Eisenach (Thüringen)
Eisenach ist eine Stadt im Wartburgkreis mit derzeit ca. 43.000 Einwohnern im Westen Thüringens (Kartenskizzen 'Thüringen', aus: medienwerkstatt-online.de und 'Wartburgkreis', aus: ortsdienst.de/thueringen/wartburgkreis).
In Eisenach waren vermutlich seit Ende des 12./Beginn des 13.Jahrhunderts jüdische Familien ansässig; so soll Landgraf Hermann I. (1190-1217) Juden zur Ansiedlung in der Stadt aufgefordert haben. Eine erste schriftliche Erwähnung von Juden in der um 1180 gegründeten Stadt datiert aber erst um das Jahr 1235. 1343 brannte ein Teil der Judengasse, der heutigen Karlstraße, nieder; dort stand damals auch die Synagoge. Daraufhin sollen den obdachlosen Juden Quartiere und eine Synagoge in der Löbergasse zur Verfügung gestellt worden sein. Der damals benutzte Friedhof lag in Richtung Langensalza. Welche Bedeutung die Juden im spätmittelalterlichen Eisenach hatten, mag daran ersichtlich sein, dass die in der Stadt befindliche Eisenacher Münze auf den Geldstücken kein Fürstenbildnis bzw. dessen Wappen, sondern einen Judenhut abbildete!
Im Pestjahr 1349 hatte ein Pogrom die Zahl der hier lebenden Juden erheblich dezimiert; Anlass der Verfolgung war eine angebliche Brunnenvergiftung. Erst 1378 wird in Eisenach wieder ein Jude erwähnt; 1418 ist von zehn jüdischen Steuerzahlungen die Rede. Mitte des 15.Jahrhunderts wurden die Juden endgültig aus der Stadt vertrieben. 1510 wurde den Juden zwar der Handel, aber nicht eine Niederlassung in Eisenach erlaubt. In den folgenden drei Jahrhunderten schienen dann keine Juden in Eisenach dauerhaft gelebt haben; für einige Jahre (um 1625) ist ein einzelner, für den in Eisenach residierenden Herzog Johann Ernst tätiger Jude belegt. Danach lässt sich erst wieder 1752 eine jüdische Familie in der Stadt nachweisen. Nach 1800 konnten nur sehr wenige jüdische Familien - unter dem Schutz des Landesherrn - Eisenach als ihren festen Wohnort wählen; den Anfang machte der thüringische Hoffaktor Michael Rothschild, der sich 1804 in Eisenach niederlassen durfte.
Marktplatz von Eisenach mit Wartburg im Hintergrund - Stahlstich um 1850 (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
Doch erst um 1850 kam es zu einem nennenswerten Zuzug nach Eisenach; meist waren es „Landjuden“ aus den nahen südlichen Gebieten, besonders aus den Orten Geisa und Lengsfeld; sie begründeten 1862 (oder 1864) offiziell die „Israelitische Gemeinde Eisenach”; die formelle Verleihung ihrer Statuten geschah etwa ein Jahrzehnt später. Danach wuchs die jüdische Gemeinde infolge Zuzugs aus den umliegenden „Judendörfern“ (Lengsfeld, Gehaus, Herleshausen, Nesselröden, Geisa u.a. Orten) rasch an und erreichte bis 1910 etwa 420 Mitglieder; damit machte die jüdische Bevölkerung Eisenachs ca. 1% der Stadtbevölkerung aus. Anfänglich diente ein kleiner Raum in einem Hinterhaus am Jakobsplan als Gemeinderaum, später wurden die Gottesdienste im „Hotel zum Löwen” abgehalten. Die jüdische Gemeinde hatte 1883 ein Grundstück für die neue Synagoge in der Wörthstraße (der späteren Karl-Marx-Straße) gefunden. Bereits neun Monate nach der Grundsteinlegung (April 1884) konnte das neuerrichtete Gotteshaus am 8. Januar 1885 feierlich eingeweiht werden.
