Hopsten (Nordrhein-Westfalen)

Bildergebnis für Hopsten karte historisch Hopsten ist eine Kommune mit derzeit ca. 7.500 Einwohnern am Rande der westfälischen Region Tecklenburger Land - ca. 30 Kilometer nordwestlich von Osnabrück; der Gemeinde gehören seit 1975 auch die Ortsteile Schale und Halverde an (Kartenskizze 'Kreis Steinfurt', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Jüdische Ansiedlung in Hopsten erfolgte relativ spät, nämlich erst nach 1817; der erste Jude, der sich hier niederließ, war Jacob Isaak Reingenheim aus dem badischen Durlach; er bestritt seinen Lebensunterhalt als Händler für Tuche und Ellenwaren, später wurde er als „Metzger und Händler“ geführt.

Die Zahl der hier sich niedergelassenen Familien blieb aber stets sehr gering. Die nur wenige Personen zählende jüdische Gemeinschaft verfügte seit ca. 1840/1845 über einen eigenen Betraum; der Versuch, Hopsten der Synagogengemeinde Ibbenbüren anzuschließen, scheiterte, da die Juden Hopstens ihre Angelegenheiten „unter sich“ regeln wollten; zudem schien ihnen die Entfernung zur Synagoge in Ibbenbüren zu groß zu sein. Das kleine Hopstener Gotteshaus befand sich auf einem Hinterhaus-Grundstück an der Marktstraße; der Betraum soll ganz traditionell eingerichtet gewesen sein. Durch separate Eingänge betraten Männer und Frauen das unscheinbare Gebäude; im Innern trennte die Geschlechter ein hölzernes Gitter bzw. eine Holzwand. An Feiertagen wurden zumeist Glaubensgenossen aus dem Nachbarort Fürstenau eingeladen, um damit überhaupt einen Minjan zu erreichen.

Für die religiöse Unterweisung ihrer Kinder bedienten sich die Familienväter jüdischer Wanderlehrer.

Zu den rituellen Einrichtungen gehörten mindestens eine Mikwe und eine koschere Metzgerei.

Seit ca. 1900 existierte weit vor der Ortschaft - auf dem Rüschendorfer Esch an der Schapener Straße - auch ein eigenes, ca. 400 m² großes Friedhofsgelände; zuvor waren Verstorbene in Ibbenbüren begraben worden.

Juden in Hopsten:

         --- 1818 ........................ eine jüdische Familie,

    --- 1826 ........................   3     "        "  n,

    --- um 1840 .....................   2     “        “  n,

    --- 1871 ........................  26 Juden,

    --- 1895 ........................  23   “  ,

    --- 1904 ........................  25   “  ,

    --- 1938 ........................  22   “  ,

    --- 1939 ........................  13   “  .

Angaben aus: Willi Feld, Synagogen im Kreis Steinfurt. Geschichte, Zerstörung, Gedenken, S. 12

Hopsten. Platz, Denkmal, 1930Ortskern von Hopsten, um 1930 (aus: nailizakon.com)

 

Die etwa 20 jüdischen Bewohner, die in den Novembertagen 1938 in Hopsten wohnten, mussten miterleben, wie ein SA-Trupp aus Ibbenbüren - verstärkt durch einheimische „Volksgenossen“ - in ihre Häuser und Geschäfte eindrang, Mobiliar demolierte und gegen sie auch körperliche Gewalt anwandte. Der Mob setzte die Synagoge in Brand und zerschlug die Inneneinrichtung; zurück blieb eine Ruine. Das Synagogengrundstück wurde dann an eine Privatperson verkauft, die das zerstörte Gebäude abreißen ließ.

