Mehlsack/Ermland (Ostpreußen)

Der Kreis Braunsberg in den Grenzen von 1819 bis 1945 Bildergebnis für mehlsack ostpreußen karte Die Kleinstadt Mehlsack a.d. Walsch - ca. 30 Kilometer südöstlich der ehem. Kreisstadt Braunsberg/Braniewo bzw. 15 Kilometer nördlich von Wormditt/Orneta gelegen - wurde im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört; der Ort Melzak trägt seit 1947 den Namen Pieniężno und gehört heute mit derzeit ca. 2.700 Einwohnern der Woiwodschaft Ermland-Masuren an (Ausschnitt aus hist. Karte 'Kreis Braunsberg', aus: wikiwand.com/de/Kreis_Braunsberg  und  Kartenskizze Loseries, 2008).

 

Erste urkundliche Nachweise über Ansiedlungen von Juden in Mehlsack liegen zwar erst aus den 1830er Jahren vor, doch kann davon ausgegangen werden, dass sich bereits zu Beginn des 19.Jahrhunderts eine kleine jüdische Gemeinschaft zusammengefunden hatte.

Ihre Synagoge - ein kleines Backsteingebäude - befand sich in der Wormditter Straße, die 1860 eröffnet wurde.

Die Begräbnisstätte lag auf dem „Judenberg“, einer kleinen Anhöhe nahe des später errichteten Bahnhofs.

Zur Gemeinde gehörten auch die Familien aus den Dörfern Wusen und Migehnen.

Juden in Mehlsack:

    --- 1816 ...................... ca.  40 Juden,

    --- 1832 ..........................  56   "  ,

    --- 1846 ..........................  78   “  ,

    --- 1871 .......................... 129   “  ,

    --- 1880 ..........................  92   “  ,

    --- 1890 ..........................  70   "  ,

    --- 1895 ..........................  56   “  ,

    --- 1905 ..........................  55   “  ,

    --- 1925 ..........................  19   “  ,

    --- 1933 ..........................   5 jüdische Familien,

    --- 1939 ..........................   keine.

Angaben aus: Aloys Sommerfeld, Juden im Ermland - Ihr Schicksal nach 1933, S. 85

 Marktplatz von Mehlsack (hist. Postkarte, um 1910)

 

Zu Beginn der NS-Zeit lebten in Mehlsack nur noch fünf jüdische Familien, die bis Kriegsbeginn die Stadt verlassen hatten.

In der Pogromnacht wurde an das Synagogengebäude Feuer gelegt; es brannte - mit allem Inventar - bis auf die Grundmauern nieder.*   

* Einer anderen Quelle zufolge (Augenzeugenbericht eines Bewohners) soll das Synagogengebäude weder verwüstet noch zerstört worden sein, da es zu dem Zeitpunkt bereits veräußert war und von der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) genutzt wurde. Beim Vormarsch der Roten Armee wurde das Gebäude im März 1945 zerstört.

             Der jüdische Friedhof - im nordöstlichen Bereich des kommunalen Friedhofs gelegen - hatte die NS-Zeit unbeschadet überdauert; erst Jahrzehnte später wurden Grabsteine entfernt.

 

 

 

Weitere Informationen:

E.Maecklenburg, Chronik von Mehlsack, o.O. 1955

Ronny Kabus, Juden in Ostpreußen, Husum 1998

Aloys Sommerfeld, Juden im Ermland - Ihr Schicksal nach 1933, in: "Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands", Beiheft 10/1991, Münster 1991, S. 85 - 87

Aloys Sommerfeld, Juden im Ermland, in: M.Brocke/M.Heitmann/H.Lordick (Hrg.), Zur Geschichte und Kultur der Juden in Ost- und Westpreußen, Georg Olms Verlag, Hildesheim/u.a., 2000, S. 87 ff.

Pieniężno, in: sztetl.org.pl

 

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