Burgpreppach (Unterfranken/Bayern)
Burgpreppach ist heute ein Markt mit ca. 1.400 Einwohnern im unterfränkischen Landkreis Haßberge und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Hofheim (Kartenskizzen 'Unterfranken', aus: bezirk-unterfranken.de und 'Landkreis Haßberge', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges erfolgte erstmalig die Nennung eines Juden in Burgpreppach. Vermutlich hatte der Grundherr des Dorfes nach 1648 auch jüdische Familien hier angesiedelt mit der Absicht, die durch die Kriegsfolgen weitestgehend entvölkerte Region wieder zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen. Auch die Verleihung des Marktrechtes (1699) führte in Burgpreppach dazu, dass jüdische (und christliche) Händler nun in größerer Zahl den neu geschaffenen Marktort aufsuchten.
In der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts muss hier bereits eine kleine Gemeinde bestanden haben, die sich aus ca. zehn Familien zusammensetzte. Im Frühjahr 1699 kam es im oberfränkischen Bereich – so auch in Burgpreppach – zu antijüdischen Unruhen; hierbei wurden die Häuser der jüdischen Familien geplündert. Im Verlauf des 18.Jahrhunderts vergrößerte sich die Zahl der in Burgpreppach lebenden Juden deutlich: von zehn auf mehr als 40 Familien. Bei der Erstellung der Matrikel waren für Burgpreppach 40 Stellen aufgeführt (1813).
Zu den Gemeindeeinrichtungen in Burgpreppach gehörten eine 1764 neuerbaute Synagoge (bereits gegen 1680 ist eine Synagoge im Dorf erwähnt) mit Mikwe und Schulraum, ein Friedhofsgelände und ein Rabbiner-Wohnhaus.
Synagogengebäude – Skizze nach hist. Aufn. (Heimatmuseum Burgpreppach)
Eine in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts in Burgpreppach beheimatete, über die Region hinaus bekannte Jeschiwa wurde von 1816 bis 1838 vom Ortsrabbiner Abraham Moses Mayländer (geb. um 1760, gest. 1838) geleitet. Sein Amtsvorgänger war Abraham Leob Sulzddorfer-Stein.
Darüber hinaus war das Dorf seit 1875 Standort einer „Israelitischen Präparandenanstalt” (Seminar für jüdische Volksschullehrer) und einer „Talmud-Thora-Bürgerschule”, die aus einer wesentlich ältere Talmud-Thora-Schule hervorgegangen war. Über diese Lehranstalt wurde in Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1938 wie folgt berichtet:
„ … versammelten sich hier in Burgpreppach Angehörige der ganzen Landschaft zur Gründung von Thoraschulen in unserer Gegend. Es wurde ein Verein (Chewroh) gegründet. An die Spitze desselben wurden 18 Männer gestellt; ... Aus der Menge der angemeldeten Schüler wurden die würdigsten und fähigsten ausgewählt. Es wurden für diese zwei tüchtige Lehrer bestellt. Nach dem augenblicklichen Bedürfnisse wurden zunächst zwei Thora-Schulen gegründet, die eine am hiesigen Platze, die andere in Maßbach’. … die Finanzierung des Unternehmens durch Anlage eines Grundfonds, über die Verwaltung der Gelder, über die Verewigung der Namen der Spender usw. Der Stiftung wird der Name‚ Talmud-Thauro limdinas Grabfeld’ gegeben. Im Laufe der Jahre ist der materielle Bestand dieser Stiftung ziemlich bedeutungslos geworden. Die Zinsen reichten bald nicht mehr zur Erfüllung der Aufgabe aus. Ein kleiner, materiell unbedeutender Rest hat sich aber über Krieg und Inflation hinweg erhalten und besteht heute noch als ‚Grabfelder Judenlandschaftsschulstiftung’. In Burgpreppach aber ist die Idee, die der Stiftung zugrunde liegt, seit ihrer Begründung hoch gehalten worden. Reichten die Zinsen der Stiftung zur Erhaltung einer Schule nicht mehr aus, so flossen reichlich Spenden, um die Tora-Schule oder eine Lernstätte zu unterhalten. So dürften seit dem Jahre 1766 fast ununterbrochen in Burgpreppach jüdische Kinder und Jünglinge ‚Thora’ gelernt haben, sei es in zu diesem Zwecke gegründeten Schulen, sei es als Schüler der dort amtierenden Rabbiner.