Synagoge Eisenach um 1900 (Stadtarchiv, aus: wikipedia.org, CCO) und Modell der Eisenacher Synagoge (Bet Tfilla)
Die Zeitschrift „Der Israelit“ berichtete vom 26. Januar 1885 von der Synagogenweihe:
Aus Thüringen. Am 8. Januar d.J. wurde in Eisenach die neuerbaute Synagoge eingeweiht. Die Eisenacher Zeitung berichtet hierüber Folgendes:
Wie dieser Tage angekündigt, hat heute Vormittag 11 1/2 Uhr die feierliche Einweihung der neuen Synagoge stattgefunden. Nachdem die Mitglieder der Gemeinde und viele Eingeladenen aus hiesiger Stadt und anderen Orten in der schön ausgestatteten und zu Ehren des Tages mit Grün hübsch geschmückten Synagoge Platz genommen - im Schiff die Männer, auf den Emporen die Frauen -, begann die Feierlichkeit außen mit Ueberreichung des Schlüssels durch Herrn Fischer als Stellvertreter des leider erkrankten Bauleiters Herrn Architekt Hermann Hahn unter entsprechenden Worten an Kultusvorsteher Backhauß, der mit Dank und der Bitte, daß dieses Gotteshaus dem Schutze der Stadt empfohlen sein möge, das Hauptportal erschloß. Unter dem Gesange des Psalms 'Gesegnet, die da kommen im Namen des Herrn' betrat der Festzug, dem Kinder mit geschmückten Stäben vorangingen, die Vorhalle und danach unter weiteren Gesängen das Innere des Tempels. Vier geschmückte Gesetzrollen wurden vorangetragen, worauf der Großherzogliche Landrabbiner Herr Dr. Salzer, die Herren Bezirksdirektor von Beust, Geheimer Regierungsrath Roese, Bürgermeister Peffer, die Herren vom Gemeinderath und Kirchengemeinde- vorstand und die israelitischen Kultusdeputierten folgten. Nachdem die Gesetzrollenträger am Altar Aufstellung genommen, wurde vom Vorbeter das Gebet 'Wie schön sind deine Zelte' vorgetragen, worauf unter Wechselgesängen feierlicher Umzug und Einstellung der Gesetzrollen in die heilige Lade erfolgte. Der hiermit verbundene, vor der heiligen Lade vom Landrabbiner vollzogene Weiheakt machte auf alle Anwesende einen sehr erhebenden Eindruck. ... Auf den Gesang 'Die Himmel erzählen Gottes Ehre' hielt der Landrabbiner ein sehr erhebendes Schlußgebet, in das er das Großherzogliche Haus, Kaiser und Reich, das Vaterland und dessen Regierung, unsere Stadt, deren Obrigkeit und Bewohner, die israelitische Gemeinde und deren Vorstand, den Bauleiter und dessen Mitarbeiter einschloß und besonders auch alle, ohne Unterschied des Bekenntnisses, die zu Gott bitten oder ihm danken, der göttlichen Gnade empfahl. ...
Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Religionsschule und eine Mikwe; letztere wurde 1879 in der Clemensstraße eingerichtet.
Als erster Lehrer der jüdischen Gemeinde war Jacob Heidungsfeld angestellt, der als Lehrer und Kantor bis zu seinem Tod (1897) seinen Wirkungskreis in Eisenach hatte.
Ausschreibungen für die Stelle eines Religionslehrers/Kantors aus "Der Israelit“ vom 30.Aug. 1895 und vom 28.Dez. 1896
Bis in die 1860er Jahre wurden verstorbene Gemeindeangehörige auf dem jüdischen Friedhof in Herleshausen begraben; nachdem man auf dem neuangelegten kommunalen Friedhof ein kleines Areal erworben hatte, fanden fortan Beerdigungen in Eisenach statt. Seit ca. 1916 nutzte die Gemeinde ein anderes Begräbnisgelände innerhalb des kommunalen Friedhofs.
