Lixheim (Lothringen)
Die kleine Ortschaft Lixheim mit derzeit kaum 600 Einwohnern liegt ca. zehn Kilometer nordöstlich von Saarburg/Sarrebourg bzw. ca. 12 Kilometer westlich von Pfalzburg/Phalsbourg (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Lixheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Spätestens im 18.Jahrhundert bildete sich in Lixheim eine israelitische Gemeinde, die um 1840/1850 immerhin mehr als 200 Angehörige besaß.
Waren zunächst gemäß eines herzoglichen Ediktes von 1721 nur vier jüdische Familien (sie lebten vom Handel und Geldverleih) im Ort zugelassen, so erhöhte sich deren Zahl im Laufe des 18.Jahrhunderts; um 1750 waren es bereits 13 Familien.
Eine aus dem Jahre 1778 stammende Synagoge wurde Anfang der 1860er Jahre durch einen Neubau ersetzt, der äußerlich dem Pfalzburger Gotteshaus sehr ähnlich war.
Ausschnitt aus einer Bildpostkarte von 1898 (aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)
Der Friedhof stammt aus der Zeit gegen Ende des 18.Jahrhunderts; zuvor wurden Verstorbene auf Friedhöfen im nahen elsässischen Grenzgebiet begraben worden.
Eine jüdische Schule besaß Lixheim seit Anfang der 1860er Jahre.
Die jüdische Gemeinde Lixheim gehörte von 1808 bis 1871 zum Konsistorialbezirk Nancy, dann zu dem von Metz.
Juden in Lixheim:
--- 1721 .......................... 4 jüdische Familien,
--- 1753 .......................... 13 “ “ (ca. 65 Pers.),
--- um 1785 ....................... 28 “ “ (ca. 130 Pers.),
--- 1808 .......................... 194 Juden,
--- 1850 ...................... ca. 240 Juden,* *andere Angabe: 210 Pers.
--- 1880 .......................... 187 “ ,
--- 1901 .......................... 137 “ ,
--- 1907 .......................... 83 “ ,
--- 1931 .......................... 69 " ,
--- 1939 .......................... 65 " (in 18 Familien).
Angaben aus: Jean-Bernard Lang, Lixkeim (Aufsatz), o.J.
Zu Beginn der Revolutionswirren von 1789 waren jüdische Familien, denen Wucher unterstellt worden war, Gewalttätigkeiten ausgesetzt: Ihre Wohnhäuser wurden geplündert, einige ganz zerstört. Auch während der Juli-Revolution von 1848 kam es in Lixheim zu schwersten Ausschreitungen gegenüber jüdischen Bewohnern; getragen wurden die offenen Feindseligkeiten besonders von Bewohnern der Nachbardörfer.
Nach 1850 setzte eine Abwanderung jüdischer Familien ein, die vor allem der antijüdischen Haltung der christlichen Bevölkerung geschuldet war; zumeist war Nordamerika Ziel der Auswanderer.
Straßenzug in Lixheim (hist. Aufn. aus: annuiere.mairie.fr)
In den 1930er Jahren setzte sich der jüdische Bevölkerungsteil Lixheims aus knapp 20 Familien zusammen.
Nach der deutschen Okkupation wurden die jüdischen Bewohner gezwungen, Lixheim zu verlassen. Der am Ort verbliebene Vorsteher der Gemeinde, Lazarus Gerst, wurde hier öffentlich gedemütigt und sollte mit eigener Hand die Synagoge in Brand setzen. Um sich dem zu entziehen, beging er Selbstmord.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges lebten in Lixheim nur noch 36 Personen mosaischen Glaubens; 18 Gemeindeangehörige waren deportiert und ermordet worden.
Die kleine Nachkriegsgemeinde ließ in den 1960er Jahren ein schlichtes Synagogengebäude erstellen.
Synagogengebäude (Aufn. Aimelaime 2013, aus: wikipedia.org CC BY-SA 3.0)
Auf dem jüdischen Friedhof, der von einer Mauer umgeben ist, findet man heute auch noch Grabsteine aus dem 18.Jahrhundert.
Friedhofseingang (Aufn. A., 2013, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)
Lazare Isidor (geb. 1813 in Lixheim) stammte aus einer Rabbiner-Dynastie, die bis ins 16.Jahrhundert zurückreicht. Als Oberrabbiner spielte er eine wichtige Rolle und erlangte Bedeutung dadurch, dass er sich für die Integration der Juden in die französische Zivilgesellschaft einsetzte. Nach seiner Ausbildung an der Rabbinerschule in Metz übernahm er zunächst für zehn Jahre das Rabbineramt in Phalsbourg (Pfalzburg). Im Alter von 33 (!) Jahren wurde er zum Oberrabbiner von Paris gewählt; dieses Amt nahm er ca. 20 Jahre wahr; danach amtierte er bis zu seinem Tode als Oberrabbiner von Frankreich. Lazare Isidor starb 1888.
Weitere Informationen:
Henry Schumann, Mémoire des communautés juives de Moselle, Éditions Serpenoise, Metz 1999
Jean-Bernard Lang, Lixkeim (Aufsatz), o.J. (online abrufbar unter: http://hebreunet.free.fr/lix.htm)
Lixheim (Lothringen), in: wikipedia.org