Labes (Hinterpommern)
Labes a.d.Rega - eine der ältesten Städte Westpommerns - war eine Kleinstadt südöstlich von Regenwalde bzw. süddwestlich von Schivelbein gelegen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges führt die Stadt den polnischen Namen Lobez; sie besitzt derzeit ca. 10.300 Einwohner (Ausschnitt aus hist. Landkarte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Lobez markiert, aus: mapa.livecity.pl).
Lebten im 18.Jahrhundert nur zwei jüdische Familien in der Kleinstadt Labes, so erhöhte sich ihre Zahl in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts deutlich und erreichte gegen Mitte des Jahrhunderts mit ca. 170 Gemeindeangehörigen ihren personellen Zenit (siehe Statistik). Die ersten beiden Juden (Marcus Levin u. Elias Moses) hatten bereits im Jahre 1692 einen Schutzbrief erhalten, der ihre Ansässigkeit im Ort garantierte. Die Bildung einer Gemeinde in Labes vollzog sich aber vermutlich erst im ausgehenden 18. bzw. beginnenden 19.Jahrhundert.
Die jüdische Gemeinde verfügte seit den 1840er Jahren über eine Synagoge auf einem Hinterhofgelände an der Tempelstraße, der späteren Wrangelstraße; auch ein eigenes Friedhofsgelände – auf einem Hügel östlich des Ortes - stand den Juden aus Labes zur Verfügung, nachdem bis Anfang des 19.Jahrhunderts Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Plathe beerdigt worden waren.
Juden in Labes:
--- um 1705 ....................... 2 jüdische Familien,
--- 1753 .......................... eine " " ,
--- 1782 .......................... 15 Juden,
--- 1812 .......................... 38 “ (in ca. 10 Familien),
--- 1831 .......................... 61 " ,
--- um 1850 ................... ca. 115 “ ,
--- 1861 .......................... 167 “ ,
--- 1871 .......................... 138 “ ,
--- 1880 .......................... 128 “ ,
--- 1895 .......................... 120 “ ,
--- 1913 .......................... 81 “ ,
--- 1925 .......................... 40 “ ,
--- 1933 .......................... 38 “ ,
--- 1939 (Mai) .................... 11 “ .
Angaben aus: M.Heitmann/J.H.Schoeps (Hrg.), “Halte fern dem ganzen Land jedes Verderben ...”, S. 52
historische Postkarten aus Labes, um 1900/1910 (Abb. aus: akpool.de)
Durch Abwanderung jüdischer Familien in die Großstädte verringerte sich die Zahl der Gemeindeangehörigen seit Ende des 19.Jahrhunderts deutlich.
Gegen Ende der Weimarer Zeit lebten nur noch wenige Familien in Labes. Auf Grund dieser Tatsache schlossen sich Mitte der 1920er Jahre die Juden aus Labes mit denen aus Wangerin zur „Vereinigten Synagogengemeinde Labes und Wangerin” - mit Sitz in Labes - zusammen.
Wegen seiner zentralen Stadtlage wurde das Synagogengebäude während des Novemberpogroms nicht in Brand gesetzt; danach als Tischlerwerkstatt genutzt wurde es im März 1945 durch Bomben zerstört.
Vom jüdischen Friedhof, der im Laufe seines Bestehens etwa 100 Verstorbene aufgenommen hatte, sind heute keinerlei Spuren mehr vorhanden.
Weitere Informationen:
M.Heitmann/J.H.Schoeps (Hrg.), “Halte fern dem ganzen Land jedes Verderben ...”. Geschichte und Kultur der Juden in Pommern, Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich 1995, S. 52
Labes, in: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust, New York 2001, Vol. 2, S. 697
Wolfgang Wilhelmus, Geschichte der Juden in Pommern, Ingo Koch Verlag, Rostock 2004
Gerhard Salinger, Die einstigen jüdischen Gemeinden Pommerns. Zur Erinnerung und zum Gedenken, Teilband 2, Teil III, New York 2006, S. 521 – 526
Lobez, in: sztetl.org.pl