Hochspeyer (Rheinland-Pfalz)

Karte Pfälzerwald.png Kaiserslautern (Landkreis) Karte Hochspeyer ist eine Ortsgemeinde (Landkreis Kaiserslautern) östlich der Kreisstadt am Nordrand des Pfälzerwaldes mit derzeit ca. 4.700 Einwohnern; sie gehört seit 2014 der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn an (topografische Karte 'Pfälzer Wald', Lencer 2008, aus: wikivoyage.org/wiki/  und  Kartenskizze 'Landkreis Kaiserslautern', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/landkreis-kaiserslautern).

 

In Hochspeyer bildete sich eine kleine jüdische Gemeinde vermutlich gegen Ende des 18.Jahrhunderts. Die meisten jüdischen Bewohner waren im Viehhandel und im Metzgergewerbe tätig.

Im Obergeschoss eines Wohn-Stallgebäudes in der Bergstraße richtete die aus einem Dutzend Familien sich zusammensetzende Gemeinde in den 1830er Jahren einen Betraum ein, der auch gleichzeitig als Schule genutzt wurde. Kurzzeitig erhielten die jüdischen Kinder hier Elementar-, danach nur noch Religionsunterricht.

Zur Besorgung religiös-ritueller Aufgaben war seitens der Gemeinde ein Lehrer angestellt. Nachdem die Zahl der jüdischen Einwohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgegangen war, wurde Religionsunterricht von auswärts kommende Lehrer erteilt.

Seit Ende des 19.Jahrhunderts wurde der Betraum nicht mehr regelmäßig benutzt; nur zu hohen Feiertagen beschäftigte die kleiner gewordene Gemeinde einen Lehrer/Vorbeter.

                  Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Aug. 1903

Ein kleines Beerdigungsgelände - als Teil des allgemeinen Friedhofs - stand erst seit den 1920er Jahren am Ort zur Verfügung.

Die kleine Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.

Juden in Hochspeyer:

        --- 1782 ...........................   5 jüdische Familien,

--- 1804 ...........................  32 Juden (ca. 4% d. Bevölk.),

    --- 1825 ...........................  67   "  ,

    --- um 1850 ........................  72   “  (in 13 Familien),

    --- 1875 ...........................  46   “  ,

    --- 1900 ...........................  41   “  ,

    --- 1924 ...........................  37   "  ,

    --- 1932/33 ........................  32   “  (in 8 Familien)

    --- 1936 ...........................  20   “  ,

    --- 1938 (Dez.) ....................  ein  “ ().

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 186/187

 

Mitte der 1930er Jahre verließen fast alle jüdischen Bewohner ihr Heimatdorf; die meisten emigrierten in die USA und nach Argentinien.

Das Bethaus wurde 1939/1940 zwangsverkauft. Im November 1938 war das Synagogengebäude geplündert, Einrichtung und Kultgegenstände auf die Straße geschleppt und dort verbrannt worden. Die einzige noch in Hochspeyer verbliebene jüdische Einwohnerin wurde im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden neun aus Hochspeyer stammende Juden Opfer der NS-Verfolgung (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/hochspeyer_synagoge.htm).

 

Das ehemalige Synagogengebäude wurde um 1965/1970 wegen Baufälligkeit abgerissen und das Gelände neu überbaut.

                        Ehem. Synagogengebäude kurz vor dem Abriss (Aufn. um 1965, Landesamt)

Die wenigen jüdischen Grabstätten befinden sich innerhalb des kommunalen-christlichen Friedhofs.

           Aufn. Z., 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

Leopold Seeh (geb. 1873 in Hochspeyer) betrieb im Ort ein Geschäft für Kurzwaren. Er engagierte sich als Heimatforscher (mit div. Publikationen zur Historie der Region) und war als Gemeinderatsmitglied (DDR) politische tätig, Zudem war er Vorstand der israeleitischen Gemeinde von Hochspeyer. Leopold Seeh starb 1937.

 

 

 

Weitere Informationen:

Franz Neumer, Die Hochspeyerer Judenschaft, in: "Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern", Bd. 36/37, S. 116 - 128

Wilhelm Ludt, Hochspeyer – Die Geschichte eines Dorfes, Kaierslautern 1979

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 186/187

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 88

Hochspeyer, in: alemannia-judaica.de

Karlheinz Schauder (Red.), Köpfe der Region: Leopold Seeh aus Hochspeyer, in: „Die Rheinpfalz“ vom 14.6.2020