Brücken (Rheinland-Pfalz)

Kusel: Europe's Belle Epoque in colour - Europa1900 Datei:Verbandsgemeinden in KUS.svg  Das Dorf Brücken mit derzeit ca. 2.000 Einwohnern gehört heute zur Verbandsgemeinde Oberes Glantal im Kreis Kusel - ca. 35 Kilometer westlich von Kaiserslautern gelegen (Brücken am unteren Kartenrand der hist. Karte, aus: europe1900.eu  und  Kartenskizze 'Landkreis Kusel', Hagar 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Die jüdische Geschichte Brückens begann im Jahre 1798, als ein jüdischer Kaufmann aus Thaleischweiler hier ein größeres Anwesen kaufte und sich dort niederließ. Weitere Familien, vor allem aus der Vorderpfalz, folgten seinem Beispiel und machten sich ebenfalls im Dorf ansässig.

Anfang der 1830er Jahre erbaute die kleine Ohmbach-Brückener Judengemeinde in der Hohlstraße ein Synagogengebäude.

  Datei:Brücken (Pfalz) Synagoge 1.jpg Planskizze der Synagoge von 1829 (Abb. Landesamt)

Die vom Vorstand der jüdischen Gemeinde erlassene Synagogenordnung datiert aus dem Jahre 1838. Einen eigenen jüdischen Lehrer hat die kleine Gemeinde nachweislich seit 1818 besessen, doch über eine jüdische Elementarschule verfügte man nicht, und die Kinder besuchten die protestantische Ortsschule.

Verstorbene Juden aus Brücken wurden auf dem Friedhof in Steinbach/Glan beerdigt.

Juden in Brücken:

         --- 1808 ............................  6 jüdische Familien,

    --- 1825 ............................ 52 Juden (ca. 6% d. Bevölk.),

    --- 1845 ............................ 74   "  ,

    --- 1848 ............................ 65   “   (in 10 Familien),

    --- 1875 ............................ 31   “  ,

    --- 1900 ............................ 18   “  ,

    --- 1933/34 ......................... 10   “   (in 2 Familien),

    --- 1940 (Sept.) ....................  2   “  .

Angaben aus: Markus Bauer, Die Jüdische Gemeinde Brücken

und                 Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff, Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland, S. 128

 

    Brücken - hist. Postkarte (Abb. aus: bruecken-pfalz.de)

Als sich die Gemeinde bereits in Auflösung befand, schlossen sich in den 1870er Jahren die hier noch lebenden Juden dem Kultusverband in Steinbach/Glan an. Seitdem wurde der Betraum nur noch selten genutzt, letztmalig 1891. Im Jahre 1927 wurde das inzwischen heruntergekommene Gebäude schließlich zwangsversteigert, und der neue Eigentümer ließ es zu einem Wohnhaus umbauen.

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Brücken nur noch zwei oder drei jüdische Familien. Die im November 1938 einzige noch hier lebende Familie entging der beabsichtigen Demolierung ihrer Wohnung durch SA-Männer aus Homburg nur dadurch, dass sich mehrere Brückener schützend vor ihrem Wohnhaus aufstellten. Im Oktober 1940 musste das Ehepaar sich den Deportationstransporten nach Gurs anschließen; 1942 erfolgte von Gurs aus die Deportation nach Auschwitz-Birkenau, wo es ermordet wurde.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden sieben aus Brücken stammende Juden Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/bruecken_synagoge.htm).

 

Die einzigen noch vorhandenen Spuren der jüdischen Geschichte Brückens befinden sich auf dem jüdischen Friedhof von Steinbach, wo vereinzelte Grabsteine ehemaliger Brückener Juden die Zeiten überdauert haben. Es ist geplant, eine Gedenktafel am Standort der einstigen Brückener Synagoge anzubringen.

 Der aus Steinbach stammende jüdische Geschäftsmann Isidor Triefus, der ursprünglich eine Mazzenbäckerei in Steinbach betrieben hat und später in Hanau das Diamantenschleifer-Handwerk erlernte, begründete 1888 die erste pfälzische Diamantenschleiferei auf der zur Gemeinde Brücken gehörenden Neumühle. Dieser Gewerbezweig machte das Dorf Brücken weit über die Region hinaus bekannt und gab in den Folgejahrzehnten vielen hunderten Menschen Arbeit und Brot. Im Brückener Diamantenschleifer-Museum wird sein Wirken heute gewürdigt.

 

In den Gehwegen Brückens erinnern einige sog. „Stolpersteine“ an die Schicksale von Menschen jüdischen Glaubens, die Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden sind.

 

 

Weitere Informationen:

Markus Bauer, Juden in Brücken: Skizzen zur Geschichte einer jüdischen Landgemeinde, in: "Westrich-Kalender 1993", S. 139 - 141

Markus Bauer, Die Jüdische Gemeinde, in: Markus Bauer/Dieter Zenglein, Brücken in der Pfalz - Ein Dorf im Wandel der Zeit, o.O. 1996, S. 165 f.

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 128

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 56

Brücken, in: alemannia-judaica.de

Regina Wilhelm (Red.), Brücken. Vier neue Stolpersteine erinnern an jüdische Familie, in: „Die Rheinpfalz“ vom 14.3.2024