Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz)

 Datei:Rheinhessen 1905.png – Wikipedia Bildergebnis für metropolregion rhein neckar ludwigshafen karte Ludwigshafen am Rhein ist mit derzeit ca. 175.000 Einwohnern die größte Stadt der Pfalz und nach der Landeshauptstadt Mainz die zweitgrößte im Bundesland Rheinland-Pfalz (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Metropolregion Rhein-Neckar', aus: rhein-neckar-index.de).

 

Lange vor der Konstituierung einer jüdischer Gemeinde waren Juden im späteren Stadtgebiet von Ludwigshafen ansässig gewesen. So gab es kleine jüdische Gemeinden in Rheingönheim/Neuhofen und Ruchheim, die mit zunehmender Industrialisierung der Region ihre Bedeutung verloren und deren Mitglieder in die rasch wachsenden Städte abwanderten.

Tabakhandel und Zigarrenherstellung waren das wirtschaftliche Fundament der ersten Juden, die sich im Ludwigshafener Gebiet ansiedelten. Der aus Speyer zugezogene Arzt Dr. Simon Gutherz gilt es Gründer der 1854/1855 gebildeten jüdischen Gemeinde von Ludwigshafen.

Zunächst diente ein angemieteter Raum im Obergeschoss eines Hinterhauses in der Ludwigsstraße als provisorischer Betraum; Ende der 1850er Jahre bemühte sich die Gemeinde um den Neubau einer Synagoge; doch diese Bemühungen zerschlugen sich. Die Gemeinde kaufte nun ein Kirchengebäude in der Kaiser-Wilhelm-Straße, das zur Synagoge umgebaut wurde; 1865 erfolgte die Einweihung unter Leitung des Bezirksrabbiners Dr. Elias Grünebaum.

Fast 40 Jahre später wurde die Synagoge fast vollständig umgebaut und beträchtlich vergrößert; der anfänglich schlichte Backsteinbau wurde durch barocke Elemente aufgelockert; die Synagoge bot nunmehr Platz für ca. 150 Männer und 70 Frauen. Über die Neueinweihung von 1903 berichtete das „Frankfurter Israelitische Familienblatt“ in seiner Ausgabe vom 11. September 1903:

Ludwigshafen. Die Weihe der renovierten Synagoge der hiesigen israelitischen Gemeinde wurde gestern Abend mit einem um 6 Uhr begonnenen Festgottesdienst vollzogen. Mit Gesang des Synagogenchors eingeleitet, wurden sodann die Thorarollen etc. von den Gemeindeaeltesten in die Lade gebracht und danach hielt Bezirksrabbiner Dr. Adolf Salvendi - Dürkheim die Weiherede. Er knüpfte an den beredtesten der Propheten, Jesaias, an und betonte die Würde des Gotteshauses als einer Stätte, an welcher der Glückliche im Gebet den Dank gegen Gott Ausdruck geben, der Bedrückte sich in der Not an seinen Gott wenden soll, einer Pflegestätte regen geistig-religiösen Lebens. Der Redner dankte der opferwilligen Gemeinde und ihrem Vorstande für die Herstellung des schönen Gotteshauses und ermahnte die Gemeinde zu festem Zusammenhalt und zu gottgefälligem Tun. Der Gottesdienst, der nach Beendigung der Weiherede des Rabbiners, vom Cantor Wetzler weiter geführt wurde, schloß mit Gesang des Synagogenchors.  

     

Synagoge in Ludwigshafen (links: hist. Aufn. um 1880   –   rechts: nach dem Umbau, hist. Aufn. 1903)

Seitens der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der für die Unterweisung der Kinder und die religiös-rituellen Aufgaben zuständig war.

 

Anzeigen aus: "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 24.Okt. 1871 und "Der Israelit" vom 11.Okt. 1923

Aus der bestehenden Religionsschule entwickelte sich Mitte der 1850er Jahre eine Elementarschule, die bis 1870 bestand.

aus: "Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" vom 1.April 1931 http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20168/Ludwigshafen%20BayrGZ%2001041931.jpg

Der jüdische Friedhof wurde ab 1858 genutzt, blieb aber stets im Eigentum der Stadt; er grenzte unmittelbar an den Städtischen Friedhof in der Frankenthaler Straße.

Seit 1925 zählte die Rheingönheimer Gemeinde zu Ludwigshafen.

