabbiners Zacharias Frankel (1801-1875) eröffnet.
Dr. Zacharias Frankel (geb. 1801 in Prag) – späterer Gründungsdirektor des Jüdisch-Theologischen Seminars in Breslau - wuchs als Sohn einer recht wohlhabenden, streng-religiösen Familie auf; insgesamt 20 seiner unmittelbaren Vorfahren waren Talmud-Gelehrte, Rabbiner in Prag bzw. Oberlandesrabbiner der böhmischen Judenschaft. Neben einer religiösen erhielt Zacharias Frankel eine säkuläre Ausbildung. Nach dem Talmudstudium in Prag ging er 1825 nach Budapest; dort absolviert er ein Studium in Philosophie, Philologie und Naturwissenschaften; mit dem Doktorat schloss er 1830 seine Studienphase ab. Die ersten Stationen seines theologischen Wirkens lagen in Böhmen (Leitmeritz, Teplitz). Nach dem Tode des Dresdner Rabbiners wurde Dr. Zacharias Frankel 1836 als Oberrabbiner für Dresden gewählt, dessen Aufgabe auch die Betreuung der Gemeinde von Leipzig umfasste. An seiner sächsischen Wirkungsstätte gelang es Frankel, dass der bis dato geltende entwürdigende sog. „Judeneid“ abgeschafft wurde. Eine Berufung als Oberrabbiner in Berlin lehnte er ab, da die preußische Regierung sich gegen eine rechtliche Gleichstellung des jüdischen Glaubens mit dem christlichen ausgesprochen hatte. Im Jahre 1854 wurde Dr. Frankel als Direktor des neugegründeten Jüdisch-Theologischen Seminars nach Breslau berufen; dieses war das erste moderne Rabbinerseminar Deutschlands und sollte Vorbild für ähnliche Einrichtungen in anderen europäischen Ländern werden. Frankel entfaltete eine breite wissenschaftliche Tätigkeit und veröffentlichte zahlreiche Schriften; in seiner religiösen Einstellung vertrat er eine Mittelstellung zwischen jüdischer Orthodoxie und Reformjudentum. Zu seinen bleibenden Leistungen zählte auch die Gründung der „Monatszeitschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums“, die von ihm bis 1868 redaktionell geführt wurde. Bis zu seinem Tod (1875) war Breslau sein Lebensmittelpunkt.
Der in Frankfurt/M. als Sohn eines Rabbiners geborene Abraham Geiger, der eine streng religiöse Erziehung genossen hatte, studierte an den Universitäten Heidelberg und Bonn alte Sprachen, Geschichte, Philosophie. 1830 hatte er seine Rabbinerausbildung beendet, übernahm zwei Jahre später die Rabbinatsstelle in Wiesbaden. Von hier ging er nach Breslau, wo er 1843 das Amt des Oberrabbiners antrat. In der Folgezeit gab es erhebliche Differenzen zwischen ihm und den religiös-orthodoxen jüdischen Kreisen, die Geigers Haltung als zu liberal einstuften. Geiger verließ 1863 Breslau und war anschließend bis 1870 Rabbiner der Einheitsgemeinde in Frankfurt/M. Er gehörte zu den Gründern der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, wo er bis zu seinem Tode (1874) lehrte.
Aus Birnbaum stammte der jüdische Gelehrte und Rabbiner Manuel (Sacharja Menachem) Joel (geb. 1826). Nach Schulbesuchen in Posen und Berlin begann er 1849 an der Universität Berlin ein Studium in klassischer Philologie und Philosophie sowie jüdische Wissenschaften. Nach der Promotion kam er 1854 an das neu geschaffene Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau und wurde 1863 - als Nachfolger von Abraham Geiger – zum Rabbiner der dortigen liberalen Gemeinde gewählt. Er trat als gemäßigter Reformer für eine Symbiose althergebrachter historischer Gottesdienstformen mit den neuen seiner Zeit ein. Manuel Joel starb 1890 in Breslau.
Aus Rawitsch stammte der 1849 geborene jüdische Historiker und Rabbiner Markus (Mordechai) Brann, Sohn des Talmudisten und Rabbiners Salomon Brann. Sein Wirken an zunächst verschiedenen Stätten wurde durch eine Berufung an das jüdisch-theologische Seminar Breslau gekrönt, wo er die Nachfolge von Heinrich Graetz antrat und dieses Amt bis zu seinem Tode inne hatte. Seine Verdienste wurden mit der Verleihung eines Professorentitels gewürdigt. Brann starb 1920 in Breslau.