Die letzte Schulgründung erfolgt im Jahre 1875 durch den verewigten Distriktsrabbiner Abraham Hirsch seligen Andenkens. Damals wurde zur Erhaltung der Schule ein besonderer Verein gegründet, der heute noch bestehende ‚Talmud-Thora-Verein’. Nach den Satzungen des Vereins sollte die Schule ‚gründliches, jüdisches Wissen, innige, gediegene Religiosität, in Verbindung mit wahrer edler Bildung’ verbreiten. Die Schule hatte jeweils die Form angenommen, die den Zeitbedürfnissen und Zeitverhältnissen entsprach. Jahrzehntelang war es eine Präparandenschule, durch die viele nachmalige Lehrer in Deutschland gegangen sind. Später wurde eine Bürgerschule angegliedert. Als Bürgerschule hat sich die Anstalt bis zu ihrer Schließung im Frühjahr 1938 erhalten. Mag die Thora-Schule in Burgpreppach nur ein winziges Element in der großen Zahl jüdischer Schulen Deutschlands gewesen sein, so dürfte doch dieses Flämmchen jüdischer Lehre, das dort 172 Jahre lang brannte, es verdienen, durch diese Zeilen ganz der Vergessenheit entrissen zu werden."
Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1915 und 26.März 1925
Anzeigen aus der Zeitschrift "Der Israelit" von 1934 und 1937
Verstorbene Gemeindeangehörige wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Ebern beerdigt, ehe ihnen ab 1708 ein eigenes Areal - auf einer Anhöhe in der Nähe des Ortes - zur Verfügung stand. Für jede Beerdigung musste in „Begräbnisgeld“ entrichtet werden: für Verstorbene über 15 Jahren ein Gulden, für Kinder waren 14 Schillinge fällig; zufällig anwesende „Betteljuden“ waren von Gebühren freigestellt. Die ältesten noch vorhandenen Grabsteine - insgesamt befinden sich auf dem Gelände knapp 400 Steine - stammen aus der Zeit um 1710/1715. Burgpreppach war auch Sitz des 1838 eingerichteten Distriktsrabbinats, dem die Juden der ritterschaftlichen Besitzungen Rhön und Grabfeld angehörten; zu diesem zählten die Dörfer Aidhausen, Ermershausen, Hofheim, Kleinsteinach, Lendershausen, Maroldsweisach, Schweinshaupten und andere kleine Ortschaften.
Als Bezirksrabbiner von Burgpreppach sind zu nennen: Dr. Abraham Adler (1838-1845), Dr. Joseph Gabriel Adler (1845-1873), Dr. Abraham Hirsch (1878-1885), Dr. Hermann Deutsch (1886-1895), Dr. Salomon Bamberger (1895-1901), Dr. Naftali Cohn (1901-1903), … , Dr. Abraham Julius Michalski (1918-1923), Dr. Sali Kasinsky (1924/1925), Dr. Meir Menachem Ephraim (1928-1932) und Dr. Raphael Saul Munk (1932-1939).
