Einbeck (Niedersachsen)
Einbeck ist eine Stadt mit derzeit ca. 31.000 Einwohnern im südniedersächsischen Landkreis Northeim – ca. 35 Kilometer nördlich von Göttingen gelegen (Reliefkarte 'Weser-Leine-Bergland', 2010, aus: commons.wikimedia.org, GFDL und Kartenskizze 'Landkreis Northeim', Hagar 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Der erste urkundliche Hinweis von Juden der Region um Einbeck stand im Zusammenhang mit einer durch die Kreuzzüge ausgelösten Verfolgungswelle des ausgehenden 11. und beginnenden 12.Jahrhunderts; so sind im sog. Märtyrerverzeichnis des „Nürnberger Memorbuches“ von 1297/1298 einige aus Einbeck stammende Juden verzeichnet; die Anzahl der aufgeführten Namen lässt den Schluss zu, dass es vor 1297 in Einbeck eine etablierte jüdische Gemeinde gegeben haben muss. Ob von den Verfolgungen während der Pestjahre auch Einbecker Juden betroffen waren, kann nicht belegt werden. Eine erneute Wiederansiedlung von Juden gibt es spätestens seit Ende des 14. Jahrhunderts; so umfasste im 15. Jahrhundert die jüdische Gemeinschaft in Einbeck mindesten fünf Familien.
Nach ihrer Vertreibung im 16.Jahrhundert lebten zeitweise überhaupt keine Juden mehr in der Kleinstadt; 1581/1582 hatte der letzte damals noch ansässige Jude Phibes die Stadt verlassen.
Blick auf Einbeck - Stich von Merian 1654 mit Ausschnittsvergrößerung (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Erst gegen Ende des 17.Jahrhunderts ließ sich hier der erste Jude, namens Abraham, nieder; er besaß einen Schutzbrief des hannoverschen Herzogs; allerdings leisteten Bürgermeister und Rat der Stadt Einbeck massiven Widerstand gegen die von ‚oben’ erteilte Ansiedlungsgenehmigung. Da sich letztendlich der Landesherr durchsetzte und die Stadt den Zuzug von einigen jüdischen Familien akzeptieren musste, wurden nun die Auseinandersetzungen in anderer Form weitergeführt: Die Gilden machten den jüdischen Händlern das Leben schwer und zogen sie in jahrelange Rechtsstreitigkeiten. Laut einer Steuerliste aus dem Jahre 1689 lebten damals mindestens drei jüdische Familien in Einbeck. Nichtansässige unvergleitete Juden, die in Einbeck ihre Geschäfte abwickeln wollten, durften sich hier nur drei Tage aufhalten; sie waren in der „Judenherberge“ in der Benser Straße untergebracht. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) verdienten einige Einbecker Juden ihr Geld mit Heereslieferungen; so zählte Elias Meyer mit einem Vermögen von 15.000 Reichstalern damals zu den reichsten Einbeckern; ihm war der Erwerb von Grundbesitz gestattet, was er u.a. für den Bau einer Synagoge (die Alte Synagoge in der Baustraße) und einer Mikwe nutzte. Ende des 18.Jahrhunderts stieg allmählich der Anteil der jüdischen Bevölkerung in der Stadt an; acht jüdische Familien lebten derzeit in Einbeck. Eine frühe Synagoge („schole der Joden“) in der „Jodenstrate“ stand im Zentrum der Stadt. Eine Mikwe ist ab Mitte des 18.Jahrhunderts urkundlich nachweisbar; sie war unmittelbar an den Diekturm (vor dem Benser Tor) angebaut.