Grabsteine auf dem alten Friedhof und ungewöhnliches Grabmal für eine 'schriftgelehrte' Person (Aufn. J. Hahn, 2005, aus: alemannia-judaica.de)
Im Jahre 1912 wurde Eisenach Sitz des Landesrabbiners des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach; ihm unterstanden die Gemeinden Apolda, Aschenhausen, Eisenach, Gehaus, Geisa, Jena, Ilmenau, Stadtlengsfeld, Vacha und Weimar. Bereits in den drei Jahrzehnten von 1846 bis 1876 war Eisenach Sitz des Rabbinats „Sachsen-Weimar-Eisenach“ gewesen, nachdem der Rabbiner Dr. Mendel Heß seinen Wohn- u. Dienstsitz von Stadtlengsfeld nach Eisenach verlegt hatte.
Einer seiner Amtsnachfolger war Rabbiner Dr. Josef Wiesen (geb. 1865 in Österreich-Ungarn), der in den Jahren zuvor in verschiedenen Gemeinden gewirkt hatte, so als Lehrer und Prediger in Hannover und als Bezirksrabbiner in Böhmisch Leipa. Seine offizielle Berufung zum Landesrabbiner des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach erhielt er 1902. Nach seiner Pensionierung (1918) war er weiterhin in Eisenach tätig. 1938 wurde er vorübergehend inhaftiert. Bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt (Sept. 1942) hatte er in seinem Privathaus Gottesdienste durchgeführt. Dr. Josef Wiesen starb im Nov. 1942 im Ghetto Theresienstadt. Zur Erinnerung an ihn und seine Familie sind vor seinem letzten Wohnsitz in Eisenach drei sog. „Stolpersteine“ verlegt.
verlegt am Schlossberg (Aufn. CTHOE, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Juden in Eisenach:
--- um 1760 .......................... 2 jüdische Familien,
--- 1823 ............................. 7 Juden,
--- 1867 ......................... ca. 75 “ ,
--- 1877 ............................. 287 “ (in 62 Familien),
--- 1904 ............................. 430 “ ,
--- 1910 ............................. 421 “ ,
--- 1928 ......................... ca. 400 “ ,
--- 1933 (Juni) ...................... 378 “ ,* * Gemeinde ca. 500 Pers.
--- 1939 (Mai) ....................... 215 “ ,
--- 1941 (Sept.) ..................... 145 “ ,
--- 1942 (Juni) ...................... 72 “ ,
(Okt.) .................. ca. 10 “ .
Angaben aus: Gerd Bergmann, Schicksal der Eisenacher Juden
Allgemein pflegte die jüdische Minderheit Eisenachs zur christlichen Mehrheit ein gutes Verhältnis, zumal die jüdischen Einwohner weitestgehend in das gesellschaftlich-soziale Leben integriert waren. Ihren Lebensunterhalt verdienten die Juden Eisenachs im Handel- und Dienstleistungssektor; von den 20 Geschäften lagen allein sieben in der Karlstraße.
Gewerbliche Zeitungsanzeigen (alle um 1900):
Antisemitische Tendenzen in Teilen der Eisenacher Bevölkerung waren bereits Jahrzehnte vor der NS-Zeit spürbar; gegen Ende des 19.Jahrhunderts konnte die „Antisemitische Partei“ bei den Reichstagswahlen im Eisenacher Raum relativ viele Stimmen gewinnen. Während der Zeit der Weimarer Republik kam es in der Stadt Eisenach vereinzelt zu antisemitischen Ausschreitungen, vermutlich begangen von einheimischen Gymnasiasten: Synagogenfenster wurden zerstört, Häuser beschmiert. Mit der NS-Machtübernahme begann auch in Eisenach der staatlich organisierte Antisemitismus; einer der Wortführer war der NSDAP-Kreisleiter Hermann Köhler. Die ‚Aktivisten’ beim Pogrom in Eisenach waren in Arbeitskleidung auftretende SA-Männer, die von Köhler und dem SA-Führer Ernst Frenzel ihre Aufträge erhalten hatten. SA-Männer drangen gewaltsam in jüdische Geschäfte und Wohnungen ein und zertrümmerten vielfach die Inneneinrichtung. Verhaftungen jüdischer Männer schlossen sich an; nach ihrer vorläufigen Internierung in der Turnhalle am Rathenauplatz (heutige Goethestraße) brachte man sie per Bus ins KZ Buchenwald. In der Nacht auf den 10.November 1938 wurde die Eisenacher Synagoge in Brand gesteckt, nur Mauerreste blieben übrig. Kurz zuvor hatten SA- und Hitlerjugend-Trupps das Innere der Synagoge verwüstet. Die Synagogenruine wurden anschließend gesprengt; das Grundstück kam in den Besitz der Stadt.
