Luck (Böhmen)

Jüdische Gemeinde - Weseritz (Böhmen)  Okres Karlovy Vary - WikiwandDie kleine böhmische Ortschaft Luck (tsch. Luka), in der einst eine zahlenmäßig relativ große jüdische Gemeinde existierte, ist heute ein Ortsteil der tsch. Kommune Verušičky (ehem. Klein Werscheditz) mit derzeit kaum 500 Einwohnern in der Region Karlovi Vary/Karlsbad (Kartenskizze 'Egerland' ohne Eintrag von Luck und Skizze 'Tschechien' mit Region Karlovi Vary farbig markiert, aus: wikiwand.com).

 

Bereits Ende des 12. Jahrhunderts sollen jüdische Familien - der Sage nach - aus Bayern in die Region gekommen sein und als „Holzbauern“ das Dorf Luck gegründet haben. Hinweise auf die Anwesenheit von Juden findet man erst wieder um die Mitte des 15.Jahrhunderts, als hier eine jüdische Andachtsstätte eingerichtet worden sein soll; das lässt auf die Existenz einer Gemeinde schließen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die jüdische Gemeinde - insbesondere wegen der Pest - stark dezimiert.

Im Gegensatz zu den jüdischen Gemeinden der Umgebung waren die Juden in Luck „freie Menschen“, die sich der Gunst der Schlossherrschaft erfreuten.

Im 18. und 19.Jahrhundert war Luck ein Ort jüdischer Wissenschaft und Lehre; hebräische Druckereien und mehrere israelitische Schulen bestimmten das Bild des Dorfes. Bis in die 1870er Jahre besaß Luck eine jüdische Schule mit deutscher Unterrichtssprache und eine israelitische Unterrealschule.

Um die Mitte des 19.Jahrhunderts zählte die Lucker Judengemeinde mehr als 1.000 Angehörige; zeitweilig sollen fast 80% (!) der Einwohnerschaft jüdischen Glaubens gewesen sein; doch ab den 1850er Jahren setzte eine deutliche Abwanderung der jüdischen Familien in die größeren Städte ein.

Ein verheerender Großbrand vernichtete 1842 neben zahlreichen Häusern auch die Synagoge mitsamt ihren wertvollen Archivbeständen.

Die fast drei Jahrzehnte, in denen Feiwel Kohn der politischen Gemeinde Luck als Bürgermeister vorstand, brachten deutliche Verbesserungen im Leben seiner Bewohner mit sich; das Dorf war zum Marktflecken erhoben worden und hatte Anschluss an die Moderne gefunden. Unter der Ära Kohns wurde auch die Synagoge - im Stile des Klassizismus - neu aufgebaut, zudem gemeindliche Einrichtungen wie Mikwe und Schächthaus erneuert.

               Synagoge und jüdisches Gemeindehaus (Aufn. um 1935)

Der Auflösungsprozess der alten Judengemeinde von Luck setzte ab den 1870/1880er Jahren ein; fast alle jüdischen Bewohner zogen in größere Ortschaften oder gingen ins Ausland. Auch Feiwel Kohn und seine Familie verließen Luck in Richtung Prag; zuvor war er noch zum Ehrenbürger ernannt worden.

File:Luka kolem roku 1910-vyčištěno.JPG Das Dorf Luck - Postkarte um 1910 (aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

1930 sollen nur noch 20 Personen mosaischen Glaubens hier gewohnt haben. Während der Novembertage 1938 wurde die Synagoge geschändet, die Inneneinrichtung geplündert und zerstört.

Anm.: Die Nachkommen der Lucker Judengemeinde sind in der ganzen Welt verstreut; aus ihnen sind bedeutende Vertreter des Handels und der Wissenschaft hervorgegangen.

 

In der Nachkriegszeit war das ehemalige Gotteshaus u.a. als Lager benutzt worden; der Abriss des 1842 erstellten und inzwischen maroden Synagogengebäudes erfolgte nach 1960. Auch die meisten ehemaligen Ghettohäuser wurden in kommunistischer Zeit abgebrochen.

Von dem im 17.Jahrhundert angelegten, mit einer Bruchsteinmauer umgebenen ca. 1.700 m² großen Friedhofsareal sind heute nur noch Relikte vorhanden, die zudem völlig von der Vegetation eingenommen werden.

 

Ehemaliges Eingangstor zum Friedhof und -gelände (Aufn. Karlovarska, um 2010 und Gampe, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Weitere Informationen:

Hugo Gold (Bearb.), Geschichte der Juden in Luck und Luditz, in: Hugo Gold (Hrg.), Die Juden und Judengemeinden Böhmens in Vergangenheit und Gegenwart, Brünn/Prag 1934, S. 388 - 390

F. Ullmann, Luka, in: „Zeitschrift für die Geschichte der Juden“, No. 3/1966, S. 117 - 123

Rudolf M. Wlaschek, Juden in Böhmen - Beiträge zur Geschichte des europäischen Judentums im 19. und 20.Jahrhundert, in: "Veröffentlichungen des Collegium Carolinum", Band 66, R. Oldenbourg-Verlag, München 1997

The Jewish Community of Luka (Luck), Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/luka-czech-republik