Wurden die Gottesdienste während des 18.Jahrhunderts in einem Privathaus abgehalten, gestattete die Kgl. Regierung in Hannover der Gemeinde (eigentlich dem in Einbeck ansässigen Juden Elias Meyer) um 1800 die Einrichtung einer Synagoge, die nach einem Umbau in einem Fachwerkhause auf einem Hinterhof in der Baustraße eingerichtet wurde; diese diente dann etwa 100 Jahre lang gottesdienstlichen Zwecken. Über dem Eingang des Hauses war in hebräischer Sprache zu lesen: „Lasset uns mit Eilfertigkeit zum Hause des Höchsten wandeln.“
Die Inneneinrichtung - wie sie sich um 1890 zeigte - wurde wie folgt beschrieben. „ ... Im Innern sind folgende Sprüche in hebräischer Schrift noch bemerkenswert, so über der Haupttür: Wisse vor wem Du stehest! An dem runden, farbigen Fenster hinter dem Altar: Ich bücke mich in Deinem Heiligtum mit Ehrfurcht! Über dem Thorarollen-Schranke: Und es werden sehen alle Völker der Erde, dass der Name Gottes über Dich genannt wird und sie werden Ehrfurcht vor Dir haben. An der äußeren geschnitzten, torartigen Verzierung über den Stufen des Altars stehen die 10 Gebote in kürzerer Form. Dem gegenüber steht ein kanzelartiges Gebetspult, zu welchem an zwei Seiten einige Stufen hinaufführen. Die Platte dieses Pultes wie auch die Tür des Thorarollen-Schrankes sind für die gewöhnlichen Andachtsstunden mit einfachen, für die Festtage mit kostbaren Decken überkleidet. […] Die Thorarollen selbst sind von alten Schriftgelehrten mit Gänsekielfedern auf Pergament geschrieben, von denen die ältesten über 200 Jahre alt sein sollen. Außer einer großen Gebettafel für den regierenden König sind noch ein messingener, achtarmiger, wie ein Glaskronleuchter nennenswert.“
Im Jahre 1896 wurde in der Bismarckstraße ein neues Synagogengebäude errichtet. Es war eines der wenigen jüdischen Gotteshäuser in Norddeutschland, das im maurischen Stile - nach Plänen des Kölner Architekten Sigmund Münchhausen - errichtet war.
Die Synagoge in Einbeck (hist. Aufn., Stadtmuseum Einbeck bzw. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)
Etwa zehn Jahre nach dem Neubau der Synagoge wurde das Gebäude der alten Synagoge verkauft und anschließend zu Wohnzwecken benutzt.
Der erste jüdische Friedhof befand sich im Osten der Stadt, vor dem Altendorfer Tor; gegen Ende des 18.Jahrhunderts nahm die Einbecker Judenschaft den mittelalterlichen Friedhof wieder in Gebrauch*. * In einer Urkunde aus dem Jahre 1582 wurde ein jüdischer Friedhof nahe Einbeck erwähnt ("Judenkirchhofsfeld").
Gegen Ende der 1820er Jahre wurde dann ein neuer Friedhof angelegt, der sich "vor dem Osterthore an der Taterngasse, nahe dem christlichen Friedhofe" befand; dieser wurde bis um 1920 belegt. Von 1911 bis 1929 fanden Begräbnisse verstorbener Juden auf einem Areal des Einbecker Zentralfriedhofs (Kapellenstraße) statt.
Der Einbecker Kultusgemeinde angeschlossen waren die wenigen jüdischen Familien aus Salzderhelden.
Juden in Einbeck:
--- 1786 ......................... 4 jüdische Familien (ca. 35 Pers.),
--- 1798 ......................... 8 “ “ ,
--- 1816 ......................... 9 “ “ ,
--- 1836 ......................... 72 Juden,
--- 1848 ......................... 85 “ (in 15 Familien),
--- 1871 ......................... 107 “ ,
--- 1890 ......................... 166 “ ,
--- 1900 ......................... 144 “ ,
--- 1906 ......................... 83 “ ,
--- um 1925 ...................... 86 “ ,
--- 1933 ......................... 58 “ ,
--- 1939 ......................... 9 “ ,
--- 1943 (Dez.) .................. eine Jüdin.
Angaben aus: F.Bertram/S.Gerdes/u.a., Verloren aber nicht vergessen - Jüdisches Leben in Einbeck, S. 51
und P.Aufgebauer/A.Baumert (Bearb.), Einbeck, in: H. Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen ..., Bd. 1, S. 511
Zahlreiche Juden Einbecks erlebten im 19.Jahrhundert einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg; besonders die wohlhabenderen jüdischen Familien wurden weitgehend in die kleinstädtische Gesellschaft integriert; so waren Juden Mitglieder in christlichen Vereinen. Es gab in Einbeck aber auch mindestens zwei jüdische Vereine, einer war der Frauenverein, der sich der Unterstützung ärmerer Jüdinnen annahm.