Fast drei Jahrzehnte hatte Dr. Joseph Gabriel Adler das Rabbinat ausgeübt.
zwei Ausschreibungen der Rabbinerstelle aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 5.11.1900 und vom 4.4.1928
letztmalige Ausschreibung der Bezirksrabbinerstelle (1932)
Juden in Burgpreppach:
--- 1676 ........................... 5 jüdische Familien,
--- um 1700 ........................ 10 " " ,
--- um 1740 ........................ 16 " " ,
--- 1788 ............................ 44 " " ,
--- 1813 ............................ 177 Juden (ca. 32% d. Dorfbev.),
--- 1824/25 ......................... 180 “ ,
--- 1830 ............................ 183 “ (ca. 30% d. Dorfbev.),
--- 1850 ............................ 171 “ ,
--- 1871 ............................ 135 “ (ca. 25% d. Dorfbev.),
--- 1885 ............................ 173 “ (in ca. 30 Familien),
--- 1895 ............................ 217 “ ,
--- 1905 ............................ 145 “ (in 24 Familien),
--- 1910 ............................ 126 “ (ca. 22% d. Dorfbev.)
--- 1925 ............................ 89 “ ,
--- 1933 ............................ 78 “ ,
--- 1937 ............................ 61 “ ,
--- 1938 ............................ 54 “ ,
--- 1940 (Jan.) ..................... 7 “ ,
--- 1942 (Febr.) .................... keine.
Angaben aus: Baruch Z.Ophir/Falk Wiesemann (Hrg.), Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 275
und Cordula Kappner, Aus der jüdischen Geschichte des heutigen Landkreises Hassberge
und W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine … - Synagogengedenkband Bayern, Teilband III/2.1: Unterfranken, S. 454
Anzeigen von 1928/1929
Die wirtschaftliche Lage in den 1920er Jahren führte dazu, dass die jüdische Volksschule 1924 in eine Privatschule umgewandelt wurde und die Präparandenanstalt drei Jahre später in Pforten schließen musste. Die „Talmud-Thora-Schule“ wurde im Frühjahr 1938 von den Behörden geschlossen.
Nachdem im Frühjahr 1929 im unterfränkischen Manau ein vierjähriger Junge ermordet aufgefunden worden war, kursierte das Gerücht, dass es sich bei dieser Untat um einen „jüdischen Ritualmord“ handele. Geschürt wurden diese Bezichtigungen durch einen Hetzartikel im „Stürmer“, der von dem damaligen NSDAP-Gauleiter Unterfrankens, Otto Hellmuth, verfasst worden war und der zu offenen Übergriffen auf jüdische Bewohner der Region führte. Zudem initiierten die Anschuldigungen eine Verhaftungsaktion, der mehrere Juden, darunter auch Männer aus Burgpreppach, zum Opfer fielen. Von den Nationalsozialisten wurde die „jüdische Mordstelle“ im Wald von Manau dann zu Propagandazwecken missbraucht. Anfang Februar 1933 wurden in Burgpreppach und Umgebung mehrere Juden in Schutzhaft genommen, die sich für linke Parteien engagiert hatten.
Noch Mitte der 1930er Jahre konnte die jüdische Gemeinde Burgpreppach ein aktives religiöses Leben führen.
Während des Novemberpogroms 1938 wurde das Synagogengebäude total demoliert und die Inneneinrichtung mitsamt den Ritualgegenständen vernichtet. Die Täter - SA-Angehörige aus Bamberg - brannten anschließend das Synagogen- und Schulgebäude nieder. Die ortsansässigen jüdischen Männer, die man verhaftet hatte, wurden anschließend gezwungen, die Trümmer zu beseitigen; zudem mussten sie auf den Feldern arbeiten. Nach einigen Tagen wurden sie ins KZ Dachau eingeliefert.
Jüdische Männer bei Burgpreppach (aus dem sog. "Stürmerarchiv", Stadtarchiv Nürnberg)
1940 löste sich die jüdische Gemeinde auf. Von den knapp 50 jüdischen Bewohnern, die im Januar 1940 noch am Ort gewohnt hatten, wanderte ein Teil aus, der andere Teil verzog in größere deutsche Städte wie Nürnberg und Berlin, aus denen die meisten zwei Jahre später deportiert wurden.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind mehr als 70 aus Burgpreppach stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene Juden Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung der betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/burgpreppach_synagoge.htm).
