Malatzka/Malacky (Slowakei)
Malatzka ist die im Nordwesten der Slowakei (ca. 35 Kilometer von Preßburg/Bratislava entfernt) gelegene Stadt Malacky (ung. Malakka) mit derzeit ca. 17.000 Einwohnern (Karte aus: wikipedia.org, CCO).
Vermutlich ab den 1750er Jahren wurden einzelne Juden in Malatzka/Malacky ansässig; weitere Zuzüge folgten – nachweislich vor allem aus der Region Mähren.
Im 19.Jahrhundert war Malatzka Sitz eines Rabbinats, dem 16 kleinere Ortschaften angeschlossen waren, deren jüdische Bewohner die gemeindlichen religiösen Einrichtungen der „Hauptgemeinde“ nutzten, so die Synagoge, das rituelle Bad, das Schlachthaus, die Religionsschule und den Friedhof.
Im Jahre 1886/1887 ließ die die hiesige Judenschaft ein Synagogengebäude errichten, dessen Bauentwurf vom bekannten jüdischen Architekten Wilhelm Stiassny aus Wien stammte. Nachdem etwa ein Jahrzehnt später dieser Neubau einem Feuer zum Opfer fiel, erfolgte an gleicher Stelle der Bau einer neuen Synagoge, die deutliche maurisch-byzantinische Stilelemente besaß; der Bauentwurf stammte ebenfalls vom Architekten Wilhelm Stiassny.
Synagoge im Ortsbild (hist. Aufn., aus: malackepohlady.sk)
Die Synagoge - Ausschnitt aus einer Bildpostkarte (Abb. aus: malackepohlady.sk)
Juden in Malatzka/Malacky:
--- 1767 ........................... 4 jüdische Familien,
--- 1828 ........................... 97 Juden (ca. 4% d. Bevölk.),
--- 1880 ....................... ca. 400 “ ,
--- 1900 ........................... 345 “ ,
--- um 1920/25 ................. ca. 300 “ ,
--- 1930 ........................... 311 “ ,
--- 1940 ....................... ca. 300 “ ,
--- 1942 (Jan.) .................... 90 jüdische Familien,
--- 1944 (Febr.) ................... 40 Juden,
--- 1948 ....................... ca. 50 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 788
und Malacky – Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia, online abrufbar unter: jewishgen.org/yizkor/pinkas_slovakia/slo331
Die Judenschaft in Malatzka/Malacky bildeten Ladenbesitzer (etwa 25) und Handwerker. Die beiden bedeutendsten jüdischen Familien in der Stadt waren die Fam. Weinwurm und die Fam. Spitzer, wobei letztere genannte das Grundstück für den Bau der Synagoge zur Verfügung gestellt und zudem noch einen großen finanziellen Beitrag zum Synagogenbau geleistet hatte.
Nach der slowakischen faschistischen Staatsgründung setzte auch hier die antijüdische Gesetzgebung ein, die u.a. zur Schließung der jüdischen Geschäfte führte und die Männer zu Zwangsarbeit nötigte. Im Frühjahr 1942 begannen die Deportation nach Auschwitz-Birkenau bzw. nach Majdanek.
Die im Jahre 1944 noch hier lebenden Juden wurden von den deutschen Okkupanten verschleppt; nur wenigen gelang es, sich ihrem Zugriff zu entziehen.
Nach Kriegsende kehrten jüdische Überlebende (aus den Lagern bzw. ihren Verstecken) wieder in die Stadt zurück und versuchten, die Gemeinde erneut mit Leben zu füllen. Doch mit der Abwanderung nach Palästina/Israel und die USA kam für die kleine Gemeinschaft schließlich in den 1960er Jahren das Ende. 1955 wurde der jüdische Friedhof von einheimischen Bewohnern schwer geschändet; auch das dort befindliche Mahnmal für die Opfer des Holocaust wurde zerstört.
Als steinernes Monument der ehemaligen jüdischen Gemeinde erinnert das 1900 eingeweihte Synagogengebäude an die Vergangenheit der Juden von Malatzka/Malacky. Das in kommunalen Besitz stehende Gebäude ist heute Domizil einer Kunstschule und Ort kultureller Begegnungen.
Ehem. Synagoge in Malacky (Aufn. Mesto Malacky, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY 1.0)
In Gayring (slow. Gajary, ung. Gajar) - einem Dorfe ca. sieben Kilometer von der Stadt Malatzka/Malacky entfernt - sollen sich im Laufe des 17.Jahrhunderts jüdische Familien niedergelassen haben, die zumeist durch Handwerke ihren bescheidenen Lebensunterhalt bestritten.
Neben einer gegen Ende des 18.Jahrhunderts errichteten Synagoge besaß die Gemeinde eine eigene Elementarschule, die um 1850 eröffnet worden war.
Juden in Gayring/Gajary:
--- um 1755 ....................... 20 jüdische Familien,
--- 1828 .......................... 180 Juden,
--- 1880 .......................... 170 “ ,
--- 1940 .......................... 36 “ ,
--- 1942 .......................... 55 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 1), S. 414
Der einsetzenden Entrechtung unter der deutschen Herrschaft folgte alsbald die Verfolgungszeit. Anfang der 1940er Jahre war durch den Zuzug jüdischer Flüchtlinge die Gemeinde kurzzeitig gewachsen. Im Frühjahr 1942 wurden die jüdischen Bewohner deportiert; alle Familien fanden den Tod in den Vernichtungslagern.
In dem wenige Kilometer östlich von Malatzka gelegenen Dorf Rohrbach (slow. Rohoznik, ung. Nádasfő) gab es eine kleine jüdische Gemeinde, deren Synagogengebäude - im 19.Jahrhundert erbaut - bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist. Das profanierte Gebäude diente jahrzehntelang als Lagerraum; nach dessen Restaurierung steht es heute kulturellen Zwecken zur Verfügung.
restauriertes Gebäude (Aufn. Lure, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)
Weitere Informationen:
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 1, S. 414 (Gajary) und Vol. 2, S. 788 (Malacky)
Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 131/132 und S. 181
The Jewish Community of Malakky, Hrg. Beit Hatfutsot – Museum of the Jewish People, online abrufbar unter: dbs.bh.org.il/place/malacky
Francine Shapiro (Red.), Malacky – Encyclopaedia of Jewish communities, Slovakia, online abrufbar unter: jewishgen.org/yizkor/pinkas_slovakia/slo331
Stadt Malacky (Hrg.), Die Synagoge in Malacky, online abrufbar unter: malacky.sk
Martin Macejka (Bearb.), Synagogá v Malackàch, online abrufbar unter: malackepohlady.sk
Malacky – Synagogue, online abrufbar unter: slovak-jewish-heritage.org/malacky-synagogue