Bismarckstraße mit Synagoge, um 1910 (aus: commons.wikimedia.org, CCO)
In den 1920er Jahren entstanden in Einbeck eine Reihe deutsch-nationaler, völkischer Vereinigungen, die antisemitisches Gedankengut zu verbreiten versuchten. 1933 lebten in Einbeck noch knapp 60 Juden. Am 1.4.1933 wurde auch hier zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen; bereits wenige Wochen zuvor hatten sich Einbecker Geschäftsleute von den Juden der Stadt distanziert und in Anzeigen mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Firmen „rein-christliche” Familienunternehmen wären. Posten der SA und SS standen vor Eingängen jüdischer Geschäfte, um Kaufwillige vom Betreten abzuhalten; diejenigen, die dennoch die Läden betraten, wurden notiert. Die Judenstraße wurde in Pfänderwinkel umbenannt. 1935 marschierten Angehörige der SA, SS, der RAD sowie des BdM nach einer NSDAP-Kundgebung zu den Ortseingängen und brachten große Schilder mit der Aufschrift an: „Juden sind in Einbeck nicht erwünscht!”. Auch die generelle Kennzeichnung „arischer“ Geschäfte wurde von dem hiesigen Gauamtsleiters durchgesetzt; er verordnete: „... Von vielen Parteigenossen und Nationalsozialisten sind uns daher Anregungen gegeben, Maßnahmen zu ergreifen, um bei Einkäufen nicht unbewußt gegen die Parteidisziplin zu verstoßen und damit mit den Parteigerichten in Konflikt zu kommen. Wir haben uns daher entschlossen, die deutschen Kaufleute und Handwerker zu einer Kennzeichnung ihrer Geschäfte zu veranlassen.“ Wer dieser Anordnung nicht nachkam, der musste damit rechnen, dass sein Geschäft von „arischen“ Käufern in Zukunft gemieden wurde. In der Lokalzeitung, dem „Northeimer Beobachter”, wurde offen gegen einzelne Juden der Region gehetzt, wie die folgenden Zeilen belegen:
„ ... Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß unsere Stadt Einbeck langsam judenrein wird. Einige Angehörige des auserwählten Volkes sind bereits verschwunden, andere zeigen das löbliche Vorhaben, ihren Rassegenossen zu folgen. Einer von ihnen ist der Jude Fuchs, der Inhaber der Hosenträger- und Rucksackfabrik Stern & Krieger am Altendorfertore. Auch er scheint eingesehen zu haben, daß mit jüdischen Methoden im neuen Deutschland keine Geschäfte mehr zu machen sind, und so hat er seine Firma an die Gebrüder Jarand, Einbeck, verkauft, ... Wie auch der Jude Fuchs Geschäft über Gesinnung stellt, das zeigte sich im Jahre 1933; stellt sich doch heraus, daß er in seiner Firma Koppelschlösser mit dem Hakenkreuz vertrieb. Geschäft ist eben für den Juden Geschäft!”
(aus: „Northeimer Beobachter” vom 9.10.1935)
Bis 1937 gelang 18 Einbecker Juden die Emigration ins Ausland; neun weitere wanderten in dieser Zeit meist in andere deutsche Städte ab. Zahlreiche Geschäfte mussten aufgeben, das letzte wurde im Frühjahr 1939 geschlossen. Die Ausschreitungen in den Novembertagen des Jahres 1938 wurden in Einbeck von SS-Angehörigen aus dem nahen Bad Gandersheim inszeniert. Die Synagoge in der Bismarckstraße wurde in Brand gesteckt und zerstört; die Freiwillige Feuerwehr sah dem Anschlag untätig zu. In der „Niedersächsischen Tageszeitung” hieß es dazu: „... Der Schandfleck Einbecks, der Judentempel ging in Flammen auf. Die Juden mußten gestern morgen zu ihrer persönlichen Sicherheit in Schutzhaft genommen werden. ...” Im Anschluss an die Zerstörung der Synagoge zogen die SS-Männer sowie Teile der einheimischen Bevölkerung durch die Innenstadt, um dort in die Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger einzudringen und diese zu verwüsten. Einige jüdische Bürger wurden „in Schutzhaft“ genommen.
Brennende Synagoge in Einbeck, Nov. 1938 (Aufn. Stadtarchiv)
1940 erzwang die Kommune Einbeck das einzige verbliebene Mitglied des jüdischen Gemeindevorstandes, die Parzelle des alten Friedhofs an die Stadt zu verkaufen; danach wurde das „Judenkirchhofsfeld“ landwirtschaftlicher Nutzung zugeführt.
