Modern/Modra (Slowakei)
Modern (1361 zur Stadt erhoben) - das heutige slowakische Modra (ung. Modor) mit derzeit ca. 9.000 Einwohnern - liegt am Fuß der Kleinen Karpaten.
Erste Ansiedlung jüdischer Familien bestand bereits im 17.Jahrhundert; gegen Ende des 18.Jahrhunderts bildete sich in Modern eine kleine Gemeinschaft, die erst nach 1850/1860 deutlich anwuchs, aber im Laufe ihres Bestehens zu keiner Zeit mehr als ca. 180 Angehörige besaß.
In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde Modern Sitz eines Regionalrabbinats, dem zwölf kleinere Ortschaften unterstanden.
Als die Zahl der Gemeindeangehörigen ihren höchsten Stand erreicht hatte, weihte die hiesige Judenschaft im Jahre 1902 ihr neuew, im maurischen Stile gestaltetes Synagogengebäude ein.
Ein Friedhof stand seit den 1860er Jahren verstorbenen Gemeindeangehörigen zur Verfügung.
Juden in Modern:
--- 1880 ..................... 149 Juden,
--- 1900 ..................... 170 “ ,
--- 1921 ..................... 116 “ ,
--- 1946 ..................... 49 “ .
Angaben aus: The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 835
Im Gefolge der revolutionären Unruhen des Jahres 1848 wurden in Modern jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert.
Nach der Jahrhundertwende ging die Zahl der Juden Moderns infolge Abwanderung in die größeren Städte deutlich zurück; beschleunigt wurde diese Entwicklung durch das erfolgreiche Wirken zionistischer Gruppierungen nach dem Ersten Weltkrieg.
Die wenigen in Modern verbliebenen jüdischen Familien waren nach Etablierung des slowakischen Nationalstaates einer antisemitischen Gesetzgebung ausgesetzt, die zunächst zur „Arisierung “ihres Eigentums führte und schließlich mit den Deportationen (im März 1942) in die Vernichtungslager endete.
Das Synagogengebäude ist zwar baulich bis heute erhalten geblieben, doch haben im Laufe der Jahrzehnte umfangreiche Umbauten das Haus völlig verändert (zunächst als Lagerhaus, derzeit als Wohngebäude genutzt).
Ehemaliges Synagogengebäude (Aufn. Horak Vlado, 2014, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
Der jüdische Friedhof war in den 1960er Jahren Ziel von Schändungen.
Ehem. jüdischer Begräbnisplatz (Aufn. aus: waymarking.com)
Weitere Informationen:
The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, S. 835/836
Maros Borský, Synagogue Architecture in Slovakia towards creating a memorial landscape of lost community, Dissertation (Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg), 2005, S. 132
Branislav Chovan (Red.), Modra's jewish history, 2012