Butschowitz (Mähren)

Jüdische Gemeinde - Wischau (Mähren) Die ca. 40 Kilometer östlich von Brünn gelegene Ortschaft Butschowitzim Dreißigjährigen Krieg schwer getroffen und im 18.Jahrhundert durch Textilherstellung zu neuem Leben erweckt - ist das tschechische Bučovice mit derzeit ca. 6.800 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte ohne Eintrag von Butschowitz, aus: wikipedia.org/wiki/Mährisch-Schlesische_Nordbahn, PD-alt-100 und Kartenskizze 'Tschechien' mit Okres Brno dunkel markiert, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

In Butschowitz war eine der ältesten jüdischen Gemeinden Mährens beheimatet.

Eine erste Ansiedlung jüdischer Familien hat vermutlich bereits gegen Mitte des 15.Jahrhunderts stattgefunden, als sie aus Brünn ausgewiesen worden waren. Erste urkundliche Belege liegen aber erst aus dem Jahre 1561 vor. Bis ins beginnende 18.Jahrhundert war das jüdische Wohngebiet auf das „Judenviertel“ beschränkt, danach durften Juden auch Häuser in der „Christenstadt“ erwerben.

In der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts fanden in Butschowitz mehrfach Zusammenkünfte der mährischen Judengemeinden statt.

Ein um 1690 bestehendes Bethaus wurde 1853 am gleichen Standort durch einen Neubau ersetzt.

   Synagoge von Butschowitz (hist. Aufn.)

Ein bekannter Prediger, der in Butschowitz von 1857 bis 1863 das Amt des Rabbiners bekleidet hat, war Bernhard Löwenstein (1821-1899). Im 18.Jahrhundert hatten in der Stadt mehrere Rabbinerversammlungen stattgefunden.

Ein seit den Anfängen jüdischer Besiedlung existierender Friedhof stand verstorbenen Gemeindeangehörigen mehrere Jahrhunderte lang zur Verfügung; seit 1878 gab es eine Chewra Kadischa.

Juden in Butschowitz:

         --- um 1675 .......................   9 jüdische Familien,

    --- um 1725 .......................  24 jüdische Haushalte,

    --- 1798 .......................... 508 Juden,

    --- 1848 ...................... ca. 570   “  ,     * gesamte Kultusgemeinde

    --- 1869 ...................... ca. 400   “  ,*

    --- 1880 .......................... 256   “  ,*

    --- 1890 ...................... ca. 245   “  ,*

    --- 1900 ...................... ca. 180   “  ,*

    --- 1930 ..........................  64   “  .

Angaben aus: Hugo Gold (Hrg.), Gedenkbuch der untergegangenen Judengemeinden Mährens, S. 42

und                 Institut Terezínské iniciativy

 

Ihren Lebensunterhalt bestritten die Butschowitzer Juden im 18./19.Jahrhundert als Kleinhändler und Handwerker. Bis 1849 hat es in Butschowitz eine politische Judengemeinde gegeben.

Der Kultusgemeinde gehörten auch Orte der unmittelbaren Nachbarschaft an, so Brankowitz, Milonitz, Nemochowitz und Nessowitz.

Bučovice 1920.jpg Ortszentrum (hist. Postkarte, um 1920)

Die stark geschrumpfte israelitische Gemeinde erlitt während der NS-Besetzung das gleiche Schicksal wie die anderen mährischen Landgemeinden; so wurden im Frühjahr 1942 die letzten jüdischen Bewohner nach Theresienstadt verschleppt, von hier dann in die Vernichtungslager deportiert; kaum einer von ihnen kehrte zurück.

 

Das im Jahre 1853 erbaute Synagogengebäude wurde Mitte der 1960er Jahre abgerissen. Reste des ehemaligen Ghettos sind heute noch erhalten.

Auf dem jüdischen Friedhof - er ist einer der drei größten in Tschechien - befinden sich heute noch ca. 380 Grabsteine; der älteste stammt aus dem Jahre 1767.

Datei:ŽH Bučovice 24.jpg

Eingangstor und Teilansicht des jüdischen Friedhofs in Bucovice (Aufn. Jitka Erbenová, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

alte Grabsteine (Aufn. Jitka Erbenová, 2012)

 

In der Ortschaft wurden jüngst mehrere sog. Stolpersteine verlegt, die Opfern der NS-Herrschaft gewidmet sind.

Aufn. M., 2021, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

 

Weitere Informationen:

Hugo Gold (Bearb.), Geschichte der Juden in Butschwitz, in: Hugo Gold (Hrg.), Die Juden und Judengemeinden Mährens in Vergangenheit und Gegenwart. Ein Sammelwerk, Jüdischer Buch- und Kunstverlag, Brünn 1929, S. 173 - 176

Hugo Gold (Hrg.), Gedenkbuch der untergegangenen Judengemeinden Mährens, Tel Aviv 1974, S. 42

Jirí Setinský, Z dejin bucovických židu a jejich soužití s krestány [Aus der Geschichte der Juden in Butschowitz und ihres Zusammenlebens mit den Christen], in: Moravští Židé v rakousko-uherské monarchii 1780-1918 / Mährische Juden in der österreichisch-ungarischen Monarchie 1780 - 1918, Hrg. E. Kordiovský, H. Teufel und Jana Starek, Brno 2003, S. 181 - 187

The Jewish Community of Bucovice (Butschowitz), Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/bucovice

Jewish Families from Bučovice (Butschowitz), Moravia, Czech Republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-Families-from-Bu%25C4%258Dovice-Butschowitz-South-Moravia-Czech-Republic/12291