Langenfeld (Nordrhein-Westfalen)

http://wiki-commons.genealogy.net/images/thumb/8/8a/Ruhrgebiet.jpg/450px-Ruhrgebiet.jpgDatei:Langenfeld in ME.svg Die Kommune Langenfeld im Kreis Mettmann mit derzeit ca. 59.000 Einwohnern setzt sich heute aus mehreren Ortschaften zusammen - wenige Kilometer nördlich von Leverkusen gelegen (topografische Karte des Ruhrgebietes um 1940 mit Eintrag von Mettmann, aus: gen.wiki.genealogy.net/Ruhrgebiet  und  Kartenskizze 'Kreis Mettmann', TUBS 2008, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Nachweislich hielten sich jüdische Familien bereits seit Beginn des 18.Jahrhunderts in Dörfern um Langenfeld auf; doch in Langenfeld selbst kann jüdische Ansässigkeit erst um 1850 belegt werden.

Eine jüdische Gemeinde, die sich vor allem aus Mitgliedern der Orte Richrath und Reusrath zusammensetzte, bestand seit Beginn des 19.Jahrhunderts. Das im Zentrum der heutigen Stadt Langenfeld gelegene Ganspohl war nach 1800 ein Siedlungsschwerpunkt jüdischer Familien der Region; hier existierte bereits um 1750 ein kleines jüdisches Bethaus sowie ein eigener Begräbnisplatz. Als Ende der 1860er Jahre die Räumlichkeit für die wachsende Zahl der Gemeindeangehörigen zu klein wurde, entschloss man sich zu einem Synagogenneubau, der im Dezember 1869 feierlich eingeweiht wurde. Das schlichte Backsteingebäude lag auf einem rückwärtigen Grundstück mit Zugang zur Hauptstraße; vom Vorraum erreichten die Frauen die Empore.

Digitale Ausstellung: Jüdisches Leben im Kreis Mettmann

Synagoge, rechts zurückgesetzt zwischen den beiden hellen Gebäuden (hist. Aufn., Stadtarchiv)

Die verstorbenen Juden der unmittelbaren Region wurden auf dem jüdischen Friedhof an der Klosterstraße in Richrath beerdigt. Erstmals wurde dieses Begräbnisareal in einer Karte der "Richrather Gemarcke" von 1793 vermerkt, dass der Friedhof "den Juden zum Kirchhoff in Erbpacht gegeben worden". Im 19. Jahrhundert ging das Areal dann in den Besitz der jüdischen Gemeinde über. Für mehrere Jahrzehnte erfolgte dessen Nutzung gemeinsam mit den Monheimer und Hitdorfer Juden. Der älteste lesbare Grabstein stammt aus dem Jahre 1861.

Die Gemeinde gehörte zum Synagogenverband Solingen; zeitweilig gehörte Monheim zur Gemeinde Richrath.

Juden in Richrath-Reusrath:

         --- 1815 ...........................  21 Juden,

    --- 1827 ...........................  17   “  ,

    --- 1852 ...........................  54   “  ,

    --- 1867 ...........................  94   “  ,

    --- 1900 ...........................  88   “  ,

    --- 1910 ........................... 127   “  ,

    --- 1927 ...........................  79   “  ,

    --- 1935 ...........................  54   “  ,

    --- 1939 ...........................  16   "  .

Angaben aus: Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Reg.bez. Düsseldorf, S. 399

 

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts lebten ca. 15 jüdische Familien in den Ortschaften, die heute zu Langenfeld gehören.

Während des Novemberpogroms von 1938 wurde zunächst die Inneneinrichtung der in der mittleren Hauptstraße sich befindenden Synagoge zerstört, einen Tag später setzte die örtliche SA das gesamte Gebäude in Brand und riss anschließend die Mauerreste nieder. Auch der jüdische Friedhof an der Klosterstraße wurde schwer beschädigt. In der Nacht vom 9. auf den 10. November suchten örtliche SA/SS-Angehörige die Wohnungen und Geschäfte der noch in Langenfeld lebenden Juden auf, zerstörten hier die Wohnungseinrichtungen und drangsalierten die ca. 30 meist schon hochbetagten Juden. Die letzten noch in Langenfeld lebenden jüdischen Bewohner waren vor ihrer Deportation im „Judenhaus“ in der Ganspohler Straße untergebracht. Aus Langenfeld selbst wurden 15 Menschen deportiert, von denen lediglich Max Meyer überlebte, der im Sommer 1945 nach Langenfeld zurückkehrte.

 https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/GedenktafelMuseum.jpg Gedenkplakatte (Aufn. R., 2009, aus: commons-wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Die bronzene Gedenkplakette trägt - neben dem Symbol des brennenden Dornbusches - die Inschrift:

Zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger

aufgestellt am 30.Jahrestag der Zerstörung ihrer Synagoge.

