Merzweiler (Elsass)

Lage des Kreises Hagenau Das unterelsässische Merzweiler – heute eine Kommune mit ca. 3.400 Einwohnern - ist das franz. Mertzwiller im Kanton Niederbronn-les-Bains südwestlich von Weißenburg/Wissembourg gelegen (Ausschnitt aus hist. ohne Karte ohne Eintrag von Merzweiler, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).

 

In Merzweiler - im nördlichen Unterelsass gelegen - existierte vermutlich seit Anfang des 18.Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde, die in den 1870er Jahren mit ca. 250 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Höchststand erreichte.

     hist. Ansicht von Merzweiler, rechts: die Judengasse

Die Judenschaft Merzweilers errichtete 1721 ihre erste Synagoge; ein Nachfolgebau wurde 100 Jahre später (1822) erstellt, der architektonisch der Synagoge von Reichshofen ähnelte. In den 1870er Jahren wurde das inzwischen verfallene Gebäude restauriert.

                                 Thora-Vorhang aus der Synagoge Merzweiler (Aufn. J. Hahn)

(Ausstellungsobjekt im Synagogenmuseum Pfaffenhofen)

Religiöse Aufgaben der Gemeinde verrichtete ein seitens der Gemeinde angestellter Lehrer. Mehr als ein halbes Jahrhundert war hier Israel Moch tätig, der anlässlich seines 50.Dienstjubiläums mit dem Kronenorden dekoriert wurde.

http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20263/Merzweiler%20Israelit%2002071908.jpgKurzartikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1908

Der außerhalb des Ortes liegende Friedhof war vermutlich um 1800 angelegt worden.

 http://www.alemannia-judaica.de/images/Alsace%202/Mertzwiller%20Cimetiere%20104.jpg

Älterer Teil des Friedhofs in Mertzwiller und älterer, reich ornamentierter Grabstein (Aufn. J. Hahn, 2004)

Die jüdische Gemeinde Merzweiler unterstand dem Bezirksrabbinat Hagenau.

Juden in Merzweiler:

         --- 1784 ..........................  14 jüdische Familien,

    --- 1807 .......................... 113 Juden,

    --- 1846 .......................... 208   “  ,

    --- 1861 .......................... 226   “  ,

    --- 1870 .......................... 243   “  ,

    --- 1910 .......................... 176   “  ,

    --- 1936 .......................... 113   “  ,

    --- 1953 ..........................  25   “  ,

    --- 1965 ..........................  17   "  .

Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 42

 

Nach der deutschen Okkupation wurden die noch verbliebenen Juden Mertzwillers nach Südfrankreich verschleppt; einige wurden Anfang des Jahres 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie nach ihrer Ankunft ermordet wurden.

 Während der letzten Kriegstage war das Synagogengebäude zerstört worden; auf dessen Grundmauern wurde später ein Wohnhaus errichtet (hist. Aufn. zerstörte Synagoge, aus: D. Peters, Mertzwiller du village au Bourg)

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden 51 aus Mertzwiller stammende Juden Opfer der "Endlösung" (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/mertzwiller_synagogue.htm).

 

Nach Kriegsende ließen sich in Mertzwiller einige überlebende Juden nieder; in den 1950er Jahre zählte die kleine jüdische Gemeinschaft kaum mehr als 20 Personen.

Das Gebäude, in dem sich die ehemalige jüdische Schule seit den 1860er Jahren befand, ist dank aufwändiger Restaurierung in einem guten baulichen Zustand.

Seit 1995 befindet sich eine Gedenktafel am Hause der Deportationsopfer.

 

 

 

Weitere Informationen:

Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992

Mertzwiller, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Canton de Reichshoffen (Hrg.), Die Geschichte der 15 Synagogen im Canton Reichshoffen, online abrufbar unter: reichshoffen.free.fr/Comple/15synagogues.html