Marktbreit (Unterfranken/Bayern)

Datei:Marktbreit in KT.svg Marktbreit a. Main mit derzeit ca. 3.500 Einwohnern ist eine Kleinstadt im unterfränkischen Landkreis Kitzingen und Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft - etwa 25 Kilometer südöstlich von Würzburg gelegen (Kartenskizze 'Landkreis Kitzingen', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

Im unterfränkischen Marktbreit soll es bereits im späten Mittelalter eine kleine jüdische Gemeinde gegeben haben. Der am Main gelegene, seit 1557 zum Markt erhobene Ort geriet nach dem Dreißigjährigen Krieg unter Schwarzenberger Herrschaft; diese duldete eine bestimmte Zahl von Ansiedlungen jüdischer Familien. Bereits während des Krieges hatte der Würzburger Bischof Franz von Hatzfeld Juden gegen Zahlung hoher Schuldgelder hier ansiedeln lassen. Die neuzeitliche jüdische Gemeinde entstand in Marktbreit im Jahre 1636. Um 1680 wohnten im Ort in Häusern der Schwarzenberger Herrschaft acht jüdische Familien.

Bereits um 1700/1720 stellte der Ort eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden in der Region; so wurde hier der Sitz eines Oberrabbinates geschaffen. Zudem amtierte in Marktbreit der Bezirksvorstehers für die Schwarzenbergischen Judengemeinden. Auch die regelmäßige Abhaltung jüdischer Landtage in Markbreit betonte die hervorgehobene Stellung der Gemeinde. Zu den bekanntesten Rabbiners gehörten: Pinchas ben Mosche haKohen Katzenellenbogen (1722 – 1750 in Marktbreit) und Simcha-Bunem ben Zvi haKohen Rappaport (bis 1772 in Marktbreit)

Am wirtschaftlichen Aufschwung Marktbreits, der zu Beginn des 18.Jahrhunderts einsetzte, hatten die hier ansässigen jüdischen Familien einen wesentlichen Anteil. Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 waren für Marktbreit insgesamt 13 Familienvorstände aufgeführt. Ende des 19.Jahrhunderts betrug der jüdische Bevölkerungsanteil des Ortes fast 14%; aus diesem Grunde trug der Ort Marktbreit auch den Spottnamen „Klein-Mokum”.

Unmittelbar neben dem Seinsheimer Schloss befand sich das 1714 abgebrannte jüdische Gemeindehaus; ersetzt wurde es Jahre später durch eine neue Synagoge, die im jüdischen Wohngebiet, in der Pförtleinsgasse, erstellt wurde. Die Familie des Oberhoffaktors Wertheimer hatte den Bau finanziert. Völlig erneuert wurde die Synagoge im Jahre 1885.

                             aus der Zeitschrift „Jeschurun” - Ausgabe Juli 1885

   Innenraum der Synagoge in Marktbreit – Gemälde (Lasar Brueckheimer, um 1940)

Im Jahre 1935 konnte die Gemeinde das 50jährige Bestehen ihrer Synagoge begehen.

aus: „Bayerische Israelitische Gemeindezeitung" vom 15.12.1935 http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2089/Marktbreit%20BayrIsrGZ%2015121935.jpg

Neben einer Mikwe im Keller war im Gebäude auch die Schule mit Lehrerwohnung untergebracht.

Die von Salomon Wohl in Marktbreit 1850 aufgebaute „Erziehungs- und Handels-Lehr-Anstalt“ für Knaben gewann schnell überregionale Bedeutung.

                              aus: „Allgemeine Zeitung des Judentums“ vom 28.7.1893

... In moralischer Beziehung macht sich die Anstalt zur besonderen Pflicht, an den ihrer Obhut übergebenen Knaben ... einen richtigen pädagogischen im Ernst und Liebe gepaarten Takt zu verfolgen, in der zarten Jugend den Keim allen Guten und Edlen zu wecken und zu belehren und insbesondere das religiöse Gefühl der Zöglinge zu nähren, ohne durch Pedanterie den jugendlichen Frohsinn zu ersticken.

(aus: Amts- und Adreß-Handbuch 1865)

Der Versuch, in den 1870er Jahren eine derartige Bildungsstätte auch für Mädchen einzurichten, scheiterte allerdings.

         Anzeige von März 1876

Neben der Lehrerstelle hatte die Gemeindeführung (bis 1920) auch die eines Schächters u. Gemeindedieners separat ausgeschrieben:

   Anzeigen der Kultusgemeinde von 1878 u. 1891

1920 wurde in Marktbreit die staatlich anerkannte Israelitische Volksschule eröffnet, die die jüdische Elementar- u. Religionsschule ersetzte. 

