Monsheim (Rheinland-Pfalz)
Monsheim ist eine Kommune mit derzeit knapp 3.000 Einwohnern im Süden des Landkreises Alzey-Worms - knapp 15 Kilometer westlich von Worms gelegen (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Alzey-Worms', Hagar 2010, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0).
Im zur Grafschaft Leiningen zählenden Monsheim waren seit dem 18.Jahrhundert Ansiedlungen von wenigen jüdischen Familien zu verzeichnen.
Um 1840 soll in Monsheim eine Synagoge eingerichtet worden sein; die erstmalige urkundliche Erwähnung datiert aber erst aus dem Jahre 1851); das Gebäude unterschied sich äußerlich kaum von anderen umliegenden Häusern. Die Synagoge wurde auch von den jüdischen Familien des benachbarten Kriegsheims aufgesucht.
Stellenangebote aus der Zeitschrift „Der Israelit” vom 16.März 1893 und vom 5.Juni 1893
Ein eigenes Friedhofsgelände stand den Monsheimer Juden nicht zur Verfügung; ihre Verstorbenen wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dalsheim beerdigt. In Dalsheim selbst soll es aber keine jüdische Gemeinde gegeben haben; nur in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts lassen sich hier zwei jüdische Familien nachweisen. (Abb. des Friedhofs siehe unten)
Zur jüdischen Gemeinde Monsheim gehörten auch die jüdischen Familien aus Kriegsheim und die von Hohen-Sülzen. Nach Schließung der Pfeddersheimer Synagoge besuchten die Juden des Ortes abwechselnd die Gottesdienste in Monsheim und Wachenheim.
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Worms.
Juden in Monsheim:
--- um 1800 .................... ca. 40 Juden,
--- 1806 ........................... 13 jüdische Familien,
--- 1824 ........................... 64 Juden,
--- 1830 ........................... 74 “ ,
--- 1855 ........................... 62 “ ,* * und 20 Juden aus Kriegsheim
--- 1861 ........................... 46 " ,
--- 1880 ........................... 47 “ (ca. 5% d. Bevölk.),
--- 1905 ........................... 28 “ ,
--- 1932/33 ........................ 20 “ ,
--- 1939 (Dez. ) ................... keine.
Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Bd. 2, S. 93
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verringerte sich die Zahl der jüdischen Bewohner Monsheims; Familien wanderten in die Städte ab. Zu Beginn der 1930er Jahre lebten hier nur noch vier Familien, die in der Folgezeit von hier verzogen; bei Kriegsbeginn sollen am Ort keine Juden mehr ansässig gewesen sein.
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind 15 gebürtige bzw. länger am Ort lebende Monsheimer Bürger jüdischen Glaubens der "Endlösung" zum Opfer gefallen (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/monsheim_synagoge.htm).
Das bereits vor 1938 verkaufte Synagogengebäude dient nach Umbauten bis auf den heutigen Tag zu Wohnzwecken. Eine am Haus angebrachte Tafel informiert über die Historie des Gebäudes.
Informationstafel (Aufn. M. Ohmsen) Der Text lautet: Ehemalige Synagoge. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Monsheimer Synagoge im Jahr 1851; er ist anzunehmen, dass sie um 1840 erbaut wurde. Das Gebäude wurde vermutlich bereits vor 1938 verkauft, als nur noch wenige Juden im Ort wohnten. Über Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Pogromnacht 1938 ist nichts bekannt. Bekannt ist aber aus den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, dass 7 in Monsheim geborene oder hier lebende Juden in der NS-Zeit umgekommen sind. Eine Jüdische Gemeinde Monsheim gab es seit ca. 1800. Damals lebten hier 41 Juden in 13 Familien. Die Gemeinde wurde betreut von einem Religionslehrer, der zugleich als Vorbeter und Schächter fungierte. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dalsheim beigesetzt. Das Gebäude ist in Privatbesitz."