Synagogenruine und deren Abriss (hist. Aufn., Stadtarchiv bzw. Center for Jewish history, NYC, gemeinfrei)
Etwa ein Drittel der Eisenacher Juden war nach 1933 meist in die USA oder nach Palästina emigriert; im Mai 1939 lebten noch 215 Juden in Eisenach. Gegen Ende des Jahres 1939 waren die noch verbliebenen jüdischen Bürger Eisenachs zwangsweise in sog. „Judenhäuser“ zusammengelegt worden; solche Unterkünfte befanden sich in Eisenach u.a. in der Georgenstraße 35/36, Gartenstraße 2a, Karthäuserstr. 48, an der Rennbahn 28, am Schlossberg 10, in der Stolzestraße 5/7. In einer Meldung des Eisenacher Kripochefs Meyer an die Gestapo Weimar von November 1941 hieß es:
„ .. Die Zusammenlegung der Juden ist in Eisenach weiter durchgeführt worden. Anordnungen für noch engere Zusammenlegung sind getroffen. Die Juden haben verschiedentlich durchblicken lassen, daß derartige Maßnahmen in anderen Städten nicht so streng durchgeführt würden wie in Eisenach. ...”
Im Mai 1942 begann die Deportation der Eisenacher Juden; zuvor wurden die noch in Eisenach lebenden jüdischen Bürger auf dem Gelände der Villa des jüdischen Kaufmanns Klebe an der Goethestraße 48 zusammengezogen, später von hier zum Eisenacher Bahnhof abtransportiert und dann ins „Generalgouvernement“ oder nach Theresienstadt deportiert.
„ ... Nach einem ihnen wenige Tage vorher bekanntgegebenen Bescheid wurden die unter 65 Jahre alten Juden ... auf dem Grundstück Goethestraße 48 zusammenberufen, um von da ihren Abtransport anzutreten. ... Den zu evakuierenden Juden wurde gestattet, je 50 kg Expreßgut nach Weimar zu schicken und Handgepäck mitzunehmen. Um 11.06 Uhr führte sie der Zug nach Weimar. Hier wurden sie für einen Tag in einer Halle untergebracht, um am nächsten Tag mit unbekanntem Ziel ostwärts weitertransportiert zu werden.” (aus: Chronik der Stadt Eisenach, Eintrag über den 9.Mai 1942)
Am Eisenacher Bahnhof am 9.Mai 1942 (aus: Stadtarchiv Eisenach bzw. db.yadvashem.org)
Nach dieser ersten Deportation waren noch 72 Juden in Eisenach verblieben; fast alle - meist alte Menschen - wurden im Herbst 1942 nach Theresienstadt „umgesiedelt“.
Mehr als 200 gebürtige bzw. längere Zeit in Eisenach ansässig gewesene jüdische Bürger wurden nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/eisenach_synagoge.htm).
Auf dem (neuen) jüdischen Friedhof in Eisenach findet man ca. 80 Grabsteine, die in zehn Reihen auf dem Areal stehen.
Gräber auf dem "neueren" Teil des jüdischen Friedhofs (Aufn. Metilsteiner, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
1947 wurde ein Mahnmal am Standort der einstigen Synagoge errichtet. Es besteht aus in den Boden eingelassenen weißen Platten und zeichnet den Grundriss des einstigen Gebäudes nach; an seiner Spitze ist ein Davidstern angebracht. Die dazugehörige Inschrift lautet:
An dieser Stelle verbrannten und verwüsteten am 9.November 1938
Bubenhände die Synagoge der jüdischen Religionsgemeinschaft zu Eisenach.
Anm: Mit dem Begriff "Bubenhände" (!) erfolgt eine starke Verharmlosung der Täter.