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem großen jüdischen Verbandsfriedhof in Rödelsee begraben.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörten die jüdischen Familien von Gnodstadt, Marktsteft und Obernbreit der Marktbreiter Kultusgemeinde an. Anfang der 1930er Jahre unterstand die Kultusgemeinde Marktbreit dem Bezirksrabbinat Kitzingen, ab 1937 dann dem von Würzburg.

Juden in Marktbreit:

         --- 1642 .........................    5 jüdische Familien,

    --- um 1685 ......................    7     "        "   ,

    --- 1703 ...................... ca. 150 Juden,

    --- um 1750 ................... ca.  15 jüdische Familien,

    --- um 1790 .......................  17    "        "    ,

    --- 1814 ...................... ca.  70 Juden (in 16 Familien),

    --- 1835 ..........................  81   “   (in 14 Familien),

    --- 1855 .......................... 103   “  ,

    --- 1864 .......................... 124   “  (ca. 5% d. Bev.),

    --- 1875 .......................... 195   “  (ca. 9% d. Bev.),

    --- 1885 .......................... 322   “  (ca. 13% d. Bev.),

    --- 1900 .......................... 284   “  (ca. 9% d. Bev.),

    --- 1910 .......................... 213   "  ,

    --- 1925 .......................... 164   “  ,

    --- 1933 .......................... 127   “  ,

    --- 1935 (Jan.) ................... 102   “  ,

    --- 1937 (Jan.) ...................  61   “  ,

    --- 1939 (Mai) ....................  49   “  ,

    --- 1942 (Febr.) ..................  27   “  ,

             (Juni) ...................  keine.

Angaben aus: Johannes Wenzel, Die jüdische Gemeinde von Marktbreit im 19.Jahrhundert, S. 46

und                 Baruch Z.Ophir/F.Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945, S. 355

und                 W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern, Unterfranken, Teilband III/2.2, S. 1220

Marktbreit Stahlstich 1847.jpgMarktbreit - Stahlstich von 1847 (Abb. aus: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

Mit der Aufhebung der Wohn- bzw. Zuzugsbeschränkungen der Judenmatrikel (1861) war ein deutlicher Zuwachs der jüdischen Bevölkerung in Marktbreit zu verzeichnen; innerhalb von zwei Jahrzehnten hatte sich deren Zahl mehr als verdoppelt (siehe: demographische Entwicklung).

Ab Mitte des 19.Jahrhunderts bis 1900 verdienten die jüdischen Familien in Marktbreit ihren Lebensunterhalt vor allem im Wein-, Ellen und Schnittwarenhandel, im „Schacherhandel“ und im Handwerk. In den 1880er Jahren hatte die Zahl der Gemeindeangehörigen ihren Höchststand erreicht; danach war ein steter Rückgang zu verzeichnen.

Verkauf von Ritualien (1900 und 1925)  

 Geschäftshaus Putzel Bildmitte (hist. Postkarte)

           

      Stellenangebot der Fa. Putzel und Hutschachtel mit Firmenaufdruck: Spezial-Geschäft Leopold Putzel

Schustergasse mit Geschäft Bernhard Astruck* (um 1920)  http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20385/Marktbreit%20Dok%20150351.jpg

*Die jüdische Familie Astruck war bereits seit dem 17. Jahrhundert in Marktbreit ansässig.

Erste Erfolge mit seiner antisemitischen Hetze erreichte in den 1890er Jahren der „Fränkische Bauernbund“ in Marktbreit. Zu Beginn der 1920er Jahre machte sich im Ort abermals eine antisemitische Stimmung breit.

Mit Beginn der NS-Herrschaft und des Wirtschaftsboykotts verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der jüdischen Bewohner zusehends; innerhalb weniger Jahre wanderte etwa die Hälfte der Gemeindeangehörigen ab; Ende 1937 lebten in Marktbreit nur noch 16 jüdische Familien und fünf Witwen. Wie sehr die NS-Propaganda bei der „arischen“ Bevölkerung Marktbreits Wirkung gezeigt hatte, machte die Tatsache deutlich, dass am Abend des 9.November 1938 zahlreiche Stadtbewohner in von Juden bewohnte Häuser eindrangen und hier wüteten. Am folgenden Morgen erreichten SS-Angehörige aus Kitzingen die Stadt, um die Synagoge in Brand zu setzen; aus Furcht vor einem Übergreifen der Flammen nahm man von diesem Vorhaben Abstand; allerdings wurden die Inneneinrichtung und ein Teil der Ritualien zerstört. Mehrere ältere Juden mussten Gebetbücher und andere Ritualien auf einen Wagen verladen und sie in das verlassene Geschäft eines Gemeindemitglieds bringen. An den Verwüstungen jüdischer Einrichtungen - auch die Schule war betroffen - beteiligten sich hiesige Schüler aktiv. Auf Anordnungen der Bezirksbehörden wurden alle jüdischen Bewohner auf dem Marktplatz zusammengetrieben, wo sie von vielen „Volksgenossen“ gedemütigt wurden; danach wurde ein Teil von ihnen nach Kitzingen, einige von dort weiter ins KZ Dachau bzw. KZ Buchenwald abtransportiert. Nach dem Pogrom mussten alle jüdischen Bewohner Marktbreits ihre Häuser räumen und wurden in wenige „Judenhäuser“ eingewiesen. Bis 1941 konnten noch etwa 80 Marktbreiter Juden emigrieren, zumeist in die USA, nach Palästina oder Brasilien.