Im Jahre 1886 entstand in Breslau die erste jüdische Studentenvereinigung, die Viadrina, die als eine Reaktion auf den damals an den Hochschulen stark verbreiteten Antisemitismus zu sehen war. In ihrem Gründungsaufruf hieß es u.a.:
„ ... Daß ... wir Juden in weiten Kreisen der Bevölkerung verachtet, gehaßt, mindestens aber als Fremde und nicht als ebenbürtige Mitbürger betrachtet werden, darüber können wir uns keinem Zweifel hingeben; mit Schmerz aber sehen wir diese Gefühle gerade bei den gebildeten Ständen sich kundgeben ... Wir vertreten dabei ... den Grundsatz ..., daß wir Juden und zugleich Deutsche im wahren Sinne des Wortes sein können.”
Ihre Verstorbenen begruben die Juden Breslaus zunächst auf Friedhöfen benachbarter Orte; erst 1761 wurde ihnen in Breslau die Anlage eines eigenen Friedhofs erlaubt, und später kamen weitere Begräbnisstätten hinzu. Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts erwarb die Gemeinde ein Gelände beim Dorf Gabitz; auf dem 1856 erstmals genutzten Beerdigungsgelände (Lohestraße) fanden mehr als 12.000 Verstorbene ihre letzte Ruhe.
monumentale Grabanlagen auf dem alten jüdischen Friedhof (Aufn. B. Maliszewska, 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Im Jahre 1902 wurde an der Frankfurter Straße (Lotnicza-Straße) ein weiteres großflächiges Begräbnisareal eingeweiht; gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde dessen Fläche noch erweitert. Im Laufe nur weniger Jahrzehnte wurden hier ca. 20.000 Gräber angelegt.
Eingangsportal (Aufn. Barbara Chabior)
Juden in Breslau:
--- 1345 .......................... ca. 70 jüdische Familien,
--- 1697 .............................. 13 “ “ ,
--- 1707 .............................. 43 “ “ ,
--- 1725 .............................. 656 Juden,
--- um 1740 ....................... ca. 1.000 “ ,
--- 1791 .............................. 2.484 “ ,
--- 1810 .............................. 3.255 “ ,
--- 1817 .............................. 4.409 “ (5,7% d. Bevölk.),
--- 1825 .......................... ca. 4.400 “ ,
--- um 1840 ....................... ca. 6.000 “ ,
--- um 1850 ....................... ca. 7.400 “ ,
--- 1871 .............................. 13.916 “ (6,7% d. Bevölk.),
--- 1880 .......................... ca. 17.500 “ ,
--- 1890 .......................... ca. 17.500 " ,
--- 1910 .......................... ca. 20.200 “ ,
--- um 1920/25 .................... ca. 23.200 “ (4,2% d. Bevölk.),
--- 1933 .......................... ca. 20.200 “ (3,25 d. Bevölk.),
--- 1939 .......................... ca. 10.600 “ ,
--- 1940 (Mitte) .................. ca. 8.000 bis 9.000 " ,
--- 1945 (Frühjahr) ................... 200 “ .
Angaben aus: Kurt Schwerin, Die Juden im wirtschaftlichen und kulturellen Leben Schlesiens
und Margret Heitmann, “Wünschen Sie nicht, diese Heimat in ihrer jetzigen Verfassung wiederzusehen ...”
Am Ring in Breslau (hist. Bildpostkarte) Kaufhaus der Gebrüder Barasch
Anm.: Am Ring befand sich das größte und bekannteste Kaufhaus Breslaus, das die Gebrüder Arthur und Georg Barasch im Jahre 1904 eröffnet hatten.
Um 1925 lebten mehr als 23.000 Juden in Breslau; das entsprach immerhin einem Anteil von ca. 4% der Gesamtbevölkerung. In der Stadt existierte eine Vielzahl jüdischer Vereinigungen, die auf sozialem und kulturellem Gebiet tätig waren. Die letzten Jahre der Weimarer Republik standen jedoch im Zeichen einer zunehmenden Abwanderung. Bestimmt wurde diese Tendenz durch wirtschaftlichen Niedergang und politische Unsicherheiten. Während im Jahre 1925 in ganz Schlesien noch etwa 40.000 Juden lebten, war ihre Zahl im Januar 1933 auf ca. 34.000 Personen gesunken.