Bis Ende 1941 hatten 52 von insgesamt 68 Bürgern und Bürgerinnen jüdischen Glaubens, die in Einbeck gemeldet und wohnhaft waren, die Stadt bereits verlassen; davon konnten 20 Einbecker Juden noch emigrieren, die übrigen wurden „in den Osten“ deportiert. Mit dem Selbstmord der letzten jüdischen Bewohnerin Einbecks im März 1944 ging die etwa 200jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde zu Ende. Der Bürgermeister meldete daraufhin der zuständigen Gestapo-Dienststelle in Hildesheim, dass Einbeck „judenfrei“ sei
Nachweislich sind 68 gebürtige bzw. längere Zeit in Einbeck ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft geworden.
Eine justizielle Ahndung der gewalttätigen Vorgänge der Novembertage 1938 fand nach Kriegsende zwar statt, führte jedoch mangels an Beweisen zu keinen Verurteilungen der Tatbeschuldigten.
Nahe des Standortes der ehemaligen Synagoge am Fuß des Mühlenwalls (Bismarckstraße) wurde 1969 ein Mahnmal eingeweiht, das den Shoa-Opfern gewidmet ist. Am Fuße des vom Bildhauer Kurt Lehmann konzipierten Denkmals ist eine Bodenplatte eingefügt, die zweisprachig die Worte trägt: „Sind wir nicht alle Kinder eines Vaters, haben wir nicht auch einen Gott.“
Das Mahnmal (Aufn. M.b., 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Von der jüdischen Vergangenheit Einbecks zeugen heute drei Friedhöfe, die alte Synagoge sowie das Mahnmal in der Bismarckstraße gegenüber dem früheren Standort der neuen Synagoge.
Den ältesten, weit vor den Toren Einbecks gelegenen Friedhof - von den Nationalsozialisten 1940 zerstört - markiert seit den 1990er Jahren ein Gedenkstein; er trägt die Worte: "Judenkirchhofsfeld. An dieser Stelle liegt seit dem späten Mittelalter ein jüdischer Friedhof. Er wurde am Ende des 16. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Judenverfolgungen zerstört, aber vom 18. Jahrhundert bis 1827 erneut als Friedhof genutzt. 1940 wurde er vom NS-Regime endgültig zerstört."
Standort des ehem. Friedhofs 'Judenkirchhofsfeld' (aus: wikipedia.org, CCO)
1944 wurde das Gelände des jüdischen Friedhofs am Taternweg (heutige Rabbethgestr.) an die Stadt Einbeck verkauft; die Grabsteine erwarb ein hiesiges Granitwerk.
Auf dem jüdischen Friedhof an der Rabbethgestraße sind noch ca. 110 Grabsteine erhalten, die bereits einem Granitwerk übereigneten Grabsteine wurden zurückgebracht und wieder an ihrem angestammten Platz aufgestellt; so konnte der jüdische Friedhof in den 1950er Jahren wieder annähernd in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden.
Jüdischer Friedhof in Einbeck, Rabbethgestraße (Aufn. Brita Knoche, 2008 und Betheig, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Auf dem nur kurzzeitig genutzten Teilgelände des Einbecker Hauptfriedhofs (Kapellenstraße) sind ca. 15 Grabsteine jüdischer Verstorbener erhalten.
Anm.: In Wenzen – der Stadt Einbeck eingemeindet – gibt es einen jüdischen Friedhof (von 1865 bis 1907 belegt), auf dem sich noch sechs Grabsteine befinden.
Zum 70.Jahrestag der Reichspogromnacht wurde am Alten Rathaus auf dem Einbecker Marktplatz eine Gedenktafel angebracht, die an die zwischen 1933 und 1944 in der Stadt lebenden jüdischen Einwohner erinnern soll; namentlich sind 68 Personen aufgeführt. Der Text auf der Tafel lautet:
Zur Erinnerung an unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger
und den Untergang der fast 200-jährigen Jüdischen Gemeinde in Einbeck
[68 NAMEN und DATEN]
1933 - 1944 verfolgt, vertrieben, deportiert und ermordet während des Nationalsozialismus
Die Gedenktafel mit den Namen der jüdischen Opfer (Abb. Gmbo, 2017, aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)
Das seit 1993 unter Denkmalschutz stehende etwa 200 Jahre alte Synagogengebäude in der Baustraße ist von Mitgliedern eines 2004 gegründeten Fördervereins in den Jahren 2007 bis 2013 saniert worden und wird als „Ort der Begegnung und des Dialogs“ für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen.
