Iserlohn (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Allgemeiner historischer Handatlas - Herzogtum Westfalen im 15. Jahrhundert.png Bildergebnis für iserlohn Iserlohn ist eine Große kreisangehörige Stadt im Märkischen Kreis von NRW und mit derzeit ca. 92.000 Einwohnern die größte Stadt des Sauerlandes - ca. 25 Kilometer südöstlich von Dortmund bzw. knapp 30 Kilometer nordöstlich von Lüdenscheid gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1886 ohne Eintrag von Iserlohn, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Märkischer Kreis', TUBS 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Einzelne Juden in Iserlohn werden erstmals in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts erwähnt; so wird 1235 der Jude "Samuel de Iserlo" genannt; er war im Geldhandel tätig und ist vermutlich mit der in der Stadt eingerichteten Münzstätte in Verbindung zu bringen. Bis ins 17. Jahrhundert fehlt Quellenmaterial über die Existenz einer jüdischen Gemeinde. Doch kann angenommen werden, dass bereits vorher auch in Iserlohn einige wenige Familien gelebt haben, die dem Landesherrn hohe Abgaben zahlen mussten; allerdings war ihre Anwesenheit in der Stadt der hiesigen christlichen Kaufmannschaft ein Dorn im Auge. 

Erst 1680 ist mit Nathan Salomon wieder ein jüdischer Bewohner Iserlohns namentlich genannt. Auf Grund der zahlreichen Verbote und Einschränkungen, denen Juden besonders im Wirtschaftsbereich ausgesetzt waren, lebten die Iserlohner Juden eher in bescheidenen Verhältnissen. Für die meisten war das Schlachtgewerbe wichtigste Wirtschaftsgrundlage; so versorgten die jüdischen Schlachter auch die christliche Bevölkerung.

Antijüdische, religiös motivierte Ausschreitungen zu Beginn des 18.Jahrhunderts verschlechterten noch weiter die Lebenssituation der Juden in Iserlohn. Besonders in den Ostertagen mussten Juden Gewalttätigkeiten ihrer christlichen Nachbarn fürchten.

(älteste) Stadtansicht von Iserlohn um 1750 – Kupferstich von J.H. Giese (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

In den 1790er Jahren kam es in Iserlohn zur Gründung einer Gemeinde, die bis ins 19.Jahrhundert hinein aber nur eine unbedeutende Rolle spielte. In der eher konservativen Kultusgemeinde hielt man Gottesdienste in hebräischer Sprache ab. Ab den 1820er Jahren setzte dann eine nennenswerte Zuwanderung jüdischer Familien (zumeist aus Westfalen und dem Rheinland) ein, die zu einem deutlichen Anwachsen der jüdischen Gemeinde führte (siehe Statistik).

Die Gemeinde besaß an der Mendener Straße ihre erste provisorische Synagoge, die in den 1830er Jahren durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt wurde; an sie angebunden war eine kleine jüdische Religionsschule, die 1856 in eine öffentlich-jüdische Elementarschule umgewandelt wurde. Die Gemeindeeinrichtungen und die Einstellung eines eigenen Lehrers belasteten die Finanzen der Gemeinde spürbar.

  Synagoge Mendener Straße (hist. Aufn., Stadtarchiv Iserlohn)

Vermutlich seit Ende des 17.Jahrhunderts wurden die Verstorbenen vor der Stadtmauer (nahe des sog. "Dicken Turms") begraben. Das Friedhofsgelände „Am Dördel”, das bis in die NS-Zeit genutzt wurde, war in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts angelegt worden; es wurde auch von den Juden aus Altendorf, Dellwig und Ergste mitgenutzt.

Juden in Iserlohn:

         --- um 1660 ........................   2 jüdische Familien,

    --- um 1740 ........................   4     “       “    ,

    --- 1796 ...........................   3     "       "    ,

    --- 1801 ...........................   4     “       “    (26 Pers.),

    --- 1812 ...........................  26 Juden,

    --- 1831 ...........................  93   “  ,

    --- 1843 ........................... 152   “  (in 21 Familien),

    --- 1856 ....................... ca. 180   “  ,

    --- 1871 ........................... 223   "  ,

    --- 1880 ........................... 264   “  ,

    --- 1890 ........................... 265   “  ,

    --- 1898 ........................... 320   “  ,

    --- 1906 ........................... 260   “  ,

    --- 1925 ........................... 211   “  ,

    --- 1930 ........................... 180   “  ,

    --- 1932 ........................... 167   “  ,

    --- 1937 ........................... 131   “  .