Mit der Deportation der noch in Marktbreit lebenden jüdischen Bewohner endete 1942 jegliches jüdische Leben am Ort; via Würzburg wurde ein Teil von ihnen in einem Sammeltransport nach Izbica bei Lublin verfrachtet. Im selben Jahr wurden die letzten Juden aus Marktbreit nach Theresienstadt verschleppt.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden nachweislich 89 gebürtige bzw. längere Zeit in Marktbreit ansässig gewesene jüdische Bürger Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/marktbreit_synagoge.htm).

Im Frühjahr 1949 bzw. 1950 standen mehrere am Pogrom in Marktbreit aktiv Beteiligte vor einem Würzburger Gericht; die meisten Angeklagten wurden freigesprochen.

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Tor zur ehem. Synagoge (Aufn. J. Hahn, 2005) u. ehem. Synagogengebäude (Aufn. Reinhard Hauke, 2012, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Von der ehemaligen Synagoge in der Pförtleinsgasse - das Gebäude dient heute Wohnzwecken - blieben nur Eingangsportal und Reste der Seitenfassade erhalten. Eine ältere Gedenktafel erinnert hier an die während des Ersten Weltkrieges gefallenen Juden Marktbreits; eine am Toreingang angebrachte Informationstafel lautet:

Ehemalige Synagoge

erbaut 1717, finanziert durch Samson Wertheimer, Wien.

Umfassend erneuert 1885.

Zerstörung der Inneneinrichtung am 10.November 1938

Einzig erhalten: Eingangsportal, Fassadenschmuck, Gedenkstein für die jüdischen Gefallenen des 1.Weltkrieges

 

In den Gehwegen Marktbreits sind elf sog. „Stolpersteine“ verlegt, die an ehemalige jüdische Einwohner erinnern.

Stolperstein für Karl Lauber (Marktbreit).jpgStolperstein für Frieda Lauber (Marktbreit).jpgStolperstein für Susi Hanne Lauber (Marktbreit).jpgStolperstein für Esther Friedländer (Marktbreit).jpgStolperstein für Clara Oppenheimer (Marktbreit).jpgundefined

verlegt in der Schustergasse und in der Pförtleinsgasse (Aufn. Chr. Michelides, 2020, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)

Nach Susanne Lauber (geb. 1925 und aufgewachsen in Marktbreit) ist eine Straße benannt. Sie war zunächst mit einem Kindertransport nach Belgien gebracht worden und hoffte von hier nach Palästina ausreisen zu können; 1940 kehrte sie aber nach Marktbreit zurück, wurde ein Jahr später nach Izbica deportiert und ermordet.

Auch die Stadt Marktbreit beteiligt sich - wie zahlreiche andere unterfränkische Kommunen - am Projekt „DenkOrt Deportationen 1941-1944“, und zwar mit einer steinernen Koffer-Skulptur, deren Doublette in der Marktbreiter Bahnhofstraße aufgestellt wurde. (zum Projekt "DenkOrt Deportationen" siehe: Würzburg/Unterfranken)

  MarktbreitKoffer-Skulptur in Marktbreit (Aufn. Chr. Zobel, aus: denkort-deportationen.de)

 

 

 

In Gnodstadt - heute ein Ortsteil von Marktbreit - existierte eine kleine jüdische Gemeinde, deren Wurzeln im ausgehenden 17.Jahrhundert liegen. Neben einer Synagoge gab es eine Religionsschule, vermutlich auch ein rituelles Bad. Verstorbene wurden auf dem Friedhof in Ermetzhofen beerdigt. Die Gemeinde gehörte zunächst zum Distriktsrabbinat Welbhausen, nach 1880 zu dem von Kitzingen.