Bereits vor dem reichsweiten Boykotttag war die SA in Breslau „Herr der Straße“ und begann mit ihren „Aktionen“. Aus einem Polizeibericht vom 11.3.1933:
Der Polizeipräsident Breslau teilt mit:
In Breslau ist heute früh die Ruhe gestört worden durch die SA, welche in jüdische Warenhäuser und Geschäfte eingedrungen ist. Es ist Schutzpolizei eingesetzt worden, die in aller Ruhe die SA abgedrängt hat. ... Die Warenhäuser haben nunmehr ‘freiwillig’ bis Montag geschlossen. Ferner ist die SA in das Land- und Amtsgericht eingedrungen und hat jüdische Rechtsanwälte und Richter aus ihren Amtszimmern geholt. ... Die SA versucht nun, auch das Warenhaus Wertheim zu schließen. ... Der Polizeipräsident hat ... mit Nachdruck erklärt, daß keine weiteren Ruhestörungen zugelassen würden ... Außerdem sind heute sämtliche großen Autostraßen um Breslau herum von der SA abgesperrt worden. Die Breslau verlassenden Autos sind von der SA angehalten und durchsucht worden, anscheinend um zu verhindern, daß Juden Breslau verlassen. ...”
Diese antijüdischen „Kundgebungen“ wurden in der Folgezeit weiter ausgedehnt. Aus dem Jahresbericht (1936) des SD-Oberabschnitts Süd-Ost (vom 14.1. 1937):
„ ... Das Jahr 1937 hat im allgemeinen für die Juden in ihrem Eigenleben keine bedeutsame Veränderung gebracht. Die Gesamtzahl der Juden hat in Schlesien durch Abwanderung und Zuwanderung nur eine unbedeutsame Veränderung erfahren. Der schon in den Vorjahren beobachtete Zuzug in den größeren Gemeinden vom flachen Lande her hat auch in diesem Jahr angehalten. ... Sie hat dazu geführt, daß außer den niederschlesischen Synagogengemeinden Freystadt, Freiburg und Striegau, die in der ersten Hälfte des Jahres aufgelöst wurden, nun auch die Synagogengemeinden in Guttenberg, Landsberg und Rosenberg O/S. kurz vor der Auflösung stehen. Die Wanderungsbewegung geht wie bisher von Osten aus Oberschlesien über Breslau nach dem Reich. ...”
In der Pogromnacht wurden die Neue Synagoge am Anger und alle noch bestehenden jüdischen Bethäuser zerstört.
Brennende Neue Synagoge (hist. Aufn., aus: wroclaw.pl)
Nur die „Storchen-Synagoge“ blieb erhalten, da man wegen der Gefährdung der benachbarten Gebäude nicht wagte, sie anzuzünden. Fast 2.500 jüdische Männer wurden von den NS-Behörden festgenommen und ins KZ Buchenwald verbracht.
Die „Arisierung“ jüdischen Eigentums war im wesentlichen bis Ende 1938 abgeschlossen bzw. „in anderer Form abgewickelt“ worden.
Eine der letzten in Breslau wirkenden Rabbiner war der religiös-liberal eingestellte Dr. Hermann Vogelstein, Sohn des Rabbiners Heinemann Vogelstein. Nach dem Studium an den Universitäten Berlin und Breslau und am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau bzw. an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums in Berlin amtierte ab 1895 zunächst als Prediger und Rabbinatsverweser in Oppeln, ehe er 1897 nach Königsberg wechselte. Nach dort mehr als 20jähriger Tätigkeit wurde er 1920 Rabbiner in Breslau. 1938 emigrierte er nach England, von dort in die USA. Wenige Jahre später verstarb es in New York (1942).
Mitte Mai 1939 lebten nur noch ca. 11.200 jüdische Bewohner in Breslau. Ab Ende 1941 begannen die Deportationen der jüdischen Bewohner Breslaus, nachdem sie schon Monate zuvor aus ihren Wohnungen geholt und zwangsweise in „Judenhäuser“ umquartiert worden waren. Sammelpunkte für die Deportationstransporte waren das Gelände um die „Storchen-Synagoge“ in der Wallstraße und am Schießwerderplatz.
Am 25. November 1941 deportierte man 1.000 Breslauer Juden, darunter auch Gemeindevorsteher Willy Cohn mit Familie, nach Kaunas/Kowno. Als die Juden aus Breslau dort ankamen, wurden sie zusammen mit weiteren 1.000 Juden aus Wien im Fort IX („Neuntes Fort“) in Kaunas bei einer Massenhinrichtung erschossen.
