Mommenheim (Elsass)
Mommenheim ist eine kleine Ortschaft im Unterelsass mit derzeit weniger als 2.000 Einwohnern - wenige Kilometer nordwestlich von Brumath gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 ohne Eintrag von Mommenheim, aus: wikipedia.org, gemeinfrei).
Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte die Zahl der Juden in Mommenheim mit maximal ca. 280 Personen ihren Höchststand.
Eine jüdische Kultusgemeinde im unterelsässischen Mommenheim entstand im 17.Jahrhundert.
1775 erbaute die Mommenheimer Judenschaft ihre erste Synagoge, die nach etwa 100jähriger Nutzung durch einen 1869 eingeweihten Neubau ersetzt wurde. Das heute noch in der Stadt vorhandene Synagogengebäude stammt aus dem ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts.
Ansicht Mommenheim, Synagoge Vordergrund Mitte (hist. Postkarte)
Synagoge in Mommenheim (hist. Aufn. um 1925 und Aufn. Ralph Hammann, 2016, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
Zwei Wochen vor der Synagogeneinweihung erschien eine Kurznotiz im „Frankfurter Israelitischen Familienblatt“:
Ausgabe vom 12.Aug.1904
Die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ vom 7. Oktober 1904 berichtete über die Einweihung der neuen Synagoge:
Aus dem Elsaß, im Oktober. Am 31. vorigen Monats fand in Mommenheim die Einweihung der neu erbauten Synagoge in Gegenwart des Kreisdirektors und der Gemeindebehörden statt. Oberrabbiner Ury aus Straßburg und Rabbiner Dr. Levy – Brumath hielten die Weihereden, während die Gesänge von dem Oberkantor Heymann aus Straßburg und seinem Chor vorgetragen wurden. ...
Der jüdische Friedhofs in Mommenheim wurde im 19.Jahrhundert angelegt; dieses Begräbnisgelände wurde von den beiden jüdischen Gemeinden Mommenheim und Wingersheim gemeinsam genutzt.
Die Mommenheimer Judengemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Brumath.
Juden in Mommenheim:
--- 1784 ........................... 30 jüdische Familien (ca. 170 Pers.),
--- 1807 ........................... 172 Juden,
--- 1846 ........................... 235 “ ,
--- 1861/85 ........................ 257 “ ,
--- 1870 ........................... 276 “ ,
--- 1905 ........................... 167 “ ,
--- 1910 ........................... 160 “ ,
--- 1936 ........................... 125 “ ,
--- 1953 ........................... 50 “ ,
--- um 1960 .................... ca. 25 “ .
Angaben aus: Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, S. 38
Zu Beginn der NS-Besatzungszeit wurden die noch in Mommenheim verbliebenen jüdischen Bewohner nach Südfrankreich verschcleppt; von hier aus deportierte man sie „in den Osten“.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem sind etwa 20 aus Mommenheim stammende jüdische Bewohner Opfer der „Endlösung“ geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/mommenheim_synagogue.htm).
Nach Kriegsende kehrte ein Teil der überlebenden jüdischen Bewohner nach Mommenheim zurück.
Das Synagogengebäude war während der deutschen Besetzung in Brand gesetzt und schwer beschädigt worden; es wurde in den 1950er Jahren aufwändig restauriert: Es war von da an für einige Jahre wieder gottesdienstlicher Mittelpunkt der winzigen Gemeinde in Mommenheim.
Nach Profanierung der Synagoge - im Gebäude ist heute ein Sport- u. Kulturzentrum untergebracht - wurde der Thoraschrein nach Straßburg gebracht; dieser stammte aus der ehemaligen Synagoge von Weitersweiler.
Der jüdische Friedhof wurde bis in die Gegenwart genutzt.
Eingangspforte und Teilansicht des jüdischen Friedhofs in Mommenheim (Aufn. J. Hahn, 2004)
Aus Mommenheim stammte der ehemalige Großrabbiner von Frankreich, Zadok Kahn, der hier 1837 geboren wurde. Nach der Tätigkeit als Oberrabbiner von Paris (seit 1868) wurde er zwei Jahrzehnte später zum Oberrabbiner von Frankreich berufen. Während seiner Amtstätigkeit machte Zadok Kahn sich auf dem Gebiete der Wohltätigkeit einen Namen, die vor allem seinen jüdischen Glaubensgenossen in Osteuropa zu Gute kam. Im Jahre 1905 verstarb er in Paris.
Im Nachbarort Wingersheim gab es auch eine jüdische Gemeinde. [vgl. Wingersheim (Elsass)]
Hinweis: Im rheinhessischen Mommenheim existierte bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges eine winzige israelitische Gemeinde. [vgl. Hahnheim (Rheinland-Pfalz)]
Weitere Informationen:
Michel Rothé/Max Warschawski, Les synagogues d’Alsace et lieur histoire, Jerusalem 1992
Jean Daltroff, La Route du Judaisme en Alsace, Rosheim 2006, S. 46
Barbara Weill (Bearb.), Biographie von Zadoc Kahn, online abrufbar unter: mommenheim.fr/fr/information/84658/la-communaute-juive (in französischer Sprache)
Mommenheim, in: alemannia-judaica.de