Angaben aus: Stadt Iserlohn (Hrg.), Die jüdische Gemeinde Iserlohn - Beiträge zur Geschichte Iserlohns, S. 53 f.

IserlohnStadtansicht Iserlohn, um 1870 (aus: commons.wikimedia.org, CCO)

 

In der durch Industrie und Handel geprägten Stadt waren die jüdischen Familien im Handelsbereich, zunächst stark im Trödelhandel tätig; von den 25 Textilgeschäften wurden allein 15 von jüdischen Familien betrieben. Am Alten Rathausplatz und in der Wermingser Straße befanden sich Anfang der 1930er Jahre allein elf Geschäfte, deren Besitzer jüdische Familien waren.

Anm.: Nennung der einzelnen Geschäfte in: Arno Herzig (Bearb.), Iserlohn, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, S. 466

Über größere Vermögen verfügten die Iserlohner Juden aber zunächst nicht. Erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts verbesserte sich ihre wirtschaftliche Lage, sodass nun die meisten zur gehobenen Mittelschicht gezählt werden konnten.

Antisemitische Tendenzen wurden in Iserlohn nach dem Ersten Weltkrieg spürbar; so gab es seit 1919 in der Stadt den sog. „Reichshammer-Bund“, der später im völkisch-nationalen „Deutschen Schutz- und Trutzbund“ aufging. Allerdings waren darin nur sehr wenige Iserlohner Bürger aktiv. Mit Beginn der NS-Zeit änderte sich auch in Iserlohn die Einstellung der Bürger zur jüdischen Minderheit. Zwar fand der reichsweit durchgeführte Boykott jüdischer Geschäfte am 1.4.1933 noch nicht die Zustimmung der Bevölkerungsmehrheit, doch bald sahen sich immer mehr jüdische Geschäftsinhaber genötigt, ihre Geschäfte zu veräußern. Trotz des einsetzenden NS-Terrors verließen zwischen 1933 und 1937 nur wenige Iserlohner Juden die Stadt.

Im Rahmen der sog. „Polen-Aktion“ (Ende Okt. 1938) wurde etwa zehn jüdische Personen aus Iserlohn ausgewiesen und nach Polen abgeschoben.

Die Pogromnacht von 1938 war auch in Iserlohn der vorläufige Höhepunkt antisemitischer Gewalt. Von hiesigen NSDAP-Angehörigen wurde das Synagogengebäude in Brand gesetzt, das bis auf die Grundmauern niederbrannte; die anrückende Feuerwehr wurde am Löschen gehindert. Zudem wurden jüdische Wohnungen u. Geschäfte (am Alten Rathausplatz u. Wermingser Str.) demoliert/geplündert. Jüdische Männer wurden verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verbracht, wo sie nach zwei Wochen Aufenthalt wieder freigelassen wurden.

Aus dem „Iserlohner Kreisanzeiger” vom 11.11.1938:

Spontane judenfeindliche Kundgebungen - Iserlohns Bevölkerung aufs höchste empört

... Wie wir gestern bereits kurz berichteten, hat die feige Mordtat des jüdischen Verbrechers Grünspan auch in der Iserlohner Bevölkerung Abscheu ausgelöst. So wurden Schaufenster der jüdischen Geschäfte eingeschlagen und verschiedentlich die Auslagen zerstört. Noch in den gestrigen Nachmittags- und Abendstunden zogen immer wieder Volksgenossen an den jüdischen Geschäften Ehrlich, Waldbaum, Steinberger, Wiesen, Hanstein usw. vorbei. Auf allen Gesichtern malte sich vollste Genugtuung darüber aus, daß die feige jüdische Mordtat eine eindeutige Antwort im ganzen Reich gefunden hat. Die Synagoge in Iserlohn war ebenfalls in den frühen Morgenstunden des gestrigen Tages in Brand geraten; sie brannte bis auf die Grundmauern aus, und noch am Abend zog dichter Rauch vom Brandherd nach den angrenzenden Straßen hin. Eine große Volksmenge hatte sich am Brandherd eingefunden; nach den ersten Aktionen kam es jedoch zu keinerlei Ausschreitungen mehr und die einheimische Bevölkerung wahrte vorbildliche Ruhe und Disziplin. Vor den jüdischen Geschäften waren Polizeibeamte aufgestellt, die die Bevölkerung zum Weitergehen anhielten. ...

