Gerstheim (Elsass)
Gerstheim ist eine kleine französische Kommune im Unterelsass mit derzeit ca. 3.500 Einwohnern nahe Erstein - ca. 25 Kilometer südlich von Straßburg gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Gerstheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
In Gerstheim existierte eine jüdische Gemeinde vermutlich seit Anfang des 18.Jahrhunderts; ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte sie gegen Mitte des 19.Jahrhunderts. In unmittelbarer Nähe des damaligen Friedhofsgeländes errichtete die Judengemeinde 1824 ihre erste Synagoge; das baufällig gewordene Gebäude wurde in den 1870er Jahren rekonstruiert und abermals eingeweiht.*
* Einer anderen Angabe zufolge soll das 1824 erbaute, im unteren Teil des Dorfes liegende Synagogengebäude beim 1852 auftretenden Rhein-Hochwasser stark beschädigt worden sein; daraufhin beschloss die Gemeinde um 1870 den Bau einer neuen Synagoge, die mehr im Zentrum des Dorfes liegen sollte.
Die Einweihung der Synagoge - Lithographie A. Netter, 1874 (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)
aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 24. Juni 1909
Die Anlage eines Friedhofs erfolgte im 18.Jahrhundert.
Die jüdische Gemeinde in Gerstheim unterstand dem Bezirksrabbinat Niederehnheim (Niedernai).
Juden in Gerstheim:
--- 1784 ........................ 74 Juden,
--- 1807 ........................ 78 “ ,
--- 1846 ........................ 189 “ ,
--- 1861 ........................ 183 “ ,
--- 1870 ........................ 171 “ ,
--- 1900 ........................ 82 “ ,
--- 1910 ........................ 58 “ ,
--- 1936 ........................ 17 “ ,
--- 1953 ........................ 22 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 35
Ab den 1870er Jahren begannen jüdische Familien aus Gerstheim abzuwandern, zumeist ins französische Kernland; innerhalb von nur zwei Jahrzehnten hatte sich die Zahl der Gemeindeangehörigen halbiert. In den 1920er Jahren war die jüdische Gemeinde Gerstheim schließlich in Auflösung begriffen. Bei Kriegsbeginn hielten sich nur noch sehr wenige Familien im Ort auf.
Nach der deutschen Okkupation wurde die Synagoge geplündert und anschließend als Gefangenenlager benutzt. Mitte der 1960er Jahre ließ man das inzwischen baufällige Gebäude abreißen.
Der jüdische Friedhof in Gerstheim ist bis heute in Nutzung.
Ummauertes jüdisches Friedhofsgelände (Aufn. J. Hahn, 2004)
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
Gerstheim, in: alemannia-judaica.de