Über die Zwischenstationen Grüssau, Tormersdorf, Riebnig und anderen schlesischen Orten gelangte ein anderer Teil der Juden Breslaus ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Diejenigen, die noch in Breslau zurückgeblieben waren, deportierten die NS-Behörden ab dem Frühjahr 1942 direkt nach Sobibor, Auschwitz, Riga oder Theresienstadt (Anm.: Insgesamt waren es 15 Transsporte aus der gesamten schlesischen Provinz).
Deportationstransporte aus Breslau erfolgten:
--- am 25.11.1941 „nach dem Osten“ (Kaunas/Kowno)
--- am 13.04.1942 nach Izbica
--- am 03.05.1942 nach Auschwitz
--- am 30.08.1942 und in den folgenden Monaten nach Auschwitz u. Theresienstadt*
--- am 06.03.1943 nach Auschwitz (ca. 1.400 Personen),
--- im April 1944 nach Theresienstadt
* Die meisten Transporte vom Sommer 1942 bis Ende 1944 hatten Theresienstadt zum Ziel.
Nach Auflösung der Gemeinde verblieben in Breslau nur noch die sog. „privilegierten Mischehe-Partner“; nur knapp 200 Juden (?) sollen in Breslau das Kriegsende erlebt haben. Die Gestapo soll in der belagerten Stadt noch gegen Kriegsende eine „Judenaktion“ vorbereitet haben, demnach sollten die verbliebenen Juden auf Oderkähne verladen und bei Pöpelwitz versenkt werden; dazu ist es aber nicht mehr gekommen.
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten zugewanderte Juden wieder eine jüdische Gemeinde in Breslau, die die erhalten gebliebene „Storchen-Synagoge“ als Gotteshaus nutzte. Es waren zum einen Überlebende des KZ Groß-Rosen und seiner Nebenlager und zum anderen aus der Sowjetunion hierher verbrachte Juden. In den nachfolgenden Jahrzehnten musste die jüdische Gemeinde hart um ihre Existenz kämpfen, ehe sich dann ab 1990 das jüdische Leben in der Stadt wieder erholte. Gegenwärtig besteht die jüdische Gemeinde Wroclaw aus knapp 1.000 Familien und ist damit die zweitgrößte in Polen.
Von den drei jüdischen Friedhöfen existieren noch die beiden in der Lohestraße und in Cosel, während der älteste, bereits 1852 geschlossene Friedhof in der Nähe des Hauptbahnhofes (ehem. Schweidnitzer Vorstadt) von den NS-Behörden dem Erdboden gleichgemacht worden ist. - 1975 nahm die Stadt Wroclaw den Friedhof in der Lohestraße in die Liste der Baudenkmäler auf, und in den Jahren danach folgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Auf den meisten der ca. 12.000 Grabmäler sucht man Inschriften jedoch vergebens.
Portal des alten Friedhofs (Aufn. Aneta Hoppe, 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Steinerner "Grabschmuck" auf dem jüdischen Friedhof in Breslau (Aufn. Jan Eric Loebe, 2007 und Aneta Hoppe, 2007)
Mitte der 1990er Jahre begann man mit der aufwändigen Restaurierung der inzwischen stark verfallenen „Storchen-Synagoge“; 2010 konnte diese erfolgreich abgeschlossen und das total sanierte Gebäude wiedereröffnet werden. Ihre Rettung verdankt sie vor allem der in Norwegen aufgewachsenen jiddischen Liedermacherin Bente Kahan.
Um die Synagoge hat sich gegenwärtig wieder ein bescheidenes jüdisches Leben entwickelt; seit einigen Jahren gibt es auch eine jüdische Schule. Der Gemeinde von Wroclaw und Umgebung gehören heute immerhin ca. 300 Familien an.
„Storchen-Synagoge“ vor und nach der Restaurierung (Aufn. E.Dyan, 1994 und Aufn. Julo, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 2.5 bzw. gemeinfrei)
Details aus dem Innern der restaurierten Synagoge (Aufn. Panek, 2012 und B. Maliszewska, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Am ehemaligen Standort der Neuen Synagoge erinnert seit Anfang der 1990er Jahre ein mehrteiliges steinernes Mahnmal an ihre Zerstörung und an die Opfer des Holocaust.
Mahnmal (Aufn. Bonio, 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Dreisprachig (deutsch-polnisch-hebräisch) ist hier die folgende Inschrift zu lesen:
Sie legten an das Heiligtum Feuer, entweihten die Wohnung deines Namens bis auf dem Grund. Ps. 74,7.