Mahnmal am ehem. Standort der Synagoge (Aufn. Metilsteiner, 2008, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Der Sockel des Mahnmals war aus Steinen der früheren Synagoge erbaut. Ende der 1990er Jahre wurde die alte Gedenktafel durch neue ersetzt, die nun den abgeänderten Wortlaut besitzt: "An diesem Ort stand die Synagoge der jüdischen Religionsgemeinschaft Eisenach. Sie würde am 9.November 1938 von nationalsozialistischen Horden verwüstet und niedergebrannt." Eine daneben befindliche Metallstele trägt den Text:
Ein Leben. Hauf und Hauf sterben sie. Stehn nie auf. Nie und Nie. Selma Meerbaum-Eisinger 7.Juli 1941
Im Gedenken an die 119 deportierten und ermordeten jüdischen Bürger Eisenachs.
In der Eingangshalle des Eisenacher Bahnhofs erinnert seit 1992 eine Gedenktafel an die von hier ausgehenden Deportationen der Eisenacher Juden:
Zum Gedenken
an den Leidensweg der jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Eisenach
deren Deportation in die nationalsozialistischen Vernichtungslager hier ihren Anfang nahm
Die Stadt Eisenach
An die jüdischen Ärzte Paul Oppenheim und Siegfried Wolff erinnern zwei Straßen in Eisenach.
Seit 2009 beteiligt sich Eisenach am sog. „Stolperstein“-Projekt; bis in die jüngste Vergangenheit wurden in den Gehwegen Eisenacher Straßen nahezu 140 dieser messingfarbenen Gedenkquader verlegt, die an Opfer der NS-Herrschaft erinnern (Stand 2024).
verlegt für Angehörige der Familie Spangenthal in der Bahnhofstraße (Aufn. S. Ludwig, 2015, aus: wikipedia.org, CCO)
Vier weitere "Stolpersteine" - verlegt in der Georgenstraße (Aufn. aus: wikipedia.org, CCO)
Seit 2019 erinnert in Eisenach eine Installation des Leipziger Künstlers Marc Pethran an das sog. „Entjudungsinstitut“, das evangelische Kirchen in der NS-Zeit gegründet hatten (Abb. aus: eisenach.info).
Auf Betreiben führender „Deutscher Christen“ war im Jahre 1939 das "Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das kirchliche Leben" auf der Wartburg gegründet worden - mit der Zielsetzung, Kirche und christlichen Glauben an die NS-Ideologie anzupassen; dabei sollten u.a. sämtliche "jüdische Spuren" im Neuen Testament getilgt werden; ein Ergebnis war das 1941 verausgabte sog. "Volkstestament" - ein "entjudetes" Neues Testament (!).
2022 wurde der Straßenabschnitt an der Alten Synagoge von ‚Wilhelm-Rinkens-Straße‘ in ‚Synagogenstraße‘ umbenannt.
Weitere Informationen:
Germania Judaica, Band II/1, Tübingen 1968, S. 197 – 199 und Band III/1, Tübingen 1987, S. 293/294
Fred Heilbrunn, Geschichte der Eisenacher Juden, in: "Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinden in der DDR", Hefte 9/1970, 12/1970 und Heft 3/1971, Dresden 1970/1971
Harold Hammer-Schenk, Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. u. 20.Jahrhundert, Hans Christians Verlag, Hamburg 1981, Teil 2, Abb. 284
Herbert Eilers, Die jüdische Gemeinde in Eisenach, in: "Wartburgland", No.16/1985, S. 26 - 33
Die Juden in Eisenach - Auf den Spuren einer leidvollen Geschichte, in: "Christlicher Hauskalender 1987", Hrg. Evangelische Verlagsanstalt Berlin
Herbert Eilers, Der jüdische Teil des Eisenacher Friedhofs, in: "Wartburgland" No.18/1987, S. 9 - 12
Die Novemberpogrome - Gegen das Vergessen. Eisenach - Gotha - Schmalkalden, Spuren jüdischen Lebens, Hrg. Landesjugendpfarramt der Evang-Lutherischen Kirche Thüringens, Eisenach 1988
Helmut Eschwege, Geschichte der Juden im Territorium der ehemaligen DDR, Dresden 1990, Band II, S. 830 f.
