Markolsheim (Elsass)

Kreis Colmar.png Markolsheim (frz. Marckolsheim) ist eine kleine Kommune mit derzeit ca. 4.200 Einwohnern wenige Kilometer nördlich von Colmar gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

In Markolsheim gab es bereits im Mittelalter Juden am Ort, die unter den Schutz von Bischof Berchtold von Bucheck standen. In den Pestjahren waren auch sie Verfolgungen ausgesetzt. In der Zeit nach 1350 bis in die 1570er Jahre lebten vermutlich keine jüdischen Familien in Markolsheim. 1578 werden dann wieder erstmals Juden im Amtsbezirk genannt: es waren acht Schutzjuden des Straßburger Bischofs Johann von Manderscheid. In einem Teil des Dorfes lebten kurzzeitig jüdische Familien, die dem Marschalk von Zimmern zum Schutzherrn hatten.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich eine jüdische Landgemeinde, die bis Ende der 1930er Jahre bestand.

Die Errichtung einer Synagoge ist aus dem Jahre 1838 belegt, zu einer Zeit, als die Gemeinde noch im Wachsen begriffen war. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Schule und eine Mikwe. Ein seitens der Gemeinde angestellter Lehrer war auch als Vorbeter und Schächter tätig.

Verstorbene wurden auf dem jüdischen Friedhof in Mackenheim beerdigt.

     

Grabsteine des Gemeindevorstehers Nöhm Schnerb (gest. 1742) und seiner Frau Rechle (gest. 1747), Aufn. G. Boll (aus: alemannia-judaica.de)

Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Muttersholtz, das 1866 nach Schlettstadt (Selestat) verlegt wurde.

Juden in Markolsheim:

         --- 1784 .......................   8 jüdische Familien,

    --- 1807 .......................  90 Juden,

    --- 1830 ....................... 120   "  ,

    --- 1846 ....................... 132   “  ,

    --- 1861 ....................... 156   “  ,

    --- 1870 ....................... 160   “  ,

    --- 1900 ....................... 104   “  ,

    --- 1910 .......................  81   “  ,

    --- 1936 .......................  56   “  ,

    --- 1953 .......................  37   “  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 35

 

Mit der nach 1870 einsetzenden Abwanderung jüdischer Familien aus Marckolsheim begann der Niedergang der Gemeinde.

Endgültig ausgelöscht wurde die israelitische Landgemeinde nach der deutschen Okkupation. Die noch im Dorf verbliebenen Juden wurden nach Südfrankreich und von dort zumeist in die „Lager des Ostens“ deportiert.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem wurden 13 aus Marckolsheim stammende jüdische Bewohner Opfer der Shoa (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/marckolsheim_synagogue.htm).

Die Synagoge wurde durch Kriegseinwirkung stark beschädigt, der Friedhof zerstört.

 

In den 1960er Jahren lebten ca. 40 Bewohner jüdischen Glaubens im Ort. Im 1961 wiederaufgebauten Synagogengebäude fanden Gottesdienste bis in die 1970er Jahre statt.

                                                   Betraum (Aufn. um 1970) 

Auf dem Friedhof von Mackenheim erinnert seit 2009 ein Gedenkstein an die deportierten Juden aus Marckolsheim und Mackenheim.

vgl. Mackenheim (Elsass)

 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992, S. 94

Günter Boll, Kinder und Enkel des Nöhm Schnerb von Marckolsheim, in: "Maajan - Die Quelle", Heft 51, Zürich 1999 (auch online abrufbar)

Günter Boll, Dokumente zur Geschichte der Juden im bischöflich-straßburgischen Amtsbezirk Marckolsheim (1578 – 1652), in: "Die Ortenau", Bd. 90/2010, S. 221 - 228

Marckolsheim, in: alemannia-judaica.de

Jüdischer Friedhof in mackenheim, in: alemannia-judaica.de

Le patrimoine de israélite Mackenheim et Marckolsheim (Flyer), Hrg. Office de tourisme de Marckolsheim et environs (2012)