Breuna (Hessen)

Datei:Breuna in KS mit Labels.svg Breuna ist eine Kommune mit derzeit ca. 3.600 Einwohnern im Landkreis Kassel – ca. 25 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt nahe Zierenberg gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Breuna, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Landkreis Kassel', JaynFM 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Jüdische Bewohner in der Region um Breuna können ab der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts urkundlich nachgewiesen werden. Neben Breuna lebten jüdische Familien auch in Escheburg, Oberlistingen, Niederelsungen und Wettesingen.

Eine neu errichtete Synagoge in der Lange Straße in Breuna ist für das Jahr 1876 belegt. In ihr fanden 50 Männer und 20 Frauen Platz.

   Rekonstruktionsskizzen der Synagoge Breuna (Th. Altaras)

Religiös-rituelle Aufgaben der kleinen Gemeinde nahm im 19.Jahrhundert zeitweise ein angestellter Lehrer wahr; ansonsten übernahmen von auswärts kommende jüdische Lehrer diese Besorgungen.

Der jüdische Friedhof, einer der größten im Landkreis Kassel, wurde spätestens im 18.Jahrhundert angelegt. Bis gegen Mitte des 19.Jahrhunderts sollen die Gräber - was recht ungewöhnlich erscheint - keine Grabsteine besessen haben, erst danach wurden welche gesetzt.

Die Gemeinde gehörte innerhalb des damaligen Kreises Wolfhagen zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.     

Juden in Breuna:

    --- um 1745 .........................  4 jüdische Familien,

--- 1833 ............................ 53 Juden,*    * mit Escheberg

    --- 1861 ............................ 43   “  ,*    * mit Rhöda

    --- 1871 ............................ 29   “  ,

    --- 1885 ............................ 40   “  ,

    --- 1905 ............................ 23   “  ,

--- 1924 ............................ 18   “  ,

--- 1933 ............................ 13   “  .

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 1, S. 94

 

Ihren Lebensunterhalt bestritten die meisten Familien im 19.Jahrhundert mit dem Vieh-/Pferdehandel und der Landwirtschaft.

Im Jahre 1926 konnte die aus nur noch wenigen Familien bestehende Gemeinde das 50-jährige.Jubiläum ihrer Synagoge begehen; dazu hieß es in einer Kurznotiz der „Jüdisch-liberalen Zeitung“ vom 26.11.1926: Breuna (Hessen). 50 Jahrfeier der Synagoge. Die hiesige kleine Gemeinde, die das Los aller Landgemeinden teilt, auf eine bescheidene Anzahl ihrer früheren Mitglieder zusammengeschrumpft zu sein, zumal auch die Nachbarorte Oberlistingen und Wettesingen nur noch ein oder zwei jüdische Familien zählen, beging dieser Tage in bescheidenem, schlichtem Rahmen die Feier des fünfzigjährigen Bestehens ihrer Synagoge, mit der auch die Enthüllung einer Gedenktafel für die aus den genannten Orten gefallenen jüdischen Krieger verbunden war. Der aus der Gemeinde hervorgegangene Kantor M. Goldwein, Bochum hielt eine dem Charakter des Tages angepaßte Festrede, die auf alle Teilnehmer einen tiefen Eindruck machte.“

Obwohl das Synagogengebäude bereits im Sommer 1938 von der jüdischen Gemeinde verkauft worden war, wurde es beim Novemberpogrom durch SA-Angehörige in Brand gesetzt, wobei die Inneneinrichtung und das Dach zerstört wurden. Das ansonsten erhaltene Gebäude baute man wenig später in eine Scheune um.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden 16 aus Breuna stammende bzw. länger am Ort ansässig gewesene Juden Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/breuna_synagoge.htm).

An der ehemaligen Synagoge wurde 1988 eine Hinweistafel angebracht; sie trägt den Text: In diesem 1876 erbauten Gebäude befand sich bis 1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde, zu der auch Familien aus Niederelsungen, Oberlistingen und Wettesingen gehörten. In der Pogromnacht am 9. November 1938 stand auch sie in Flammen. Jetzt Privatbesitz.“

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20169/Breuna%20Synagoge%20152.jpg Ehem. Synagogengebäude (Aufn. J. Hahn, 2008)

Der etwa 300 m außerhalb der Ortschaft liegende großflächige jüdische Friedhof macht einen recht gepflegten Eindruck; die ältesten lesbaren Grabsteine datieren vom Beginn des 19.Jahrhunderts.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20169/Breuna%20Friedhof%20155.jpghttp://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20169/Breuna%20Friedhof%20165.jpg

Jüdisches Begräbnisgelände in Breuna (Aufn. J. Hahn, 2008)

                   Auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs erinnert ein Stein an die Opfer der NS-Herrschaft mit den Worten:

Im Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger,

die in den Jahren 1933-1945 durch Gewalt umgekommen sind.

Der zum Begräbnisplatz führende „Susanne-Hamberg-Weg“ trägt den Namen des einzigen jüdischen Kindes von Breuna, das deportiert und in Majdanek ermordet wurde.

 

 

In der Gemarkung des Ortsteils Wettesingen gab es zwar keine jüdische Gemeinde, aber einen jüdischen Friedhof. Dieser diente als Begräbnisstätte den verstorbenen Juden aus Herlinghausen im Kreis Warburg.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20169/Wettesingen%20Friedhof%20158.jpgJüdischer Friedhof in Wettesingen (Aufn. J. Hahn, 2008)

In Wettesingen selbst haben nur eine oder zwei jüdische Familien gelebt, die der kleinen Kultusgemeinde Breuna angehörten.

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 1, S. 94/95 und S. 364/365

Thea Altaras, Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? Teil II, 1994, S. 42 – 44

Breuna mit Niederelsungen, Oberlistingen und Wettesingen, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Bilddokumenten zur jüdischen Ortsgeschichte und umfangreichen Quellenangaben)

Breuna - jüdischer Friedhof, in: alemannia-judaica.de (mit einigen Fotos)

Wettesingen – jüdischer Friedhof, in: alemannia-judaica.de (mit Bildmaterial)