Horburg (Elsass)

Jüdische Gemeinde - Regisheim (Elsass) Das im Oberelsass, nur wenige Kilometer östlich von Colmar liegende Horburg (Horburg-Weier) mit derzeit ca. 6.000 Einwohnern ist das frz. Horbourg-Wihr - entstanden durch die 1973 offiziell erfolgte Fusion der Kommunen Horbourg und Wihr-en-Plaine (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905 ohne Eintrag von Horburg, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts gab es im elsässischen Horburg eine recht große israelitische Gemeinde, die damals maximal ca. 450 Angehörige zählte.

Die ersten jüdischen Familien fanden in Horburg seit den 1720er Jahren eine feste Bleibe, nachdem Herzog Leopold Eberhard von Württemberg diese mit Schutzbriefen ausgestattet und ihre Ansiedlung erlaubt hatte. Allerdings war die Zahl der Familien zunächst auf nur sehr wenige beschränkt; erst gegen Ende des 18.Jahrhunderts wuchs der jüdische Bevölkerungsanteil deutlich an. Der käufliche Erwerb von Immobilien war den Juden in Horburg seit Mitte des 18.Jahrhunderts erlaubt.

Das heute noch vorhandene Gebäude der Synagoge war Mitte der 1830er Jahre errichtet worden - zu einer Zeit, als die jüdische Gemeinde in Horburg auf ihren zahlenmäßigen Höchststand hinsteuerte; 1850 umfasste sie ca. 450 Angehörige.

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20113/Horbourg%20Synagogue%2003.jpg hist. Ansichtskarte mit Abb. der Synagoge (unten links)

                  https://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%201/Horbourg%20Synagogue%20102.jpg

Synagogengebäude (Aufn. M. Rothé, um 1975  und  J. Hahn, 2004, aus: alemannia-judaica.de)

Über dem Portal der Synagoge ist die folgende Inschrift zu lesen: „Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort. Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus und hier ist die Pforte des Himmels” (1. Mose 28,17)

Ein jüdischer Friedhof wurde in Horburg zu Beginn der 1870er Jahre angelegt; zuvor wurden verstorbene Gemeindeangehörige u.a. in Jungholtz begraben; um 1905/1906 wurde das Begräbnisareal Horburgs erweitert.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%201/Horbourg%20Cimetiere%20100.jpg

Eingangspforte und älterer Teil des jüdischen Friedhofs in Horburg (Aufn. J. Hahn, 2004)

Die Horburger Judenschaft gehörte bis um 1910 zum Rabbinat Bergheim, danach zu dem von Rappoltsweiler (Ribeauville).

Juden in Horburg:

         --- um 1730 .......................   2 jüdische Familien,

    --- 1784 ..........................  18     “       “   (ca. 90 Pers.),

    --- 1846 .......................... 410 Juden,

    --- 1861 .......................... 366   “  ,

    --- 1876 .......................... 299   “  ,

    --- 1895 .......................... 206   “  ,

    --- 1900 .......................... 171   “  ,

    --- 1910 .......................... 134   “  ,

    --- 1936 ..........................  60   “  ,

    --- 1941 ..........................  keine,

    --- 1953 ..........................  20   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 51

 

Ab den 1860er Jahren wanderten vermehrt jüdische Familien in die größeren Städte ab; innerhalb weniger Jahrzehnte ging die Zahl der Gemeindeangehörigen deutlich zurück. So war es auch nur eine Frage der Zeit, wann die jüdische Volksschule aufgegeben werden musste; ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkrieges wurde diese dann wegen Schülermangels geschlossen.

Kurznotiz (aus: "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 29.8.1913)

             Ak Horbourg Wihr Horburg Elsass Haut Rhin, Hauptstraße, Kirche Hauptstraße in Horburg (hist. Postkarte)

Mitte der 1930er Jahre wohnten in der Stadt noch etwa 60 jüdische Einwohner. Wer sich bis zur deutschen Besetzung nicht in Sicherheit hatte bringen können, der wurde 1940 nach Südfrankreich deportiert. Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem fanden zwölf aus Horbourg stammende Juden in den Vernichtungslagern Osteuropas den Tod (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/horbourg_synagogue.htm).

 

Nach Kriegsende wurde in Horbourg-Wihr eine neue jüdische Gemeinde gegründet; doch die Zahl ihrer Angehörigen blieb stets sehr gering.

In Horbourg-Wihr legen das erhaltenen Synagogengebäude und der am Ortsrande liegende Friedhof mit seinen ca. 250 Grabstätten noch Zeugnis jüdischer Geschichte ab; der Friedhof wird bis heute belegt.

      Cimetière juif .jpg Aufn. A., 2019, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0

Im Museum von Colmar ist ein Modell der Horburger Synagoge ausgestellt.

 

Modell der Horburger Synagoge (Musée de Colmar, aus: judaisme.sdv.fr)

 

 

Weitere Informationen:

Moses Ginsburger, Les Juifs de Horbourg (Bericht von 1903)

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 167

Horbourg (Elsass), in: alemannia-judaica.de (mit einigen Aufnahmen des Synagogengebäudes)