Horb/Main (Oberfranken/Bayern)

Datei:Marktzeuln in LIF.svg Horb ist seit 1977 ein Ortsteil der Marktgemeinde Marktzeuln im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels - zwischen Coburg (im NW) und Kulmbach (im SO) gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Lichtenfels', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Im oberfränkischen Dörfchen Horb gab es seit dem 17.Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde, deren Angehörige einem reichsritterschaftlichen Geschlecht zu Schutzgeldzahlungen verpflichtet waren.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen der Kleinstgemeinde gehörten ein Betsaal, ein Schulraum und eine Mikwe; alle waren in dem unten abgebildeten Fachwerkgebäude untergebracht.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2087/Horb%20aM%20Synagoge%20222.jpg Gebäude, in dem sich der Betsaal befand (hist. Aufn., aus: Th. Harburger)

Ihre Toten begruben die Horber Juden auf dem jüdischen Friedhof am Ebnether Berg bei Burgkunstadt. 

Zunächst wurden die Horber Juden vom Rabbinat Redwitz, nach 1862 von dem Burgkunstadts betreut.

Juden in Horb (Main):

         --- 1824 ....................... 48 Juden (ca. 30% d. Bev.),

    --- 1840 ....................... 37   “  ,

    --- 1852 ....................... 28   “  ,

    --- 1875 ....................... 18   “  ,

    --- 1880 .......................  9   “  ,

    --- 1890 .......................  3   "  ,

    --- 1900 ....................... ein  “ ().

Angaben aus: Klaus Guth (Hrg.), Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800 - 1942), S. 206

 

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts betrug der jüdische Bevölkerungsanteil im Dörfchen Horb knapp 30%; Erwerbstätigkeit waren der Kleinhandel und die Metzgerei.

Infolge von Aus- und Abwanderungen ging die Zahl der jüdischen Einwohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch zurück; um 1900 lebte dann nur noch ein einziger Jude im Dorf.

                      Kurzmitteilung vom Febr. 1912

Erst nach der Auflösung der Gemeinde gelangte der 1735 im Obergeschoss eines Fachwerkgebäudes eingerichtete Betraum zu Berühmtheit, dessen Innenraum mit floralen Motiven kunstvoll ausgemalt war; die Gestaltung wird dem polnischen Wandermaler Eliser Sussmann zugeschrieben. Das Gebäude diente etwa 130 Jahre lang gottesdienstlichen Zwecken und wurde danach zwischenzeitlich als Lagerraum und als Scheune benutzt. Neu entdeckt wurde die Betstube 1909 vom Pfarrer H. Pöhlmann aus Küps, auf dessen Initiative der künstlerisch gestaltete Raum abgebaut und der Gemäldesammlung der Stadt Bamberg übereignet wurde. Aus Raummangel wurde der Großteil der bemalten Holzbretter im dortigen Magazin eingelagert; so überstand das Kunstwerk die NS-Zeit unbeschadet. In den 1960er Jahren wurde die Horber Betstube bei Judaica-Ausstellungen in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 1968 ist das Kleinod als Dauerleihgabe der Stadt Bamberg im Israel-Museum in Jerusalem zu finden.

Holzdecke der ehemaligen Synagoge von Horb (heute Israel-Museum, Jerusalem)

Aus einer Beschreibung von Erich Toeplitz von 1928: „Die Synagoge lag in Horb im ersten Stock eines Fachwerkhauses, das Wohnzwecken diente, sie muß eigentlich mehr ein Stübel genannt werden, denn sie hatte nur 8 m Länge, 5 m Breite und 5 1/2 m Höhe. Der Frauenraum befand sich in einem Nebenzimmer, mit der Männersynagoge durch eine Wanddurchbrechung verbunden. Trotz der geringen Ausmaße zeigt sich auch hier ein reicher künstlerischer Schmuck, der mit Bechhofen im ganzen übereinstimmt. Abweichend ist die Komposition an der Ostwand, die nicht streng in Feldern aufgeteilt, sondern mehr teppichartig behandelt ist, auch fehlen die Bilder des Schaubrottisches und des siebenarmigen Leuchters. Diese Verschiedenheiten dürften auf die geringeren Größenverhältnissen zurückzuführen sein, die den Künstler zwangen, mit möglichst gleichem Bildwerk ungleich große Räume zu füllen und die ganze Komposition in ihren Richtungsbetonungen mit denen der Synagogen in Einklang zu bringen. Am stärksten ist die Übereinstimmung mit Bechhofen in der Deckenmalerei zu verspüren, die sich in Horb nur durch die längsgerichtete rechteckige Umrahmung um das Mittelrund über dem ursprünglich wohl darunter befindlichen Almemor auszeichnet. ..."

 

Hinweis: In Horb am Neckar existierte eine relativ große jüdische Landgemeinde.  vgl. dazu: Horb (Baden-Württemberg)

 

 

 

Weitere Informationen:

Erich Toeplitz, Die Malereien in den Synagogen (besonders in Franken), in: "Menorah", Heft 11/12 (Nov. 1928), S. 687 - 696

J. Motschmann, 250 Jahre Synagoge von Horb - Ein galizischer Maler gestaltete 1735 eine fränkische Dorfsynagoge, in: "Vom Main zum Jura. Heimatgeschichtliche Zeitschrift für den Landkreis Lichtenfeld", 1/1985 Heft 2, S. 7 - 33

Gerhard Wilhelm Daniel Mühlinghaus, Der Synagogenbau des 17. u. 18.Jahrhunderts im aschkenasischen Raum, Dissertation, Philosophische Fakultät Marburg/Lahn, 1986, Band 2, S. 196/197

Klaus Guth (Hrg.), Jüdische Landgemeinden in Oberfranken (1800 - 1942). Ein historisch-topographisches Handbuch, Bayrische Verlagsanstalt Bamberg, Bamberg 1988, S. 205 - 216

Hans-Peter Schwarz (Hrg.), Die Architektur der Synagoge. Ausstellungskatalog Dt. Architekturmuseum Frankfurt/M., Frankfurt/M. 1988, S. 152/153

Israel Schwierz, Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern - Eine Dokumentation, Hrg. Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1992, S. 225

Theodor Harburger, Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, Band 2: Adelsdorf - Leutershausen, Hrg. Jüdisches Museum Franken - Fürth & Schnaiitach, Fürth 1998, S. 85 - 89

Horb am Main, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)