Könen (Rheinland-Pfalz)

Trier - Europa1900Jüdische Gemeinde - Saarburg (Rheinland-Pfalz) Könen an der Saar mit derzeit ca. 2.300 Einwohnern ist seit 1970 ein Stadtteil von Konz/Mosel im Landkreis Trier-Saarburg - wenige Kilometer südlich von Trier gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte mit Eintrag von Conz, aus: europe1900.eu  und  Kartenskizze 'Landkreis Trier-Saarburg', TUBS 2008, aus: commons.wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

Jeder fünfte Ortsbewohner Könens gehörte in den 1870er Jahren dem jüdischen Glauben an. 

Um 1700 wurden die ersten jüdischen Familien in Könen ansässig; im Laufe des 18.Jahrhunderts bildete sich im Dorf eine Gemeinde. Zum gemeindlichen „Grundbesitz der Judenschaft Cönen“ gehörten um 1890 - neben Acker und Wiesenflächen - eine Synagoge, ein Schulhaus, ein Friedhof und zwei Wohnhäuser.

Ein schlichtes Sandsteingebäude in der Reinigerstraße diente von 1905 bis 1938 der kleinen Gemeinde als Synagoge; den etwa einen Meter unter der Erde liegenden Kultraum betrat man über mehrere Stufen; über eine Holztreppe gegenüber dem Eingang erreichten die Frauen die für sie bestimmte Empore. An gleicher Stelle soll sich bereits seit 1790 ein kleiner Betraum befunden haben. Daneben stand ein winziges Schulhaus, in dem bis 1914 jüdische Kinder Religions- und Hebräischunterricht erhielten; ansonsten besuchten sie die örtliche Volksschule (Anm. Bis 1853 bestand in Könen eine jüdische Elementarschule, die auch von Kindern aus Wasserliesch besucht wurde).

Religiös-rituelle Aufgaben der Gemeinde wurden von einem angestellten Lehrer verrichtet.

Der Kultusgemeinde stand seit den 1850er Jahren auch ein eigener Begräbnisplatz zur Verfügung; bis dahin wurden die Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhof in Freudenburg bestattet. 

Zur Kultusgemeinde Könen, die dem Bezirksrabbinat Trier unterstand, gehörten die wenigen in Filzen, Reinig und Wasserliesch lebenden Familien und bis 1886 auch die jüdischen Bewohner von Konz.

Juden in Könen:

         --- 1808 ........................  28 Juden,

    --- 1833 ........................  49   “  ,

    --- 1843 ........................  78   “  ,

    --- um 1850 ................. ca.  15 Familien,

    --- 1875 ........................ 124 Juden,

    --- um 1900 ................. ca. 100   “   (ca. 25 Familien),

    --- 1925 ........................  67   “  ,

    --- 1933 .................... ca.  80   “  ,*    *andere Angabe: ca. 50 Pers.

    --- 1936 ........................  48   “   (in 16 Familien),

    --- 1938 ........................  40   “  ,

    --- 1940 ........................  keine.

Angaben aus: Willi Körtels, Die ehemalige Synagoge von Könen

und                 Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “, S. 221

 

Die Juden in Könen - wie auch in den Nachbarorten - bestritten ihren Lebenserwerb hauptsächlich vom Viehhandel.

In den ersten Jahren der NS-Zeit lebten noch relativ viele jüdische Einwohner in Könen; 1936 waren es insgesamt 48 Personen.

Die Reichspogromnacht leitete den Untergang der jüdischen Gemeinde von Könen ein. Das Synagogengebäude ging in Flammen auf, das Dach wurde völlig zerstört. Mit der Evakuierung der Grenzregion nach Kriegsausbruch 1939/1940 verließen die letzten jüdischen Einwohner ihr Heimatdorf.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." fielen ca. 50 gebürtige bzw. längere Zeit am Ort ansässig gewesene jüdische Bürger aus Könen der NS-Gewaltherrschaft zum Opfer (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/koenen_synagoge.htm).

 

Ab den 1950er Jahren dient das ehemalige Synagogengebäude als Lagerraum. Seit Anfang 2002 existiert der „Förderverein ehemalige Synagoge Könen e.V.“, der das in Privatbesitz befindliche Gebäude erwerben, erhalten und eventuell auch pädagogisch nutzen will. Äußerlich lässt heute nichts auf die einstige Nutzung als Synagoge schließen, doch im Innern blieben Reste der alten Ausmalung, Fensternischen und Verfärbungen am Putz erhalten. Wegen des fehlenden „synagogalen Charakters“ wurde das Gebäudes nicht unter Denkmalschutz gestellt.

