Gerresheim (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Düsseldorf Stadtteil Gerresheim.svgGerresheim wurde im Jahre 1909 nach Düsseldorf eingemeindet; der Stadtteil mit derzeit ca. 29.000 Einwohnern liegt im Osten der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen (Gerrisheim/Gerresheim auf hist. Karte von ca. 1650, aus: wikipedia.org CCO  und  Kartenskizze 'Stadtteile Düsseldorf', TUBS 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Erstmals gegen Mitte des 18.Jahrhunderts ist Ansässigkeit zweier jüdischer Familien urkundlich belegt; doch blieb die Zahl der jüdischen Bewohner über viele Jahrzehnte hinweg gering, erst im ausgehenden 19.Jahrhundert erreichte die hiesige jüdische Gemeinschaft knapp 100 Angehörige. In den 1820er Jahren muss ein Betraum in einem Privathauses bestanden haben, der jahrzehntelang genutzt wurde. Begünstigt durch die kostenlose Überlassung eines kommunalen Grundstücks am Wallgraben konnte eine Synagoge errichtet werden, die 1875 eingeweiht wurde.

   Als Gerresheim noch eine Synagoge hatte | nrz.de | Ehem. Synagogengebäude vor dem Abriss (Abb. aus: nrz.de)

Die Nutzung des neuen Synagogengebäudes war aber nur von relativ kurzer Dauer, da sich die meisten jüdischen Gemeindemitglieder seit 1900/1910 immer mehr nach Düsseldorf orientierten; deshalb wurde das Gebäude 1917 an einen Privatmann verkauft, der es zu Lagerzwecken nutzte.

Bereits um 1800/1805 existierte ein Friedhof auf dem Wall zwischen Kölner und Neusser Tor; 1812 erwarb die jüdische Gemeinde ein neues Bestattungsgelände neben dem Gerresheimer Waldfriedhof, das gegen Ende des 19.Jahrhunderts belegt war. Danach stellte die Kommune ein Areal an der heutigen Mansfeldstraße zur Verfügung, das mit einer Mauer eingefriedet werden musste. - Seit 1912 gab es am Ort (an der Quadenhofstraße) auch einen Begräbnisplatz der Düsseldorfer jüdisch-orthodoxen Gemeinde „Adath Israel“.

Juden in Gerresheim:

         --- um 1765 ........................  2 jüdische Familien,

    --- 1812 ........................... 33 Juden,

    --- 1843 ........................... 30   “  ,

    --- 1861 ........................... 48   “  ,

    --- 1880 ........................... 46   “  ,

    --- 1895 ........................... 65   “  ,

    --- 1905 ........................... 95   “  ,

    --- um 1930/33 ..................... 18 jüdische Familien.

Angaben aus: Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Reg.bez. Düsseldorf, S. 47

 

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim 18 jüdische Familien. Das sich inzwischen in „arischem“ Besitz befindende Synagogengebäude in Gerresheim blieb während der „Reichskristallnacht“ unangetastet.

 

Im Februar 1984 brannte das ehem. Synagogengebäude - nach einem antisemitisch motivierten Anschlag (die Backsteinmauern waren mit Runen und Hakenkreuzen beschmiert worden) - nieder; wenig später wurde die Ruine abgerissen.

 Heute erinnert eine unscheinbare steinerne Stele an den Standort der ehemaligen Synagogevon Gerresheim (Aufn. Kürschner, 2019, aus: wikipedia.org, CCO); deren Inschrift lautet:

Hier hatte die jüdische Gemeinde Gerresheim von 1875 bis 1907 ihr Gotteshaus. Das denkmalgeschützte Gebäude fiel 1985 einem Brandanschlag zum Opfer. Die Ruine wurde im Rahmen der Ortskernsanierung 1987 abgerissen.

