Obrigheim (Rheinland-Pfalz)
Obrigheim (Pfalz) ist eine Kommune mit knapp 3.000 Einwohnern im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim; sie gehört der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land an (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905 mit Eintrag von Grünstadt, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Landkreis Bad Dürkheim', aus: ortsdienst.de/rheinland-pfalz/bad-duerkheim).
Seit der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts sind jüdische Bewohner im zur Grafschaft Leiningen-Westerburg gehörenden Dorfe nachweisbar; zeitweise war ein Großteil der Dorfbevölkerung Juden.
Einen bis in die 1830er Jahre genutzten kleinen Betraum im Hause eines jüdischen Dorfbewohners ersetzte die stark wachsende jüdische Gemeinde 1837 durch einen Synagogenbau auf einem angekauften, bislang landwirtschaftlich genutzten Grundstück an der Hauptstraße. Den Ankauf hatten zwei wohlhabende Gemeindemitglieder veranlasst.
Um 1870 legte die Gemeinde ihr eigenes Begräbnisareal an, das in unmittelbarer Nähe des kommunalen Friedhofs lag.
Juden in Obrigheim:
--- 1802 ....................... ca. 60 Juden (ca. 13% d. Dorfbev.),
--- 1810 ........................... 12 jüdische Haushaltungen,
--- 1825 ........................... 83 “ (ca. 15% d. Dorfbev.),
--- 1848 ........................... 97 " (in 19 Familien),
--- 1875 ........................... 53 “ ,
--- 1900 ........................... 12 " ,
--- 1903 ........................... 16 “ .
Angaben aus: Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff, Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, S. 298
Gegen Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte die israelitische Gemeinde ihren personellen Zenit mit ca. 100 Angehörigen.
Als nach der Wende zum 20.Jahrhundert dann nur noch sehr wenige Juden in Obrigheim lebten - zahlreiche Familien waren aus- und abgewandert - , beantragte die nur noch aus elf Angehörigen bestehende Gemeinde 1903/1904 ihre Auflösung. Die verbliebenen jüdischen Bewohner schlossen sich 1905 der Kultusgemeinde in Grünstadt an. Das inzwischen in Besitz der Gemeinde Grünstadt gelangte Synagogengebäude wurde alsbald verkauft; in den Folgezeiten diente es dann unterschiedlichsten Nutzungen, so wurde es während der beiden Weltkriege als Kriegsgefangenenunterkunft und nach 1945 als katholische Kirche benutzt.
aus: „Frankfurter Israelitisches Familienblatt” vom 4. März 1904
Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." sind vier aus Obrigheim stammende jüdische Bewohner Opfer der „Endlösung“ geworden (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/obrigheim_synagoge.htm).
Das als katholische Kirche genutzte Synagogengebäude (Aufn. um 1950)
Anfang der 1970er Jahre wurde das Gebäude an einen Privatmann verkauft (bis dahin war es immer noch im Besitz des Turn- u. Sportvereins gewesen), der es alsbald abreißen ließ, um hier ein Wohnhaus zu bauen.
Auf dem ca. 300 m² gro0en umfriedeten Areal des jüdischen Friedhofs - er war in der NS-Zeit fast völlig eingeebnet worden - sind nur noch drei Grabsteine erhalten geblieben; das Gelände grenzt unmittelbar an den kommunalen Friedhof.
Jüdisches Begräbnisgelände (Aufn. J. Hahn, 2004)
Weitere Informationen:
Hermann Arnold, Von den Juden in der Pfalz, Speyer 1967, S. 98
Karl Fücks/Michael Jäger, Synagogen der Pfälzer Juden – Vom Untergang ihrer Gotteshäuser und Gemeinden, Edesheim 1988, S. 231
Wolfgang Heiss, Obrigheim Grafschaft Leiningen. Ein Heimatbuch, Obrigheim 1991, S. 585 - 610 (‘Die einstige Judengemeinde’)
Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), “ ... und dies ist die Pforte des Himmels “. Synagogen. Rheinland-Pfalz Saarland, Hrg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 2005, S. 298/299
Otmar Weber, Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südwestpfalz, Hrg. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz (Landau), Dahn 2005, S. 131
Obrigheim mit Albsheim a.d.Eis, in: alemannia-judaica.de (mit zumeist personenbezogenen Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)