Das nach dem Krieg durchgeführte Spruchkammerverfahren – gerichtet gegen den früheren Bürgermeister und den ehemaligen NSDAP-Ortsgruppenleiter wegen ihrer Verantwortung während des Novemberpogroms in Burgpreppach – führte zu keiner rechtskräftigen Verurteilung der Angeklagten.
Vom Synagogengebäude ist heute nur noch ein Teil der Grundmauer erhalten geblieben.
Seit 1989 erinnert eine auf einem Findling angebrachte Gedenktafel (Aufn. Ermell 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0) mit den folgenden Worten an die jüdische Gemeinde:
In Burgpreppach existierte bis 1940
eine jüdische Kultusgemeinde (Synagoge u. Talmud-Thora-Schule).
Zur Erinnerung und Mahnung
Auf dem jüdischen Friedhof in Burgpreppach – das eingefriedete Gelände umfasst ca. 2.700 m² - sind noch heute etwa 400 Grabsteine vorhanden, darunter etliche aus dem 18.Jahrhundert; die letzte Beerdigung erfolgte hier im Jahre 1939.
Jüdischer Friedhof in Burgpreppach (Aufn. S. 2011, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 de)
Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof Burgpreppach (Fotodokumentation Heide Flachsenberger, aus: hdbg.de/juedische-friedhoefe)
Initiiert von Mitgliedern des Burgpreppacher Vereins "Natur und Familie" sind in den letzten beiden Jahrzehnten zahlreiche Bild- u. Textdokumente zur Geschichte der ehemaligen jüdischen Kultusgemeinde Burgpreppach gesammelt worden, die zusammen mit den erhaltengebliebenen Beständen aus der Talmud-Tora-Schule zu einer Ausstellung in einem kleinen Museum zusammengefügt wurden.
Ein bekannter Sohn der Gemeinde war Leopold Stein, der 1810 als Sohn des Distriktrabbiners Abraham Stein in Burgpreppach geboren wurde. Nach Besuch der Jeschiwa in Fürth und einem geisteswissenschaftlichen Studium an der Universität Würzburg machte er bald Karriere: Von 1835 bis 1843 war er zunächst Rabbiner in Altenkunstadt und Burgkunstadt, ehe er einem Ruf nach Frankfurt/M. folgte. Leopold Stein, der zu den gemäßigten Vertretern der jüdischen Reformbewegung zählte, musste sich gegen die dort herrschende Orthodoxie (Oberrabbiner Trier) durchsetzen, was schließlich zur Spaltung der Frankfurter Kultusgemeinde führte. - An der Revolution von 1848 beteiligte sich Stein als überzeugte Demokrat mit engagierten Reden. Seiner Initiative war der 1855/1860 erfolgte Neubau der Frankfurter Hauptsynagoge zu verdanken. Allerdings führte dann die von ihm gehaltene Einweihungsrede (1860) zu einem Eklat mit dem Gemeindevorstand, der schließlich zu seinem Rücktritt vom Amt der Rabbiners führte. Leopold Stein verstarb 1882 in Frankfurt/M.
Die Anwesenheit von Juden in Ebern reicht bis ins beginnende 14.Jahrhundert zurück. In der Pestzeit wurden die hier lebenden Familien vertrieben oder umgebracht, und es dauerte bis ins beginnende 17.Jahrhundert, bis sich hier eine israelitische Gemeinde bildete. Zu ihren kultischen Einrichtungen gehörte ein Beerdigungsgelände am Westhang des Steinberges (Flurstück „Paradies“), das ihnen 1633 per Privileg zugestanden worden war. Wenige Jahre später wurden die Juden aus Ebern vertrieben, der Friedhof wurde aber von umliegenden Gemeinden wie Memmelsdorf, Reckendorf, Autenhausen, Maroldsweisach, Gleusdorf und Burgpreppach weiter genutzt, und zwar so lange, bis die größeren Gemeinden eigene Friedhöfe anlegten. 1912 wurde der Friedhof in Ebern geschlossen. Heute befinden sich auf einem der größten Friedhöfe des fränkischen Landjudentums noch ca. 1.200 Grabsteine.