Anfang der 1930er Jahre löste sich die Gemeinde auf; die wenigen hier noch lebenden Juden gehörten fortan der Gemeinde Marktbreit an.

An dem 1936 verkauften Synagogengebäude, das inzwischen als Wohnhaus dient, erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige jüdische Gemeinde. 

vgl. Gnodstadt (Unterfranken/Bayern)

 

 

 

In Marktsteft - heute Teil der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit - sind Juden erstmals 1532 unter der Herrschaft der Markgrafen von Ansbach nachgewiesen. Als 1763 das Hochstift alle Juden aus Kitzingen ausweist, wächst die hiesige Judengemeinde auf 14 Familien an. Bei der Erstellung der Matrikellisten (1817) werden in Marktsteft zwölf jüdische Familienvorstände erfasst; als Vieh- und Kleinhändler bestritten sie ihren Lebensunterhalt. Die stets kleine jüdische Gemeinde zählte in den 1830er Jahren knapp 80 Angehörige.

Zu den gemeindlichen Einrichtungen zählten eine gegen Mitte des 18.Jahrhunderts erbaute "Judenschule" (Synagoge), eine Religionsschule und ein Ritualbad. Religiös-rituelle Aufgaben der Gemeinde besorgte bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ein angestellter Lehrer. Als nach 1840 das unterfränkische Rabbinat Würzburg-Heidingsfeld aufgelöst und in sechs kleinere Distrikte aufgeteilt wurde, war Marktsteft für einige Jahre der Sitz eines Rabbinatsdistriktes, bis dieser nach Mainbernheim (nach 1871 nach Kitzingen) verlegt wurde.

Ende der 1860er Jahre begann sich das Ende der jüdischen Kultusgemeinde bereits abzuzeichnen. Formell erfolgte deren Auflösung aber erst im Jahre 1906, als die Vereinigung mit Marktbreit vollzogen wurde (zu diesem Zeitpunkt besaß die Marktstefter Gemeinde nur noch ein einziges Mitglied!).

Verstorbene Gemeindeangehörige wurden auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Rödelsee beerdigt.

Juden in Marktsteft:

--- um 1710 .................  2 jüdische Familien,

--- 1814 ...................  14     "        "   ,

--- 1848 ...................  15     "        "   ,

--- 1869 ...................  36 Juden,

--- 1906 ...................  eine jüdische Familie,

--- 1933 ...................  eine     "       "   ,

--- 1941 ...................  keine.

Angaben aus: W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern, Unterfranken, Teilband III/2.2, S. 1220

Zu Beginn der 1930er Jahre lebten dann nur noch drei Bewohner mosaischen Glaubens im Ort; sie wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert.

In den 1950er Jahren wurde das ehemalige Synagogengebäude abgerissen.

 

siehe auch: Segnitz (Unterfranken/Bayern)

 

 

 

In Ochsenfurt - wenige Kilometer westlich von Marktbreit - lebten Juden bereits im Mittelalter; die früheste Nachricht stammt aus dem Jahr 1298, als hiesige Familien von den „Rintfleisch-Verfolgungen“ betroffen waren. Ein weiterer Pogrom (sog. "Armleder-Verfolgung"') fand 1336 hier statt, der die kleine Gemeinde vermutlich völlig auslöschte. Bereits im 13. Jahrhundert soll es in Ochsenfurt im "Judenhof" eine Synagoge gegeben haben; ihr angeschlossen war eine Herberge, in der durchreisende jüdische Kaufleute Quartier nehmen konnten. Nach der Verfolgung (1336) wurde der verlassene „Judenhof“ an Ochsenfurter Familien übertragen.

Im 15. Jahrhundert lebten keine Juden in Ochsenfurt. In den nachfolgenden Jahrhunderten war Juden auf Grund einer fürstbischöflichen Verordnung eine Niederlassung in der Stadt nicht erlaubt, doch passierten jüdische Händler die Zollstation an der Mainbrücke; meist war ihnen gestattet, ihre Waren auf den Jahr- und Wochenmärkten der Stadt anzubieten. Doch wurden zeitweise auch Stadtbewohnern empfindliche Strafen angedroht, sollten sie mit jüdischen Händlern Geschäfte machen.

Nach Aufhebung des Niederlassungsverbots zogen ab den 1860er Jahren Juden zu; allerdings blieb ihre Zahl in Ochsenfurt stets sehr klein. Der Nürnberger Unternehmer Samuel Rau errichtete 1871 in Ochsenfurt eine Malzfabrik; diese prosperierte in den folgenden Jahren zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsunternehmen der Stadt. Zu den Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz gehörte auch das Dampfsägewerk Fleischmann & Sohn. 
Trotz des Zuzuges einzelner jüdischer Familien kam es hier aber nicht zur Gründung einer Kultusgemeinde.

