Frankenstein (Rheinland-Pfalz)
Frankenstein ist eine kleine Ortsgemeinde mit derzeit ca. 900 Bewohnern im Landkreis Kaiserslautern, die seit 2014 der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn angehört – ca. 25 Kilometer östlich von Kaiserslautern gelegen (topografische Karte 'Pfälzer Wald', Lencer 2008, aus: wikivoyage.org/wiki/Pfälzerwald und Kartenskizze 'Landkreis Kaiserslautern', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/kaiserslautern).
Im kleinen Dorfe Frankenstein lässt sich seit den 1740er Jahren die Ansiedlung dreier jüdischer Familien belegen; die sich hier gebildete Kultusgemeinde zählte - selbst zu ihren besten Zeiten - allerdings kaum mehr als 60 Angehörige. Der Metzger Nathan Abraham stellte den Gemeindemitgliedern seit den 1830er Jahren einen kleinen Betraum zur Verfügung, der vermutlich bis um 1890/1900 genutzt wurde. Während des 19.Jahrhunderts hatte die kleine Gemeinde zeitweise einen Lehrer angestellt, der auch die Aufgaben des Vorbeters und des Schochet wahrnahm.
Verstorbene wurden auf dem israelitischen Verbandsfriedhof in Mehligen (im Gewann "In den Birken" liegend) beigesetzt; das um 1800 angelegte Begräbnisgelände diente auch Juden aus Otterberg, Sembach und Kaiserslautern als letzte Ruhestätte
Friedhof in Mehlingen (Aufn. EHaseler, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Juden in Frankenstein:
--- 1743 ........................ 3 jüdische Familien,
--- 1804 ........................ 23 Juden (ca. 6% d. Dorfbev.),
--- 1808 ........................ 19 " ,
--- 1814 ........................ 40 “ ,
--- 1825 ........................ 53 “ (in 10 Familien),
--- 1850 ........................ 62 “ ,
--- 1855 ........................ 32 “ (in 7 Familien) ,
--- 1875 ........................ 25 “ ,
--- 1900 ........................ 10 “ ,
--- 1909 ........................ 8 " ,
--- 1933 ........................ eine jüdische Familie.
Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 152
hist. Postkarte von Frankenstein (Abb. aus: wikipedia.org, CCO)
In den 1850er Jahren halbierte sich die Zahl der Gemeindemitglieder innerhalb kürzester Zeit; um 1900 muss die winzige Gemeinde aufgelöst worden sein. Zu Beginn der 1930er Jahre lebte nur noch eine jüdische Familie im Dorf.
Drei aus Frankenstein stammende jüdische Bürger wurden nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der drei betreffenden Personen siehe: alemannia-judaica.de/frankenstein_synagoge.htm).
Das Synagogengebäude war an das Bistum Speyer veräußert worden; der aus Frankenstein stammende Speyerer Bischof Dr. Ludwig Sebastian (geb. 1862) ließ nun das ehemalige jüdische Bethaus auf eigene Kosten größtenteils abbrechen und an dessen Stelle eine Kapelle errichten. 1933 wurde die neue „Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit“ geweiht.*
*In der Kapelle befindet sich heute die Grabplatte des Speyerer Bischofs Dr. Sebastian. Die Grabplatte hatte ursprünglich ihren Platz vor dem Königschor im Dom von Speyer und wurde dann im Zuge der Dom-Umgestaltung nach Frankenstein gebracht.
Der westlich von Mehlingen befindliche jüdische Friedhof - auf einem ca. 1.700 m² großen Areal – befinden sich heute noch nahezu 200 Grabsteine
Teilansicht der Friedhofs und ältere Grabsteine (Aufn. M. 2014 und Aufn. Beba, 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Von einem älteren Friedhof – vermutlich gegen Mitte des 18.Jahrhunderts angelegt – gibt es heute keine baulichen Relikte mehr, da das Gelände bei der Anlage eines Militärflugplatzes eingeebnet worden war.
Weitere Informationen:
Willi Walther, Die Verhältnisse der Israeliten in Frankenstein, in: "Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern 2000", S. 54 - 62
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 152
Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau, Landau 2005, S. 70/71
Frankenstein, in: alemannia-judaica.de