Nur wenige Juden verblieben in Hopsten, dazu kamen im Sommer fünf Juden aus Münster. Sie waren vor ihrer Deportation im „Judenhaus“ in der Rheiner Straße 16 untergebracht. Im „Stimmungsbericht“ der NSDAP-Kreisleitung Münster vom 23.7.1941 hieß es dazu:

„ ... In der Gemeinde Hopsten sind nach den Fliegerangriffen auf die Gauhauptstadt Münster fünf jüdische Personen aus Münster angekommen, um bei ihren in Hopsten noch wohnenden Artgenossen Zuflucht zu suchen. Die Bevölkerung der Gemeinde Hopsten ist hierüber sehr empört, zumal die Juden noch mit einem Personenwagen, bepackt mit Koffern und Kisten usw. hier ankamen. ... Die Bewohner der Gemeinde Hopsten waren vor der Juden-Aktion sehr judenfreundlich eingestellt. Erst durch die verstärkte Aufklärung über die Juden und nach der Erkenntnis, daß der Jude der eigentliche Urheber dieses Krieges ist, hat man in Hopsten den dort ansässigen Juden eine andere Haltung gegenüber eingenommen. Die nunmehr aufgeklärte Bevölkerung Hopstens ist über das Erscheinen der Juden aus Münster sehr erregt und verlangt, daß dieselben wieder abziehen. Es wird nicht verstanden, warum man aus der kleinen Gemeinde Hopsten die Juden nicht überhaupt ganz herauszieht. “

Von den Personen jüdischen Glaubens, die 1938 noch in Hopsten wohnten, haben nur fünf den Holocaust überlebt.

 

Einziges Zeugnis jüdischer Geschichte in Hopsten ist heute der Friedhof, der unentdeckt in einem Feld unweit der Hospitalstraße der Zerstörung entgangen ist. Die Vegetation hat sich des Geländes heute fast vollständig bemächtigt; acht Grabsteine sind vorhanden. Ein hier aufgestellter Gedenkstein erinnert an die ermordeten Mitglieder der zuletzt in Hopsten lebenden jüdischen Familien.

Juedischer Friedhof Hopsten 04.jpg

Jüdischer Friedhof bei Hopsten  -  Gedenkstein (Aufn. J.-H. Janßen, 2012, aus: commons.wikimedia.org, CC0)

Jüngst wurden in Hopsten an zwei Standorten (Marktstraße) insgesamt 14 sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an die Schicksale ehemaliger jüdischer Ortsbewohner erinnern (Stand 2020).

Hopsten Stolpersteine Marktstrasse 7 01.jpgHopsten Stolpersteine Marktstrasse 13 01.jpg

14 "Stolpersteine" in Hopsten (Aufn. G. Demnig, 2021, aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

 

Weitere Informationen:

Gertrud Althoff, Ein Friedhof in Hopsten. Letzter Zeuge der ehemaligen Juden des Töddendorfes, in: "Ibbenbürener Volkszeitung (IVZ)" vom 9.11.1982

Gertrud Althoff, Die Urahnen der beiden jüdischen Familien von Hopsten, in: "Heimatzeitung des Tecklenburger Landes - Beilage der IVZ", No. 7 vom 24.10.1984

Gertrud Althoff, Hopsten hatte eine eigene jüdische Gemeinde, in:" IVZ-Heimatzeitung" vom 18.11.1987

Willi Feld, Die Geschichte der Juden im Kreis Steinfurt von den Anfängen bis zur Vernichtung, in: "Geschichte des Judentums im Kreis Steinfurt - Steinfurter Hefte", No. 13/1991

Stephan Wiemeler, Vom Leben der Juden in Hopsten/Westf. während der NS-Zeit, Seminararbeit an der Universität Osnabrück, Vechta 1994

Stephan Wiemeler, „Wunden vernarben, aber sie heilen nie.“ Mit Beilen und Äxten wurden die Juden verfolgt, in: "Ibbenbürener Volkszeitung" vom 9.11.1995

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 in Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 259

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Regierungsbezirk Münster, J.P.Bachem Verlag, Köln 2002, S. 350

Willi Feld, Synagogen im Kreis Steinfurt. Geschichte, Zerstörung, Gedenken, Hrg. Kreis Steinfurt, 2004, S. 11 - 13

Gertrud Althoff, Uns bleibt nur zu gedenken. Geschichte der jüdischen Hopstener, 4. erw. Aufl., Rheine 2004

Gertrud Althoff (Bearb.), Hopsten, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, in: "Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XLV", Ardey-Verlag, München 2008, S. 398 – 402

Sabrina Richter, Spuren jüdischer Einwohner in Hopsten (Aufsatz), in: "Unser Kreis", No. 23/2010, Steinfurt 2010, S. 172 - 176

Auflistung der in Hopsten verlegten Stolpersteine, in: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stolpersteine_in_Hopsten_