Rümmelsheim (Rheinland-Pfalz)

 Kreis Bad Kreuznach - Kreisgebiet Bad Kreuznach Der Weinort Rümmelsheim mit seinen derzeit ca. 1.400 Einwohnern gehört heute der Verbandsgemeinde Langenlonsheim (im Nordosten des Kreises Bad Kreuznach) an – wenige Kilometer nördlich von Bad Kreuznach bzw. südlich von Bingen gelegen (Kartenskizze 'Kreis Bad Kreuznach', aus: kreisgebiet.de).

 

Ein erster Hinweis auf Ansässigkeit eines Juden in Rümmelsheim stammt aus der Mitte des 16.Jahrhunderts; erst ab Anfang des 19.Jahrhunderts kann auf weitere urkundliche Belege zugegriffen werden. Eine Synagogengemeinde bildete sich nach 1800; zu ihr gehörten auch formell die wenigen Familien aus Waldalgesheim und Weiler bei Bingen; allerdings suchten die Juden aus diesen beiden Ortschaften meist die Synagogen in Schweppenhausen bzw. in Bingen auf. Ein Synagogenraum existierte in Rümmelsheim seit der Gemeindegründung 1808.

                 Aus einem Schreiben der Bürgermeisterei Waldalgesheim von Januar 1848:

... Die Juden von Rümmelsheim haben allda ihr eigenes Bethaus, eine dem Verfall nahe Hütte, und die ganze Vorstandsgewalt befindet sich in den Händen ihres aus ihrer Mitte gewählten unbesoldeten Vorsängers Carl Wohlgemuth aus Rümmelsheim, ein Mann von unbescholtenem Rufe. ... Die Juden zu Rümmelsheim haben einen eigenen in Erbbestand beruhenden Beerdigungsplatz wohin auch die Juden aus Waldalgesheim beerdigen ...“

                  Eine Synagogenordnung von 1851 regelte das Verhalten der Glaubensgenossen; darin hieß es:

...

1. Vom Anfang bis zur Beendigung des Gottesdienstes darf von den Anwesenden weder Zank noch Streit angefangen werden, sogar gegenseitige Unterhaltung ist verboten, ebenso das Tabakkauen.

2. Knaben vor zurückgelegtem Alter von sechs Jahren und Mädchen vor zurückgelegtem Alter von 13 Jahren dürfen die Synagoge während des Gottesdienstes nicht besuchen.

Diejenigen, welche gegen die vorstehenden Ordnungen verstoßen, gegen solche wird Protokoll aufgenommen und solche dem Gericht zur Abstrafung übergeben. ...

 

Vermutlich vor 1810 legten die Rümmelsheimer Juden „Auf dem Horet“ eine Begräbnisstelle an - etwa zwei Kilometer außerhalb der Ortschaft gelegen; hier wurden auch Verstorbene aus Waldalgesheim beerdigt.

Juden in Rümmelsheim:

         --- 1808 ......................... 31 Juden,

    --- 1843 ......................... 48   “  (in 9 Familien),

    --- 1858 ......................... 45   “  ,

    --- 1879/80 ...................... 19 jüdische Familien,*

    --- 1885 ......................... 29 Juden,

    --- 1895 ......................... 29   “  ,

    --- 1918 ......................... ein  “(),

    --- 1920 ......................... keine.                  * Synagogenbezirk mit Waldalgesheim und Weiler

Angaben aus: Dirk Taubenheim, Die Geschichte der Synagogengemeinden von Rümmelsheim und Waldlaubersheim


Kleinanzeigen aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29.April 1901 und vom 11.Aug. 1902 

Die Hoffnung, ihre wirtschaftliche Situation anderswo zu verbessern, ließ auch in Rümmelsheim die jüdischen Familien vermehrt ab- bzw. auswandern. Der unaufhaltsame Rückgang der jüdischen Bevölkerung führte 1906 schließlich zur Auflösung der Kultusgemeinde von Rümmelsheim - zumal sich Anfang der 18980er Jahre die bis dato angeschlossenen Juden aus Bingerbrück sich von der Rümmelsheimer Gemeinde getrennt hatten. Nach 1918 lebten in Rümmelsheim keine Juden mehr.

Nach Angaben der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem und des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden ..." wurden acht aus Rümmelsheim stammende jüdische Bürger Opfer der NS-Gewaltherrschaft; zudem fanden aus dem nahen Waldalgesheim und Weiler/b. Bingen jeweils vier jüdische Personen einen gewaltsamen Tod (namentliche Nennung der betroffenen Personen siehe: alemannia-judaica.de/ruemmelsheim_synagoge.htm).

 

Ende der 1920er Jahre ging das Synagogengrundstück in Privathand über (Gebäude wurde 1931 abgebrochen); als Gegenleistung verpflichtete sich der Käufer, den israelitischen Friedhof in Stand zu setzen.

Obwohl das ca. 1.000 m² große Friedhofsgelände 1938 offiziell als solches aufgelassen worden war, blieb es bis Kriegsende fast unangetastet und verwahrloste in den Folgejahrzehnten zusehends. Die nur wenigen noch vorhandenen Grabsteine wurden nach 1945 wieder aufgestellt.

Gräber auf dem Friedhof Rümmelsheim (Aufn. Otmar Frühauf, 2010)

Bereits nach 1906 war das Synagogengebäude als Lagerraum benutzt worden; Anfang der 1930er Jahre wurde es abgerissen.

 

 

 

Weitere Informationen:

Kreisverwaltung Bad Kreuznach (Hrg.), Die jüdischen Synagogen im Landkreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1988

Jakob Maria Zacher, Rümmelsheim. Geschichte der jüdischen Synagogengemeinde. Der Friedhof und die Synagoge, (unveröffentlichtes) Manuskript, Bretzenheim 1992

Dokumentation: Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung, in: "Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach", Band 28/1995, S. 357 - 371

Dirk Taubenheim, Die Geschichte der Synagogengemeinden von Rümmelsheim und Waldlaubersheim. Entstehung, Entwicklung und Auflösung, in: "SACHOR - Beiträge zur jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz", Heft 14, 2/1997, S. 56 – 67

Rümmelsheim mit Waldalgesheim und Weiler/bei Bingen, in: alemannia-judaica.de (mit Dokumenten zur jüdischen Ortshistorie)

Stefan Fischbach/Ingrid Westerhoff (Bearb.), " und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, hrg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem, Mainz 2005, S. 329