Jermer (Böhmen)

  Jermer (tsch. Jaromierz bzw. Jaroměř, derzeit ca. 12.500 Einw.) – etwa 15 Kilometer nordöstlich von Königgrätz (Hradec Králové) - gehört zu den ältesten böhmischen Städten; hier soll in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinschaft bestanden haben (Kartenskizze 'Tschechien' mit Lage der Stadt rot markiert, K. 2005, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Trotz des Ansiedlungsverbot, das zur Zeit der Regentschaft Maria Theresias ausgesprochen worden war, hielten sich in Jermer stets einige wenige jüdische Familien auf. Zur Bildung einer autonomen Gemeinde kam es allerdings erst im Laufe der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts; doch blieb die Zahl der Gemeindeangehörigen im Ort stets gering. Die in umliegenden Dörfern lebenden jüdischen Familien gehörten auch der Gemeinde von Jermer an; um 1900 zählte diese dann immerhin etwa 200 Angehörige. Neben einem Betraum verfügte die Gemeinde auch über ein eigenes Friedhofsgelände, das in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhundert erfolgte.

Mit dem Anschluss der in der nahen Garnison Josefstadt (tsch. Josefov) lebenden Juden an die Gemeinde Jermer erhöhte sich kurzzeitig die Zahl der Gemeindeangehörigen.

Neben zwei Industriebetrieben im Landstädtchen waren auch mehrere Geschäfte in jüdischem Besitz.

Juden in Jermer:

            --- 1880 .....................  62 Juden,

     --- 1890 .....................  59   “  ,

              ................. ca. 200   “  ,*      * Gerichtsbezirk Jermer

     --- 1910 .....................  67   “  ,

     --- 1921 .....................  34   “  ,

     --- 1930 .....................  32   “  ,

              ................. ca.  65   "  .**     ** in Josefov

Angaben aus: Rudolf M. Wlaschek, Zur Geschichte der Juden in Nordostböhmen ..., S. 41

http://www.asamnet.de/~patzeltm/goldene_strasse_wb/wb/media//Christoph/CZ_Zlata_Cesta/Nordostboehmen_Hradec_Kralove/Jaromer/Jaromer_stadtbild.jpg Zentrum von Jermer (hist. Postkarte, um 1900, aus: asamnet.de)

 

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der jüdische Betraum in Jermer/Jaromierz aufgegeben.

 

Der kleinflächige jüdische Begräbnisplatz ist zwar bis heute erhalten, doch von Vegetation eingenommen bzw. durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen.

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Weitere Informationen:

Rudolf M.Wlaschek, Zur Geschichte der Juden in Nordostböhmen unter besonderer Berücksichtigung des südlichen Riesengebirgsvorlandes, in: "Historische und landeskundliche Ostmitteleuropa-Studien", Bd. 2, Marburg/Lahn 1987, S. 4 und S. 38 ff.