Mehring/Mosel (Rheinland-Pfalz)

Landkreis Bitburg - Wikiwand Bildergebnis für trier saarburg kreis ortsdienst karte Mehring ist heute ein von ca. 2.300 Menschen bewohnter Ortsteil der Verbandsgemeinde Schweich im Landkreis Trier-Saarburg - ca. 20 Kilometer moselabwärts von Trier gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte mit Eintrag von Schweich, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Trier-Saarburg', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/trier-saarburg).

 

Etwa zwei Jahrzehnte nach Ende des Dreißigjährigen Krieges ist erstmals eine jüdische Familie in Mehring in einer Steuerliste des Amtes Pfalzel urkundlich nachweisbar. Im Laufe des 19.Jahrhunderts bildete sich eine kleine Gemeinde heraus, deren Angehörige ihren Lebensunterhalt anfänglich zumeist vom Viehhandel/Metzgerei bestritten. In einem unmittelbar neben dem Pfarrhaus stehenden Gebäude hatten sie ihren Betraum eingerichtet; im Obergeschoss befand sich ein Schulraum für den Religionsunterricht. Ansonsten besuchten die jüdischen Kinder die katholische Elementarschule.

 

Stellenangebote aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2.Sept. 1886 und vom 16.Febr. 1893

Auf dem jüdischen Friedhof in Mehring - dessen Anlage kann nicht exakt datiert werden - fanden auch verstorbene Glaubensgenossen aus den beiden Nachbarorten Fell und Longuich ihre letzte Ruhe.

Juden in Mehring:

         --- 1663 .......................... eine jüdische Familie,

    --- 1808 .......................... 10 Juden (in 2 Familien),

    --- 1843 .......................... 28   “  ,

    --- 1885 .......................... 57   “  ,

    --- 1895 .......................... 36   “  ,

    --- 1913 .......................... 37   "  ,

    --- 1925 .......................... 24   “  ,

    --- um 1930/35 ....................  5 jüdische Familien,

    --- 1939 ..........................  keine.

Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels”, S. 265

 

Neben sozial schwachen Familien - sie lebten als Tagelöhner und Hausierer, besaßen aber auch kleine Ladengeschäfte - gab es in Mehring im 19.Jahrhundert auch einige wohlhabende jüdische Familien; die reichste Familie war die von Mayer Schweich, die ihren Reichtum dem Besitz von Immobilien und ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen verdankte.

Als um 1930 kein Minjan mehr gebildet werden konnte, wurde die Synagoge geschlossen.

Während des Boykotttages am 1.4.1933 zogen auch in Mehring vor den jüdischen Geschäften in Mehring SA-Angehörige auf, um potentielle Kunden am Betreten zu hindern. Obwohl das Synagogengebäude bereits 1936 in den Besitz der Kommune übergegangen war, soll es während des Novemberpogroms von 1938 Ziel von Zerstörung gewesen sein. Auch Privatwohnungen jüdischer Familien waren Ziel von Zerstörungen; so sollen von auswärts kommende, dann aber auch einheimische SA-Männer sich an den gewalttätigen Ausschreitungen aktiv beteiligt haben.

Bis Spätherbst 1938 hatten alle jüdischen Familien Mehring verlassen.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sollen 18 gebürtige bzw. längere Zeit in Mehring/Fell wohnhaft gewesene jüdische Personen Opfer des Holocaust geworden sein (Namensangaben siehe: Hermann Erschens (Bearb.), Juden in Mehring, online abrufbar unter: juedisches-leben-vgschweich.de/).

 

Heute dient das ehemalige Synagogengebäude Wohnzwecken.

  http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%2073/Mehring%20Synagoge%20100.jpg

Ehem. Synagogengebäude (Aufn. Reichard/Heidenblut, 1998, aus: roscheiderhof.de und Aufn. J. Hahn, 2006)

Während der NS-Zeit war der jüdische Friedhof völlig abgeräumt worden; das ca. 400 m² große Areal ging damals in das Eigentum der Kommune über. Ein im Jahre 2016 auf dem ehemaligen Begräbnisgelände aufgestelltes Denkmal erinnert heute an dessen einstige Bestimmung; die angebrachte Gedenktafel trägt die Worte: "Zur Erinnerung an unsere verstorbenen jüdischen Mitbürger. Den Lebenden als Mahnung. Ortsgemeinde Mehring 2016"

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20418/Mehring%20Friedhof%2020170827_170408.jpg

   Ehem.  jüdisches Friedhofsgelände (Aufn. J. Hahn, 2006) und Denkmal mit -tafel, Aufn. Armin Kohnz, 2017)

 

[vgl. Schweich (Rheinland-Pfalz)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Dokumentation zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Rheinland-Pfalz und im Saarland von 1860–1945, hrg. von der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz in Verbindung mit dem Landesarchiv Saarbrücken, Koblenz 1972, Bd. 3, S. 197

D. Peters/M. Strehlen, Jüdische Begräbnisstätten - Gedenkstätten in Rheinland-Pfalz, in: "SACHOR", Heft 16, 2/1998

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels”. Synagogen. Rheinland-Pfalz und Saarland, Mainz 2005, S. 265

Willi Körtels, Die jüdische Schule in der Region Trier, hrg. vom Förderverein Synagoge Könen e.V., 2011, S. 109 - 111

Mehring mit Fell, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Hermann Erschens (Bearb.), Juden in Mehring, online abrufbar unter: juedisches-leben-vgschweich.de/  (Anm. mit detaillierten Personenangaben)

Sandra Blass-Naisar (Red.), Neuer Teil der Dauerausstellung: Jüdische Spuren reichen bis 1663, in: volksfreund.de vom 28.2.2018