Die sich nun anschließende vollständige „Entjudung“ der Geschäftswelt wurde von der NSDAP-Gauwirtschaftsberatungsstelle in Bochum gemeinsam mit den Iserlohner Behörden durchgeführt; betroffen waren bis 1937 insgesamt sechs, nach 1938 mehr als 20 Betriebe/Firmen.

Trotzdem blieben die meisten jüdischen Bürger noch in der Stadt. Bis zu ihrer Deportation mussten sie in Iserlohner Fabriken Zwangsarbeit leisten. Einigen Familien (etwa 30 Pers.) gelang noch vor Kriegsbeginn eine Emigration.

Im Laufe des Jahres 1942 wurden fast alle Iserlohner Juden deportiert; die Deportationen erfolgten in mehreren Transporten, so Ende April 1942 ins Ghetto Zamosc, im Juli 1942 nach Theresienstadt und 1943 einige nach Auschwitz. Die letzten Iserlohner Juden waren noch zuvor ins „Judenhaus“ (in der Kluse 18) eingewiesen worden, wo sie - etwa 30 Menschen - auf engstem Raum hatten leben müssen.

Etwa 100 Iserlohner Bewohner mosaischen Glaubens sind der "Endlösung" zum Opfer gefallen (vgl. dazu namentliche Nennung der ermordeten Juden in: stolpersteine-iserlohn.de/liste_ermordete.htm).

 

Nach Kriegsende kehrten nur einige wenige Juden wieder nach Iserlohn zurück.

http://1.bp.blogspot.com/-vLkLhCCLbW0/U3pfWqrBb0I/AAAAAAAADKM/n2auBDLwSJY/s1600/5cg-Mahnung+f%C3%BCr+immer!+-+Kopie.JPG Eine Gedenktafel in der Mendener Straße (Aufn. aus: intra-tagebuch.blogspot.com) trägt die Inschrift: „Hier gegenüber stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Iserlohn. Sie wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt und zerstört. Zum Andenken an unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die in den Jahren 1933 – 1945 gedemütigt, entrechtet, vertrieben und ermordet wurden.“

Seit 2006 nimmt auch Iserlohn am sog. „Stolperstein“-Projekt des Künstlers Gunter Demnig teil; die Initiative wird getragen von Schüler/innen verschiedener Schulen und anderer Institutionen der Stadt. 2009, 2016 und 2023 wurden weitere messingfarbene Steinquader verlegt, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern; insgesamt zählt man in den Gehwegen der Stadt ca. 30 Steine.

Iserlohn-StolpersteineMosbachLionAlterRathausplatz14-1-Asio.jpg Iserlohn-StolpersteineGompertzWertheimWermingserStr2-1-Asio.jpg

"Stolpersteine" verlegt am Alten Rathausplatz und in der Wermingser Straße (Aufn. A., 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

verlegt an der Trift (Aufn. B., 2016, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Im Stadtteil Letmathe sind auch einige Steinquader verlegt - so in der Bahnhofstraße für das Ehepaar Meyberg, die Inhaber eines Textilgeschäftes waren.

            Letmathe-StolpersteinJuliusMeybergBahnhofstr2-1-Asio.jpg Letmathe-StolpersteinCäciliaMeybergBahnhofstr2-1-Asio.jpg (Aufn. A., 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Auf dem fast 2.000 m² großen jüdischen Friedhofsgelände am Dördelweg, das Anfang der 1940er Jahre vollständig zerstört worden war, stehen heute neun Grabsteine.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ed/Iserlohn-JuedischerFriedhof4-Bubo.JPG/1280px-Iserlohn-JuedischerFriedhof4-Bubo.JPG Friedhof in Iserlohn (Aufn. Bubo, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Der älteste Beleg über einen Juden in dem kleinen Dorfe Hennen - seit 1975 der Stadt Iserlohn eingemeindet - stammt aus dem Jahre 1696; mit elf jüdischen Familien erreichte die Zahl der im Dorf lebenden Juden 1818 ihre höchsten Stand. Die Juden Hennens arbeiteten als Kleinhändler/Schlachter und Hausierer und lebten zumeist in recht ärmlichen Verhältnissen. Ihr Betraum befand sich im Obergeschoss eines Anbaus eines privaten Fachwerkhauses in der Kirchstraße (heute: Ohler Weg); hier war auch ein Schulraum untergebracht. Südlich des Ortskerns, in der Waldemay, lag das um 1700 angelegte, relativ großflächige Begräbnisgelände, das auch Verstorbene aus Altendorf, Dellwig und Ergste aufnahm.

