Nieder-Gemünden (Felda/Hessen)

Datei:Mittelhessen Vogelsberg Gem.pngNieder-Gemünden ist mit ca. 650 Einwohnern heute ein Ortsteil der Kommune Gemünden im mittelhessischen Vogelsbergkreis – etwa 15 Kilometer südwestlich von Alsfeld gelegen (Kartenskizze 'Vogelsbergkreis', Andreas Trepte 2006, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In Nieder-Gemünden existierte bis ins 20.Jahrhundert hinein eine kleine jüdische Gemeinde, der auch die wenigen Familien aus Rülfenrod angeschlossen waren. Beide Dörfer unterstanden der Patrimonialherrschaft der Freiherren von Schenk von Schweinberg. Jüdische Bewohner waren seit Ende des 17.Jahrhunderts dort ansässig; sie bestritten ihren Lebensunterhalt als Viehhändler, Kleinkaufleute und als Landwirte. Die bekannteste jüdische Familie am Ort war die weitverzweigte Familie Jacobs.

Das älteste Dokument über jüdisches Leben in Nieder-Gemünden ist eine „Rechnung“ datiert im Jahre 1701. In einem alten Ortsbrandkataster (von 1777) werden zwei Häuser in der Obergasse genannt, die von jüdischen Familien bewohnt wurden.

Der Betraum befand sich im Anbau des Privathauses von Liebmann Moses in der Obergasse (heute Brühlweg).

Verstorbene wurden auf dem Friedhof in Rülfenrod, später dann in Homberg beerdigt.

Juden in Nieder-Gemünden:

--- um 1800/1810 ............... 3 jüdische Familien,

--- 1830 ...................... 22 Juden,

--- 1895/1900 ............. ca. 30   "  (in 8 Familien),

--- 1905 .....................  32   "  (davon 10 Pers. in Rülfenrod),

--- 1933 .....................   ?   "  ,

--- 1938 ..................... eine jüdische Person.

Angaben aus: Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen ..., Bd. 2, S. 134

 

Um 1900 lebten in Nieder-Gemünden/Rülfenrod acht jüdische Familien mit insgesamt ca. 40 Personen. In den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg veräußerten die meisten jüdischen Familien ihre Immobilien, verließen den Ort und emigrierten teilweise nach Übersee.

In den 1920er Jahren wurde das baufällige Synagogengebäude abgerissen.

1939 lebte nur noch eine einzige jüdische Person in Nieder-Gemünden. 

 

 

Am Ortsrand von Rülfenrod (Ortsteil der Kommune Gemünden) erinnert der jüdische Friedhof - in unmittelbarer Nähe zur christlichen Begräbnisstätte - an ehemalige hier wohnhaft gewesene Familien; auf dem um 1840 angelegten etwa 200 m² großen Gelände sind heute noch zwei Grabstätten vorhanden.

Mit dem Leben der jüdischen Gemeinde hat sich der Nieder-Gemündener Pfarrer Roland Lommel auseinandergesetzt; ihm ist es zu verdanken, dass die Geschichte der jüdischen Dorfbewohner in Erinnerung bleibt (siehe Heimatbuch).

 

 

 

Weitere Informationen:

Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 1971, Bd. 2, S. 134/135

Ronald Rommel (Bearb.), Die Geschichte der ehemals blühenden jüdischen Gemeinde in Nieder-Gemünden, in: Heimat-Chronik, Band 5/Heft 8 und Band 5/Heft 9, Alsfeld 1984

Helmut Karl/Helmut Stroh (Bearb.), Nieder-Gemünden, hrg. von der Gemeinde Gemünden-Felda, 1991

A. Wiesemüller/M. Krauss, Jüdische Friedhöfe im Vogelsbergkreis, in: Kulturverein Lauterbach e.V. (Hrg.), Fragmente ... jüdischen Lebens im Vogelsberg, Lauterbach 1994

Erich Dietz (Red..), Wo die Felda in die Ohm fließt: Aus der Geschichte von Nieder-Gemünden, in: „Hessische Heimat“, Heft 19/1994, S. 73 ff.

Gemeinde Gemünden (Felda), 1250 Jahre Nieder-Gemünden. Im Wandel der Jahrhunderte, Teil 5 – Religion und Kirche, online abrufbar unter: gemuenden-felda.de/aktuelles/nieder-gemuenden-feiert/im-wandel-der-jahrhunderte/teil-5-religion-und-kirche

 

 

 

 

 

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