Konz (Rheinland-Pfalz)

Jüdische Gemeinde - Schweich/Mosel (Rheinland-Pfalz)Landkreis Trier-Saarburg – Wikipedia Konz (vormals auch Conz) ist eine Kommune mit derzeit ca. 18.000 Einwohnern im Landkreis Trier-Saarburg und gleichzeitig Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Konz (Ausschnitt aus hist. Karte, aus: europe1900.eu  und  Kartenskizze 'Landkreis Trier-Saarburg', Hagar 2009, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Seit Anfang des 19.Jahrhunderts sind erstmalig jüdische Einwohner in Konz nachweisbar; ihre Anzahl blieb über viele Jahrzehnte gering; erst um die Jahrhundertwende war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Anfänglich gehörten die wenigen Konzer Juden der Kultusgemeinde Könen an. In den 1880er Jahren trennten sie sich von dieser und errichteten am Ort in der Lindenstraße eine eigene Synagoge; sie wurde 1886 eingeweiht. Der Betsaal befand sich im Erdgeschoss; über eine Holztreppe erreichten die Frauen die für sie bestimmte Empore.

Ein kleiner Friedhof am Ort stand den verstorbenen Konzer Juden seit Ende des 19.Jahrhunderts zur Verfügung; er befand sich unmittelbar im Anschluss an den kommunalen Friedhof. Zuvor war der israelitische Friedhof in Könen Begräbnisstätte für verstorbene Juden aus Konz gewesen.

Juden in Konz:

         --- 1808 .......................... eine Familie,

    --- 1843 .......................... 14 Juden,

    --- 1895 .......................... 49   “  ,

    --- 1925 .......................... 69   “  ,

    --- 1933 .......................... 61   “  ,

    --- 1938 .......................... 25   “  .

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff, Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland. S. 220

 

Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Konz etwa 60 Bewohner jüdischen Glaubens. Durch Abwanderung bzw. Emigration ins benachbarte Ausland reduzierte sich deren Zahl deutlich.

In der Pogromnacht wurde das Innere des Synagogengebäudes völlig zerstört. Nachdem die NS-Täter die demolierte Einrichtung des Betraumes auf die Straße geschleppt hatten, zündete man diese an. Eine Inbrandsetzung des Gebäudes unterblieb, da man ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbargebäude befürchtete. (Anm.: Gegen Ende der 1950er Jahre ging das Gebäude in Privatbesitz über und wurde zum Wohnhaus umgebaut.)

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind 27 aus Konz stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/konz_synagoge.htm).

 

Das jüdische Begräbnisfeld weist heute neun Grabstätten auf. Zudem befindet sich dort ein Gedenkstein mit der Inschrift: „Zum Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger von Konz errichtet.“

Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier 2008 wurden in der Martinstraße (bzw. Wiltinger Straße) von Konz zwei sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an die beiden in Auschwitz ermordeten Schwestern Marianne und Mathilde Levy erinnern sollen. 

 

Bereits ein Jahr zuvor waren in der Brotstraße (im Ortsteil Oberemmel) vier "Stolpersteine" ins Gehwegpflaster eingelassen worden, die an Angehörige der jüdischen Familie Herrmann erinnern.

 

Weitere acht Steine wurden 2021 in Wasserliesch (der Verbandsgemeinde Konz zugehörig) an zwei Standorten (Reinigerstr. u. Hauptstr.) verlegt.

verlegt in der Reinigerstr. (Abb. aus: kulturdb.de)

Die ersten jüdischen Bewohner wurden in Wasserliesch im frühen 19.Jahrhundert ansässig; sie gehörten der Synagogengemeinde von Könen an. Die Zahl der jüdischen Dorfbewohner war aber stets sehr gering. Bis zum Novemberpogrom von 1938 soll es zwischen christlichen und jüdischen Bewohnern ein friedliches Nebeneinander gegeben haben. Am 10.Nov. 1938 gab es dann Zerstörungen des Inventars von Juden bewohnter Häuser; doch sollen gewalttägige Übergriffe auf deren Bewohner ausgeblieben sein. Zusammen mit den Wassrerliescher Einwohnern wurden auch die jüdischen Familien im Sept. 1939 zwangsweise evakuiert.; ihre vorläufige Unterkunft fanden sie in Trier; von dort wurden sie zumeist 1943/44 deportiert.

 

In den Ortsteilen Könen, Oberemmel und Wawern gab es ebenfalls kleine Synagogengemeinden.

[vgl. Könen, Oberemmel und Wawern (Rheinland-Pfalz)]

 

 

Im wenige Kilometer südlich von Konz gelegenen Wiltingen wurden für die Angehörigen der fünfköpfigen jüdischen Familie Meyer in der Bahnhofstraße sog. „Stolpersteine“ verlegt; während drei Familienmitglieder deportiert und ermordet wurden, konnten Gerda und Edmund Meyer ihr Leben durch ihre Emigration nach Südafrika retten.

 

Auch in der nahen Ortschaft Pellingen erinnern seit 2014 in der Trierer Straße fünf „Stolpersteine“ an Angehörige der Familie Herrmann, die deportiert und ermordet wurden.

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Aufn. Qu., 2024, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0

 

 

 

Weitere Informationen:

Richard Laufner, Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Gebiet des heutigen Kreises Trier-Saarburg, in: "Kreisjahrbuch Trier-Saarburg 1979", S. 166 f.

Cilli Kasper-Holtkotte, Juden im Aufbruch - Zur Sozialgeschichte einer Minderheit im Saar-Mosel-Raum um 1800, in: "Schriftenreihe der Gesellschaft zur Erforschung der Juden e.V.", Hrg. H.Castritius/u.a., Band 3, Hannover 1996

Günter Heidt/Dirk S.Lennartz, Fast vergessene Zeugen - Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1321 – 1943, Saarburg 2000

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 220/221

Konz, in: alemannia-judaica.de

Willi Körtels, Stolpersteine in Konz, Wiltinger Straße. Für Marianne Levy und Mathilde Levy, Konz 2008 (online abrufbar)

Aufflistung der in Konz verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Konz

Willi Körtels (Bearb.), Auf den Spuren der Juden von Konz, in: ders., Materialien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wawern, Konz 2013 (PDF-Datei mahnmal-trier.de/Geschichte_Juden_in_Wawern.pdf)

Willy Körtels (Bearb.), Materialien zur Geschichte der Juden von Konz, Konz 2015

Auflistung der in Wiltingen erlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Wiltingen

Auflistung der in Pellingen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Pellingen

Herbert Thormeyer (Red.), Erinnern mit Kopf und Herz. Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Konz und Wasserliesch zum Gedenken an Nazi-Opfer, in: „Trierischer Volksfreund“ vom 14.9.2021

Gymnasium Konz (Hrg.), Stolperstein-Verlegung in Wasserliesch – Holocaust in der Region, Projektarbeit im bilingualen Geschichtsunterricht, Broschüre, Konz 2021