Eipelschlag/Šahy (Slowakei)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Map_slovakia_sahy.png Das südslowakische Sahy - bis 1927 Ipolské Šiahy, ung. Ipolyság, dt. Eipelschlag - mit seinen derzeit ca. 7.800 Einwohnern liegt in unmittelbarer Nähe zur ungarischen Grenze (Karte M. Pröhl, 2006, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

Bis in die 1840er Jahre war es jüdischen Familien nicht erlaubt, in der Kleinstadt sich niederzulassen; aber erst nach dem Aussetzen des Ansiedlungsverbotes für Juden in der Stadt setzte nach 1840/1850 eine nennenswerte Zuwanderung ein, die alsbald zur Gründung einer Gemeinde führte (1850), die in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts zahlenmäßig stark wuchs. Ihr erster Rabbiner war Schlomo Deutsch; dessen Nachfolge trat 1878 Gyala Grossmann an, der bis zu seinem Tode (1937) nahezu 60 Jahre in der Gemeinde wirkte. Zum Gemeindebezirk Sahy gehörten zahlreiche Ortschaften der Umgebung. Letzter Gemeinderabbiner war Pinhas Singer.

Mit Unterstützung von Glaubensgenossen aus der Region konnte die hiesige Judenschaft bereits 1852 im Stadtzentrum ein Synagogengebäude erbauen.

Etwa zeitgleich wurde ein Friedhof angelegt und eine Chewra Kadischa gegründet, die sich um die Beisetzung verstorbener Gemeindemitglieder kümmerte.

Im Jahre 1876 spalteten sich einige jüdische Familien von der Muttergemeinde ab und bildeten seitdem eine kleine orthodox-ausgerichtete Gemeinde mit Rabbi Antal Weiss an der Spitze. Die Orthodoxen unterhielten auch eine eigene Synagoge, die 1893 erstellt worden war; das Gebäude im maurischen Stil besaß zwei Türmchen.

Zu den weiteren gemeindlichen Einrichtungen zählte auch eine eigene Begräbnisstätte.

Beide Gemeinschaften unterhielten aber eine gemeinsame Schule.

Juden in Eipelschlag/Sahy:

--- 1869 .........................  311 Juden,

--- 1910 .........................  660   “  ,

--- 1930 .........................  848   “  ,

--- 1938 .........................  855   ”  ,

--- 1940 .........................   ?       ,

--- 1945 ..................... ca.  200   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 1118

Die jüdischen Familien der Gemeinde Sahy bestritten ihren Lebenserwerb zumeist als Kaufleute und Handwerker, zwei waren auch Betreiber von Produktionsunternehmen und andere in freien Berufen tätig.

In der Zwischenkriegszeit fand die zionistische Bewegung auch hier eine Anhängerschaft. Nach der Annexion durch Ungarn (Nov. 1938) begann die Verfolgung der jüdischen Bewohner; Männer wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Als im Mai 1944 die deutsche Okkupation begann, wurde die jüdische Bevölkerung ghettoisiert. Zusammen mit Juden aus der Umgebung waren davon etwa 1.200 Menschen betroffen. Mitte Juni 1944 erfolgte dann per Zugtransport ihre Deportation nach Auschwitz-Birkenau.

 

Etwa 150 bis 200 Personen mosaischen Glaubens aus Sahy und der nahen Umgebung kehrten als Überlebende aus den Lagern zurück. Der Versuch von Rabbi Pinhas Singer, in der Kleinstadt wieder ein jüdisches Gemeindeleben zu etablieren, scheiterte nach wenigen Jahren, als er und zahlreiche Glaubensgenossen nach Israel auswanderten, um dort ein neues Leben zu beginnen.

Im Bereich des ehemaligen jüdischen Viertels sind zwei Synagogen und zwei Friedhöfe erhalten.

Das 1852 erbaute Synagogengebäude – es diente als Lagerhaus - war jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben. Auf Grund privater Initiative konnte das Gebäude restauriert werden; von einer lokalen Stiftung getragen dient es heute als Galerie und Zentrum für zeitgenössische Kunst.

Restauriertes ehem. Synagogengebäude (Aufn. aus: obecne-noviny.sk)

Das ehemalige Synagogengebäude der orthodox-ausgerichteten Gemeinschaft ist baulich noch erhalten, wird aber zu Wohnzwecken benutzt.

Synagóga ehem. orthodoxe Synagoge (Aufn. aus: mapio.net)

Am Gebäude des Heimatmuseums ist eine Gedenktafel angebracht, die an die ca. 900 Holocaust-Opfer aus der Stadt und dem Umland erinnert.

 

Weitere Informationen:

Kfar Vradim (Red.), Ewiges Licht: in Gedenken an die Juden von Ipolysag und Umgebung (Šahy, Slowakei), 1994, online abrufbar unter: jewishgen.org/yizkor/sahy/sahy

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 1118

MAROŠ BORSKÝ, Synagogue Architecture in Slovakia Towards Creating a Memorial Landscape of Lost Community, Dissertation an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg 2005

The Jewish Community of Sahy, Hrg. Beit Hatfutsot – Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/sahy

Shahy - Synagoge Status Quo ante, online abrufbar unter: slovak-jewish-heritage.org/sahy-status-quo-synagogue

tasr (Red.), V synagóge v Šahách v pondelok otvoria výstavu Sedím na vedení a je mi dobre, in: obecne-noviny.sk vom 22.4.2017