Teilansichten der alten Synagoge (Aufn. G., 2013, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0 und F. Bertram, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Auf Anregung des Initiativkreises „Stolpersteine für Einbeck“ wurden 2106/2017 an mehreren Standorten in der Innenstadt ca. 30 sog. „Stolpersteine“ verlegt. 2019/2021/2023/2024 wurden insgesamt weitere 32 messingfarbene Steinquader ins Gehwegpflaster eingefügt, u.a, auch für politisch-Verfolgte, so dass derzeit mehr als 60 Steine und eine "Stolperschwelle" vor dem Eingang zum neuen Rathaus aufzufinden sind (Stand 2024).
verlegt in der Tiedexer Str. und Bürgermeisterwall (Aufn. S., 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0 und Gmbo, 2017, aus: wikipedia.org, CCO)
in der Altendorfer Straße
Zudem erinnert seit 2018 vor dem Eingang zum Neuen Rathaus eine „Stolperschwelle“ an die vielen hundert Zwangsarbeiter, die nach ihrer Verschleppung sich zwischen 1940 und 1945 in Einbeck aufgehalten haben.
Im Jahre 1985 erhielt die Judenstraße (zuvor „Jödden Straße“ bzw. „Jüdden Straße“) wieder ihren historischen Namen zurück, nachdem diese während der NS-Zeit in „Pfänderwinkel“ umbenannt worden war.
In Wenzen – das Dorf wurde 1974/75 der Stadt Einbeck eingemeindet – sind noch Reste eines jüdischen Friedhofs vorhanden, der ab 1865 bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Nutzung war. Auf einer in Hanglage liegenden Fläche von ca. 450 m² sind derzeit noch sechs Grabsteine aufzufinden.
Friedhof Wenzen (Auf. Th. Kellermann, aus: denkmalatlas-niedersachsen.de)
In der Nachbarstadt Northeim sollen spätestens seit dem 15.Jahrhundert jüdische Familien gelebt haben. Auf Grund eines Niederlassungsverbotes, das von 1639 bis 1808 andauerte, konnten Juden erst wieder im beginnenden 19.Jahrhundert sich hier ansässig machen. Gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden in Privaträumen statt; einen Synagogenbau hat hier zu keiner Zeit gegeben. Ein jüdischer Friedhof wurde 1884 neben dem städtischen angelegt. Anfang der 1930er Jahre umfasste die jüdische Gemeinde ca. 100 Angehörige.
Seit 1948 gab es in Northeim wieder eine jüdische Gemeinde mit ca. 120 Mitgliedern, die sich aus DPs zusammensetzte; ihre Anzahl ging allerdings Anfang der 1950er Jahre auf etwa 20 Personen zurück.