Datei:Duesseldorf gerresheim friedhof mansfeld 3.jpgDatei:Jüdischer Friedhof der Adath-Israel in Düsseldorf Gerresheim - IMGP8412.JPG

Eingangstor zum jüdischen Friedhof (Aufn. R. Gaßner, 2006, aus: GenWiki.de) und  Gräberfeld (J.H.Addicks, 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Eine Gedenktafel am von einer hohen Mauer umgebenen jüdischen Friedhof (Mansfeldstraße) trägt die Worte:

Im Gedenken an die bis 1937 auf diesem Friedhof bestatteten

jüdischen Mitbürger Gerresheims und in Erinnerung an die in der ganzen Welt

durch Terror und Willkür umgekommenen Juden.

 

Direkt neben dem Gerresheimer Waldfriedhof (an der Quadenhofstraße) befindet sich in den „Gerresheimer Höhen“ ein (aufgegebener) jüdischer Friedhof der orthodoxen Juden Düsseldorfs (auch "Weyl'scher Friedhof genannt), der in den Jahren von 1925 bis Ende 1938 in Nutzung war. Die letzte Beerdigung auf diesem jüdischen Friedhof fand Ende 1938 statt; danach wurde er geschlossen. Angeblich sollen hier nach dem Pogrom mehrere Thorarollen vergraben worden sein, um diese vor weiterem Frevel zu bewahren. Eine jüngst angebrachte Gedenktafel informiert heute über die Geschichte dieser Begräbnisstätte.

Ins Gehwegpflaster Gerresheimer Straßen sind insgesamt ca. 25 sog. „Stolpersteine“ eingelassen (Stand 2024), die an Angehörige ehemals hier wohnender jüdischer Familien und an weitere Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnern.

Stolperstein Düsseldorf 7 Gerresheim Dreherstraße 14 Berta Dirks.jpgStolperstein Düsseldorf 7 Gerresheim Dreherstraße 14 Walter Dirks.jpgverlegt für Fam. Dirks, Dreherstraße (Aufn. Schwarz, 2006, aus: commons.wikimedia.org, CCO)

       ... und für Fam. Kussel, Schönaustraße Stolperstein Düsseldorf 7 Gerresheim Schönaustraße 1 Hugo Kussel.jpgStolperstein Düsseldorf 7 Gerresheim Schönaustraße 1 Henriette Kussel.jpgStolperstein Düsseldorf 7 Gerresheim Schönaustraße 1 Albert Kussel.jpg

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in der Truchseßstraße (Aufn. Kürschner, 2019, aus: wikipedia.org, CCO)

 

[vgl. Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Hugo Wiedenhaupt, Die Gerresheimer Synagoge, in: "Das Tor. Düsseldorfer Heimatblätter", Jg. 48, Heft 1/1982, S. 40 f.

Bärbel Giese, Religiöse Minderheiten: Sozialgeschichtliche und soziologische Aspekte dargestellt am Beispiel der jüdischen Gemeinde zu Gerresheim, Staatsexamensarbeit Universität/GH Duisburg, Duisburg 1985

Bärbel Giese, Zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Gerresheim von 1752 bis 1945, in: Gerresheim und seine Basilika. Festschrift zum 750jährigen Bestehen der Gerresheimer Stiftskirche, Düsseldorf 1988

Barbara Suchy, Juden in Gerresheim 1933 - 1945. Biographische Fragmente, in: Erlebtes und Erlittenes. Gerresheim unter dem Nationalsozialismus. Berichte - Dokumente - Erzählungen, Düsseldorf 1995, S. 289 - 321

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf, J.P. Bachem Verlag, Köln 2000, S. 47 – 49

Christine Holthoff (Red.), Als Gerresheim noch eine Synagoge hatte, in: "WP - Westfalenpost" vom 24.8.2015

Marc Ingel (Red.), Ein Ort für die Ewigkeit, in: RP-Online vom 20.10.2015

N.N. (Red.), Erinnerung an orthodoxes Judentum in Düsseldorf, in: „NRZ – Neue Ruhrzeitung“ vom 21.8.2018

Auflistung der in Düsseldorf-Gerresheim verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Düsseldorf#Gerresheim