Wie überall in Deutschland wurden auch Juden in Ochsenfurt aus dem Wirtschaftsleben gedrängt; auswärtigen Viehhändlern war nun der Besuch der Märkte verwehrt. Die Malzfabrik der Fam. Rau wurde 1938 ‚arisiert‘.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden sechs aus Ochsenfurt stammende jüdische Bürger Opfer des Holocaust (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/ochsenfurt_synagoge.htm).

 

 

 

Weitere Informationen:

Baruch Z.Ophir/F.Wiesemann, Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918 - 1945. Geschichte und Zerstörung, Oldenbourg-Verlag, München 1979, S. 355 - 358

Herbert Schultheis, Juden in Mainfranken 1933 - 1945 unter besonderer Berücksichtigung der Deportationen Würzburger Juden, in: "Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens", Band 1, Verlag Max Rötter, Bad Neustadt a.d.Saale 1980, S. 370 ff.

Johannes Wenzel, Vor 100 Jahren wurde in Marktbreit die neue Synagoge geweiht, in: "Kitzinger Zeitung" vom 27.6.1985

Johannes Wenzel, Die jüdische Gemeinde von Marktbreit im 19.Jahrhundert, in: "Beiträge zur Kultur, Geschichte u. Wirtschaft der Stadt Marktbreit und ihrer Nachbarschaft", Heft 12, Marktbreit 1985

Johannes Wenzel, Marktbreit. Geschichte einer kleinen fränkischen Stadt, Marktbreit 1987

Joachim Braun, Juden in Ochsenfurt. Ein Beitrag zum 50. Jahrestag des Novemberpogroms von 1938, in: „Ochsenfurter Geschichte“, No. 11/November 1988 (Beilage des Amtsblattes der Stadt Ochsenfurt)   

Israel Schwierz, Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation, Hrg. Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Bayern, München 1992, S. 66 und S. 96

Theodor Harburger, Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern, Band 3: Markt Berolzheim - Zeckendorf, Hrg. Jüdisches Museum Franken - Fürth & Schnaiitach, Fürth 1998, S. 381 – 383

Richard Scharnagel, Religiöse Toleranz - Hintergründe und Erfolge am Beispiel der Stadt Marktbreit, 2002

Dirk Rosenstock (Bearb.), Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle, in: "Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg", Band 13. Würzburg 2008, S. 197 (Marktsteft) und S. 200/201 (Marktbreit)

Marktbreit, in: alemannia-judaica.de (mit zahlreichen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Marktsteft, in: alemannia-judaica.de

Ochsenfurt, in: alemannia-judaica.de

Michael Schneeberger, Die Geschichte der Juden von Marktbreit - Jüdische Landgemeinden in Bayern, in: "Jüdisches Leben in Bayern", No. 117/2011, S. 22 - 29

Richard Scharnagel, Der Beiträg jüdischer Hoffaktoren zum Handelsaufstieg Marktbreits, in: „Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen“, 2011, S. 175 - 187

Auflistung der in Marktbreit verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Marktbreit

Rolf Dieter (Red.), Marktbreit. Erinnerungen an eine schreckliche Nacht. Heute vor 80 Jahren änderte sich die deutsche Geschichte. Auch in Marktbreit, in: inFranken.de vom 8.11.2018

Robert Haaß (Red.), Ein Koffer aus Beton als Erinnerung, in: „Main-Post“ vom 14.11.2018

Robert Haaß (Red.), Marktbreit: Stadt erinnert an deportierte Juden, in: „Main-Post“ vom 2.4.2019

Hans Schlumberger/Hans-Christof Haas (Bearb.), Marktbreit mit Gnodstadt, Marktsteft, Obernbreit und Segnitz, in: W.Kraus/H.-Chr. Dittscheid/G. Schneider-Ludorff (Hrg.), Mehr als Steine Synagogengedenkband Bayern, Unterfranken, Teilband III/2.2, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg/Allgäu 2021, S. 1158 - 1240

Michaela Moldenhauer (Red.), Im Gedenken an Susi Lauber, in: “Die Kitzinger” vom 12.11.2021

Wolf-Dieter Gutsch (Red.), Marktbreit. Juden im Landkreis Kitzingen: Tapferer Schneider hält zu seiner jüdischen Frau, in: “Main-Post” vom 24.11.2021

Wolf-Dieter Gutsch (Red.), Marktbreit. Juden im Landkreis Kitzingen: Nur Klara Reiß kehrte zurück und blieb, in: “Main-Post” vom 1.1.2022