Um 1850 bildeten die jüdischen Dorfbewohner eine eigene Synagogengemeinde; nach einer etwa 60 Jahre andauernden Zugehörigkeit zum Synagogenbezirk Hohenlimburg begründeten dann die Juden Hennens - zusammen mit denen aus Ergste - eine autonome Kultusgemeinde. Um 1915 löste sich diese auf.

Heute findet man auf dem inzwischen verkleinerten jüdischen Begräbnisgelände acht Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert, u.a. von Isaak Jacob Reifenberg und Philipp Philippson, die zu Lebzeiten führende Gemeindemitglieder waren. Die Grabsteine befinden sich vermutlich nicht mehr an ihrem angestammten Platz.

Jüdischer Friedhof Hennen (Aufn. Bubo, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

 

In Oestrich - ebenfalls heute auch ein Stadtteil von Iserlohn - lebten seit Beginn des 17.Jahrhunderts einige jüdische Familien; die jüdische Gemeinschaft setzte sich um 1830/1840 aus knapp 50 Personen zusammen. Ein 1843/1844 neu errichtetes kleines Synagogengebäude diente den hiesigen Juden als gottesdienstlicher Mittelpunkt; zuvor hatten sie sich in einem angemieteten Raume versammelt. Als letzter jüdischer Bewohner verließ Philipp Cahnfeld im Jahre 1902 Oestrich. Das inzwischen verfallene Synagogengebäude wurde um 1915 abgerissen.

Auf dem an der Kampstraße liegenden ehemaligen kleinflächigen jüdischen Friedhofsgelände wurde 1961 ein Stein aufgerichtet, der angeblich aus dem Fundament der alten Synagoge stammt und nun mit der Inschrift versehen wurde: "Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde Oestrich, der während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 – 1945 geschändet und zerstört wurde. Unseren jüdischen Mitbürgern, die in dieser Zeit entrechtet, vertrieben und ermordet wurden, zum Gedenken.“

Jüdisches Begräbnisgelände in Oestrich und Gedenkstein (Aufn. Bubo, 2011, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

In Hemer – östlich von Iserlohn - lebten seit Ende des 17.Jahrhunderts einzelne jüdische Familien; sie standen unter dem Schutz der adligen Familie von Brabeck (Niederhemer). Zu einer Gemeindebildung kam es hier jedoch zu keiner Zeit. 1846 wohnten im Amt Hemer neun jüdische Familien; sie erhielten damals – laut einer Preußischen Verordnung von 1845 - eigene Familiennamen, die die Haushaltsvorstände durch ihre Unterschrift bestätigen mussten; da drei von ihnen Analphabeten waren, unterzeichneten sie das betreffende Schriftstück mit drei Kreuze. Die im 19.Jahrhundert bis zu ca. 60 Personen umfassende jüdische Gemeinschaft - ihre Angehörigen lebten zumeist in sehr bescheidenen Verhältnissen als Vieh- u. Kleinhändler und Tagelöhner - war offiziell der Synagogengemeinde Menden angeschlossen, doch orientierte man sich eher an der Gemeinde von Iserlohn, die entfernungsmäßig näher lag.

Um die Jahrhundertwende gaben die jüdischen Familien ihren traditionellen Kleinhandel auf und eröffneten einige Einzelhandelgeschäfte, die von der ländliche Bevölkerung angenommen wurden. Bis Mitte der 1930er Jahre gab es neben vier Lebensmittelgeschäften, ein Schuh- und ein Textilgeschäft sowie eine Drogerie. Daneben gab es aber auch weiterhin mehrere Vieh- u. Pferdehändler, die weit über die Region hinaus tätig waren.

Hauptstraße in Hemer (Aufn. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten noch ca. 30 Personen mosaischen Glaubens in Hemer. Wem nicht mehr die Emigration (zumeist via Niederlande) gelang, wurde während des Krieges deportiert.

Auf dem um 1800 angelegten Friedhof Am Perrik, der heute noch 25 Grabsteine aufweist, erinnert ein Mahnmal an die Hemeraner Opfer des Holocaust.

