Konken (Rheinland-Pfalz)

Jüdische Gemeinde - Kusel (Rheinland-Pfalz)Datei:Verbandsgemeinden in KUS.svg Konken mit derzeit ca. 800 Einwohnern gehört heute zur Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan - knapp 40 Kilometer nordwestlich von Kaiserslautern gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte ohne Eintrag von Konken, aus: europe1900.eu  und  Kartenskizze 'Landkreis Kusel', Hagar 2010, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Innerhalb des früheren Oberamtes Lichtenberg besaß Konken um 1825 einen besonders hohen jüdischen Bevölkerungsanteil, der etwa zehn Prozent ausmachte.

Ein erster urkundlicher Hinweis auf die Anwesenheit einer jüdischen Familie in Konken stammt aus dem Jahre 1698; eine kleine Gemeinde bildete sich vermutlich erst gegen Ende des 18.Jahrhunderts.

Um 1800 besaß die jüdische Gemeinschaft eine schlichte Betstube, die in den 1840er Jahren baufällig wurde; deshalb errichtete sie in der Hauptstraße ein neues Synagogengebäude, das vermutlich 1854 eingeweiht wurde. Eine jüdische Schule und ein rituelles Bad ergänzten die religiösen Einrichtungen.

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem jüdischen Friedhof zu Thallichtenberg beigesetzt; vermutlich soll es auch in Konken ein winziges Begräbnisgelände geben haben.

Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.    

Juden in Konken:

         --- 1698 ........................ eine jüdische Familie,

    --- um 1790 ..................... eine     “       “   ,

    --- 1823 ........................ 47 Juden (ca. 11% d. Bevölk.),

    --- 1837 ........................ 85   “   (ca. 15% d. Bevölk.),

    --- 1848 ........................ 70   “   (in 15 Familien),

    --- 1867 ........................ 21   “  ,

    --- 1875 ........................ 30   “  ,

    --- 1900 ........................ 32   “  ,

    --- 1910 ........................ 24   “  ,

    --- 1933 ........................  7   “  ,*    * andere Angabe: 14 Pers.

    --- 1941 ........................  keine.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff, Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland, S. 220

 

Um 1840/1845 hatte die jüdische Gemeinde in Konken ihren personellen Zenit erreicht; innerhalb nur weniger Jahre ging dann die Zahl der Gemeindeangehörigen stark zurück; eine Ursache war zweifellos die große Auswanderungswelle, die viele nach Übersee trieb. Schon gegen Ende des 19.Jahrhunderts war die Abhaltung regelmäßiger Gottesdienste schwierig, da der dazu erforderliche Minjan nur dadurch eingehalten werden konnte, dass Glaubensgenossen aus den Nachbarorten eingeladen wurden. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg löste sich die nur noch aus wenigen Angehörigen bestehende Gemeinde auf, die verbliebenen wurden der Gemeinde Kusel angeschlossen.

Anm.: Der Antrag zur Gemeindeauflösung war 1918 von der israelitischen Nachbargemeinde Kusel eingebracht und wie folgt begründet worden: " Die israelitische Kultusgemeinde Konken besteht aus fünf männlichen Mitgliedern, nämlich Isaac Bermann, Jakob Weil, Max Sender und zwei weiteren Männern namens Binnes ... Die Gemeinde Konken ist eben, um einen Gottesdienst abhalten zu können, nach wie vor auf die Teilnahme der zur preußischen Gemeinde Haupersweiler gehörigen Glaubensgenossen angewiesen. Zur Beurteilung der Frage, ob die Gemeinde Konken existenzberechtigt ist, können aber die Verhältnisse einer außerbayerischen oder außerpfälzischen Gemeinde nicht herangezogen werden, dies umso weniger, als die Gemeindemitglieder in Konken zum Besuch des Gottesdienstes in Kusel keinen weiteren Weg haben als nach Herchweiler"

Nach dem Verkauf des kleinen Synagogengebäudes um 1920 verwahrloste dieses zusehends.

                     marodes Synagogengebäude (Aufn. um 1940, aus: Landesamt)

Nach 1940/1945 wurde das Haus umgebaut und diente in der Folgezeit gewerblichen Zwecken.

Zu Beginn der 1930er Jahren lebten nur noch zwei oder drei jüdische Familien im Dorf. 1940 wurde jeglichem jüdischen Lebens in Konken ein Ende gemacht.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden zehn gebürtige bzw. länger am Ort lebende Personen jüdischen Glaubens Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/konken_synagoge.htm).

 

Das ehemalige inzwischen völlig marode Synagogengebäude wurde in den 1950er Jahren abgebrochen.

 

 

 

Weitere Informationen:

Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden. Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden, Hrg. Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, Neustadt/Weinstraße 1988

Stephan M. Probst, Zur Geschichte der Juden im Landkreis Kusel, in: "Westrichkalender", Kusel 1988

Roland Paul, Zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Landkreis Kusel unter besonderer Berücksichtigung der Zeit des Nationalsozialismus, in: "Westricher Heimatblätter", No.20/1989, S. 13 - 35

Rudi Häßel, Chronik der Gemeinde Konken, Konken o.J., S. 143 - 151

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 220

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 97

Konken, in: alemannia-judaica.de

Rainer Clos (Red.), Westricher Heimatblätter: Jüdische Familiengeschichte aus Konken aufgearbeitet, in: „Die Rheinpfalz“ vom 21.9.2020