Stadt Langenfeld 9.11.1968

Auf Anordnung der Militärregierung wurde der jüdische Friedhof in Richrath nach 1945 notdürftig wieder hergerichtet. Es ist der Initiative einer Privatperson zu verdanken, dass das Areal Anfang der 1960er Jahre wieder „restauriert“ wurde. Die letzte große Schändung der Grabmale geschah im Herbst 1999, als bisher "unerkannte Täter" zahlreiche Gräber mit Hakenkreuzen und NS-Symbolen beschmierten.

Der jüdische Friedhof Am SchwarzenWeiher/Ecke Klosterstraße ist seit 1995 in die Denkmalsliste der Stadt Langenfeld eingetragen. Heute zählt man hier 51 Grabsteine, davon 22 aus dem 19. Jahrhundert. Von Monheimer und Hitdorfer Juden, die bis 1844/1845 auch hier beerdigt worden sind, sind keine Grabmale erhalten.

File:Langenfeld (Rheinland), Am Schwarzen Weiher, Ecke Klosterstr., jüd. Friedhof, Info-Medaillon Baudenkmäler.jpg

Jüdischer Friedhof (Aufn. K., 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 de und F., 2022, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Auf Initiative des Umweltschutz- u. Verschönerungsvereins e.V. weist eine Informationstafel auf den als Baudenkmal eingestuften jüdischen Friedhof in Langenfeld hin.

Insgesamt 15 sog. „Stolpersteine“ erinnern an ehemalige jüdische Bewohner Langenfelds, die Opfer der NS-Herrschaft geworden sind.

verlegt für Familie Salomon Sophie Salomon DSCN3917.jpgAlbert Salomon DSCN3919.jpgIrene Regina Salomon DSCN3920.jpg(Aufn. D., 2018, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 Stolperstein für Rosa Rebekka Meyer (Langenfeld).jpgStolperstein für Bernhard Meyer (Langenfeld).jpgStolperstein für Emmy Meyer (Langenfeld).jpgStolperstein für Edith Meyer (Langenfeld).jpgStolperstein für Helga Meyer (Langenfeld).jpg  

verlegt für Fam. Meyer, Hauptstr. vor der Stadthalle (Aufn. Chr. Michelides, 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Jüngst wurde von Kultusausschuss der Stadt Langenfeld der Weg freigemacht, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Standort des ehemaligen jüdischen Bethauses in der Hauptstraße eine "gläserne Bodenvitrine" zu installieren, in der alte Haustürschlüssel sich befinden sollen, die symbolhaft an Heimatverlust, Vertreibung, Deportation und Ermordung erinnern sollen (2023).

 

 

 

Mettmann - im Niederbergischen Land westlich von Wuppertal gelegen - war vermutlich seit dem 18.Jahrhundert Wohnort weniger jüdischer Familien. Im 19.Jahrhundert bestand eine kleine jüdische Gemeinschaft, die aber nie mehr als 60 Angehörige zählte; die in Mettmann lebenden Juden gehörten offiziell zur Kultusgemeinde Solingen. Zu den kultischen Einrichtungen gehörten ein Betsaal, ein Frauenbad und ein angepachtetes Friedhofsgelände an der Wülfrather Straße. Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wohnten nur noch drei jüdische Familien in Mettmann.

Auch in den Gehwegen von Mettmann erinnern seit 2007 mehr als 20 sog. „Stolpersteine“ an Opfer der NS-Gewaltherrschaft, so wird z.B. in der Mühlenstraße das Gedenken an die deportierte jüdische Familie Bach wachgehalten; einige messingfarbene Gedenktäfelchen sind politischen Gegnern der Nationalsozialisten gewidmet. 