Juden in Ludwigshafen:

         --- 1845 ...........................     2 jüdische Familien,

    --- 1850 ...........................    91 Juden,

--- 1855 ...........................   107   "  ,

    --- 1861 ...........................   198   “  ,

    --- 1864 ...........................   124   “  ,

    --- 1876 ...........................   230   “  ,

    --- 1884 ...........................   194   “  ,

    --- 1890 ...........................   320   “  ,

    --- 1900 ...........................   497   “  ,

    --- 1910 ...........................   747   “  ,

    --- 1925 ........................... 1.211   “   (1,3% d. Bevölk.),

    --- 1931 ....................... ca. 1.400   “  ,

    --- 1933 ........................... 1.070   “  ,

    --- 1936 ...........................   797   “  ,

    --- 1937 (Jan.) ....................   843   “  ,*      *andere Angabe: 772 Pers.

    --- 1938 (Jan.) ....................   768   “  ,

             (Nov.) ....................   547   “  ,

    --- 1939 (Jan.) ....................   395   “  ,

    --- 1940 ...........................   182   “  . 

Angaben aus: Ulrike Minor/Peter Ruf, Juden in Ludwigshafen, S. 25 und S. 155

LUjubiläumsbrunnen1900.jpg Ludwigshafen um 1900 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

 

Ökonomisches Fundament der jüdischen Minderheit in Ludwigshafen blieb immer der Handel, der sich in der Zeit der Weimarer Republik noch ausweitete; daneben waren Juden auch in akademischen Berufen relativ stark vertreten.

Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe:


 

Einkaufsmeile“ Ludwigstraße (hist. Aufn., 1912, Stadtarchiv)

Zigarrenfabrik Akaba (Hirsch Hankin), Prinzregentenstraße (Aufn. Stadtarchiv) 

Schon in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg stammte fast ein Viertel der jüdischen Bevölkerung Ludwigshafens aus Osteuropa; der Zuzug von „Ostjuden“ setzte sich dann – in noch vermehrtem Maße - nach 1918 fort; die Judenschaft in Ludwigshafen wuchs stark an. Die sog. „Ostjuden“ stellten um 1930 ca. 50% des jüdischen Bevölkerungsanteils in der Stadt und machten den Großteil der jüdischen sozialen „Unterschicht“ aus.

In die Organisationen der jüdischen Gemeinde waren die „Ostjuden“ aber kaum eingebunden; deshalb gründeten sie eine eigene Betgemeinschaft, die „Machsike Hadass” und besaßen in der Kaiser-Wilhelm-Straße auch einen eigenen Betsaal. Daneben existierte noch eine weitere orthodoxe Betgemeinschaft.

Als 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernahmen, stellten Juden ca. 1% der Gesamtbevölkerung der Stadt. Antisemitismus war in Ludwigshafen - im Vergleich zur übrigen Pfalz - nur wenig ausgeprägt, obwohl sich hier bereits seit Sommer 1922 eine NSDAP-Ortsgruppe etabliert hatte; diese gewann aber erst gegen Ende der Weimarer Republik in der Bevölkerung an Einfluss.

Bereits am 20.März 1933 kündigte Gauleiter Bürckel die Abschiebung der „Ostjuden“ über die deutsche Reichsgrenze an, und in den nächsten Wochen wurden diejenigen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, auch ausgewiesen. Erste antijüdische Wirtschaftsmaßnahmen waren bereits vor 1933 getroffen worden; diese wurden vom „NS-Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand” mitgetragen. Wenige Tage vor dem reichsweit angesetzten Boykott jüdischer Geschäfte besetzten SA-Posten die Eingänge sämtlicher jüdischer Geschäfte in Ludwigshafen und klebten Propagandaparolen an die Schaufenster. Am 31.März 1933 rief das „Aktionskomitee zur Abwehr jüdischer Greuel- und Boykottpropaganda” zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz auf; die versammelte SA und SS marschierte anschließend durch die Stadt, ohne dass es zu Zwischenfällen kam. Am nächsten Tage postierten sich SA und SS vor den jüdischen Geschäften Ludwigshafens. In der Folgezeit wiederholten sich ähnliche ‚Aktionen’; die jüdischen Geschäftsinhaber mussten wirtschaftliche Einbußen hinnehmen; zunehmend zogen Juden aus Ludwigshafen weg.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20102/Ludwigshafen%20Israelit%2023041936.jpg aus: "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Mai 1936