An dieser Stelle stand bis zum 9. November 1938 die größte Synagoge der jüdischen Gemeinde der Stadt Breslau. In dieser Nacht wurde sie vom nationalsozialistischen Regime niedergebrannt. Mit diesem Akt der Zerstörung begann der Mord der jüdischen Kinder, Frauen und Männer Breslaus. Ehret Ihr Andenken!
2014 fand erstmals nach 75 Jahren in Wroclaw weder eine Rabbinerweihe statt. In der hiesigen Synagoge überreichte Daniel Freelander, Präsident der Weltunion für progressives Judentum, Absolventen des Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam ihre Gebetsschals und Urkunden. Zu den Ehrengästen gehörten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Charlotte Knobloch, die damalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Ordination von vier Rabbinern und Kantoren, drei Absolventen des Abraham-Geiger-Kollegs der Universität Potsdam, erinnert an 140. Todestag von Rabbi Abraham Geiger, der sein Amt von 1838 bis 1863 in der Synagoge zum Weißen Storch ausübte.
Ordination im Sept. 2014 (Aufn. dpa, aus: juedische-allgemeine.de)
Breslau war die erste Stadt in Polen, in der sog. „Stolpersteine“ verlegt wurden; der erste wurde 2008 Edith Stein gewidmet; einige Steine für Angehörige ermordeter jüdischer Familien kamen 2016 bzw. 2019 hinzu; allerdings ist die Gesamtzahl der verlegten Steine derzeit noch eher gering (ca. 25 Steine/2024).
verlegt für Angehörige der jüdischen Familie Zorek/Treitel (Aufn. Chr. Michelides, 2016, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
2023 verlegte Steinquader (Aufn. Chr. Michelides, 2023, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
Breslau ist die Geburtsstadt von Ferdinand Lasalle (geb. 1825), der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers war. Lasalle studierte von 1842 bis 1846 Philologie, Geschichte und Philosophie. In Düsseldorf lernte er den revolutionären Kreis um Marx und Engels kennen. Er arbeitete für Marx als Mitarbeiter der “Neuen Rheinischen Zeitung” und war 1848 an den revolutionären Aufständen in Köln und Düsseldorf beteiligt; dafür wurde er mit sechs Monaten Gefängnis bestraft. Nach seinem Bruch mit Marx gründete er 1863 in Leipzig den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ (ADAV), dessen Ziel die Vertretung der sozialen Interessen des deutschen Arbeiterstandes war. Hinsichtlich der Lösung der ‚deutschen Frage’ sympathisierte Lasalle mit Bismarck; für ein gemeinsames politisches Vorgehen konnte jedoch keine Basis gefunden werden. Ferdinand Lasalle verfasste eines der bedeutendsten philosophischen Werke über Heraklit. Er starb 1864 an den Folgen eines Duells nahe Genf, sein Grab liegt auf dem jüdischen Friedhof in Breslau.
Im Jahre 1830 wurde Lina Morgenstern geb. Bauer als drittes von sechs Kindern einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie in Breslau geboren. Schon frühzeitig engagierte sie sich im sozialen Bereich. Nach ihrer Verheiratung mit Theodor Morgenstern siedelte sie nach Berlin über, wo sie wegen ihrer karitativen Aktivitäten bald auf sich aufmerksam machte. An der Gründung des „Verein der Berliner Volksküchen“, des Berliner Kinderschutzvereins und des Berliner Hausfrauenvereins war sie maßgeblich beteiligt. Zudem machte sie stets auf soziale Missstände aufmerksam. Ihre zahlreichen Veröffentlichungen - insbesondere zur Stellung der Frau in Deutschland - haben das Gedächtnis an die Frauenrechtlerin und Sozialaktivistin Lina Morgenstern der Nachwelt bewahrt. 1909 starb Lina Morgenstern in Berlin. In Friedrichshain-Kreuzberg trägt heute eine Oberschule ihren Namen.
