Immendorf (Rheinland-Pfalz)
Das derzeit ca. 1.500 Einwohner zählende Immendorf ist seit 1970 eines der ca. 30 Stadtteile von Koblenz, der am Ostrand der Stadt liegt (links: Ausschnitt aus hist. Karte, aus: wikipedia.org, gemeinfrei - rechts: Koblenzer Stadtteil Immendorf rot markiert, Schaengel 2006, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).
Ein erster Hinweis auf jüdisches Leben in Immendorf stammt aus den 1770er Jahren; im Taufbuch von Arenberg ist 1773 der Eintrag zu finden, dass zwei jüdische Bewohner zum christlichen Glauben übergetreten waren. Die 1784 bzw. 1796 ausgestellten Schutzbriefe des Freiherrn von Wrede (Herrschaft Mühlenbach) garantierten insgesamt fünf jüdischen Familien das Wohnrecht im Ort. Kleinhandel und Schlachtgewerbe bestimmten ihren Lebenserwerb.
Ein Betraum stand ihnen seit den 1820er Jahren zur Verfügung; in einer schriftlichen Vereinbarung von 1833 räumte der damalige Gemeindevorsteher Heli Baer „die an seinem eigenthümlichen Wohnhause dahier gelegene, ihm zugehörige Synagoge zum Gebrauch der ganzen israelitischen Gemeinde ein“.
Religiös-rituelle Aufgaben der Gemeinde verrichtete zeitweilig ein angestellter Lehrer; von den in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts genannten Religionslehrern war keiner über einen längeren Zeitraum hier tätig. Der Anfang der 1840er Jahre in Immendorf tätige jüdische Lehrer fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer, wie die folgende Kurzmeldung berichtet:
aus der Zeitschrift „Der Israelit“ vom 23.Juni 1844
Zur Gemeinde zählten auch die wenigen Juden aus Arenberg.
Ihre Toten begruben die Immendorfer Juden auf dem Friedhof in Vallendar in der Gemarkung Weitersburg.
Juden in Immendorf:
--- 1807 .......................... 5 jüdische Familien,
--- 1823 .......................... 31 Juden,
--- 1831 .......................... 10 jüdische Familien,
--- 1838 .......................... 41 Juden,
--- 1850 .......................... 53 " ,
--- 1859 .......................... 44 " ,
--- 1905 .......................... 16 “ ,
--- 1931 .......................... 19 “ .
Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 218
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden insgesamt 22 gebürtige bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene jüdische Bewohner Immendorfs und Arenbergs Opfer der "Endlösung" (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/immendorf_synagoge.htm).
Auf Initiative beider Kirchengemeinden schuf man 1997 eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:
An dieser Stelle versammelten sich
unsere jüdischen Mitbürger aus Immendorf und Arenberg
ab 1823 in ihrer Synagoge zu Gebet und Gotteslob.
Wir gedenken der Ermordeten und werten ihren Tod als eindringliche Mahnung.
Gedenktafel (Aufn. Clemens Theis)
Das Gebäude, in dem sich der einstige Betsaal befand, existiert heute nicht mehr.
Zur Erinnerung an verfolgte und ermordete Immendorfer Juden wurden am Dorfplatz im Jahre 2007 sechs sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an Angehörige der Familie Michel erinnern. Auch in Arenberg findet man einige ins Gehwegpflaster verlegte Steine.
Aufn. Holger Weinandt, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0
Weitere Informationen:
Clemens Theis, Sie lebten in unserer Mitte. Spuren jüdischen Lebens in Immendorf und Arenberg, Koblenz 1996
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 218
Konrad Weber (Red.), Spuren jüdischen Lebens in Immendorf und Arenberg, online abrufbar unter: arenberg-info.de/htm/Die-Juden.htm (Anm.: basierend auf den Forschungsergebnissen von Clemens Theis)
Immendorf, in: alemannia-judaica.de
Auflistung der in Immendorf verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Koblenz