Grabstätten in Hemer (Aufn. W., 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Im Jahr 2014 veranstaltete der „Verein für Hemeraner Zeitgeschichte e. V.“ einen Gestaltungswettbewerb für ein Denkmal. Frank Haase gewann mit seinem Entwurf "Scherben" den Wettbewerb; die Plastik soll künftig an einem zentralen Standort stehen.

  Modell Plastik "Scherben" (Aufn. Frank Haase, 2014)

Zwei Bodenplatten tragen die Inschrift: „Für die Hemeraner Bürger jüdischen Glaubens, die durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aus dem Leben gerissen und deren Existenzen zerstört wurden. Und als Mahnung, dass Fanatismus verbunden mit Angst bis heute schnell ein Denken entstehen lässt, dass es einen Feind gibt, der vernichtet werden muss. In Erinnerung an Mathilde und Salomon Bartmann, Josef und Max Blumenthal, Elfriede, Julius und Ruth Friedland, Albert und Julie Steuer, Arthur und Siegmund Gottschalk.“

Das realisierte Mahnmal (Aufn. Frank Haase, 2016, aus: frank-haase-design.de/galerie/plastik/hemer-mahnmal)

 

 

Aus Balve - südöstlich von Hemer gelegen - stammt die älteste Nachricht über ortsansässige jüdische Familien aus dem Jahre 1700; um 1850 sind in Balve 19 jüdische Bewohner bezeugt. In einem Privathaus in der Hofstraße befand sich deren Betraum, dem eine kleine Religionsschule angeschlossen war. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Amtes Balve gehörte um 1870 der Kaufmann Hermann Schüler, der von hier nach Bochum verzog und dort ein Bankhaus eröffnete; er blieb weiterhin seiner Heimatgemeinde verbunden, indem er dieser Stiftungen zukommen ließ; in Anerkennung seiner Verdienste  ernannte ihn Balve zum Ehrenbürger.

Heute existiert in Balve noch ein ca. 400 m² großes jüdisches Begräbnisgelände, auf dem sechs Steine zu finden sind. Dieser kleine Friedhof wurde in den 1860er Jahren angelegt und ersetzte einen älteren (Lage unbekannt); genutzt wurde das Gelände bis 1935.


Begräbnisgelände und zwei der sechs Grabsteine (Aufn. Bubo, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

2011 wurde in der Hauptstraße ein sog. „Stolperstein“ verlegt, der an das Schicksal des letzten jüdischen Einwohners David Bondy erinnert; auch ein Weg im Ort trägt heute seinen Namen.

Stolperstein Balve Hauptstraße 37 David Bondyverlegt in der Hauptstraße (Aufn. T., 2017, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

vgl. dazu auch:  Menden/Sauerland (Nordrhein-Westfalen)

 

 

 

Weitere Informationen:

L. Schütte, Der Bau der Judenkirche in Oestrich 1843, in: "Süderland", No. 21/22 (1929)

Richard Heetmann, Die Synagogengemeinde Oestrich, in: Letmathe, eine aufstrebende Stadt im Sauerland. Festbuch zur Jubiläumsfeier ‘925 Jahre Dorf - 25 Jahre Stadt Letmathe, Letmathe 1961, S. 441 - 444

Walter Ewig, Auf dem Judenfriedhof (Oestrich), in: "Heimatblatt des Vereins für Orts-u. Heimatkunde Oestrich", No. 44/1962

Isi Kahn, Streiflichter aus der Geschichte der Juden Westfalens, in: H. C. Meyer (Hrg.), Aus der Geschichte und Leben der Juden in Westfalen, Frankfurt/M. 1962, S. 59 f.

Hans Chanoch Meyer, Aus Geschichte und Leben der Juden in Westfalen, Frankfurt/M. 1962, S. 178

Josef Pütter, Das Judentum in Balve, in: Sauerländisches Grenzland im Wandel der Zeit, 1965, S. 118 ff.

Arno Herzig, Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Iserlohn, in: Die jüdische Gemeinde Iserlohn, "Schriftenreihe Haus der Heimat", Band 13, Iserlohn 1970, S. 9 - 88 (mit namentlicher Nennung der NS-Opfer)

Arno Herzig, ‘Schutzjuden - Bürger - Verfolgte’. Die Geschichte der jüdischen Minderheit in Iserlohn, in: "Quellen und Dokumente zur Stadtgeschichte. Ein Arbeitsbuch", Heft 2, Hrg. Stadtarchiv Iserlohn 1984

Arno Herzig, Die Entstehung der jüdischen Gemeinde Iserlohn, in: "Der Märker", Jg. 36, No. 5/6 (1987), S. 327 ff.