Edith Stein wurde 1891 als jüngstes von elf Kindern einer wohlhabenden jüdisch-orthodoxen Familie in Breslau geboren. Als Jugendliche gab sie ihren Glauben auf und bekannte sich zum Atheismus. Ihr Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik schloss Edith Stein 1916 mit ihrer Dissertation ab; anschließend war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin von Edmund Husserl in Freiburg. Den Wendepunkt ihres Lebens bildete die Lektüre der Autobiographie der heiligen Theresa von Avila: Sie konvertierte 1922 zum Katholizismus. Edith Stein übte danach verschiedene Lehrtätigkeiten aus, so am Dominikanerinnenkloster St. Magdalena in Speyer und ab 1932 am Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Nach der NS-Machtübernahme wurde die Philosophin und Pädagogin mit Berufsverbot belegt. 1934 trat sie in den Orden der Karmeliterinnen ein, vier Jahre später legte sie ihr Gelübde ab. Wegen ihrer jüdischen Abstammung floh sie 1939 nach Holland ins Kloster von Echt. Anfang August 1942 wurde sie verhaftet, nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Edith Stein ist die erste katholische Märtyrerin jüdischer Abstammung, die kanonisiert wurde; ihre Seligsprechung erfolgte im Jahre 1987 durch Papst Johannes Paul II.; 1998 wurde sie heilig gesprochen. Die Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e.V. ist eine Vereinigung, „die es sich zum Ziel setzt, die Erinnerung an Edith Stein zu vertiefen sowie ihr philosophisches und religiöses Erbe zu erschließen und zu pflegen. Im Bewusstsein, dass Edith Steins Leben mit den tragischen geschichtlichen Ereignissen ihrer Zeit eng verknüpft war, möchte sich die Gesellschaft der Völkerverständigung und der Verwirklichung der Vision eines vereinten, gerechten Europas widmen, in dem die Menschenrechte unabhängig von bestehenden Grenzen und nationalen, religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Unterschieden anerkannt und geachtet werden“. Der seit 1995 vergebene Edith-Stein-Preis wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten, Gruppen und Institutionen verliehen, die sich durch Grenzüberschreitungen bei ihrem sozialen, politischen und gesellschaftlichen Engagement in hervorragender Weise ausgezeichnet und bewährt haben.
Postwertzeichen der Deutschen Bundespost von 1988
Ignatz Bubis wurde 1927 in Breslau geboren. Aus Angst vor antisemitischen Übergriffen verließ die Familie Breslau und siedelte in die polnische Kleinstadt Deblin/Weichsel über. 1941 wurde sie dort ins neu geschaffene Ghetto eingewiesen. Während sein Vater und seine Brüder ermordet wurden, konnte Ignatz Bubis überleben; er wurde in Tschenstochau von der Roten Armee befreit. Wechselvolle Jahre kennzeichnen das Leben von Bubis bis 1949; sein Handel am Rande der Legalität in der SBZ führte 1949 zu seiner Flucht in den Westen Deutschlands. Mit Billigung der Besatzungsmacht erhielt er das Monopol im Edelmetallhandel, das ihn zu großem Reichtum führte. Die Gewinne investierte er in Immobilien. Ab 1956 gehörte er dem Gemeinderat der Jüdischen Gemeinde Frankfurt an, dessen Vorsitzender er dann ab 1983 war. Während der „Häuserkämpfe“ im Frankfurter Westend (um 1970) geriet Bubis als „skrupelloser Spekulant“ ins Schussfeld der Medien. Durch diese Ereignisse verlor er fast sein gesamtes Vermögen. Ende der 1980er Jahre wurde er stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, und als Heinz Galinski 1992 starb, nahm er dessen Funktion ein und bekleidete das Amt bis zu seinem Tode im Jahre 1999. Von Bubis stammt der legendär gewordene Satz: „Ich bin deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens”. Als der Schriftsteller Martin Walser bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels ein Ende der Holocaust-Debatte forderte und von der „Moralkeule Auschwitz“ sprach, erhob als einer von wenigen Ignatz Bubis seine Stimme und warf Walser vor, mit seiner Rede betreibe er „geistige Brandstiftung“ und plädiere für eine „Kultur des Wegschauens und Wegdenkens“.
In Strehlen (poln. Strzelin), ca. 30 Kilometer südlich von Breslau, lebten bereits im 14./15.Jahrhundert jüdische Familien. Eine „Judengasse“ und eine Synagoge sind erstmals um 1440 urkundlich erwähnt. Begräbnisse verstorbener Juden aus Strehlen fanden vermutlich in Breslau statt. Da über Jahrhunderte hinweg keine Quellen über jüdisches Leben in Strehlen vorliegen, kann vermutet werden, dass die Juden Ende des 15.Jahrhunderts aus dem Ort vertrieben worden sind. Erst im 19.Jahrhundert bildete sich in Strehlen eine neuzeitliche israelitische Gemeinde, die in den 1880er Jahren mit ca. 160 Mitgliedern ihren Zenit erreichte. In der Zwingerstraße errichtete man um 1815/1820 eine Synagoge, die sich vermutlich am Standort der mittelalterlichen befunden haben soll. Ab den 1890er Jahren verlor die Gemeinde infolge von Abwanderung kontinuierlich ihre Angehörigen, die in größere Städte verzogen. - Anfang der 1930er Jahre lebten hier nur noch ca. 40 Juden. Während der „Kristallnacht“ wurden ihre Läden zerstört. Das Synagogengebäude wurde alsbald als Sitz einer NS-Organisation benutzt!