Beim Novemberpogrom von 1938 kam es auch in Ludwigshafen - wie fast überall in Deutschland - zu Gewaltakten gegen die hier lebenden jüdischen Familien. Nachdem der SS-Sturmbannführer Christian Haller vom SS-Oberführer Ihle den Befehl erhalten hatte, jüdische Wohnungen, Geschäfte und die Synagoge zu zerstören, begab sich der SS-Sturmbann zunächst zur Synagoge in die Kaiser-Wilhelm-Straße: Nach Aufbrechen des Gebäudes beschlagnahmte man alle wertvollen Gegenstände, warf alles andere auf einen Haufen und zündete diesen an. Die anrückende Feuerwehr wurde so lange am Einsatz gehindert, bis das Synagogengebäude bis auf die Außenmauern niedergebrannt war.

Auch der kleine Betsaal in der Kaiser-Wilhelm-Straße wurde zerstört. Jüdische Geschäfte in der Stadt wurden aufgebrochen, geplündert und demoliert.

                   Zerstörte Synagoge am 10.11.1938 (Aufn. Stadtarchiv)  

Alle männlichen Juden Ludwigshafens wurden verhaftet, verhöhnt und auch verprügelt, durch die Straßen getrieben und schließlich ins KZ Dachau verschleppt. Ältere Menschen, Frauen und Kinder wurden zusammengetrieben, in Boote gesetzt und über den Rhein gebracht; dort wurden sie auf den Mannheimer Rheinwiesen ausgesetzt mit der Aufforderung, nie wieder nach Ludwigshafen zurückzukommen. Sie fanden zunächst im jüdischen Krankenhaus in Mannheim Unterschlupf.

                 In einem Bericht der „NSZ Rheinfront” vom 10.Nov. 1938 hieß es dazu:

... Gegen Morgen ging die Synagoge in der Kaiser-Wilhelm-Straße in Flammen auf und das Feuer fand in diesem nahezu hundertjährigen Gebäude so reichlich Nahrung, daß sich die alarmierte Feuerlöschpolizei in der Hauptsache darauf beschränken mußte, das Uebergreifen des Brandes auf die benachbarten Gebäude zu verhindern. Gleichzeitig begann die Ludwigshafener Bevölkerung gegen die verschiedenen Juden in unserer Stadt zu demonstrieren. Die Judenläden wurden gestürmt und Mobiliar und Fenster zum Teil beschädigt. Die Polizei war gezwungen, alle Juden in Ludwigshafen in ihrem eigenen Interesse in Schutzhaft zu nehmen und in der ehemaligen Kaserne unterzubringen. Diejenigen Juden, welche Frontkämpfer waren, sind bereits wieder in Freiheit gesetzt worden. Ein großer Teil Jüdinnen ist mit unbekanntem Ziel abgereist.

Der jüdische Friedhof wurde ebenfalls geschändet und teilweise zerstört. Folge der gewaltsamen Vorgänge war nun eine sich verstärkende Emigration. Dazu trugen auch die weiteren gesetzlichen Einschränkungen bei - besonders auf wirtschaftlichem Gebiete; so mussten u.a. Vermögen und Mietverhältnisse angezeigt werden. Um eine Auswanderung finanzieren zu können, veräußerten viele ihren Besitz - zumeist weit unter Wert. NSDAP-Gauleiter Josef Bürckel besiegelte dann das Ende der Ludwigshafener jüdischen Gemeinde: Er ließ auf einem Schulhof in der Maxstraße fast alle Ludwigshafener Juden zusammentreiben und kurzzeitig festhalten. Am 22.Oktober 1940 wurden sie - etwa 185 Personen - zusammen mit insgesamt über 6.500 badischen und pfälzischen Juden in einer Nacht- und Nebel-Aktion ins südfranzösische Lager Gurs verfrachtet. Nur einzelne „in Mischehe“ verheiratete Juden blieben in Ludwigshafen zurück.

  https://www.lpb-bw.de/publikationen/helllichten/bilder/m12b.gifunmittelbar vor dem Abtransport nach Gurs (Aufn. aus: juden-in-frankenthal.de)

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden mehr als 300 aus Ludwigshafen stammende bzw. längere Zeit hier ansässig gewesene Bürger mosaischen Glaubens Opfer der NS-Gewaltherrschaft (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/ludwigshafend_synagoge.htm).