Teilansicht des jüdischen Friedhofs in Ebern (Aufn. D. Avanger, 2006, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Die meisten der mit reichem Symbolschmuck versehenen Grabsteine sind hebräisch beschriftet, da die den Friedhof belegenden Kultusgemeinden stark orthodox ausgerichtet waren.
alte Grabsteine auf dem Friedhof Ebern (alle Aufn. Dietrich Krieger, 2012, aus: commons-wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Grabstein mit seltener Symbolik (Engelsköpfe)
In Pfarrweisach – eine Ortschaft mit derzeit ca. 1.500 Einwohnern, Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Ebern – sind zu Beginn des 16.Jahrhunderts namentlich die ersten jüdischen Bewohner nachweisbar, die als Schutzjuden der Adelsfamilie von Stein abgabenpflichtig waren. Um 1690 lebten im Dorf drei jüdische Familien. Danach vergrößerte sich die Zahl der Familien auf zwölf (um 1750), die eine Gemeinde gebildet hatten; sie unterstanden drei verschiedenen Schutzherren. Um 1800 lebten 17 jüdische Familien im Ort. Nach dem Übergang zum Königreich Bayern (1814) sind für Pfarrweisach insgesamt 13 Matrikelstellen ausgewiesen; Vieh- und Kleinhandel waren die bestimmenden Erwerbszweige der Familien.
Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten eine Synagoge mit Lehrerwohnung und eine Kellermikwe. Verstorbene Pfarrweisacher Juden wurden auf dem jüdischen Friedhof in Ebern begraben. Nachdem durch Abwanderung sich die Zahl der Gemeindeangehörigen verkleinert hatte (1865 sind noch sechs Familien genannt), kam dann alsbald kein Minjan mehr zustande. Um 1885 erfolgte die Auflösung der Gemeinde. Mit dem Tod des Sussmann Kaufmann am 7. Juni 1887 endete die Geschichte der Juden in Pfarrweisach.
In Kraisdorf – einem Dörfchen östlich Burgpreppachs – bestand bis gegen Ende des 19.Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde, die um 1820 aus ca. 15 Familien sich zusammensetzte. Ihre Aufnahme ins Dorf hatten die jüdischen Familien der hiesigen Ortsherrschaft - den Freiherren von Altenstein und der Rotenhanschen Gutsherrschaft - zu verdanken.
Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten ein Betraum, eine Religionsschule und ein rituelles Bad.1832 wurden die Religionsschulen von Pfarrweisach und Kraisdorf zusammengelegt. Als in den 1840er Jahre eine Sanierung der Synagoge notwendig geworden war, konnten die Kosten dafür nur durch eine Kollekte im Königreich Bayern aufgebracht werden.
Behördliche Mitteilung von 1844
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verließen die jüdischen Familien ihr Heimatdorf. Das Synagogengebäude wurde um 1900 verkauft. Um 1900 lebten noch zwei jüdische Bewohner im Dorf.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind vier gebürtige Juden aus Kraisdorf Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Angaben der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/kraisdorf_synagoge.htm).
Weitere Informationen:
Baruch Z.Ophir/Falk Wiesemann (Hrg.), Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1979, S. 275 - 278
Ludwig Höhn, Burgpreppach. Marktgemeinde und Schloß. Eine Heimatgeschichte, Hofheim 1982
Gisela Krug, Die Juden in Mainfranken zu Beginn des 19.Jahrhunderts: Statistische Untersuchungen zu ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation, in: "Mittelfränkische Studien", Band 39/1987, Würzburg 1987, S. 19 ff.