   Fünf Steine für Familie Bach (Aufn. aus: wiki-de.genealogy.net)

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verlegt in der Düsseldorfer Straße für Angehörige der Familie Kowalski (Aufn. Sh., 2019, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

 

Die wenigen Juden aus dem rheinischen Monheim - einer Kleinstadt im Kreis Mettmann - zählten zunächst zur Filialgemeinde Richrath, zuletzt zur Synagogengemeinde Solingen. Erstmals sollen sich Juden hier bereits gegen Ende des 12.Jahrhunderts angesiedelt haben. Während der Pestpogrome von 1348/1349 schien die kleine Gemeinde vernichtet worden zu sein. Erst im Laufe des 18.Jahrhunderts ließen sich dann erneut Juden in Monheim nieder; es waren aber nie mehr als 30 Personen. Um 1845 wurde eine kleine Betstube eingerichtet. Weit außerhalb der Ortschaft, am Sandberg, lag seit dem frühen 18.Jahrhundert der jüdische Friedhof.

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten noch ca. 15 Juden in Monheim; von ihnen überlebte nur eine einzige Jüdin aus dem Ort die Deportation in die Vernichtungslager.

1969 wurde auf dem jüdischen Friedhof - dieser war im November 1938 weitgehend zerstört worden und besitzt nur noch sechs Grabsteine - ein Mahnmal errichtet.

2003 wurden zwölf sog. „Stolpersteine“ verlegt, die fast alle an Angehörige der jüdischen Familie Herz erinnern.

undefinedundefinedundefined in der Franz-Böhm-Straße (Aufn. Chr. Michelides, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

... und in der Frohnstraßeundefinedundefinedundefined

 

Mehr als 30 weitere Steine sollen künftig an Opfer von Zwangsarbeit in Monheim und Baumberg erinnern.

 

 

 

Weitere Informationen:

Karl-Heinz Hennen, Juden in Monheim. Von den ältesten Zeugnissen bis zur Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus, Hrg. Stadt Monheim 1988

Günther Schmitz, Der jüdische Friedhof zu Richrath, Langenfeld 1989

Günter Schmitz, Die Synagoge am Ganspohl, Langenfeld 1989

Horst G. Hütten, Mittelstraße 18 - Trauriges Ende eines Denkmals Mettmanner Geschichte?, Mettmann 1989

Ulrich Rauchenbichler/Gisela Schöttler, Juden im Kreis Mettmann. Bibliographie. Zeitzeugen zur Geschichte, hrg. vom Kreisarchiv Mettmann, 1990

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag, Bochum 1999, S. 326/327

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf, J.P. Bachem Verlag, Köln 2000, S. 398 – 405

Arbeitskreis Geschichte der VHS Langenfeld (Hrg.), Langenfelder Chronik 1938, Selbstverlag 2011

Karl Heinz Hennen, Geschichte der Juden in Monheim – history of the Jews in Monheim, hrg. von der Kommune Monheim, 2014

Daniel Gehrmann (Red.), Heimische Juden sind in Düsseldorf abktiv, in: rp-online.de vom 22.4.2015

Maxim Leirich (Red.), Neue Stolpersteine erinnern an NS-Opfer, in: rp-online.de vom 20.12.2016

Stadtverwaltung Langenfeld (Hrg.), Stolpersteine in Langenfeld, in: langenfeld.de/city_info

Auflistung der in Mettmann verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Mettmann

N.N. (Red.), Als in Langenfeld der Mob auf Menschenjagd ging, in: "Wochenpost" vom 29.10.2018

Stephan Meisel (Red.), 15 Stolpersteine halten die Erinnerung wach, in: "Westdeutsche Zeitung" vom 27.11.2019

N.N. (Red.), 15. Stolperstein erinnert an Mina Berg, in: rp-online.de vom 15.9.2020

Stadtmuseum/Stadtarchiv Langenfeld (Red.), Jüdisches Leben im Kreis Mettmann, Pressemitteilung vom 20.7.2021

elm (Red.), Langenfeld. Digitale Schau: Jüdisches Leben im Kreis Mettmann, in: rp-online.de vom 21.7.2021

Amber Berger (Red.), Gedenken in Mettmann – Mit dem Fuß und dem Herzen stolpern, in: „Rheinische Post“ vom 26.1.2023 (betr. Karl Vögtel als politisches NS-Opfer)

Heike Schoog (Red.), Jüdisches Leben in Langenfeld.  Stadt plant Erinnerungsort für Synagoge, in: „Rheinische Post“ vom 13.2.2023

Heike Schoog (Red.). Jüdisches Leben in Langenfeld – Bodenvitrine erinnert an Synagoge, in: „Rheinische Post“ vom 17.5.2023

elm (Red.), Langenfeld. Alte Schlüssel für Erinnerungsprojekt Synagoge spenden, in: „Rheinische Post“ vom 6.10.2023