Das Schicksal der wenigen jüdischen Familien Strehlens - 1939 waren es insgesamt nur 14 Personen - ist nicht bekannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die jüdische Gemeinde nicht wieder auf.
vgl. dazu: Strehlen (Schlesien)
Weitere Informationen:
Ludwig Oelsner (Hrg.), Schlesische Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter, Wien 1864, S. 73 – 76
Markus Brann, Geschichte des Jüdisch-Theologischen Seminars (Fraenckel'sche Stiftung) in Breslau. Festschrift zum 50. Jubiläum der Anstalt, Breslau 1904 (Nachdruck im Olms-Verlag, Hildesheim 2009)
Markus Brann, Die schlesische Judenheit vor und nach dem Edikt vom 11. März 1812 - Beilage zum Jahresbericht des jüdisch-theologischen Seminars Fraenckel’scher Stiftung für das Jahr 1912, Breslau 1913
Hermann Markgraf, Der älteste Judenkirchhof in Breslau, in: "Mitteilungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek zu Breslau", 12/1915, S. 176 – 190
Alfred Grotte, Alte schlesische Judenfriedhöfe (Breslau und Dyhernfurth), in: "Monographien zur Denkmalpflege und Heimatschutz", Bd. 1, Berlin 1927
Bernhard Brilling, Die Evakuierung d. Breslauer Juden nach Tormersdorf b. Görlitz Krs.Tothenburg Oberlausitz 1941/42, in: "Mitteilungen des Verbandes ehem. Breslauer und Schlesier in Israel", Tel Aviv, No. 46 - 47/1953
Bernhard Brilling, Geschichte der Juden in Breslau von 1454 bis 1702, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1960
Guido Kisch (Hrg.), Das Breslauer Seminar. Jüdisch-Theologisches Seminar in Breslau 1854 - 1938 Stiftung Gedächtnisschrift, Tübingen 1963
Bernhard Brilling, Zur Geschichte der Juden in Breslau - Die ersten in Breslau wohnhaften Juden 1697 - 1707, in: "Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau (JSFUB)" 12/1967, S. 126 - 143
Germania Judaica, Band II/1, Tübingen 1968, S. 127 – 133, S. 808/809 (Strehlen) und Band III/1, Tübingen 1987, S. 156 - 168
Bernhard Brilling, Geschichte der Juden in Breslau, in: "Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau (JSFUB)", 16/1971, S. 88 - 126
Bernhard Brilling, Die jüdischen Gemeinden Mittelschlesiens - Entstehung und Geschichte, in: "Studia Delitzschiana", Band 14, Verlag Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1972, S. 38 ff.
M. Jacobsohn, Ostjuden in Breslau, in: "Mitteilungen - Breslau", No. 32/1972
Kurt Schwerin, Jüdische Arbeit in Breslau, in: "Mitteilungen - Breslau", No. 34/1973 (Nachdruck von 1938)
Willy Cohn, Als Jude in Breslau - 1941, Hrg. Joseph Walk, Tel Aviv 1975
Helmut Eschwege, Die Synagoge in der deutschen Geschichte - Eine Dokumentation, VEB Verlag der Kunst, Dresden 1980, S. 123 - 125
Harold Hammer-Schenk, Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. u. 20.Jahrhundert, Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, Teil 1, S. 56 f.
Kurt Schwerin, Die Juden im wirtschaftlichen und kulturellen Leben Schlesiens, in: "Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau", Band XXV (1984), S. 93 ff.
