Kuchenheim (Nordrhein-Westfalen)

Datei:Kreis Euskirchen 1905.jpgDatei:Euskirchen in EU.svg Kuchenheim ist heute der zweitgrößte Stadtteil von Euskirchen in der nördlichen Voreifel - ca. 25 Kilometer westlich von Bonn gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Euskirchen', TUBS 2008, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Spätestens seit dem 15.Jahrhundert sollen sich jüdische Familien in Kuchenheim ansässig gemacht haben; ihre Ansiedlung stand im Zusammenhang mit dem Niederlassungsverbot für Juden in Köln, die sich nun zunehmend auch in anderen Ortschaften der Voreifel wie Euskirchen, Flamersheim, Münstereifel niederließen. Der älteste urkundliche Beleg für die Existenz eines Juden in Kuchenheim stammt allerdings erst aus dem Jahre 1668. Im 18.Jahrhundert häufen sich die Belege von jüdischem Leben im Ort. Konflikte, die durch den Aufenthalt „unvergleiteter“ Juden entstanden, versuchte die kurfürstliche Herrschaft mit Aufenthaltsverboten zu begegnen; doch waren diese Vertreibungsversuche - auf Grund der Grenznähe - nicht auf Dauer erfolgreich. Die Anfänge der in der Region um Euskirchen betriebenen Lederindustrie stehen indirekt mit den jüdischen Fell- und Lederhändlern in Verbindung; diese kauften die Rohprodukte in den Dörfern auf und gaben sie zur weiteren Verarbeitung ab.

Auf Antrag der Kuchenheimer Juden wurde 1768 ein Betraum zugelassen, der - mit Unterbrechungen - bis 1930 bestanden hat. In den Folgejahren bis 1938 diente dann ein ausgebauter Stall des Gehöftes von Emanuel Sommer als Betraum.

Erhielten die jüdischen Kinder bis Ende der 1840er Jahre noch Privatunterricht, so besuchten sie danach die örtliche Volksschule; nur Religionsunterricht fand im Hause des jüdischen Händlers Sommer statt.

Um 1775 wurde ein jüdischer Begräbnisplatz in Kuchenheim angelegt.

Seit Mitte des 19.Jahrhunderts schienen die jüdischen Bewohner Kuchenheims der Spezial-Synagogengemeinde Flamersheim angehört zu haben.

Juden in Kuchenheim:

    --- 1806 .........................  25 Juden,                

    --- 1843 .........................  33   “  ,

    --- 1854 .........................  36   “  ,

    --- 1885 .........................  28   “  ,

    --- 1900 .........................  32   “  ,

    --- 1929 ......................... 114   “  ,*    * im Amtsbezirk Kuchenheim

    --- 1930 .........................  11   “  ,

    --- 1941 .........................   7   “  ,

    --- 1942 (Aug.) ..................   keine.

Angaben aus: Hans-Dieter Arntz, Die Kuchenheimer Judengemeinde, in: Cuchenheim 1084 - 1984, Band 2, S. 420

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die jüdischen Einwohner weitestgehend in die Dorfgemeinschaft integriert, wie ihre Zugehörigkeit zu den lokalen Vereinen bewies.

   Geschäftsanzeigen (um 1925)

Zu Beginn der 1930er Jahren lebten nur noch drei jüdische Familien in Kuchenheim. Die wenigen Juden mussten in den Novembertagen 1938 miterleben, wie ein SA-Rollkommando aus der benachbarten Kreisstadt Euskirchen ins Dorf kam und - zusammen mit einheimischen Nationalsozialisten - den kleinen Betraum völlig demolierte und gegen die verängstigten jüdischen Bewohner vorging. Die letzten Juden Kuchenheims wurden Anfang Juli 1942 von Euskirchen aus vermutlich ins Warschauer oder Rigaer Ghetto deportiert. Doch schon am 13.Juni 1941 hatte der Kuchenheimer Ortsbürgermeister dem Landrat in Euskirchen gemeldet: „Die Umsiedlung der Juden ist restlos durchgeführt.“

 

Einzig der jüdische Friedhof in der Robert-Stolz-Straße mit seinen kaum noch 20 Grabsteinen - ein Teil "verschwand" in der NS-Zeit - erinnert heute noch an die ehemalige kleine jüdische Gemeinschaft in Kuchenheim.

Aufn. GFreihalter, 2010, in: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Ein Mahnmal, das an die einstige israelitische Gemeinschaft erinnert, sucht man in Kuchenheim vergebens.

Seit 2016 erinnern 13 sog. „Stolpersteine“ an ehemalige jüdische Bewohner, die im Ort gelebt hatten und Opfer der NS-Herrschaft geworden sind.

Datei:Stolpersteine Euskirchen-Kuchenheim, Wilhelm Sommer (Kuchenheimer Str. 115).jpgBildergebnis für stolpersteine euskirchen kuchenheimDatei:Stolpersteine Euskirchen-Kuchenheim, Rosel Sommer (Kuchenheimer Str. 115).jpgBildergebnis für stolpersteine euskirchen kuchenheim „Stolpersteine“ (Aufn. Hans-Dieter Arntz, 2018  und Robert Dabringhaus, 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)   

 

 

 

Weitere Informationen:

Klaus H.S. Schulte, Dokumentation zur Geschichte der Juden am linken Niederrhein seit dem 17.Jahrhundert, in: "Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein", No. 12, Düsseldorf 1972

Hans-Dieter Arntz, Judaica - Juden in der Voreifel, Euskirchen 1983

Hans-Dieter Arntz, Die Kuchenheimer Judengemeinde, in: Cuchenheim 1084 - 1984, Bd. 2, hrg. vom Verein der Geschichts- und Heimatfreunde des Kreises Euskirchen e.V., Euskirchen 1984, S. 415 - 432

Dan Bondy, Der jüdische Friedhof zu Kuchenheim, in: Cuchenheim 1084 - 1984, Bd. 2, hrg. vom Verein der Geschichts- und Heimatfreunde des Kreises Euskirchen e.V., Euskirchen 1984, S. 433 - 445

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 320/321

Hans-Dieter Arntz, Die Kuchenheimer Judengemeinde, 2006, online abrufbar unter: hans-dieter-arntz.de/kuchenheim

Michael Thalken (Red.), 18 neue Stolpersteine erinnern an jüdische Opfer in Euskirchen, in: "Eifeler Presseagentur (epa)" vom 11.3.2016

Jüdische Bevölkerung Kuchenheim, online abrufbar unter: euskirchen.de/fileadmin/user_upload/PDF/service/stadtarchiv/Gegen_das_Vergessen/Jüdische_Bevölkerung_Kuchenheim.pdf