Impfingen (Baden-Württemberg)

Physische Karte des Baulands Naturraum Nr. 128 (braun umrandet)Datei:Tauberbischofsheim im Main-Tauber-Kreis.png Impfingen ist mit derzeit ca. 1.000 Einwohnern heute einer von sechs Stadtteilen von Tauberbischofsheim - ca. 30 Kilometer südwestlich von Würzburg bzw. nördlich von Bad Mergentheim gelegen (topografische Karte des Baulands, K. Jähne 2009, aus: wikipedia.org gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Main-Tauber-Kreis', F. Paul 2009, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Im bischöflich-würzburgischen Dorfe Impfingen bestand eine kleine israelitische Gemeinde bis in die Zeit kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Deren Wurzeln sind bereits im ausgehenden 16.Jahrhundert gelegt worden; denn eine erstmalige Erwähnung - in einer Urkunde aus Wenkheim - nennt eine Person namens „Mose Jud von Impfingen“. In den Folgejahrzehnten sind dann weitere Juden namentlich bekannt.

In den 1840er Jahren umfasste die Zahl ihrer Angehörigen fast 60 Personen.

Gottesdienstliche Zusammenkünfte fanden in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts „in einer alten Kammer“ statt; diese Räumlichkeit war so beengt, dass die Frauen außerhalb des eigentlichen Betsaales stehen mussten. Obwohl die finanzielle Situation der in recht ärmlichen Verhältnissen lebenden Juden dies kaum zuließ, ließ die kleine Gemeinde ein neues Synagogengebäude mit Schulzimmer, Lehrerwohnung und Mikwe erbauen (Am Baumgarten), das 1853 eingeweiht wurde. Trotz einer für die Baufinanzierung erfolgreich durchgeführten Kollekte hatte die Gemeinde noch jahrelang an den Darlehenskosten zu tragen.

Zur Besorgung religiöser Aufgaben hatte die kleine Gemeinde einen Lehrer angestellt. Von 1840 bis zu seinem Tode (1886) – also fast ein halbes Jahrhundert - übte dieses Amt Löb (Levi) Neumann aus. Aus einem Nachruf in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1886:

„ Niedergebeugt von Kummer und Schmerz ergreife ich die Feder, um den Lesern Ihres geschätzten Blattes die traurige Nachricht zu verkünden, daß es der Wille des Höchsten war, unsern vielgeliebten und allgemein verehrten Lehrer Levi Neumann … in das Jenseits abzurufen. Groß ist unser Schmerz, unausfüllbar diese für uns eingerissene Lücke. … Mit einem kärglichen Einkommen und einfacher Wohnung sich begnügend, verwaltete der Verewigte ein halbes Jahrhundert hindurch die hiesige Stelle als Lehrer, Vorbeter und Schochet zur völligen Zufriedenheit der ganzen Gemeinde. Sein Bestreben ging nur dahin, Tora zu lernen und zu verbreiten. Er machte es sich zu Aufgabe, seine Schüler als wahre und echte Jehudim zu erziehen und heranzubilden. Am 12. Mai dieses Jahre feierte der teure Dahingeschiedene sein 50-jähriges Dienst-Jubiläum, … Auch seitens des Großherzoglichen Oberrats der Israeliten kam ihm seiner treuen langjährigen Dienste wegen, ein Anerkennungsschreiben mit einem Geldgeschenke von 100 Mark zu. Was der Verstorbene für die Armen des heiligen Landes getan, ist vielen und besonders den Lesern dieses Blattes bekannt. Er versäumte keine Gelegenheit zu sammeln; er spendete selbst und veranlasste andere zu spenden. ...
Überall, wohin die traurige Kunde von dem Dahinscheiden des Verstorbenen gelangte, war man bestürzt, niedergeschlagen und in tiefe Trauer versetzt. Und warum sollte man es nicht sein? Sind doch Männer, die an Gelehrsamkeit und strenger Religiosität hervorragen, leider jetzt so selten zu finden... “

Nach seinem Tod wurde die Stelle des Lehrers gemeinsam mit Hochhausen ausgeschrieben.

 

Anzeigen im "Großherzoglichen Anzeigenblatt für den Seekreis" vom 6.Jan. 1836 und aus Zeitschrift "Der Israelit" vom 24.Nov. 1887

Verstorbene Gemeindemitglieder wurden zunächst in (Werbach-) Wenkheim beerdigt; später diente dann der jüdische Friedhof in Allersheim (Landkreis Würzburg) als letzte Ruhestätte.

Seit 1827 gehörte Impfingen zum Bezirksrabbinat Wertheim.

Juden in Impfingen:

--- 1826 .......................... 37 Juden,

--- 1833 .......................... 44   “  ,

--- 1841 .......................... 57   “  ,

--- 1864 .......................... 36   “  ,

--- 1871 .......................... 30   “  ,

--- 1880 .......................... 41   “  ,

--- 1890 .......................... 24   “  ,

--- 1900 .......................... 18   “  ,

--- 1910 .......................... 14   “  ,

--- 1933 ..........................  3   “  ,

--- 1940 (Nov.) ...................  keine.

Angaben aus: F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden, Denkmale, ...

 

Bis zur Auflösung der Gemeinde (1913) wurde die hiesige Synagoge genutzt; das Gebäude wurde wenige Jahre später veräußert (1919) und zu einem Wohnhaus umgebaut. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude abgerissen und das Grundstück neu überbaut

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden fünf gebürtige jüdische Bewohner Impfingens Opfer der "Endlösung" (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/impfingen_synagoge.htm).

 

Am Tauberbischofsheimer Rathaus ist die abgebildete Gedenktafel angebracht:

Gedenktafel (Aufn. 2017, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

 

 

Weitere Informationen:

F.Hundsnurscher/G.Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Band 19, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1968, S. 271

Elmar Weiß, Jüdisches Schicksal im Gebiet zwischen Neckar und Tauber, hrg. von der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg, Stuttgart 1979

Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, S. 354 – 358

Elmar Weiß, Zeugnisse jüdischer Existenz in Wenkheim, Tauberbischofsheim 1992

Franz Gehrig/Hermann Müller, Die Juden von Tauberbischofsheim, in: "Tauberbischofsheim - Beiträge zur Stadtchronik", Hrg. Verein Tauberfränkische Heimatfreunde e.V., Tauberbischofsheim 1997, S. 285 - 297

Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 477 - 479 

Impfingen, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)