Nur wenige Kilometer nördlich von Monheim liegt die Ortschaft Flörsheim-Dalsheim. Der von einer Mauer umgebene jüdische Friedhof in Dalsheim, dessen Anlage nicht exakt zu datieren ist (Schätzungen gehen vom ausgehenden 16. bis spätestens beginnenden 18.Jahrhundert aus), wurde bis in die 1930er-Jahre von den jüdischen Gemeinden der Umgebung belegt: So fanden hier Verstorbene aus Heppenheim a.d.Wiese (bis um 1800) und bis in die 1930er-Jahre aus Hohensülzen, Kriegsheim, Monheim, Nieder-Flörsheim u.a. ihre letzte Ruhe. Auf dem Areal befinden sich heute noch etwa 150 - 200 Grabsteine; die ältesten stammen aus der Zeit der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts.
Dieser jüdische Friedhof gehört zu einem der besterhaltenen Rheinhessens.
Friedhof in Dalsheim (Aufn. IG Flörsheim-Dalsheimer Gästeführer)
In Nieder-Flörsheim - heute ein Ortsteil von Flörsheim-Dalsheim - gab es bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine winzige jüdische Gemeinde, deren Anfänge um 1800 lagen. Um 1850/1860 erreichte die Gemeinde eine personelle Stärke von knapp 60 Mitgliedern. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörten eine Synagoge mit Religionsschule und ein rituelles Bad. Als die Zahl der Gemeindeangehörigen zurückgegangen und die Bezahlung eines eigenen Religionslehrer nicht mehr möglich war, schloss man sich um 1890 mit der Monsheimer Gemeinde zusammen. Verstorbene wurden auf dem jüdischen Friedhof in Dalsheim beerdigt. 1925 lebten nur noch sechs Bewohner mosaischen Glaubens im Dorf. Bereits Jahre zuvor war die Synagoge in der Untergasse geschlossen worden. Das ehemalige als Synagoge und späterhin als Scheune genutzte Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.
[vgl. Nieder-Flörsheim (Rheinland-Pfalz)]
In dem südlich von Monsheim gelegenen Dorf Hohen-Sülzen wohnten im 19.Jahrhundert nur wenige jüdische Familien; 1855 waren es 28 Personen. Die Wurzeln der kleinen Gemeinschaft lagen im ausgehenden 17./beginnenden 18.Jahrhundert, als die Grafen von Falkenstein die Niederlassung jüdischer Familien zuließen. Im Ort gab es in einem Privathaus zwar eine eigene Betstube, doch suchten die hiesigen Juden zumeist die Synagoge in Monsheim an. Verstorbene wurden auf dem seit ca. 1580 bestehenden jüdischen Friedhof in Dalsheim begraben.
Zu Beginn der 1930er Jahre lebten in Hohen-Sülzen noch acht Juden.
Während der Novembertage 1938 wurde Mobiliar aus den Wohnungen jüdischer Familien geworfen; einheimische Dorfbewohner sollen sich angeblich nicht daran beteiligt haben; vielmehr waren für diese Gewalttaten SA-Angehörige aus Pfeddersheim verantwortlich.
Im Frühjahr 1942 wurden die letzten beiden deportiert. Nachweislich fünf jüdische Bewohner aus Hohen-Sülzen wurden Opfer des Holocaust.
Seit 2010 erinnert eine bronzene Gedenktafel am Rathaus an sie.
Im nahen Wachenheim a. d. Pfrimm gab es seit dem 18. Jahrhundert eine kleine israelitische Gemeinde, die aber nie kaum mehr als 60 Angehörige umfasste.
[vgl. Wachenheim a.d. Pfrimm (Rheinland-Pfalz)]
Weitere Informationen:
Aus der Geschichte eines rheinhessischen Weindorfes. Festschrift zur 1.200 Jahrfeier, Niederflörsheim 1968
Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 2, S. 93
S. Fischbach/I. Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “ Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 150 (Flörsheim-Dalsheim), S. 189 (Hohen-Sülzen) und S. 273/274 (Monsheim)
Monsheim mit Kriegsheim, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)
Der jüdische Friedhof in Flörsheim-Dalsheim, in: alemannia-judaica.de (mit diversen Aufnahmen)
Jüdischer Friedhof in Dalsheim, in: regionalgeschichte.net/rheinhessen/floersheim-dalsheim
Hohen-Sülzen, in: alemannia-judaica.de
Klaus Nasterlack (Verf.), Juden in Hohen-Sülzen, online abrufbar unter: hohen-suelzen.de