Harm-Hinrich Brandt (Hrg.), Zwischen Schutzherrschaft und Emanzipation. Studien zur Geschichte der mainfränkischen Juden im 19.Jahrhundert, in: "Märkische Studien", Band 39/1987, Würzburg 1987
Israel Schwierz, Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 47 - 49
Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Burgpreppach, in: "Der Landesverband der Israel. Kultusgemeinden in Bayern", 8.Jg., No. 57/1993, S. 16
Cordula Kappner, „… die sind dann einfach fortgekommen ...“ Jüdische Bürger im Landkreis Haßberge, Haßfurt 1995
Michael Trüger, Der jüdische Friedhof in Ebern, in: "Der Landesverband der Israel. Kultusgemeinden in Bayern", 11.Jg., No. 70/1996, S. 28
Theodor Harburger, Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, Band 2: Adelsdorf - Leutershausen, Hrg. Jüdisches Museum Franken - Fürth & Schnaiitach, Fürth 1998, S. 131 - 133
Cordula Kappner, Aus der jüdischen Geschichte des heutigen Landkreises Hassberge, Hrg. Landratsamt Hassberge, Hassfurt 1998
Michael Brocke/Christiane Müller, Haus des Lebens - Jüdische Friedhöfe in Deutschland, Leipzig, 2001, S. 126 ff.
Burgpreppach, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie, detaillierten Angaben zu den Bezirksrabbinern und der Präparandenanstalt von Burgpreppach)
Der jüdische Friedhof in Ebern, in: alemannia-judaica.de
Kraisdorf (Gemeinde Pfarrweisach), in: alemannia-judaica.de (mit einigen Dokumenten zur jüdischen Lokalgeschichte)
Pfarrweisach, in: alemannia-judaica.de
Volker Kuhn, Die Geschichte der Juden in Pfarrweisach, als PDF-Datei vorhanden (Anm. detaillierte Darstellung der jüdischen Ortshistorie)
Michael Schneeberger, Die Juden von Burgpreppach, in: "Jüdische Landgemeinden in Bayern", No. 12, 20. Jg. No. 98 Sept. 2005 S. 32 - 40
Cordula Kappner, Der jüdische Friedhof in Burgpreppach, in: Die Jüdischen Friedhöfe im Landkreis Hassberge, in: Haus der Bayrischen Geschichte von 2005
Cordula Kappner, Von Burgpreppach über Auschwitz in das Konzentrationslager Sachsenhausen – Der Weg des Kindes Gerhard Eckmann, 2.Aufl., Zeil 2009
Lothar Mayer (Bearb.), Jüdische Friedhöfe in Unterfranken, Michael Imheof Verlag, Petersberg 2010, S. 38 ff.
Fotodokumentation der Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Burgpreppach, in: Jüdische Friedhöfe in Bayern, Haus der Bayrischen Geschichte, 2010 (Internet-Präsentation unter: hdbg.de/juedische-friedhoefe/friedhoefe/friedhof_burgpreppach.php)
„Die Steine auf dem Paradies. Zeugen jüdischen Lebens im ländlichen Franken“ – Ausstellung im Johanna-Stahl-Zentrum (Shalom Europa), 2012
Ralf Kestel (Red.), Virtueller Führer für den Eberner Judenfriedhof, in: inFranken.de vom 26.10.2012
Die jüdischen Friedhöfe im Landkreis Haßberge, Hrg. Landkreis Haßberge (Neubearbeitung 2014)
Der jüdische Friedhof in Ebern, online abrufbar unter: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Jüdischer_Friedhof_Ebern (Fotodokumentation einer Vielzahl von Grabsteinen)
Helmut Will (Red.), 1067 Steine erzählen Geschichte, in: inFranken.de vom 17.6.2016 (betr. jüdischer Friedhof in Ebern)
Stefan Rohrbacher, Steine auf dem Paradies – Der jüdische Friedhof in Ebern, in: "Eberner Heimatblätter", Heft 19/2016
Axel Töllner/Hans-Christof Haas (Bearb.), Burgpreppach, in: W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine … - Synagogengedenkband Bayern, Teilband III/2.1: Unterfranken, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2021, S. 424 - 460