[vgl. Northeim (Niedersachsen)]
Weitere Informationen:
Wilhelm Feise, Die Geschichte der Juden in Einbeck, Einbeck 1902
Kurt Heinrichs, Der 9.November 1938 in Einbeck, in: "Südhannoverscher Heimatkalender 1970“, S. 130/131
Germania Judaica, Band II/1, Tübingen 1968, S. 194 – 197 und Band III/1, Tübingen 1987, S. 291/292
Erich Plümer, Schicksale der Einbecker Juden von 1933 bis 1945, in: "Einbecker Jahrbuch", Band 29/1970, S. 93 - 103
Nicolaus Heutger, Niedersächsische Juden - Eine Einführung zum 40.Jahrestag des 9.November 1938, August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1978
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes u. der Verfolgung 1933 - 1945, Band Niedersachsen I (Regierungsbezirke Braunschweig und Lüneburg), Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1985, S. 34
Ilse Brinckmann, Dokumentation zur Geschichte der Stadt Einbeck 1918 - 1945. Ein chronologischer Überblick, Einbeck 1987
Wiebke Kirleis, Geschichte der Juden in Einbeck, Maschinenmanuskript (Jahresarbeit), 1988
E. Plümer, Schicksale der Einbecker Juden von 1933 bis 1945, in: Stadt Einbeck (Hrg.), Zur Geschichte der Juden in Einbeck, Einbeck 1988
Albert Marx, Geschichte der Juden in Niedersachsen, Sonderausgabe für die Nds. Landeszentrale für politische Bildung, Fackelträger Verlag GmbH, Hannover 1995
Frank Bertram (Bearb.), Damals – 1945. Die Stunde Null in der Region. Zeitzeugen erinnern sich an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Einbeck und Umgebung, Oldenburg 1995
E.Heege/F.Bertram/S.Gerdes/u.a., Verloren aber nicht vergessen - Jüdisches Leben in Einbeck, in: "Studien zur Einbecker Geschichte", Band 15, Hrg. Stadtarchiv Einbeck (Elke Heege), Isensee Verlag, Oldenburg 1998, S. 73 - 89
Thomas Kellmann, Synagogen in Einbeck und Südniedersachsen – heute, in: „Einbecker Jahrbuch“, Band 49/2004, S. 49 - 74
Peter Aufgebauer/Andrea Baumert (Bearb.), Einbeck, in: Herbert Obenaus (Hrg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Wallstein-Verlag, Göttingen 2005, Bd. 1, S. 511 – 524
Andrea Brandt (Red.), „Alle haben es gewollt“, in: "SPIEGEL-Magazin" 1/2008
Manfred Burba (Bearb.), Jüdische Bürgerinnen und Bürger in Einbeck während des Nationalsozialismus, 1933 – 1945, hrg. vom Förderverein Salte Synagoge in Einbeck e.V., 2008
Wolfgang Kampa (Bearb.), Der jüdische Friedhof am Taternweg, online abrufbar unter: einbeck1.de/html/juedischer_friedhof.html
wk (Red.), Am 9.November 1938 wurde die Synagoge zerstört, in: „Einbecker Morgenpost“ vom 9.11.2013
Förderverein Alte Synagoge in Einbeck e.V., Ein Ort der Begegnung und des offenen Dialogs, online abrufbar unter: altesynagoge-einbeck.de
Stolpersteine für Einbeck, in: „Einbecker Morgenpost“ vom 17.10.2015
Stolpersteine in Einbeck – Sie waren unsere Nachbarn, online abrufbar unter: einbeckerstolpersteine.wordpress.com (Anm. mit Biografien der jüdischen Opfer)
Auflistung aller in Einbeck verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Einbeck
Verlegung einer Stolperschwelle am 25.Juni (2018), online abrufbar unter: einbeckerstolpersteine.wordpress.com
Frank Bertram (Bearb.), EINBECK – Novemberpogrome 1938 in Niedersachsen, Hrg. Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten, online abrufbar unter: pogrome1938-niedersachsen.de/einbeck/
Topografie der Erinnerung Südniedersachsen (Hrg.), Einbeck – Jüdisches Leben und Verfolgung, online abrufbar unter: erinnernsuedniedersachsen.de
Weitere Stolpersteine werden am 23.November 2019 verlegt, online abrufbar unter: stolpersteine-einbeck.de vom 7.10.2019 und vom 21.11.2019
N.N. (Red.), VR-Stiftung und Volksbank eG in Einbeck unterstützen Innenausbau der Alten Synagoge in Einbeck, in: einbeck-news.de vom 21.10.2019
Stadt Einbeck (Red.), Auf einen Blick – Alte Synagoge, online abrufbar unter: einbeck-tourismus.de (mit Aufnahmen)
Frank Bertram (Red.), „Die Fenster zur Vergangenheit offen halten“ - Fünfte Verlegung von Stolpersteinen in Einbeck …, in: „Einbecker Morgenpost“ vom 22.11.2021
N.N. (Red.), Ort der Begegnung und des offenen Dialogs – Alte Synagoge mit Feststunde eröffnet, in: „Einbecker Morgenpost“ vom 16.5.2022
N.N. (Red.), Am 11.Juni werden acht Stolpersteine vor sieben Häusern verlegt – erstmals auch für politisch Verfolgte, in: „einbeck-news.de“ vom 9.6.2023
N.N. (Red.), Einbeck. Neun neue Stolpersteine, in: leinetal24.de vom 12.4.2024
N.N. (Red.), Alte Synagoge wird zum Skriptorium, in: leinetal24.de vom 14.5.2024