Lauterburg (Elsass)

Kreise Hagenau und Weissenburg.png Das unterelsässische Lauterburg – südöstlich von Weißenburg an der Mündung der Lauter in den Rhein in unmittelbarer Grenznähe zu Deutschland gelegen - ist das heutige frz. Lauterbourg mit derzeit 2.300 Einwohnern (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte die israelitische Gemeinde mit mehr als 300 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Zenit.

Während der Pestpogrome von 1348 wurde die jüdische Gemeinde von Lauterburg vernichtet; bereits seit der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts sollen hier Juden ansässig gewesen sein.

Bis in die Mitte des 17.Jahrhunderts finden sich keine weiteren Hinweise auf jüdisches Leben im Ort; erst in den 1680er Jahren lebten wieder einige wenige Familien in Lauterburg. Im Laufe des 18.Jahrhunderts nahm ihre Zahl langsam, aber stetig zu. Die jüdischen Familien verdienten ihren Lebensunterhalt im Handel mit Landesprodukten, aber auch im Vieh- und Pferdehandel.

Eine um 1760 gebaute Synagoge wurde im Jahre 1852 durch einen Neubau ersetzt.

                            

                     Postkarte mit Synagoge (Aufn. um 1915) und Fassade der Synagoge (Aufn. aus: judaisme.sdr.fr)

Um 1800 existierte in der Stadt eine Talmudschule.

Seit Beginn des 19.Jahrhunderts war Lauterburg Sitz eines Rabbinats, wobei die Besetzung des Rabbinatsstelle einem häufigen Wechsel unterworfen war. 1910 wurde dieses mit dem Rabbinat von Weißenburg (Wissembourg) zusammengelegt; der Rabbinatssitz blieb aber noch bis um 1930 in Lauterburg.

Verstorbene Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Lauterburg wurden zunächst auf Friedhöfen in der Pfalz beigesetzt. Danach diente der israelitische Friedhof in Weißenburg (Wissembourg) jahrzehntelang auch der jüdischen Gemeinde Lauterburgs als Begräbnisstätte. Erst 1875 wurde in Lauterburg ein eigenes Begräbnisareal - südlich des christlichen Friedhofs – angelegt; die älteste heute noch vorhandene Grabstätte datiert aus dem Jahr 1877.

Juden in Lauterburg:

         --- 1689 .........................   4 jüdische Familien,

    --- 1784 .........................  16     “       “    ,

    --- 1807 ......................... 135 Juden (ca. 6% d. Bevölk.),   

    --- 1846 ......................... 316   “  ,

    --- 1861 ......................... 293   “  ,

    --- 1870 ......................... 282   “  ,

    --- 1900 .........................  58   "  ,

    --- 1910 .........................  63   “  ,

    --- 1938/40 .................. ca.  40   “  ,

    --- um 1955 .................. ca.  10   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S.42

 

Aufgrund der zunehmenden Abwanderung in größere Städte verkleinerte sich die jüdische Gemeinde kontinuierlich. Der letzte jüdische Lehrer verließ 1900 die Gemeinde, da diese nicht mehr in der Lage war, ihn zu besolden.

Als deutsche Truppen im Frühjahr 1940 im Elsass einmarschierten, wurden zahlreiche Gebäude in der Kleinstadt zerstört, darunter auch das Synagogengebäude, das völlig ausbrannte.

 

Zerstörte Stadt mit brennender Synagoge (halblinks im Bild) und zerstörte Synagoge (Aufn. von 1940, aus: Chronik von Serge Braun)

Nach Kriegsende wurde die Synagogenruine niedergelegt. Nur der jüdische Friedhof Lauterbourgs, der bis in die jüngste Vergangenheit in Nutzung war, erinnert heute noch an die einstige israelitische Gemeinde.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2034/Lauterbourg%20cimetiere%20150.jpg

Eingang und Teilansicht des jüdischen Friedhofs in Lauterbourg (Aufn. J. Hahn, 2003 und S., 2022, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Serge Braun, Das letzte Testament. Die jüdische Schule in Lauterbourg, online abrufbar unter: judaisme.sdv.fr

Serge Braun, Le Dernier Testament. Chronique de la communauté juive de Lauterbourg, Strasbourg 1997

Lauterbourg, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Bilddokumenten)