Zeugnisse jüdischer Kultur - Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Tourist Verlag GmbH, Berlin 1992, S. 263 - 265
Hermann Kühn, Die Stellung der Juden in Eisenach im Wechsel der Jahrhunderte, in: "Heimatblätter des Eisenacher Landes 1992", Eisenach 1993, S. 94 ff.
Ulrike Schramm, Die Judenfrage im Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ein Beitrag zur Geschichte der Emanzipation im sächsischen Großherzogtum in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts, Magisterarbeit an der FSU Jena, Jena 1993
M.Brocke/E.Ruthenberg/K.U.Schulenburg, Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), in: "Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum", Hrg. Peter v.d.Osten-Sacken, Band 22, Berlin 1994, S. 320/321
Gerd Bergmann, Die Pogromnacht am 9.November 1938 in Eisenach, in: "Heimatblätter. Zur Geschichte, Kultur und Natur", Folge 55/1995
Helma Bräutigam, Zur Emigration der Eisenacher Juden in der NS-Zeit, in: "Zeitschrift für Geschichte, Erziehung, Politik", Band 6/1995, Berlin 1995
Gerd Bergmann, Schicksal der Eisenacher Juden, in: Thomas Bahr (Hrg.), Beiträge zur Geschichte jüdischen Lebens in Thüringen, in: "Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte", 29.Beiheft, Jena 1996, S. 163 - 168
Monika Kahl, Denkmale jüdischer Kultur in Thüringen - Kultusgeschichtliche Reihe, Band 2, Hrg. Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege, Leipzig 1997, S. 59 f.
Reinhold Brunner, Die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Menschen Eisenachs 1938 bis 1942, in: "Schriften des Eisenacher Geschichtsvereins", o.J. (1998 ?)
Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus - Eine Dokumentation II, Hrg. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, S. 810 f.
Ulrike Schramm-Häder, Jeder erfreuet sich der Gleichheit vor dem Gesetze, nur nicht der Jude. Die Emanzipation der Juden in Sachsen-Weimar-Eisenach (1823 - 1850), in: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe, Band 5, Verlag Urban & Fischer, München/Jena 2001 (basierend auf der Magisterarbeit von 1993)
Aliza Cohen-Mushlin/Harmen Thies, Synagogenarchitektur in Deutschland vom Barock zum ‘Neuen Bauen’, Dokumentation zur Ausstellung, Selbstverlag TU Braunschweig, Fachgebiet Baugeschichte, 2002, S. 87/88
Gabriele Olbrisch, Landrabbinate in Thüringen 1811 - 1871. Jüdische Schul- und Kulturreform unter staatlicher Regie, in: "Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen - Kleine Reihe", Band 9, Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2003, S. 57
Reinhold Brunner, Von der Judengasse zur Karlstraße: Jüdisches Leben in Eisenach, Weimar 2003
Israel Schwierz, Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation, hrg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Sömmerda 2007, S. 94 – 98
Reinhold Brunner, Juden in der Kommunalpolitik: Das Beispiel der Stadt Eisenach, in: "Zwischen Mitgestaltung und Ausgrenzung – Schriften zur Geschichte des Parlamentarismus in Thüringen", Band 26/2007, S. 59 - 89
Reinhold Brunner, Jüdische Ärzte am Fuß der Wartburg: Schicksale unter dem Hakenkreuz, in: "Ärzteblatt Thüringen", Band 19/2008, S, 110 – 112
Monika Gibas, „Ich kam als wohlhabender Mensch nach Erfurt und ging als ausgeplünderter Mensch davon“ – Schicksale 1933 – 1945, hrg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2008, S. 93 – 104 (Fam. Kirchheimer aus Eisenach)
Carsten Liesenberg/Harry Stein (Bearb.), Deportation und Vernichtung der Thüringer Juden 1942 – Quellen zur Geschichte Thüringens, Hrg. Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2012