Norbert Alewald, Der Sakralbau im Kreis Iserlohn vom Klassizismus bis zum Ende des Historismus, in: "Altenaer Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der ehemaligen Mark u. des Märkischen Kreises", No. 18/1989, hrg. im Auftrage der ‘Freunde der Burg Altena e.V.’, Altena 1989, S. 258 f.

Götz Bettge/Reinhard Kirste, Quellen zur Geschichte der Juden im Raum Iserlohn, in: Stadtarchiv Iserlohn (Hrg.), "Beiträge und Mitteilungen", 5/1989, Iserlohn 1989

H.-H. Stopsack/Wilhelm Gröne, Juden in Hemer. Spuren ihres Lebens, hrg. vom Verband für die Volkshochschule Menden-Hemer-Balve, Menden/Hemer 1998

G. Birkmann/H. Stratmann, Bedenke vor wem du stehst - 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen u. Lippe, Klartext Verlag, Essen 1998, S. 96 - 99

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 270/271

Berthold Friedrich Arno, Unsere jüdischen Mitbürger, in: 850 Jahre Hennen - Heimatkundliches Jubiläumsheft für die ehemalige Gemeinde Hennen, Hennen 2000

Marcus Kiel, Ein temporäres Denkmal zur Erinnerung an jüdisches Leben in Iserlohn - Katalog zur Ausstellung, Iserlohn 2001

Wilfried Reininghaus (Bearb), Iserlohn-Hennen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften, Teilband Reg.bezirk Arnsberg (Vorabdruck 2004)

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen - Regierungsbezirk Arnsberg, J.P.Bachem Verlag, Köln 2005, S. 407 - 420

N.N. (Red.), Ein Denkmal im Pflaster. Erinnern mit Stolpersteinen, in: „Wochenkurier“ vom 21.1.2006

Auflistung der Stolpersteine in Iserlohn, online abrufbar unter. wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Iserlohn

Julius Kolossa (Red.), Stolperstein für den Balver Juden David Bondy, in: come-on.de vom 14.10.2011

Arno Herzig (Bearb.), Iserlohn, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe – Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Ardey-Verlag Münster 2016, S. 463 – 475

Wilfried Reininghaus Herzig (Bearb.), Iserlohn-Hennen, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe – Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Ardey-Verlag Münster 2016, S. 475 - 478

Arno Herzig (Bearb.), Iserlohn-Oestrich, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe – Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Ardey-Verlag Münster 2016, S. 478 - 483

Hans-Hermann Stopsack/Eberhard Thomas (Bearb.), Hemer, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe – Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, Ardey-Verlag Münster 2016, S. 428 - 436

Götz Bettke/u.a. (Bearb.), Jüdisches Leben im heutigen Märkischen Kreis – Broschüre, Iserlohn 2021

Arno Herzig (Bearb.), Iserlohn, in: Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid e.V. (Hrg.), Jüdische Nachbarn im heutigen Märkischen Kreis ca. 1235 – 2021, Lüdenscheid 2021, S. 16 - 22

Miriam Mandt-Böckelmann (Red.), “Juden waren ein in Hennen Teil des Dorfes”, in: "IKZ - Iserlohner Kreisanzeiger" vom 23.2.2022

Miriam Mandt-Böckelmann (Red.), Jüdisches Leben in Iserlohn: Geschichte der Familie Ehrlich, in: "IKZ - Iserlohner Kreisanzeiger" vom 30.4.2022

Alexander Barth (Red.), Letmathe: Jüdisches Pergament aus der NS-Zeit wiedergefunden, in: “IKZ – Iserlohner Kreisanzeiger“ vom 18.5.2022

Miriam Mandt-Böckelmann (Red.), Iserlohn: Zehn neue Stolpersteine werden bald verlegt, in: “IKZ – Iserlohner Kreisanzeiger” vom 20.9.2023  bzw.  Pressemeldung der Stadt Iserlohn vom 25.9.2023

Claudia Roelvinck/WDR (Red.), Iserlohn: Neue Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer der Nazis, in: wdr.de vom 27.10.2023