Hochhausen/Neckar (Baden-Württemberg)
Hochhausen ist heute ein Ortsteil von Haßmersheim im Neckar-Odenwald-Kreis mit ca. 800 Einwohnern - ca. 25 Kilometer nördlich von Heilbronn gelegen (Kartenskizze 'Neckar-Odenwald-Kreis', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Die Anfänge einer jüdischen Gemeinde in Hochhausen/Neckar reichen vermutlich bis ins ausgehende 17. bzw. beginnende 18. Jahrhundert zurück, als die Adelsfamilie von Helmstatt einzelne jüdische Familien im Dorf aufnahm.
Die zu Beginn des 19.Jahrhunderts relativ große Landgemeinde verfügte über eine Synagoge, in der sich auch die Schule befand. Im Laufe der Jahrzehnte war das Synagogengebäude so baufällig geworden, dass - wie der Synagogenrat an das Bezirksamt Mosbach mitteilte – „wir es kaum wagen können, einen Gottesdienst darinnen abzuhalten“. Deshalb wurde ein Neubau ins Auge gefasst, der allerdings nur mit einer Kollekte in den Gemeinden des Bezirksrabbinats hätte realisiert werden können, da die jüdischen Familien Hochhausens zumeist mittellos waren. Man bat auch die Kommune um finanzielle Unterstützung, erhielt aber einen ablehnenden Bescheid mit der Begründung: „Jede Religionsgemeinschaft hat für die religiösen Bedürfnisse ihrer Mitglieder selbst zu sorgen und wir glauben nicht, daß wir angehalten werden können, zum Bau eines Gebäudes, welches zu bloß religiösen Zwecken erbaut wird, beitragen zu müssen, ebenso wenig wir von den Israeliten verlangen können, uns unsere Kirche helfen zu bauen und zu erhalten.“ Anfang der 1870er Jahre wurde erneut eine Kollekte durchgeführt - sogar der Großherzog soll 55 Gulden gespendet haben; doch als zunehmend Juden aus Hochhausen wegzogen, wurde ein Synagogenneubau schließlich überflüssig; so setzte man die Gelder für eine Reparatur des alten Betsaals ein.
Religiöse Aufgaben nahm ein seitens der Gemeinde besoldeter Lehrer wahr; in den letzten Jahrzehnten ihres Bestehens wurde die Lehrerstelle von Hochhausen und Neckarzimmern gemeinsam ausgeschrieben.
Anzeige aus: "Der Israelit" vom 7.12.1893
Verstorbene wurden auf dem jüdischen Begräbnisplatz bei Heinsheim, zuletzt dann in Mosbach beerdigt.
Die israelitische Gemeinde von Hochhausen unterstand dem Bezirksrabbinat Mosbach.
Juden in Hochhausen:
--- 1825 ......................... 113 Juden,
--- 1832 ......................... 127 " (ca. 20% d. Dorfbev.),
--- 1875 ......................... 46 “ ,
--- 1925 ......................... 17 “ ,
--- 1933 ......................... keine.
Angaben aus: F. Hundsnurscher/G. Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, ..., S. 205
gewerbliche Anzeige (Lehrstellenangebote) der „Cigarrenfabrik Leopold Blum“ von 1893
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde die auf wenige Personen zusammengeschrumpfte Gemeinde aufgelöst und die wenigen verbliebenen Personen der Mosbacher Kultusgemeinde angeschlossen. Das alte Synagogengebäude wurde meistbietend versteigert.
Zu Beginn der NS-Zeit lebten keine jüdischen Bewohner mehr in Hochhausen.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind mindestens drei aus Hochhausen stammende Juden Opfer der NS-Verfolgung geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/hochhausen_mos_synagoge.htm).
Bis auf den heutigen Tag dient das einstige Synagogengebäude in der Mühlgasse Wohnzwecken.
Hinweis: Im gleichnamigen Hochhausen/Tauber gab es ebenfalls eine jüdische Gemeinde. vgl. Hochhausen/Tauber (Baden-Württemberg)
Weitere Informationen:
F. Hundsnurscher/G. Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, in: "Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg", Band 19, Stuttgart 1968, S. 205
Joachim Hahn/Jürgen Krüger, “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2007, S. 174/175
Hochhausen (Neckar), in: alemannia-judaica.de (mit einigen Textdokumenten zur jüdischen Ortshistorie)