Reinhold Brunner (Bearb.), Stolpersteine in Eisenach - Erinnerungen an das jüdische Leben und Sterben in der Wartburgstadt, hrg. vom Eisenacher Geschichtsverein/Stadt Eisenach, Eisenach 2012 / Neuauflage 2013 (Anm.: mit Kurzbiographien der betroffenen Personen)
Eisenach, aus: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Zeitungsberichten u. Dokumenten zur jüdischen Gemeinde)
Norman Meißner (Red.), In Eisenach gibt es mittlerweile 90 Stolpersteine, in: „Thüringische Landeszeitung - Eisenacher Presse“ vom 20.3.2014
Norman Meißner (Red.), Stolpersteine erinnern in Eisenach in Deportierte, in: „Thüringische Landeszeitung - Eisenacher Presse“ vom 5.5.2016
Wolfgang Dick (Red.), Juden-Deportation vor 75 Jahren, online abrufbar unter: dw/com/de vom 9.5.2017
Auflistung der in Eisenach verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Eisenach
N.N. (Red.), Eisenach: Stolpersteine erinnern an jüdische Mitbürger, in: „Thüringer Allgemeine“ vom 10.10.2018
N.N. (Red.), Mahnmal erinnert an Eisenacher „Entjudungsinstitut“, in: evangelisch.de vom 6.5.2019
Katja Schmidtberger (Red.), Eisenach baut Verzeichnis über ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde auf, in: „TLZ - Thüringische Landeszeitung“ vom 29.8.2019
Ruth Breer (Red.), Sonderausstellung über „Entjudungsinstitut“ im Lutherhaus Eisenach, in: "mdr – Mitteldeutscher Rundfunk" vom 19.9.2019
Jochen Birkenmeier/Michael Weise, Erforschung und Beseitigung: Das kirchliche „Entjudungsinstitut“ 1939 – 1945, Begleitband zur Ausstellung, Stiftung Lutherhaus Eisenach 2019
Frank Rothe/Peter Rossbach (Red.), Erinnerung an Frieda und Samuel Kies, in: „TLZ - Thüringische Landeszeitung“ vom 14.1.2020
Birgit Schellbach (Red.), Inschriften auf jüdischen Grabsteinen in Eisenach übersetzt, in: „Thüringer Allgemeine“ vom 11.2.2020
Frank Rothe/Peter Rossbach (Red.), Das fürchterliche Schicksal der Familie Ochs, in: „TLZ - Thüringische Landeszeitung“ vom 14.2.2020
Peter Rossbach (Red.), Eisenacherin 1942 zunächst eingewiesen, dann deportiert und ermordet, in: „TLZ - Thüringische Landeszeitung“ vom 25.5.2020
Oliver Arnold, „Entjudung“ von Theologie und Kirche. Das Eisenacher „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsch-kirchliche Leben 1939-1945, in: "Christentum und Zeitgeschichte", Band 6, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2020
Simon Ortner/Kevin Rodeck, Unterwegs auf den Spuren jüdischen Lebens im Wartburgkreis, Hrg. Thüringer Innenministerium, Eisenach 2021
Peter Rossbach (Red.), Die Stolpersteine 103 bis 114 erinnern an die Opfer, in: „Thüringer Allgemeine“ vom 23.9.2021
Jensen Zlotowicz (Red.), Eisenacher Helmut Voigt erinnert an Schicksal seiner Mutter, in: „Thüringer Allgemeine“ vom 21.9.2022
Katja Schmidberger (Red.), Eisenach bekommt wieder eine Synagogenstraße, in: „Thüringer Allgemeine“ vom 3.11.2022
Immanuel Voigt (Red.), Landesrabbiner Josef Wiesen von den Nazis umgebracht, in: „TLZ - Thüringische Landeszeitung“ vom 12.8.2023
Stadtverwaltung Eisenach (Hrg.), Acht weitere Stolpersteine in Eisenach verlegt, in: „Eisenach online“ vom 4.10.2023
Maria Stolarzewicz (Bearb.), Lebenswege jüdischer Religionsbeamter aus Erfurt und Eisenach …, in: Verfolgte Musiker im nationalsozialistischen Thüringen: eine Spurensuche, Böhlau Verlag, Wien 2023, S. 215 - 231
Rainer Borsdorf, Juden in Thüringen: Vom Kaiserreich bis zum Ende der DDR, hrg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, 2024 (S. 56/57)
Peter Rossbach (Red.), Die Eisenacher Opfer des Holocaust vor dem Vergessen bewahren, in: „Thüringer Allgemeine“ vom 12.7.2024