 

Nach Kriegsende kehrten nur sehr wenige Juden Ludwigshafens hierher zurück.

Der jüdische Friedhof in Ludwigshafen – in der NS-Zeit geschändet und teilweise zerstört – wurde nach Kriegsende wieder in einen ansehbaren Zustand versetzt - noch auffindbare Grabsteine wieder aufgestellt und andere durch Duplikate ersetzt.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20168/Ludwigshafen%20Friedhof%20152.jpg Eingangstor zum jüdischen Friedhof (Aufn. J. Hahn, 2008)

Am einstigen Standort der Synagoge in der Kaiser-Wilhelm-Straße befindet sich seit 1973 eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:

Eine Gedenktafel im Hof der Maxschule (Maxstraße) erinnert an die Deportationen im Oktober 1944:

Zum Gedenken

an die Deportation von Jüdischen Mitbürgern am 22.10.1940 in das Konzentrationslager Gurs Südfrankreich

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2012 wurde ein neues Mahnmal für die Opfer der NS-Diktatur und der Deportation auf dem Rathausplatz enthüllt; auf der Tafel ist die Entfernung von Ludwigshafen nach Gurs (1168 km Schienenweg) verzeichnet. Das einem Hinweisschild ähnelnde Mahnmal steht neben der Gedenkstele für die Deportation der Sinti und Roma.

http://www.christen-und-juden.de/images/gurs_fr.jpg Aufn. aus: christen-und-juden.de

Seit November 2007 erinnern im Stadtgebiet von Ludwigshafen sog. „Stolpersteine“ an die ehemaligen Wohnsitze zumeist jüdischer NS-Opfer; inzwischen zählt man im Stadtgebiet insgesamt ca. 350 Gedenkquader (Stand 2024), die auf Initiative des Vereins "Ludwigshafen setzt Stolpersteine" verlegt worden sind.

Adolf Singer.jpg Rahel Singer.jpg Nathan Norbert Linker.jpg Paula Linker.jpg Samuel Linker.jpg Betty Dora Regenbogen.jpg Josef Juda Regenbogen.jpg Heinrich Regenbogen.jpg Esther Marie Regenbogen.jpg Jakob Landau.jpg Lilli Michel.jpg 

Stolpersteine, die an ermordete Kinder/Jugendliche erinnern (alle Aufn. G. Kaufmann, 2015, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Vor dem Amtsgericht in der Wittelsbachstraße sind 17 "Stolpersteine" für ehemals hier tätig gewesenen Juristen verlegt, die in der NS-Zeit ihres Amtes enthoben, verfolgt, in die Emigration getrieben oder deportiert/ermordet wurden (Aufn. O. Orschiedt, 2018, aus: commons.wikimedia.org. CC BY-SA 4.0).

 

  Ernst Bloch wurde 1885 in Ludwigshafen als einziger Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Philosophiestudium schloss er 1908 in Würzburg mit der Promotion ab. Sein erstes bedeutendes Werk „Geist der Utopie“ erschien 1918/1919 in seinem Schweizer Exil; danach kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete als freier Publizist. Bloch war Anhänger der marxistischen Lehre. Zu Blochs Freunden zählten u.a. Bert Brecht, Walter Benjamin und Theodor W. Adorno. Nach der NS-Machtübernahme emigrierte Ernst Bloch zunächst in die Schweiz, später floh er nach Prag. 1935 erschien seine antifaschistische Kampfschrift „Erbschaft dieser Zeit“. Mit seiner Verteidigung der ‚Stalinistischen Säuberungen’ von 1937 bis 1939 verlor er viele seiner Freunde; später revidierte er seine Haltung allerdings. Kurz vor dem Einmarsch der Nazis in die Tschechoslowakei floh Bloch in die USA. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er in Leipzig einen Lehrstuhl für Philosophie innehatte. Der in der DDR hochdekorierte Bloch wurde 1957 zwangsemeritiert, weil er Kritik an Staat und Partei geübt hatte. Vier Jahre später wurde Bloch bei einem Besuch in der Bundesrepublik vom Mauerbau überrascht und blieb hier. Ernst Bloch verstarb 1977 in Tübingen. - Mit der Vergabe des „Ernst-Bloch-Preises“ und der Gründung der „Ernst-Bloch-Gesellschaft“ ehrt die Stadt Ludwigshafen ihren berühmten Sohn.

