Homenau/Humenné (Slowakei)

Homenau (Humenau) ist die ostslowakische Stadt Humenné (ung. Homonna) mit derzeit ca. 34.000 Einwohnern (Kartenskizze ?, 2006, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

Seit dem ausgehenden 17.Jahrhundert waren vermutlich jüdische Familien erstmalig in Homenau anzutreffen; doch erstmalige urkundliche Hinweise datieren von 1743.

Die sich hier vermutlich um 1780 gebildete Gemeinde (offiziell aber erst um 1810 gebildet), deren Angehörige durch Handel mit Landesprodukten (vor allem mit Wein) zu gewissem Wohlstand gekommen waren, erreichte nach Mitte des 19.Jahrhunderts ihren zahlenmäßigen Höchststand mit fast 1.300 Personen (jeder dritte Bewohner Homenaus war damals mosaischen Glaubens).

Ihr erste Synagoge (im Spät-Barock-Stil) hatte die Gemeinde bereits im Jahre 1792/1793 erbauen lassen; ein moderner Neubau wurde im Jahre 1930 eingeweiht.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine seit ca. 1855 bestehende größere Elementarschule (anfänglich mit Deutsch als Unterrichtssprache), die aus einer Religionsschule hervorgegangen war, und eine (chassidische) Religionsschule, die nach Ankunft galizischer Flüchtlinge hier geschaffen wurde (um 1905).

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alte und neue (Haupt-) Synagoge in Homenau (hist Abb. aus: kehilalinks.jewishgen.org/humenne)

Der erste in Humenne amtierende Rabbiner war Jakob Spira, ihm folgte Rabbi Fischel Horovitz nach.

Auf dem jüdischen Friedhof, dessen älteste noch vorhandene Grabsteine aus den 1770er Jahren datieren, sind bis heute mehrere hundert Grabstätten erhalten geblieben, die zumeist aus dem beginnenden 19.Jahrhundert stammen. Eine Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) soll um 1785 gebildet worden sein.

Juden in Homenau/Humenné:

--- 1830/35 ................... ca.   660 Juden,

--- 1857 .......................... 1.020   ”  ,

--- 1880 .......................... 1.280   ”  ,

--- 1910 ...................... ca. 1.500   “  (ca. 35% d. Bevölk.),

--- 1921 .......................... 1.254   ”  ,

--- 1930 ...................... ca. 1.800   ”  ,

--- 1941 (Dez.) ................... 2.285   “  ,

--- 1942 (Juni) ............... ca.   700   “  ,

--- um 1965 ................... ca.   160   ”  ,

--- 1990 ...................... ca.    30   ”  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), S. 535

und                   Humenne, online abrufbar unter: jewishvirtuallibrary.org/humenne

Kossuth-Straße in Humenné (hist Aufn. aus: kehilalinks.jewishgen.org/humenne

Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges ergriffen Unruhen die Kleinstadt, die zu Plünderungen jüdischen Eigentums führten.

In der Zwischenkriegszeit dominierten die jüdischen Familien mit ihren Unternehmen das Wirtschaftsleben Homenaus/Hummnés (sie besaßen mehr als 90% der Handelsbetriebe).

Während der slowakischen Herrschaft begann dann die Herausdrängung aller Juden aus dem Wirtschaftsleben; sie mussten ihre Geschäfte aufgeben.

Mit der Ankunft jüdischer Flüchtlinge aus Preßburg/Bratislava (Ende 1941) vergrößerte sich die Judenschaft Homenau um einige hundert Personen.

Im Frühjahr 1942 begannen dann die Deportationen in verschiedene Lager/Ghettos auf polnischem Boden; nur diejenigen, die „unentbehrlich“ waren, durften bis Mai 1944 in der Stadt verbleiben; danach erfolgte ihre „Umsiedlung“ in die westliche Slowakei.

Mehr als 2.000 Juden aus Humenne und seines Umlandes wurden Opfer der Shoa.

 

Nach Ende des Krieges kehrten jüdische Überlebende nach Humenné zurück und ließen die Gemeinde wieder aufleben; das in den Kriegsjahren unversehrt gebliebene Synagogengebäude wurde nun wieder gottesdienstlich genutzt.

Die meisten Angehörigen der israelitischen Nachkriegsende-Gemeinde verließen aber bald Humenné, um im neugegründeten Staat Israel oder in anderen westlichen Ländern einen Neubeginn zu wagen. Etwa 150 Personen sollen zunächst noch geblieben sein, bis sie dann auch den Ort verließen und sich schließlich Ende der 1970er Jahre die Gemeinde endgültig auflöste.

Sowohl das alte, als auch das neue Synagogengebäude – es war zuletzt als Lagerhaus genutzt worden - wurden in den 1970er Jahren abgerissen.

Für die Wiederherrichtung des jüdischen Friedhofs werden derzeit Finanzmittel gesucht.

Teilansicht des jüdischen Friedhofs (Aufn. aus: jewishvirtuallibrary.org/slovakia-virtual-jewish-history-tour

In Humenné finden sich in der Gehwegpflasterung zehn sog. „Stolpersteine“, die deportierten/ermordeten jüdischen Bewohnern gewidmet sind.

Stolperstein für Menachem Berger (Humenne).jpg Stolperstein für Mose Berger (Humenne).jpg Stolperstein für Eli Berger (Humenne).jpg Stolperstein für Isidor Gross-Adler (Humenne).jpg Stolperstein für Ruzena Grossova (Humenne).jpg Stolperstein für Ladislav Gross (Humenne).jpg Stolperstein für Eduard Gross (Humenne).jpg Aufn. Chr. Michelides, 2018, aus: wkipedia.or, CC BY-SA 4.0

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol.1), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 535

Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 204/205

Humenne (Slovakia), online abrufbar in: kehilalinks.jewishgen.org/humenne/humenne.htm

Humenne, online abrufbar unter: jewishvirtuallibrary.org/humenne

The Jewish Community of Humenne, Hrg. Beit Hatfutsot - The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/humenne

Auflisttung der in Humenné verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_im_Prešovský_kraj#Humennée