Neu-Bidschow (Böhmen)

Jüdische Gemeinde - Königgrätz (Böhmen) Hradec Králové a Královéhradecký kraj - Jsme největší dodavatelé ... Ca. 20 Kilometer westlich von Königgrätz liegt die kleine Ortschaft Neu-Bidschow; sie ist das tschechische Nový Bydžov mit derzeit ca. 7.000 Einwohnern (Kartenskizzen 'Tschechien' mit Königgrätz rot markiert  und  'Region um Königgrätz' mit Nový Bydžov, aus: kv-postele.cz).

               Veduta Nového Bydžova z roku 1796.jpg

Neu-Bidschow um 1795 (Abb. aus: wikipedia.org, gemeinfrei)

 

In Neu-Bidschow lebten bereits im 15.Jahrhundert Juden; eine Gemeinde bildete sich um 1520. Eine erste Synagoge ist aus dem Jahre 1559 nachweisbar; in den Folgejahrhunderten wurde der Bau mehrfach erneuert. Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die kleine Gemeinde etwa die Hälfte ihrer Angehörigen; doch bereits ein Jahrzehnt später lebten hier wieder fast 20 Familien. Im Gefolge einer Epidemie sollen die jüdischen Bewohner 1715 vorübergehend vertrieben worden sein; sie siedelten in Dörfern der Umgebung. Seit Ende der 1720er Jahre mussten die Juden nach ihrer Rückkehr dann in einem ghettoartigen Bezirk wohnen. Im Ort entwickelte sich ab der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts eine große jüdische Gemeinde, die durch Flüchtlinge aus Prag sich um 1745 vergrößert hatte und schließlich ihren absoluten Höchststand um 1855/1870 mit mehr als 1.000 Angehörigen erreichte.

Ein Großbrand im Jahre 1901 (andere Angabe 1903) vernichtete das jüdische Viertel - nur die Synagoge blieb erhalten.

   undefinedEhem. Synagoge in Neu-Bidschow (Aufn. 2008, aus: wikipedia.org, CCO)

Innerhalb weniger Jahre verringerte sich die Zahl der jüdischen Bewohner infolge Abwanderung in größere Städte deutlich.

Der jüdische Friedhof in Neu-Bidschow - einer der ältesten Böhmens - wurde um 1520 angelegt; der älteste erhaltene Grabstein datiert aus dem Jahre 1577. Auf dem Gelände wurden bis 1885 nicht nur Angehörige der hiesigen Gemeinde beerdigt, sondern auch Glaubensgenossen aus der Region. 

Anm.: Auf dem Areal sind auch ca. 60 in der Schlacht bei Königgrätz (1866) gefallene Soldaten (aus Österreich, Preußen und Sachsen) begraben worden.

Mitte der 1880er Jahre legte die israelitische Gemeinde einen neuen Friedhof an.

 jüdischer Friedhof (Aufn. Zp, 2006, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Juden in Neu-Bidschow:

    --- 1570 ............................     9 jüdische Familien,

--- 1620 ............................     9     “       “    ,

    --- 1650 ............................    18     “       “    ,

    --- um 1725 ..................... ca.    90     “       “    ,

    --- 1783 ........................ ca.    85     “       “    ,

    --- 1793 ............................   660 Juden (in 135 Familien),

    --- 1811 ............................   126 Familien,

    --- 1868 ............................ 1.024 Juden (ca. 17% d. Bevölk.),

    --- 1880 ............................   583   “  ,

    --- um 1895 ..................... ca.   800   "  ,*    * mit umliegenden Dörfern

    --- 1930 ............................    84   “   (ca. 2% d. Bevölk.),**    ** andere Angabe: 148 Pers.

    --- 1941 ........................ ca.   100   “  .

Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 907

 

Die Ende 1941 noch in der Stadt lebenden jüdischen Bewohner - knapp 100 Personen - wurden ein Jahr später nach Theresienstadt und von dort ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt; nur ein einziger soll überlebt haben.

 

Das ehemalige Synagogengebäude ist baulich erhalten geblieben und damit der einzig noch vorhandene Teil des jüdischen Viertels. Heute dient das Gebäude der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder als Gebetsraum.

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          restaurierte ehem. Synagoge (Aufn. Martin Veselka 2021 und  Ben Skalá 2022, aus: commons.wikimedia.org CC BY-SA 4.0)

Auf dem alten jüdischen Friedhof - er besitzt eine Fläche von ca. 5000 m² - haben fast 1.500 Gräber die Zeiten überdauert, die meisten stammen aus der zweiten Hälfte des 17. und aus dem 18.Jahrhundert. Seit Ende des 18.Jahrhunderts tragen die Grabsteine zumeist zweisprachige Inschriften (hebräisch und deutsch).

Židovský hřbitov v Novém Bydžově 08.JPG Židovský hřbitov v Novém Bydžově 13.JPG

                       alte Grabsteine (Aufn. Petr, 2008, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)

 

 

Weitere Informationen:

Josef Koudelka (Bearb.), Neu-Bydschow, in: Hugo Gold (Hrg.), Židé a židovské obce v Cechách v minulosti a prítomnosti, Židovské nakladatelství, Brno - Praha 1934, S. 416 - 419

Jaroslav Prokeš, Novobydžovské ghetto a tzv. sekta bydžovských Israelitu v polovici osmnáctého století, in: Rocenka Spolecnosti pro dejiny Židu v Ceskoslovenské republice, Band 8/1936, S. 147 - 274 (in Übersetzung: Anton Blaschka, Das Ghetto zu Neu-Bidschow und die Sekte der Bidschower Israeliten um die Mitte des 18.Jahrhunderts)

The Jewish Community of Novy Bydzov (Neu-Bidschow), Hrg. Beit Hatfutsot – The Museum of the Jewish people, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/novy-bydzov

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 907

Nový Bydžov Synagogue and the Jewish cemetery, online abrufbar unter: hkregion.cz

Jewish Families from Nový Bydžov, Bohemia, Czech republic, online abrufbar unter: geni.com/projects/Jewish-families-from-Nový-Bydžov-Bohemia-Czech-Republic/people/15321