An den Architekten und ehemaligen Stadtoberbaudirektor der Stadt Ludwigshafen Markus Sternlieb (geb. 1877 in Rumänien) erinnert ein Denkmal (es wurde 1934 eingeweiht). Er starb im Oktober 1934 in Ludwigshafen und wurde auf dem jüdischen Friedhof der Stadt beigesetzt.

  Paul Eppstein, Sohn eines jüdischen Handlungsreisenden, wurde 1902 in Ludwigshafen geboren. In den 1930er Jahren lehrte er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin Soziologie. Seit 1939 war er in der neugeschaffenen „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ tätig und musste die vom „Referat Eichmann“ (im RSHA) kommenden Anweisungen entgegennehmen und umsetzen.  1943 wurde Eppstein mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert, wo er in der Nachfolge von Jacob Edelstein dort als Judenältester fungierte und u.a. die Auswahl für die Deportationen in die Vernichtungslager treffen musste. Im September 1944 wurde Paul Eppstein in der Kleinen Festung Theresienstadt erschossen; seine Frau wurde Wochen später nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

 

 

In dem seit 1974 zu Ludwigshafen zählenden Stadtteil Ruchheim existierte bis zu ihrer Auslöschung in der NS-Zeit auch eine kleine jüdische Gemeinde; in dem ehemals vorderpfälzischen Dorfe betrug gegen Mitte des 19.Jahrhunderts der jüdische Bevölkerungsanteil etwa 15%. 

[vgl.  Ruchheim (Rheinland-Pfalz)]

 

 

Auch im eingemeindeten Dorf Rheingönheim gab es bis Mitte der 1920er Jahre eine kleine Kultusgemeinde, der auch die jüdischen Familien aus Neuhofen angehörten. 

[vgl.  Rheingönheim (Rheinland-Pfalz)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Elias Grünebaum, Rede zur Einweihung der Synagoge Ludwigshafen am 26.Mai 1865, Landau 1865

Andreas Bayer, Die Einführung der Simultanschule in Ludwigshafen, Ludwigshafen 1930, S. 42 - 62 (‘Jüdische Lehrer in L. und Gauersheim’)

Ludwigshafener Judenpogrome vor dem Frankenthaler Schwurgericht, in: "Die Rheinpfalz" (Ausgaben Ludwigshafen) vom 20.6. bis 22.6.1950

Valentin Schmitt, Von 1400 Ludwigshafener Juden kehrten drei zurück, in: "Die Rheinpfalz" vom 14.4.1960

Valentin Schmitt, Geschichte der Juden in Ludwigshafen, in: "Die Rheinpfalz"  vom 29.8.1963

Oskar Poller, Geschichte der Juden in Ludwigshafen, in: "Pfälzer Heimat", No. 21/1970, S. 56 f.

Lothar Meinzer, Stationen und Strukturen der nationalsozialistischen Machtergreifung: Ludwigshafen am Rhein und die Pfalz in den ersten Jahren des Dritten Reiches, in: "Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen", No. 9/1983, S. 244 - 258

Christen überließen den Ludwigshafener Juden ein Bethaus. Vor 120 Jahren wurde die Synagoge an der Kaiser-Wilhelm-Straße eingeweiht, in: "Die Rheinpfalz" (Ausgabe Ludwigshafen) vom 11.4.1985

Hermann Arnold, Juden in der Pfalz - Vom Leben pfälzischer Juden, Landau 1986

Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden. Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden, Hrg. Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz, Neustadt/Weinstraße 1988, S. 141 f.

Günther Saltin, ‘Seine Seele weile bei den Seelen der Gerechten im Garten Eden’ - Zur religiösen Bedeutung jüdischer Friedhöfe, in: "Heimatjahrbuch Ludwigshafen", No. 4/1988, S. 101 f.

Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (Hrg.), Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz, 2.Aufl., Mainz 1991, S. 65 - 67

Alfred Hans Kuby (Hrg.), Pfälzisches Judentum gestern und heute, Neustadt 1992

Helga Karch, Zur demographischen und sozialen Entwicklung der israelitischen Kultusgemeinde Ludwigshafen (1855 bis 1922/1933), in: A.H.Kuby (Hrg.), Pfälzisches Judentum gestern u. heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19./20.Jahrhunderts, Verlag Pfälzische Post, Neustadt a.d. Weinstraße 1992

Ulrike Minor/Peter Ruf, Juden in Ludwigshafen, in: Stadtarchiv Ludwigshafen (Hrg.), in: "Veröffentlichungen des Stadtarchivs", No. 15, Ludwigshafen 1992

Frank-Matthias Hofmann, Würdigung von Leben und Werk des Rheingönheimer und Ludwigshafener jüdischen Kantors Josef Jacob, in: "Pfälzer Pfarrerblatt", Ausg. Dezember 2001

Arno Münster, Ernst Bloch. Eine Biographie, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2004

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 236 - 240

Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 111/112

Helmut Fiedler, Only Lu'! Geschichten und Anekdoten aus dem alten Ludwigshafen, Band 2, Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2009, S. 44 - 49

Ludwigshafen, in: alemannia-judaica.de (Anm. mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie, darunter vielen personenbezogenen Dokumentenmaterial)

Ludwigshafen setzt Stolpersteine (Internetpräsentation), abrufbar unter: ludwigshafen-setzt-stolpersteine.de (Anm. mit Online-Gedenkbuch, das Kurzbiografien beinhaltet)

Auflistung der in Ludwigshafen verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Ludwigshafen_am_Rhein

Ulrike Minor/Stefan Mörz, Juden in Ludwigshafen, hrg. vom Stadtarchiv Ludwigshafen a. Rhein 2015

Katja Geiler (Red.), Erinnerung an Schicksale wird wachgehalten, in: „Mannheimer Morgen“ vom 22.10.2016

Anette Konrad (Red.), Namen mit Geschichte – 28 neue Stolpersteine in der Stadt verlegt – Erinnerungen vor dem Amtsgericht, in: „Rheinpfalz“ vom 13.11.2017

kge (Red.), Goldene Mahnung im grauen Pflaster – Gedenken: 23 Stolpersteine in vier Ludwigshafener Stadtteilen gesetzt, in: „Mannheimer Morgen“ vom 29.10.2019

Charlotte Basaric-Steinhübl (Red.), Mitmachen statt zuschauen! , in: „Wochenblatt“ vom 4.11.2019 (betr. Stolpersteine)

Ludwigshafen setzt Stolpersteine, online abrufbar unter: ludwigshafen-setzt-stolpersteine.de/gedenkbuch/?tx_gedenkbuch (Anm. Auflistung der verlegten Steine – nach Stadtteilen geordnet)

Volker Endres (Red.), „Das Gedenken wird niemals zur Routine“ - Weitere Stolpersteine verlegt, in: „Die Rheinpfalz“ vom 25.10.2020

Axel Nickel (Red.), Fotos erinnern an Gurs-Deportation, in: „Die Rheinpfalz“ vom 2.11.2020

Eva Briechle (Red.), 17 weitere Stolpersteine für Ludwigshafen, in: „Die Rheinpfalz“ vom 9.9.2021

Andrea Döring (Red.), Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Familie Koebner, in: „Die Rheinpfalz“ vom 10.9.2021

N.N. (Red.), Mit „Stolpersteinen“ Erinnerungen an Nazi-Opfer wachhalten, in: „Die Rheinpfalz“ vom 16.12.2021

Elena Bruckner (Red.), Bewegte Familiengeschichte: Neue Stolpersteine verlegt, in: „Die Rheinpfalz“ vom 13.7.2022

Theodor-Heuss-Gymnasium (Red.), Stolpersteinverlegung anlässlich des 150.Bestehens der Schule, online abrufbar unter: hp.thg.web vom 10.10.2022

Gerhard Bühler (Red.), Neue „Stolpersteine“ in der City: Erinnerung an Opfer der Nationalsozialisten, in: "Die Rheinpfalz“ vom 10.11.2023

Rolf Sperber (Red.), Weitere Stolpersteine werden verlegt, in: „Die Rheinpfalz“ vom 27.2.2024

Eva Briechle (Red.), Flucht in die USA 1938: Acht Stolpersteine für Familie Oberdorfer verlegt, in: „Die Rheinpfalz“ vom 17.9.2024