Ehem. Synagogengebäude (Aufn.H.K.Rieder, 2017, aus: wikipedia.org, CCO)

Da der jüdische Friedhof während der NS-Zeit vermutlich teilweise „abgeräumt“ worden war, ist heute dort nur noch ein Teil der Grabsteine erhalten; auf dem umfriedeten Areal stehen noch 15 Steine, die aber nicht mehr auf ihren angestammten Plätzen sich befinden; denn während der NS-Zeit war das Gelände abgeräumt worden.

 

Jüdischer Friedhof Könen (Aufn. H.K. Rieder, 2017, aus: wikipedia.org, CCO  und J. Hahn, 2005)

 

 

 

In Wasserliesch - einer kleinen, zur Verbandsgemeinde Konz gehörenden Ortschaft wenige Kilometer von Trier moselaufwärts - wurden 2021 an zwei Standorten (in der Hauptstr. u. Reinigerstr.) insgesamt acht "Stolpersteine" verlegt, die an Angehörige von zwei jüdischen Familien erinnern, die Opfer des NS-Regimes geworden sind.

Bereits im frühen 19.Jahrhundert sollen einzelne jüdische Familien in Wasserliesch gelebt haben; sie gehörten der jüdischen Gemeinde Könen an und nutzten deren gemeindliche Einrichtungen. Die Zahl der jüdischen Dorfbewohner war aber stets sehr gering. Bis zum Novemberpogrom von 1938 soll es zwischen christlichen und jüdischen Bewohnern ein friedliches Nebeneinander gegeben haben. Am 10.Nov. 1938 gab es dann Zerstörungen des Inventars von Juden bewohnter Häuser; doch sollen gewalttägige Übergriffe auf deren Bewohner ausgeblieben sein. Unmittelbar nach Ausbruch des 2.Weltkrieges wurde die gesamte Einwohnerschaft von Wasserliesch zwangsweise evakuiert; die jüdischen Bewohner brachte man nach Trier; von hier aus erfolgte 1943/44 ihre Deportation.

 

 

Die wenigen jüdischen Familien in Konz, seit Anfang des 19.Jahrhunderts nachweisbar, gehörten zunächst zur Kultusgemeinde Könen; in den 1880er Jahren separierten sie sich von dieser und errichteten in der Lindenstraße eine eigene Synagoge. Die Zahl der jüdischen Bewohner erreichte mit knapp 70 Personen um 1925 ihren Höchststand. 

[vgl. Konz (Rheinland-Pfalz)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Richard Laufner, Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Gebiet des heutigen Kreises Trier-Saarburg, in: "Kreisjahrbuch Trier-Saarburg 1979", S. 166 f.

Cilli Kasper-Holtkotte, Juden im Aufbruch - Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800, in: "Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Juden e.V.", Hrg. H.Castritius/u.a., Band 3, Hannover 1996

Günter Heidt/Dirk S.Lennartz, Fast vergessene Zeugen - Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1321 - 1943, Saarburg 2000

Robert Reichard/Thomas Heidenblut, Synagogen im Landkreis Trier-Saarburg, o.O. 2000

Willi Körtels, Die ehemalige Synagoge von Könen, in: "Kreisjahrbuch Trier-Saarburg 2001", S. 209 - 215

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 221/222

Willi Körtels, Geschichte der Juden in Könen, hrg. vom Förderverein Könen in der Reihe "Chroniken des Trierer Landes", Konz 2005

Ehemalige Synagoge Könen (Stadt Konz), in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, 2005

Array (Red.), Unscheinbares Gebäude – zwei Sichtweisen, in: „Trierer Volksfreiund“ vom 6.3.2007

Könen mit Filzen, in: alemannia-judaica.de (mit Text- u. Bilddokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Konz, in: alemannia-judaica.de

Förderverein Synagoge Könen e.V. (Hrg.), Geschichte der Juden in Könen, in: "Chroniken des Trierer Landes" No. 44 im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes, 2011

Willi Körtels, Die jüdische Schule in der Region Trier, hrg. vom Förderverein Synagoge Könen e.V., 2011, S. 64 - 73

Die Wasserliescher Juden, in: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, 2012

N.N. (Red.), Wasserliesch bekommt Stolpersteine in zwei Straßen, in: „Trierer Volksfreund“ vom 7.9.2021

Herbert Thormeyer (Red.), Erinnern mit Kopf und Herz, in: „Trierer Volksfreund“ vom 14.9.2021 (betr. Verlegung von Stolpersteinen in Wasserliesch)