Manfred Agethen, Die Situation der jüdischen Minderheit in Schlesien unter österreichischer und preußischer Herrschaft, in: Peter Baumgart (Hrg.), Kontinuität und Wandel. Schlesien zwischen Österreich und Preußen, Sigmaringen 1990, S. 307 – 331
Andreas Reinke, Zwischen Tradition, Aufklärung und Assimilation. Die Königliche Wilhelmsschule in Breslau 1791 – 1848, in: "Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte" 43/1991, Heft 3, S. 193 - 214
Julius H.Schoeps, Neues Lexikon des Judentums, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1992, S. 81
Peter Maser, Juden in Schlesien, in: Zur Geschichte der deutschen Juden. Ostdeutschland - Böhmen - Bukowina. Kulturpolitische Korrespondenz 61/1993, S. 9 – 16
Maya Fassmann, Jüdinnen in der deutschen Frauenbewegung 1865 – 1919, in: Julius Carlebach, Zur Geschichte der jüdischen Frau in Deutschland, Berlin 1993, S. 147 – 166 (betr. Lina Morgenstern)
Joseph Walk, “Almemor und Gitter” - Ein Kapitel zur Geschichte der Storch-Synagoge in Breslau, in: "MENORA - Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1994", Serie Piper, München 1994, S. 367 ff.
Andreas Reinke, Stufen der Zerstörung: Das Breslauer Jüdische Krankenhaus während des Nationalsozialismus, in: "MENORA Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1994", Serie Piper, München 1994, S. 379 - 414
Fr.-Carl Schultze-Rhonhof, Geschichte der Juden in Schlesien im 19. u. 20.Jahrhundert, in: "Schlesische Kulturpflege - Schriftenreihe der Stiftung Schlesien", Band 5, Hannover 1995 (verschiedene Aufsätze)
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Andreas Heimann (Red.), Die verborgenen Seiten der Kulturhauptstadt: Breslaus jüdisches Erbe, in: „Aachener Zeitung“ vom 19.1.2016
Überlebende Jugendliche und ihre Schicksale nach 1933 – Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies (Uraufführung Nov. 2016)
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Arno Herzig, 900 Jahre jüdisches Leben in Schlesien, Verlag Senfkorn, Görlitz 2018
Armin Thomas (Red.), Architektonische Zeitreise bis zur Pogromnacht, in: „Allgemeine Zeitung“ vom 30.10.2018
Lisa Höhenleitner, Das Oppenheim-Haus. Ein Bürgerhaus erzählt Breslauer Geschichte, Verlag Janos Stekovics 2018 (auch in polnischer Sprache)
Roland B. Müller, Auf den Spuren der Breslauer Synagogengemeinde bis zur Shoah. Fakten – Personen – Geschichten, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2018
Judith Leister (Red.), Diese Häuser haben einiges gesehen – das deutsch-jüdische Breslau wird endlich Teil der Erinnerungskultur, in: „Neue Zürcher Zeitung“ vom 21.6.2019
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Klaus-Rüdiger Mai, Edith Stein – Geschichte einer Ankunft. Leben und Denken der Philosophin, Märtyrerin und Heiligen,Kösel Verlag 2022
Thomas Varkonyi (Red.), Der Alte Jüdische Friedhof von Breslau, in: „DAVID – Jüdische Kulturzeitschrift“, Heft 136/März 2023
Tim Buchen/Maria Luft (Hrg.), Breslau / Wroclaw 1933 – 1945: Studien zur Topographie der Shoah, in: Jüdische Kulturgeschichte in der Moderne, 2023
Izabela Kazejak, Jews in post-war Wroclaw and Lviv, ibidem-Verlag Stuttgart 2023
Joanna Hytrek-Hryciuk, Zwischen Politik und Glauben: Die christlich getauften Juden in Breslau (1933-1945), in: Jahrbuch für Kirchen- und Kultusgeschichte der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa, Band 81/2023, S. 269 ff.
Małgorzata Urlich-Kornacka (Red.), Neue Stolpersteine in Wrocław (Breslau), in: „Silesia News - Aktuelles & Wissenswertes aus Schlesien vom 15.8.2023
Jan Kixmüller (Red.), Letzte Bilder vom Weg in den Tod – Fotos von der Deportation der Breslauer Juden zufällig entdeckt, in: „Tagesspiegel“ vom 26.1.2024
Sven-Felix Kellerhoff (Red.), Diese Bilder zeigen Breslauer Juden auf dem Weg in den Tod, in: „WELT“ vom 7.2.2024
Mateusz Markowski (Red.), Die neue Synagoge in Wroclaw: Ein verlorenes Symbol von Breslau, Sept. 2024, online abrufbar unter: whitemad.pl/de/die-neue-synagoge-in-wroclaw-ein-verlorenes-symbol-von-breslau/ (mit zahlreichen historischen Aufnahmen)
Gundula Werger (Red.), Breslaus jüdischer Friedhof – Möge ihre Seele eingebunden sein in das Bündel des Lebens, in: „Frankfurter Allgemeine“ vom 1.11.2024